Zum Inhalt springen

Topographia Braunschweig Lüneburg: Stauffenburg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Stauffenburg
<<<Vorheriger
Soltau
Nächster>>>
Steina
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 188–189.
[[| in Wikisource]]
Stauffenburg (Harz) in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[T100]
[188]
Stauffenburg.

Das Fürstliche Braunschweigische Wolffenbüttelsche Bergschloß / vnd Ampthauß Stauffenburg / ist ein vhraltes berühmtes Schloß / vnd Bergvestung / hat den Nahmen daher bekommen / weil das Hauß auff einem Berge / vnd daselbst auff einen hohen Steinfelsen gebawet / daß man als auff Stauffen muß hinan gehen / oder vielmehr hinauff steigen.

Sonsten liget dieses Berghauß sehr lustig / vnd kan man von demselbigen einen anmuhtigen weiten Prospect haben / vnd eigentlich ligen sehen Osterode / Hertzberg / Plesse / das gantze Eichsfeld / auch einen weiten Strich ins Stifft Hildesheim / auch weit vnd breit ins Fürstenthumb Braunschweig. Weil auch dieses Schloß mit vielen vnd grossen Gehöltzen vmbgeben / [189] vnd an dem Hartze ligt / als kompt das Wildprät offtmals nahe an das Hauß / vnd weidet. Vmb das Hauß herumb / vnd nahe dabey ligenden Hartzholtzungen / hat man einen sonderlich guten Vogelfang / vnd gute herrliche Wildbahn / vnd ist dieses eben der Ort / da der Hochberühmte Keyser Henricus Auceps sich so gern auffgehalten / vnd seines Vogelherdes abgewartet hat. Vnter dem Hause / auff beyden seiten / ligen zwey Vorwercker / als Fürstenhagen / vnd Liechtenhagen. Es seynd in diesem Ampte die Eisenbergwercke: Es gibt auch darin an die 12. Teiche / vnd gute Fischereyen / auch kan / wegen guter Weide / eine starcke Schäfferey / vnd andere Viehzucht gehalten werden. Hertzog Heinrich der Jünger hat sich gern allhie auffgehalten. Es ist eine Aebtissin von Gandersheim / so eine Geborne von Warberg gewesen / vnd mit ihrem Verwalter (so Heinrich Schramme geheissen) Vnzucht getrieben / allhier auff dem Hauß vermawret biß an ihr Ende gehalten worden / wie dann das Gemach noch heutiges Tages gezeiget wird / worinne sie gesessen / der Verwalter aber ist in Italien entwichen.

In diesem Ampte ligen auch die beyden Bergstätte / Grund vnd Wildeman / das Flecken Gittelde / vnd fünff Dörffer / nebst der Ober- Newen- vnd Teichhütten / wie auch das Gerichte Kirchberg / vnd Ildehausen. Vor Jahren seynd zwey Raubschlösser / als die Hinnenburg / vnd Alt Windhausen / so auff hohen Bergen in diesem Ampte gelegen / verstört worden. In den beyden Dörffern / Alshausen vnd Sivershausen / sollen zwey Edelleute / so Brüder gewesen / gewohnet haben / der eine hat geheissen Adoloff / der ander Sievert / denen die beyden Dörffer gehöret / Es hat aber der eine Bruder Sievert / seinen Bruder Adoloffen / wie er in der Kirchen daselbsten vorm Altar Messe gehöret / erstochen / ist darauff flüchtig worden / vnd hat daher der Landesfürst die beyden Dörffer ans Ampt gezogen.

Es ist dieses Schloß Stauffenburg ein vestes Hauß / ist aber / wie der König auß Dennemarck im Jahr 1626. allhier mit den Keyserl. ein Treffen gehalten / auch endlich occupirt / vnd von den Keyserl. besetzet gelassen.

Nahe vnter diesem Hause ist der Heinrichswinckel / ein beruffener vnd fast gefährlicher Paß / woselbst mancher Scharmützel in diesen Kriegszeiten vorgangen / vnd haben die Hartzschützen / auff selbigem Poste / den Keyserlichen Völckern grossen Schaden gethan.

Sonsten wohnen in diesem Ampt mancherley Leute / nicht allein Handwercker / Ackerleute vnd Bawren / sondern auch Kohlbrenner / Holtzhauer / Bergleute / vnd Hüttenleute / welche alle mit einander wegen deß angrentzenden Hartzes / vnd nahen Bergwercke / ihre Nahrung suchen vnd haben können.