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Topographia Austriacarum: Rakerspurg

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Topographia Germaniae
Rakerspurg (heute: Bad Radkersburg)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1679, S. 47.
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Rakerspurg / Racospurgum.

Diese Unter-Steyrisch Lands-Fürstliche Statt wird von den Alten Raclitanum, und von den Windischen Radcony genant. Ist eine auß den fürnehmsten Stätten im Land Steyer / und zwar eine Vormauer wider die Türcken / so offtmals biß dahin gestreifft haben. Ligt acht Meil Wegs unter Grätz / an dem Hauptfluß der Muer / welches Wasser bißweilen allda an den Wällen / so um die Statt herum seynd / grossen Schaden thut. Sie ist fein wieder erbaut worden / nach dem sie Anno 1607. durch Feuer / Schaden gelitten; aber Anno 1638. den 7. Maji, ist sie wieder / biß auff 3. Häuser / und zwo Kirchen / abgebronnen. Und obwoln / weilen die Häuser meistentheils von Steinwerck / sie wieder erbauet worden; so ist aber dieselbe Anno 1645. als die meiste Leute im Weinlesen / auß der Statt / waren / fast gantz wieder / wie man auß Wien geschrieben / abgebronnen. Die hochlöblich Steyerische Stände haben allhie ein Zeug- und Provianthauß. Auff dem Lande herum redet man alles Windisch; aber in der Statt Teutsch. Hat einen gewaltigen guten Weinwachs weit und breit um die Statt; und haben die Inwohner ein Privilegium, daß sie von S. Michaels Tag an / biß auff S. Catharinen / in ihrem Gau / und Bauerschafft / bey ihnen gelegen / allein den Most- und Weinkauff haben sollen: Aber darnach mag jederman in demselben Gau Wein kauffen / ohne der von Rackerspurg / und männiglichs Irrung / und Hindernuß / wie in der Landhandvest in Steyer fol. 22. b. stehet. Hertzog Ernst von Oesterreich hat Anno 1418. die Türcken / als sie das erstemal ins Land Steyer gefallen waren / allhie geschlagen / wie Megiserus schreibet. Anno 1480. nahm diese Statt König Matthias auß Ungarn ein. Siehe oben Pettau / Anno 1600. Als Canisa verlohren wurde / ist der Hertzog von Mercoeur von dannen / als Er dieselbige Vestung nicht entsetzen kunte / auß Mangel Proviant / für sein Person erstlich hieher / hernach durch die Thäler deß Obern Lindua / und das Stättlein S. Gothard / nach Sabaria, und von dar gen Wien / kommen. Anno 1605. seynd die Heyducken / in dem Boscaischen Auffstand / biß hieher / und weiter gestreifft: Ja sie haben auch / neben den Tartarn / auß einem Hinderhalt / solche Statt zu erobern vermeynt / ist ihnen aber nicht angangen. Hieronymus Ortelius schreibet hievon also: Anno 1605. den 15. Octobris, haben die Rebellen / mit ihrem Obersten / Nemethi Georgen / in den Steyrischen Gräntzen / welche sie sampt der Herrschafft Schleiming / weit und breit / mit Durchstreiffen / und Verheerung deß Lands / erschröckliche Einfäll gethan / wie auch den 18. Octobris, oberhalb Rakelspurg / den Iltzer Boden / im hinab räisen / von Feldbach / biß auff S. Gotthartsberg / den Raaber Boden / alles verheeret / die Traidmühlen mit Rauben / und Brennen verwüst / etc. Isthuanfius aber sagt also: In Styriam Haidones ultra Racospurgum excurrunt, Forstenfeldam, Feldpachum, ac Lotombergum usque. Ehe sie Landsfürstlich worden / solle sie den Herren von Wildan gehört haben. Hat ein Schloß / so ausserhalb der Statt auff einem sandigen Berg liegt / auch daher nicht sonders fest / und / sampt der Herrschafft / dem Herren Fürsten von Eggenberg / als ein Pfandschilling / der Zeit zuständig ist.