Topographia Braunschweig Lüneburg: Elbingeroda

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Elbingeroda (heute: Elbingerode)
<<<Vorheriger
Eimbeck
Nächster>>>
Eldagsen
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 79–80.
[[| in Wikisource]]
Elbingerode (Harz) in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[T29]
[79]
Elbingeroda.

Das zum Fürstenthumb Grubenhagen gehörige Hauß vnd Bergflecken Elbingeroda / soll von weyland Graff Eliger von Ilefeld gebawet seyn / nach dessen Nahmen es dann Eligeroda / vnd nicht Elbingeroda / von Anfangs genennet. Dieser Graff Eliger ist gestorben vmb das Jahr 1189. vnd sollen alle Grafen von Honstein von Ihm entsprossen seyn / wie Cyriacus Spangenberg in seiner Sächsischen Chronicken / Cap. 234. am 402. Blate gedencket. Sonsten ist das Hauß in eine runde / vnd in etwas höher denn das Flecken / vff einen Steinfelß gebawet / wie dann gegen Süden das Hauß nach altformischer Art / von Graff Eliger gebawet / vnd anjetzo noch das Grafenhauß genennet wird.

Anno 1577. ist das Hauß gegen Osten von Aschen von Holle / der ein Pfandrecht daran gehabt / mit newen Gebäwden verbessert.

In vnd fast nahe bey dem Flecken entspringen drey schöne klare Brunnen / deren einer der Seherborn / der ander Linnenborn / so im Brauhause daselbst erquellet / der dritte der Beckerborn geheissen / nicht weit vom Flecken / welche Brunnen dann so viel Wasser zusammen geben / daß etliche Mühlen davon getrieben / womit die Einwohner deß Flecken nothtürfftig können versorget werden.

Sonsten haben hiesiges Ampts vnd Fleckens Einwohner an fruchtbaren Aeckern nicht sonderliches / ausserhalb daß man zu nothürfftigen Futterungen / vnd sonderlich Sommerkorn / mehrentheils aber am Hafern / daselbst bawem kan. Winterfrucht wird nicht viel gebawet / wegen grosser Kälte / so zu Zeiten / auch wol mitten im Sommer / da die Frucht in der besten Blüte stehet / mit Reiffen beschädiget / daß an statt Korn nur ledig Stroh gedroschen / [80] Es gibt aber zimblich Grasewachs / daß zu Sommerszeiten so wol das Ampt / als die Einwohner / zimblich Viehezucht halten können. So hat auch das Ampt gute Holtzung / sonderlich in Dannenholtz / daß auch zu Gebäwden anderen nachbarten Oertern damit kan gedienet werden.

Es ist über diß das Ampt von dem Allerhöchsten mit reichem Eisenstein gesegnet / daß nicht allein das Ampt davon vff ein hohen Ofen / vnd zwey Zerrenhütten genugsam zu verschmeltzen / vnd gutes / so wol zweygeschmoltzen / als auch gemein Eisen machen / sondern auch viel benachbarten Orten den Eisenstein verkauffen / vnd mittheilen kan. Wie dann die Einwohner deß Flecken / so mehrentheils in Bergleuten / Holtzhauern / Köhlern / vnd Fuhrleuten bestehen / sich fast alle auß dem Eisenhandel ernehren.

Es entspringet auch der Fluß / die Kalte Bode genant / davon die Bode / so für Quedlinburg herfleusst / ihren Nahmen hat / zwischen dem Königsberge / so Wernigerödisch / vnd dem Sandbrincke / so Elbigerödisch / vnd zwar so starck / daß das Wasser / oder der Fluß / das Hütten- vnd Schmeltzwerck alle damit kan getrieben vnd geführet werden.

So ist am selbigen Ampte / an der Grentze / der grosse vnd sehr hohe Berg der Brocken / Lateinisch Bructerus genant / gegen Nordwesten gelegen.

Mehr sind in diesem Ampte vnterschiedliche alte Schlösser gelegen gewesen / benantlich die Königsburg / Elendesburg / Sühdenburg / vnd Histinnenburg / so von vndencklichen Jahren sollen Raubschlösser gewesen seyn.

Anno 576. vff Urbani, hat sich im Hartze / am Winterberge vnd Hohne / ein Wolckenbrust niedergelassen / daß im Flecken Elbigerode / durch Ergiessung deß grossen Wassers / ein gemaurtes Thor / das Bornenthor geheissen / sampt etlichen Häusern weggeflossen / zumahl das Wasser über 3. Lachter hoch durchs Flecken geflossen / vnd grossen Schaden gethan.

Anno 599. ist die Meyerey vnd Vorwerck beym Ampte / durch einen grossen übernatürlichen Windsturm / über ein hauffen geworffen / darinnen etliche fünffzig stück Viehe / so an Ketten gebunden gewesen / vmbkommen. Dieser Windsturm ist durch die domahlige Meyerische / so eine Zauberin gewesen / durch ihre Teuffelskunst / nach Verhängnuß Gottes / zu wege gebracht / so 2. Jahr hernach wunderlich außgekommen / vnd die Hexe von Statz von Münnichhausen zu Grona an der Weser verbrant worden.

Anno 625. ist ein grosser Windsturm vmb Galli am gantzen Hartze entstanden / davon in diesem Ampte die fünff besten Oerter Holtzes niedergeworffen / vnd dadurch am Blockbaum vnd Kohlholtz ein vnglaublicher Schade geschehen / welches noch jetziger Zeit / vnd lange hernach / gespüret werden wird.