BLKÖ:Kossuth, Ludwig

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kostěnec, Johann
Band: 13 (1865), ab Seite: 8. (Quelle)
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Kossuth, Ludwig (ungarischer Landtags-Deputirter und Haupt der ungarischen Rebellion in den Jahren 1848 und 1849, geb. zu Monok im Zempliner Comitate Ungarns 27. April 1806, in effigie zu Pesth hingerichtet 22. September 1851). Die Familie soll eigentlich slavischer Abkunft sein und Kohut heißen, was so viel als „Hahn“ bedeutet; später erst hätte K. den slavischen Namen, indem er dem h zwei s substituirte, magyarisirt, um den Einwendungen vollblütiger Magyaren, daß er ja kein Ungar sei, zu begegnen. Der früher nicht unbemittelte Vater war verarmt und diente als Fiscal im Hause des Baron Vecsei, der zur damaligen liberalen Partei in Ungarn gehörte. Der Baron nahm sich des talentvollen Knaben an und sorgte für seine Erziehung. Kossuth wurde in die Schule geschickt und in Tyrnau fand er Aufnahme im Hause des dortigen Titularbischofs von Arradyi, der mehrere Studirende zu sich zu nehmen und ihnen Kost und Quartier zu geben pflegte. K., der als Knabe schon manche jener Eigenschaften besaß, welche er später zum Verderben seines Vaterlandes benützte, verstand es bald, das Vertrauen seines Wohlthäters zu erschleichen und mißbrauchte dasselbe, um seine Kameraden fleißig zu denunciren und ihren Gönner von den jugendlichen Streichen, in deren Ausführung sie sich sehr sinnreich zeigten, bei Zeiten in Kenntniß zu setzen. Diese Ränke K.’s wurden aber bald entdeckt und er von den Kameraden in einer für seinen Körper sehr empfindlichen Weise honorirt, von dem Bischof aber aus dem Hause entfernt. Später kam er nach Eperies, wo sein eben nicht musterhaftes Leben vielfachen Anstoß gab und selbst nicht zu prüde Gemüther anwiderte. Endlich im Jahre 1824 bezog er die Pesther Universität und studirte die Rechte. Seine Mittellosigkeit inmitten einer Stadt, in welcher der reiche Adel des Landes Glanz und Pracht entfaltete, immer tiefer fühlend, wurde er nur verbitterter und bildete allmälig jenen Haß und Ingrimm gegen die Besitzenden aus, welchen er später geschickt durch den Schild politischer Reformen, insbesondere demokratischer Tendenzen zu bedecken verstand. In diese Zeit fällt das erste, seine Ehre für Zeitlebens bemackelnde Ereigniß. In einem Hause, welches K. besuchte, wurde eine goldene Dose vermißt. Auf K. fiel kein Verdacht. Da führte der Zufall den Sohn des Hauses in eines jener übelberüchtigten Häuser, an denen in großen Städten kein Mangel ist, und die Eigenthümerin des verrufenen Locales bot dem jungen Manne eine goldene Dose zum Kaufe an, welche dieser als seiner Familie angehörig erkannte. Auf Befragen, woher sie die Dose habe, nahm die Verkäuferin keinen Anstand, Kossuth als denjenigen zu nennen, von dem sie die Dose gekauft. Als der junge Mann K. deßhalb zur Rede stellte, wußte dieser den Frager durch die Entgegnung, was seine Braut dazu sagen werde, wenn sie seinen Besuch in so berüchtigten Oertlichkeiten erfahre, derart zu ängstigen, daß diese Dosengeschichte weiter gar nicht mehr zur Sprache kam und dieselbe gänzlich vergessen zu sein schien. Auch fällt in diese Zeit seines Pesther Aufenthaltes [9] sein Verhältniß mit der Tochter eines wohlhabenden Kaffeesieders, die in ihrer Liebe zu ihm seinen Geldverlegenheiten, die sich täglich steigerten, zuerst mit ihren Ersparnissen, später mit ihrem Schmucke aushalf. Aber nicht nur letzteren verlor sie für immer, auch ihre Ehre und bald nach ihrer Entbindung, zu ihrem Glücke, das Leben. Nun verließ K. Pesth und zog sich in das Zempliner Comitat zurück, wo es ihm gelang, als Fiscal in die Dienste der Gräfin Szapáry, gebornen Gräfin Csáky, zu treten. Zu gleicher Zeit erhielt er mehrere Privatagentien, wodurch er in den Besitz bedeutender Summen anvertrauten Geldes kam. Schon hatte er sich der Leidenschaft des Spiels ergeben und oft ganze Nächte am Spieltisch zubringend, verlor er nicht selten bedeutende Summen. Auch eine Summe von 6000 fl., welche er auf Rechnung der Gräfin bei einer Execution erhoben hatte, verlor er im Spiele in einer Nacht bei dem Hofrichter zu Trebes. Die hochsinnige Dame verschmerzte den nicht unbedeutenden Verlust und bestrafte den unordentlichen Fiscal nur – durch Entlassung aus ihrem Dienste. Das Deficit einer doppelt so großen Summe aber, welche aus Waisengeldern und Verlassenschaftssummen bestand und auch auf dem Spieltische geopfert worden war, brachte ihn in Criminaluntersuchung und zog ihm die Haft zu, aus welcher er durch das Mitleid einer reichen Dame, die einen Theil des verspielten Geldes ersetzte, befreit wurde. K. begab sich nun wieder nach Pesth. Dort hatte er an dem Vicegespan eines Comitates, einem reichen Magnaten, der später eine große Rolle gespielt, einen Mäcen gefunden, wodurch es K. möglich wurde – wer den Gang der vormärzlichen Justiz in Ungarn kennt, wird dieß nicht unglaublich finden – die gegen ihn anhängigen Processe niederzuschlagen, ja sogar die Vernichtung der gegen ihn zeugenden Papiere zu erwirken; denn Kossuth selbst hatte, als er zur Gewalt gelangte, einen ergebenen Beamten in jenes Comitat geschickt, um jede Spur dieser Proceßacten zu vernichten. Auf diese Art war es auch möglich, daß, ungeachtet einer so mackelvollen Vergangenheit, Kossuth schon im Jahre 1832 als Ablegat eines Magnaten bei dem Landtage in Preßburg auftreten konnte. Nun schien sich ihm ein weites Gebiet zu einer Thätigkeit zu eröffnen, die seinen Geist vollends in Anspruch nehmen konnte. Aber der erste Versuch fiel wenig ermunternd aus. Mit seiner sogenannten Jungfernrede, zu welcher er einen gewaltigen Anlauf genommen, fiel er gänzlich durch; auch war seine Wirksamkeit im Landtage, als Ersatzmann des eigentlichen Abgeordneten, eine sehr beschränkte, weil ein solcher der Landtagsordnung gemäß keine beschließende Stimme hatte und überhaupt dessen Thätigkeit mehr passiver Natur ist. Aber schon im folgenden Jahre wußte K. Wege zu finden, sich aus dieser Passivität heraus zu arbeiten, und zunächst sann er auf Mittel, eine Partei zu bilden. Um jene Zeit gelangten die Landtagsverhandlungen noch nicht zur allgemeinen Kenntniß. Ein paar Pesther Blätter, denen zwar die Gestattung zu deren Abdruck ertheilt worden war, hatten dieselbe bald wieder verwirkt, indem sie die von einem Magnaten gehaltene Rede in entstellter Weise mitgetheilt hatten. Dieser Umstand brachte Kossuth auf die Idee der „Országgyülési tudósítások“, das waren nämlich fliegende Blätter, zuerst handschriftlich, später durch Steindruck vervielfältigt, welche die Landtagsdebatten in einheitlicher Redaction und in Briefform zur weiteren Kenntniß [10] brachten. Aber auch diese wurden confiscirt, jedoch durch die Heiducken der Comitate wurden noch immer zahlreiche Exemplare in Umlauf gesetzt. Nach dem Schlusse des Landtages richtete K. sein Augenmerk aus die Comitats- und Municipal-Congregationen und, indem es ihm schon früher gelungen war, mit zahlreichen Correspondenten anzuknüpfen, führte er durch diese zwischen den einzelnen Congregationen einen Verkehr ein, wodurch sie unter sich in beständiger Verbindung blieben und einen ununterbrochenen Austausch ihrer wechselseitigen Interessen unterhielten. Um die Mackel, die an seiner Ehre haftete, zu löschen, verwickelte sich K. in diese politischen Umtriebe und suchte die allgemeine Aufmerksamkeit auf’s Neue zu seinen Gunsten auszubeuten und Sympathien zu gewinnen, welche sich ihm in Folge des unerträglich gewordenen Sedlnitzky’schen] Spionirsystems auch in den deutschen und slavischen Provinzen Oesterreichs, wohin damals die Kenntniß der oberwähnten Handlungen K.’s noch nicht gedrungen war, zuwendeten. Die Berichte, welche die einzelnen Congregationen sich zuschickten, erfreuten sich bald solcher Theilnahme, daß Kossuth den Befehl erhielt, mit der weiteren Ausgabe seiner fliegenden Blätter sogleich innezuhalten. Ohne diesen Befehl zu berücksichtigen, setzte K. den ihn verfolgenden Organen entschlossenen Widerstand entgegen. Er stützte sich auf die Thatsache, daß eine Censur in Ungarn nie gesetzlich eingeführt worden war, und stellte sich unter den Schutz der Commune von Pesth. In einer Nacht aber wurden er und noch einige seines Anhanges auf seinem Landhause verhaftet, ihnen der Proceß gemacht und alle zu mehreren Jahren Gefängniß verurtheilt. Bei der darüber im Volke entstandenen Aufregung fanden sich mehrere der hohen Beamten der Krone, welchen die Schuld gegeben wurde, zu diesem Schritte gerathen und dessen Ausführung vermittelt zu haben, genöthigt, ihre Entlassung zu geben, Pesth zu verlassen und sich nach Wien zu flüchten (1839). Die Wahlen zum Landtage 1840 fielen zu Gunsten der nationalen Partei aus. Es bildete sich eine compacte Opposition, die vor allem die Ansicht aufstellte, man müsse der österreichischen Regierung Geld und Recruten verweigern, wenn sie nicht die politischen Gefangenen freigebe. Sofort wurde eine allgemeine Amnestie ausgesprochen und es wurden Sovassy, Wesselényi und Kossuth auf freien Fuß gesetzt. Nun trat er als Märtyrer seiner Vaterlandsliebe noch heftiger und erbitterter auf. Indem er in den Bädern von Parad, die er noch im nämlichen Jahre besuchte, mit der Tochter eines Landedelmannes aus Raab, mit Therese Meßlényi, die auf seine späteren Handlungen nicht geringen Einfluß ausübte, sich vermälte, begab er sich dann nach Pesth, wo er auf Zureden des Buchhändlers Landerer die Redaction des Journals „Pesti Hirlap“ übernahm, welches am 2. Jänner 1841 mit einer Zahl von 60 Abonnenten in’s Leben trat. Zwei Monate später war die Auflage auf 6000 Exemplare gestiegen. Das politische Programm des Blattes lautete: „Die Nation begrüßt mit Freude diejenigen, deren durch die Geschichte geheiligter Name ihr schon von vornhinein Vertrauen einflößt. Gern wird sie sie zu Führern nehmen und ihnen ganz sich ergeben, wenn sie ihnen das Banner des Fortschrittes vortragen. Wenn aber im Gegentheile die Nation zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Abkömmlinge ihrer alten Führer nur ihr eigenes Interesse im Auge behalten und der nationalen [11] Bewegung sich widersetzen, dann wird sie auch wissen, ohne sie den Weg zu ihrem guten Rechte zu finden. Adel von Ungarn, wir gehen mit dir und stellen uns dir zur Verfügung, wenn du es willst; wir gehen aber vorwärts ohne dich und gegen deinen Willen, wenn es nöthig ist.“ Dieses Programm erregte großes Aufsehen und konnte nicht ohne Antwort bleiben. Der frühere Führer der nationalen Partei, Stephan Graf Széchényi, schrieb gegen K. das Buch: „A kelet népe“, d. i. Das Volk des Orients, in welchem er für die Rechte und Privilegien des ungarischen Adels in die Schranken tritt und sagt: „Wir sind bereit, selbst Zugeständnisse zu machen; wenn man uns aber, sei es von oben oder sei es von unten, irgend etwas abringen will, so werden wir gegen die Mistgabel des Bauers ebenso gut kämpfen wie gegen die Bajonnete der Soldaten“. Kossuth erwiderte darauf in einer Broschüre: „Felelet Gróf Széchénnyi Istvánnak“, d. i. Antwort an den Grafen Stephan Széchényi, in welcher er die Anklagen seines Gegners zu widerlegen bemüht ist. Weiters trat er gegen das Journal „Világ“, d. i. das Licht, auf, in welchem die beiden Grafen Desewffy[WS 1] die österreichische Partei vertraten. Und endlich stellte er an den ungarischen Adel die Aufforderung, das Vorrecht der Steuerfreiheit, das er genoß, selbst aufzugeben und mit der Gesammtheit die Lasten zu tragen. Zwei ein halb Jahre redigirte K. dieses Blatt, als er in Mißhelligkeiten mit seinem Verleger gerieth und in Folge derselben die Redaction niederlegte. Seine Versuche aber, ein neues Oppositionsblatt zu gründen, scheiterten. Nachdem so seine journalistische Laufbahn ein Ende genommen hatte, warf er sich auf ein anderes, seinen particulären, rein persönlichen Interessen nicht minder willkommenes Gebiet, nämlich auf jenes der Associationen, und er suchte nationale Vereine zu gründen. Der erste und am meisten bekannt gewordene war der Industrie-Verein Védegylet, am 6. October 1844 gestiftet, dessen Präsidentschaft Kasimir Graf Batthyany übernahm. Schon in seiner zweiten Generalversammlung am 20. August 1846 zählte er nicht weniger denn 154 Mitglieder, welche ebenso viele über ganz Ungarn verbreitete Zweigvereine repräsentirten. Der Zweck dieses Vereins war, die industrielle Entwickelung in Oesterreich und Ungarn zu heben. Die Mitglieder desselben verpflichteten sich, nur heimische Producte zu tragen und zu benützen. Und bald sah es der Adel Ungarns als eine Ehrensache an, dem Vereine anzugehören; überdieß war dieses Vereinsspiel nur der Deckmantel zu ganz anderen Tendenzen, deren Entwickelung nicht zu lange auf sich warten ließ. Kossuth’s Name aber war bald auf Aller Lippen. Unter solchen Umständen erschien der 17. October 1847, der Tag der Wahlen, und mit diesem beginnt K.’s revolutionäre Thätigkeit. Von der Stadt Pesth wurde er in demonstrativer Weise mit großer Majorität zum Deputirten gewählt. Für die Oppositionspartei warb er immer mehr und mehr Anhänger und mit dem Wachsen derselben steigerte sich auch seine Zuversicht. Die Februar-Revolution in Paris brach aus, die Gährung in Europa stieg, und in Ungarn glomm es unter der Asche. Das erste Zeichen dessen, was kommen sollte, gab K., als er am 3. März, gleichsam als Garantie der zu erwartenden Reformen, die Errichtung eines verantwortlichen ungarischen Ministeriums verlangte. Der Antrag fand im Landtage die beifälligste Aufnahme. Am 15. März reisten K. und der Graf Louis Batthyany [12] mit einer Deputation nach Wien, um diesen Beschluß der Sanction des Kaisers zu unterbreiten. Die Deputation bestand aus 80 Landtagsmitgliedern, welchen 300 Studenten das Geleite gaben und die zusammen den feierlichen Einzug in Wien hielten. In Wien selbst hatte die Bewegung einen unerwarteten Charakter angenommen. Der Jubel, mit welchem die Ungarn in Wien begrüßt wurden, war groß. Am folgenden Tage, 16. März, wurde die ungarische Deputation von Sr. Majestät dem Kaiser Ferdinand empfangen und von demselben die Adresse entgegengenommen. Die Forderung eines verantwortlichen ungarischen Ministeriums wurde bewilligt und Ludwig Graf Batthyany als erster Premier mit der Bildung desselben beauftragt, in welchem Kossuth das Portefeuille der Finanzen übernahm. Indessen gingen die socialen Reformen in Ungarn mit einer Hast ohne Gleichen vor sich. Die eine Partei ließ eben geschehen, was man ihr gewaltsam anthat und zeigte, gute Miene zum bösen Spiele machend, aus Furcht und Besorgniß noch größere Opfer bringen zu müssen, eine unnatürliche Opferfreudigkeit. Kossuth, der den längst ersehnten Augenblick erlebt, und an den Besitzenden, so weit es ihm möglich gewesen, sein Müthchen gekühlt, benützte die gewaltsam herbeigeführte Situation, und in der Zeit vom 17. März bis 11. April brachte er unter dem Scheine eines ganz legalen Vorgehens einen Umschwung in den Verhältnissen Ungarns hervor, ebenso unnatürlich als, war nur der erste Taumel vorüber, von zweifelhafter Dauer. In beiden Kammern herrschte eine fieberhafte Thätigkeit. Es wurde die völlige Gleichheit der bürgerlichen Rechte für alle Stände ohne Unterschied proclamirt. Der ungarische Adel, durch die abnormen Zustände gezwungen, den Adel Frankreichs aus dem Jahre 1789 an Hochsinn zu überbieten, leistete nicht nur auf gewisse Giebigkeiten Verzicht, sondern überließ der ländlichen Bevölkerung nahezu die Hälfte des culturfähigen Bodens des Landes in ausschließliches und immerwährendes Eigenthum, sich nur eine geringe Entschädigungssumme bedingend. Mehr als fünfhunderttausend Bauernfamilien wurden so mit einem Male Besitzer, jede einer nicht unbedeutenden Strecke Landes. Das Wahlrecht erhielt eine fast unglaubliche Ausdehnung. Alle diese Anträge, in der Abgeordnetenkammer fast einstimmig angenommen, wurden im Hause der Magnaten, welchem sie dringend zur Annahme empfohlen wurden, in gleicher Weise durch Annahme erledigt. Da gelangten die Beschlüsse der Wiener Regierung vom 24. März nach Pesth. Diese Beschlüsse ordneten an: die Abfuhr der Steuern habe wie bisher an die Hauptcasse in Wien stattzufinden; Alles was auf Zölle, Finanzen und Handel sich bezieht, solle von Wien aus geregelt werden; ferner werden die Angelegenheiten des Heeres von Wien aus verwaltet werden und die ungarische Hofkanzlei wie bisher ihre Functionen versehen. Nun warf K. die Maske ab und that den Ausspruch: „Die Folgen, welche die Maßnahmen des Wiener Cabinets nach sich zögen, werden auf die Köpfe derjenigen zurückfallen, welche dasselbe zur Stunde leiten“. Kossuth, schon früher die Seele des Ganzen, blieb es auch fortan. Vor Allem galt es, die verschiedenen nationalen Elemente, aus welchen Ungarn zusammengesetzt war, zu einigen und in der Magyarisirung glaubte K. das passendste Mittel gefunden zu haben. Es wurden magyarische Administratoren in die slovakischen Comitate [13] entsendet; wo deren bestanden, wurden sie aufgelöst und mit magyarischen verbunden, kurz Maßregeln genommen, welche den längst verhaltenen Groll der immer stiefmütterlich behandelten Slaven Ungarns nur noch mehr steigerten und diese zu ungeheuerlichen Gewaltthaten reizten, wie es die späteren Gräuel waren, welche anläßlich der Beschlüsse des Pesther Ministeriums die Serben an ihren deutschen und magyarischen Nachbarn verübten. In Croatien wuchs mit dem Uebermuthe der Magyaren das slavische Selbstbewußtsein, und Jellačić [Bd. X, S. 140] trat für die nationale Selbstständigkeit seiner Nation in die Schranken, seine Landsleute mit hinreißender Beredsamkeit zum Kampfe gegen die Ungarn entflammend. Als die Magyaren die Croaten einluden, zur Beilegung des Zwiespaltes den ungarischen Reichstag zu beschicken, diese aber, durch die Erfahrungen mehrerer Jahrzehnde gewitzigt, diesen Worten der Brüderlichkeit und Gleichberechtigung keinen Glauben schenkten, griff das ungarische Ministerium zu anderen Maßregeln und – begann zu rüsten. Kossuth entwickelte nun eine erstaunliche Thätigkeit. Obwohl es Ungarn an Geld, Waffen und Vertheidigungsmitteln, kurz an Allem zur Führung eines Krieges Nöthigen fehlte, ermüdete er nicht, Alles zu schaffen; er entwarf Finanzpläne, unterhielt durch Agenten Verbindungen mit Paris, London, Turin und Frankfurt; in einer von ihm neu gegründeten Zeitung, welche bald ministerielles Organ wurde, behandelte er in seiner Art die wichtigsten Fragen des Tages, und im Landtage eiferte er in heftigen Reden gegen die Croaten und Serben und brachte Argumente vor, welche Oesterreich heut den Ungarn entgegenhält, ohne jenen Beifall zu finden, wie er damals Kossuth von seinen Anhängern gezollt wurde. So sagt Kossuth in Hinblick auf die Croaten in einer Rede: „Wenn ein Volk die Freiheit, die es besitzt, für zu geringe hält und nach der Waffe greift, um sich eine größere zu erringen, so treibt es zwar ein zweifelhaftes Spiel – denn eine solche Waffe hat zwei Schneiden – aber ich kann es doch begreifen; wenn aber ein Volk sagt, mir ist deine Freiheit zu viel, ich mag nicht was du mir schenkest, so ist das etwas, was ich nicht zu begreifen vermag“. In der Landtagssitzung vom 11. Juli forderte er die Nation entschieden auf, den Kampf aufzunehmen. „Sprechen Sie es aus“, rief er den Deputirten zu, „daß die Nation in gerechter Würdigung der außerordentlichen Umstände, um derentwillen der Reichstag zusammenberufen worden, entschlossen ist zur Vertheidigung der Krone und bereit ist, der Freiheit und Selbstständigkeit die größten Opfer zu bringen. Damit Sie aber diesen ersten Entschluß verwirklichen, um entweder, wenn es möglich ist, einen ehrenvollen und siegreichen Frieden zu vermitteln oder einen siegreichen Kampf kämpfen zu können, ermächtigen Sie die Regierung dazu, die disponible Kriegsmacht auf 200.000 Mann zu bringen und zu diesem Behufe gleich im ersten Augenblicke 40.000 Mann aufstellen zu dürfen; den Rest aber, je nachdem der Schutz des Vaterlandes und die Ehre der Nation es nothwendig machen wird“. Den Schluß dieser mit pomphaftem Actschluß in die Scene gesetzten Debatte bildete der Ausruf des Abgeordneten Nyary: „Wir geben sie“ (nämlich die 200.000 Soldaten und die dazu nöthigen Geldsummen), worauf alle Repräsentanten einstimmig mit: „Wir geben sie“ erwiederten. Die Würfel waren gefallen. [14] Alle Mahnungen zur Mäßigung blieben fruchtlos. Kossuth benützte das Temporisiren, zu welchem er durch die Verhältnisse genöthigt wurde, nur um das Land in Vertheidigungszustand zu setzen, und als die am 6. September nach Wien abgeschickte Deputation von 120 Volksvertretern am folgenden Tage unverrichteter Dinge nach Pesth zurückkehrte, folgten sich die verhängnißvollen Ereignisse rasch aufeinander. Am 9. September überschritt Jellačić mit einem Heere von 18.000 regulären Truppen die Drau und betrat den ungarischen Boden, um sich den Ungarn, die den Kampf hervorgerufen und vorbereitet hatten, entgegenzustellen; am 28. September fand der gräßliche Abgesandtenmord des Grafen Lamberg Statt. (In Bezug auf die kriegerischen Ereignisse dieser Periode wird auf die Lebensskizzen von Haynau [Bd. VIII, S. 154], Jellačić [Bd. X, S. 140], welche dieses Lexikon bereits gebracht, und auf die in den späteren Bänden mitzutheilenden von Welden, Windischgrätz, Schlik, wie auf jene der Insurgentenführer Bem [Bd. I, S. 254], Dembinski [Bd. III, S. 230], Görgey [Bd. V, S. 237], Klapka [Bd. XII, S. 6], Kmety [Bd. XII, S. 131] u. A. gewiesen. Hier handelt es sich um Kossuth.) Jellačić, der „freche Eindringlings, wie ihn Kossuth nannte, mußte mit den Waffen zurückgewiesen werden. Aufrufe über Aufrufe schleuderte Kossuth in die Massen, sie zu dem von ihm als heilig bezeichneten Aufstande aufstachelnd. Die nationale ungarische Armee sammelte sich um Preßburg, um unter Moga’s Oberbefehl ihren Feldzug zu beginnen. Als die Sachen nicht vorwärts kamen, begab sich Kossuth selbst nach Preßburg, um nichts geringeres[WS 2] als den Marsch der ungarischen Armee nach Wien in die Scene zu setzen, worüber die Officiere sich unheimlich zu fühlen begannen. Die Schlacht bei Schwechat (30. October) war die erste blutige That der ungarischen Revolutionsarmee und das in derselben vergossene Blut fällt nur dem Agitator zur Last. Nach dieser Schlacht fiel Kossuth’s Auge auf Görgey, den er ausersehen hatte, fortan die ungarische Revolutionsarmee zu führen, und der an einem Tage, des Morgens noch Major, am Abende General en chef der oberen ungarischen Donau-Armee wurde. Kossuth aber kehrte nach Pesth zurück. Als durch den weiteren Verlauf des Krieges – die Kaiserlichen hatten bei Babolna und Mor gesiegt und Pesth kam in Gefahr, eingeschlossen und genommen zu werden, was später auch geschah – das ungarische Repräsentantenhaus und die revolutionäre Regierung nach Debreczin zu übersiedeln gezwungen waren, war es ausschließlich K., welcher die Fortschaffung der Effecten anordnete und überwachte. Zugleich entwickelte er eine maßlose Thätigkeit, um alle Vermittlungsversuche der gemäßigten Partei zu vereiteln, und seine längst beschlossene Absicht, die Unabhängigkeitserklärung Ungarns in Scene zu setzen. Thatsächlich brachte er am 14. April 1849 unerwartet in der Versammlung seinen Antrag ein, mit welchem er noch jenen der Entsetzung der habsburgischen Dynastie verband, welche beide schon am folgenden Tage, am 15. April, zum Beschlusse erhoben wurden. Eine 10 Tage früher aus Gödölö vom 4. April datirte Proclamation, in welcher er das Landvolk auffordert, die Treue gegen König Ferdinand zu bewahren, stellt sich somit nur als eine Spiegelfechterei heraus. Die Verfassungsfrage ließ er vor [15] der Hand unentschieden, bewirkte aber seine Ernennung zum Staatschef unter dem Titel eines provisorischen Landesgouverneurs, als welcher er am 5. Juni in das mittlerweile von den Ungarn wiedereroberte Pesth seinen feierlichen Einzug hielt. Die Intervention der fremden Mächte, auf welche K. gerechnet und sie der Nation auch in Aussicht gestellt hatte, blieb aus; die Entwickelung der österreichischen Steitkräfte nahm, wenngleich einen langsamen, aber um desto sichereren und wirksameren Fortgang, zu welchem, zu allem Ueberfluß, der für Oesterreichs spätere Politik so folgenreiche Einmarsch der Russen sich gesellte. Wie die Sachen jetzt standen, war an eine Umkehr nicht mehr zu denken. Kossuth griff nun zu den überschwenglichsten Maßregeln, um das ganze Volk zum Verzweiflungskampfe gegen den zweifachen Feind aufzustacheln: er ließ einen förmlichen Kreuzzug predigen und verschmähte, um die Massen zu fanatisiren, auch nicht die von Revolutionen nicht immer in besonderen Ehren gehaltenen Mittel der Processionen und kirchlichen Fasten. Dabei versuchte er, Görgey, der sich ihm für seine rasche Beförderung nicht eben sehr dankbar gezeigt und schon im Jänner 1849 dem von Kossuth organisirten und geleiteten Landesvertheidigungs-Ausschusse den Gehorsam versagt hatte, wieder zu gewinnen; übergab ihm nach Dembinski’s und Vetter’s unfreiwilligem Rücktritte den Oberbefehl über die Hauptarmee und nach der Unabhängigkeits-Erklärung zugleich das Kriegs-Portefeuille. Als aber Görgey nichtsdestoweniger noch immer seine eigenen Pläne verfolgte, entsetzte ihn Kossuth am 2. Juli aller seiner Aemter, um jedoch sogleich diesen Befehl zu widerrufen und Görgey die Wahl zwischen dem Portefeuille des Kriegsministeriums und dem Obercommando zu lassen. Görgey behielt das letztere und setzte wie bisher seine Operationen fort. Inzwischen unterhandelte Kossuth mit Bem um Uebernahme des Oberbefehls. Auch waren die Ereignisse in der Zwischenzeit Ursache geworden, daß das Repräsentantenhaus und die revolutionäre Regierung ihren Sitz des vordringenden Feindes wegen von Debreczin nach Szegedin zu verlegen genöthigt waren. Kossuth selbst hielt nun öffentliche Volksversammlungen, rief das Volk unter die Waffen, hob täglich Tausende aus, hielt in Szegedin, Arad, mit Dembinsky, mit Bem Berathungen, während Görgey und der Finanzminister Duschek das Herannahen der Katastrophe beschleunigten. Görgey’s Vorgehen veranlaßte Kossuth, ihn in Szegedin öffentlich des Verrathes anzuklagen; Duschek aber, der, seitdem Kossuth Landesgouverneur geworden, dessen Portefeuille der Finanzen übernommen hatte, wußte allerlei Mittel zu finden, um die Thätigkeit der Banknotenpresse zu hindern. Anfangs fand man über und über Hindernisse für ihre Aufstellung; als er endlich letztere nicht länger mehr hintertreiben konnte, beschränkte er ihre Thätigkeit und druckte die kleinen Kreuzernoten mit doppelten Farben, wodurch sehr viel Zeit in Anspruch genommen wurde. So geschah es, daß die Truppen Geldmangel litten, welcher Calamität bald andere, die dann nie ausbleiben, folgten. Einige Niederlagen der Revolutionsarmee, u. z. jene bei Szöregh, dann eine zweite bei Temesvár führten die Katastrophe herbei. Insbesondere war es die letztere, welche eine eigentliche Wendung der Dinge zur Folge hatte. Nach derselben, die am 9. August stattgehabt hatte, machte Kossuth dem Fürsten Paskiewitsch eine Eröffnung, welcher zufolge die ungarische Krone einem russischen [16] Prinzen artgeboten ward. Als dieser Antrag abgelehnt wurde, übertrug Kossuth am 11. August zu Arad die Militär- und Civilgewalt förmlich an Görgey. Den Antrag Bem’s, den Kampf und seine Stellung von Neuem aufzunehmen, lehnte er entschieden ab und wandte sich mit einigen Anhängern der türkischen Grenze zu, welche er am 17. August überschritt. Seine Absicht, nach England zu fliehen, wurde vorderhand vereitelt, weil er erkannt und angehalten wurde. Man brachte ihn zuerst nach Widdin, später nach Schumla in Haft, in welcher Stadt er bis Ende März 1851 gehalten wurde. Lange Zeit war er mit der Auslieferung an Oesterreich bedroht, endlich wurde er mit seinen Genossen zu Kiutahia in Kleinasien internirt, bis er auf Verwendung der englischen und nordamerikanischen Regierung im August 1851 die Freiheit erhielt, und auf einem nordamerikanischen Staatsschiffe nach England fuhr, welches ihn am 17. October d. J. an’s Land setzte. Unterweges hatte er in Marseille, ohne jedoch landen zu dürfen, ein Manifest in Sinn und Phrase der französischen Socialdemokratie erlassen. Nach seiner Ankunft in London begann er nun ein eigenthümliches Spiel. Während der ersten vierzehn Tage seines Aufenthaltes in England wechselte er sein Bekenntniß ebenso oft wie seine Audienz, so daß sein Gefährte Kasimir Graf Batthyany sich öffentlich von ihm lossagte, ihm das Unglück seines Vetters Ludwig zur Last legte und in dem (Paris 29. October 1851 datirten) Briefe an Mr. Urquhart schrieb: „Ich stehe keinen Augenblick an zu erklären, daß bevor Kossuth England verlassen hat, die Engländer allen Grund haben werden, die Ehren zu bedauern, die sie so verschwenderisch auf einen so höchst werthlosen Charakter ausgeschüttet“. Noch im November d. J. reiste K. nach Nordamerika, wo er im Norden gegen, im Süden für die Sclaverei auftrat, und nach etwa 300 gehaltenen Reden eine Enttäuschung ohne Gleichen zurückließ und der deutschen Emigration daselbst Allianz zwischen Deutschland, Ungarn, Italien mit Ausschluß Frankreichs glühend anempfahl. Im Jahre 1852 kehrte er wieder nach London zurück, wo er durch einige seiner Agenten – es wurden u. A. ein Graf Szirmai und ein Oberst Kiß bezeichnet – zu Paris eine Verbindung mit Ludwig Bonaparte anzuknüpfen versuchte. Als im Jahre 1853 zu Mailand die Mazzinische Emeute ausbrach, erschien auf den Wällen dieser Stadt eine von Kossuth unterzeichnete Proclamation an die dort stationirten ungarischen Truppen, sie zum Anschluß an die italienischen Insurgenten aufrufend. Als die Niederlage der Insurgenten bekannt geworden, erklärte Kossuth diese Proclamation, die nichtsdestoweniger echt war, in der „Times“ öffentlich für eine Fälschung. Solche Proben, die Lüge der Wahrheit zu substituiren, ganz wie es ihm eben paßte, enthielt fast jeder seiner Briefe, die er mit seinen politischen Freunden des jeweiligen Augenblickes wechselte. Als im Jahre 1853 der russisch-türkische Krieg ausbrach, schrieb er an Urquhart und Crawshay von der Nothwendigkeit des Bestandes der Türkei, von der Gemeinsamkeit der Interessen Ungarns und der Türkei, und bot sich an, im Interesse der Türkei nach Constantinopel zu gehen, aber nicht mit leeren Händen, daher er Crawshay auffordert, die Geldmittel aufzutreiben; denn ich hasse, schreibt er und verachte die Kunst, Revolutionen zu machen[1]. Während er aber so den Urquhartiten gegenüber von Revolutionshaß [17] und Türkenliebe überströmte, erließ er in Gemeinschaft mit Mazzini Manifeste, worin die Vertreibung der Türken aus Europa und die Verwandlung der Türkei in eine „orientalische Schweiz“ proclamirt wurden, und unterzeichnete nicht minder des s. g. Centralcomite’s der europäischen Demokratie Aufrufe zur Revolution im Allgemeinen. Es ist bekannt, daß der unter dem Namen Mehemet Bey als Oberst in der türkischen Armee bedienstete Ungar Johann Banya am 20. Jänner 1858 zu Aderbi in Cirkassien in Folge eigenen Geständnisses und der Zeugenbeweise des Landesverrathes und geheimer Correspondenz mit dem Feinde (dem russischen General Philippson) schuldig erkannt und einstimmig zum Tode verurtheilt wurde. Banya’s schriftliches Selbstgeständniß gibt die wichtigsten Aufschlüsse über sein Verhalten. Er handelte nur nach Kossuth’s Instructionen, der ihm noch andere Ungarn, u. A. General Stein (Ferhad Pascha) bezeichnete, um sich mit den Russen in Verbindung zu setzen, und die Gewinnung Cirkassiens für die russischen Interessen in friedlicher, langsamer, aber sicherer Weise zu betreiben. Die Verhandlungen des Kriegsgerichtes zu Aderbi und Banya’s Selbstgeständniß erregten zu Constantinopel, London und New York großes Aufsehen. Kossuth, wiederholt von mehreren Seiten zur öffentlichen Erklärung aufgefordert , hat eine solche nie abgegeben. In London lebte K. nur mit Förderung revolutionärer Bewegungen in Oesterreich beschäftigt. Sein Vorgehen nach dieser Richtung ermüdete selbst die in solchen Dingen eben nicht gewissenhaften Engländer, und im April 1853 erfolgte eine polizeiliche Nachforschung bei dem Raketenfabricanten Hale zu London, die großes Aufsehen und auch heftige Interpellationen im Parlamente erregte. Kossuth erklärte bei dieser Gelegenheit öffentlich, daß er zwar nicht auf britischem Boden, doch aber in anderen Ländern Mittel zu einem neuen Kampfe gegen Oesterreich vorbereite. In den folgenden Jahren war wenig von dem Agitator zu hören, der nur dann und wann in London öffentliche Vorträge politischen Inhaltes zum Besten gab, bis er ein Jahr vor dem Ausbruche des italienischen Krieges wieder öfter genannt wurde. Im Herbste 1858 wanderte K. durch England und Schottland, und hielt zu billigen Preisen in vielen Städten Vorlesungen gegen das österreichische Concordat und lange Reden gegen Louis Napoleon, in welchen er nachdrücklich vor den verrätherischen Absichten und Umtrieben bonapartistischer Agenten warnte, Napoleon selbst aber als geheimen Verbündeten Rußlands bezeichnete. Es wird hier nur auf seine am 20. November 1858 zu Glasgow gehaltene (im „Glasgow Sentinel“ abgedruckte) Rede hingewiesen, in welcher er gegen Napoleon, der den Nationalhaß aufstachele, in der heftigsten Weise loszieht. So war er im Herbste 1858 noch ein entschiedener Feind Bonaparte’s, eiferte noch zu Anfang 1859, als Napoleon mit seinen Plänen auf Italien hervortrat, in Mazzini’s Zeitschrift „Pensiero ed azione“ gegen den „holländischen Betrüger“ und warnte alle Republikaner, Italiener, Ungarn und selbst die Deutschen, sich von dem „kaiserlichen Quasimodo“ nicht als Katzenpfote mißbrauchen zu lassen. In diesem Sinne, ganz das Echo Mazzini’s, stachelte er auch die Presse auf. Aber zwischen Jänner und Mai 1859 ging ein völliger Umschwung in seinen Ansichten vor sich. Indem er sechs Monate zuvor Schottland durchzogen hatte, um gegen die bonapartistische Politik zu eifern, hielt [18] er jetzt in England öffentliche Reden und predigte, daß man in Kaiser Napoleon Vertrauen setzen müsse, und daß es für England keine ersprießlichere Politik gebe, als jene der Neutralität. In Paris befanden sich damals drei Ungarn, nämlich Oberst Kiß, Graf Teleki und General Klapka, welche in näheren Beziehungen zu dem Prinzen Napoleon, dem Vetter des Kaisers, standen. Die subversiven Tendenzen des Prinzen sind weltbekannt. Mit den obengenannten Ungarn wurde der Plan einer Insurgirung Ungarns, welche mit dem italienischen Kriege Hand in Hand gehen sollte, ausgearbeitet. Kossuth, als er davon Kunde erhielt, drohte mit öffentlicher Polemik in der englischen Presse, falls er nicht in den „Geheimbund“ zugelassen würde. Der Prinz Napoleon zeigte sich bereit, zur Aufnahme Kossuth’s in den erwähnten Bund. Mit einem englischen Passe, unter dem Namen Mr. Brown, reiste Kossuth Anfangs Mai nach Paris und eilte in’s Palais royal, wo er dem Prinzen Napoleon seine Pläne zur Insurgirung Ungarns weitläufig auseinandersetzte: die Ungarn müssen durch 40.000 französische Soldaten, denen sich die ungarischen Flüchtlinge anzuschließen hätten, insurgirt werden; die Landung müsse bei Fiume stattfinden und sogleich eine provisorische Regierung mit Kossuth an der Spitze eingesetzt werden. Am 3. Mai führte Prinz Napoleon im eigenen Wagen Kossuth in die Tuilerien, um den Magyaren dem Kaiser vorzustellen. Prinz Napoleon setzte auseinander, was Kossuth ihm vorgeschlagen; der Kaiser hörte aufmerksam zu und äußerte dann, es stelle sich ein wesentliches Hinderniß heraus, das ihm verbiete, auf Kossuth’s Vorschläge einzugehen; er meine, daß derselbe Republikaner sei und in vielfach republikanischen Verbindungen stehe. Kossuth warf sofort seinen Republikanismus von sich, betheuerte, daß er niemals Republikaner gewesen sei; nur politische Nothwendigkeiten und eine seltsame Verflechtung von Umständen hätten ihn gezwungen, eine Zeitlang mit den republikanischen Flüchtlingen gemeinsame Sache zu machen. Zum Beweis, wie wenig republikanisch er sei, bot er die Krone Ungarns im Namen des Volkes dem Prinzen Napoleon an. Nachdem Kossuth alle Besorgnisse wegen des Republikanismus beseitigt und eine bonapartistische Dynastie für Ungarn in Vorschlag gebracht hatte, wurden drei Millionen Francs zu seiner Verfügung gestellt, um die ungarischen Flüchtlinge militärisch zu organisiren, welche Summe er sofort behob, davon 75.000 Fr. sogleich für seine persönlichen Bedürfnisse verwandte und sich eine einjährige Pension für den Fall zusichern ließ, daß der italienische Krieg nicht zu einer Invasion nach Ungarn führen sollte. In den Tuilerien wurde dann noch mit ihm verabredet, daß er den vermeintlich österreichischen Tendenzen des Ministeriums Derby entgegenarbeiten und zu diesem Zwecke die öffentliche Meinung in England und die Neutralität bearbeiten solle. Mit diesen Thatsachen schließt einstweilen K.’s öffentliche Thätigkeit ab. In diese Zeit fallen auch die folgenden zwei Flugschriften, welche seinen Namen an der Spitze tragen: „La question des nationalités. L’Europe, l’Autriche et la Hongrie“ (Bruxelles 1859), wovon im nämlichen Jahre zwei Ausgaben erschienen; und „Le Congrès, l’Autriche et l’Italie. Révélations sur la crise italienne“ (ebd. 1859, 12°.). Ueberdieß scheinen einige in Brüssel und [19] London von einem gewissen Smith herausgegebenen, die ungarische Frage betreffenden Pamphlete aus seiner Feder geflossen zu sein. Seine in die „Europäische Bibliothek“ (Bd. 322, 347 u. 349) aufgenommenen „Gesammelten Werke“, 3 Bde. (Grimma 1850 und 1851, 8°.), von G. Zerffi übersetzt, enthalten seine Landtagsreden, und lange vor der Revolution erschien von einem G. St., aus dem „Pesti Hirlap“ übertragen, Kossuth’s Flugschrift: „Ungarns Anschluß an den deutschen Zollverein. Votum“ (Leipzig 1842, Einhorn, 8°.). Dieß sind die authentischen Nachrichten, welche über den Häuptling des 48ger Aufstandes in Ungarn in die Oeffentlichkeit gelangt sind. In neuester Zeit brachte ein Werk, welches das Leben der ungarischen Emigration schildert, auch einige Mittheilungen über das Haupt derselben, aus welchen man erfahrt, daß Kossuth unter dem Namen eines Herrn Smith das Haus Nr. 10 in Kensington Park Gardens bewohne und dort, von beständiger Todesfurcht gefoltert, von einem Ungar, der unter dem falschen Namen Orrasi auftritt, und einer bärbeißigen deutschen Köchin bewacht, in völliger Zurückgezogenheit lebe. Die Quellen zur Darstellung des Lebens dieses Mannes, der so großes Unglück über sein Vaterland gebracht, sind zu zahlreich; jedoch das Mitgetheilte, auf unbestreitbaren Thatsachen Beruhende dürfte genügen, um sich ein Bild von demselben zu machen. Nur Einiges möge hier noch zur Ergänzung folgen. Nachdem er das Land gegen seinen rechtmäßigen König in Aufstand versetzt und sich selbst an die Spitze der Regierung gestellt, verlangte er für sich eine Civilliste von 300.000 Gulden, um den Glanz der vollziehenden Gewalt aufrecht zu erhalten; das Patronat über die milden Stiftungen, welches bis dahin eine Erzherzogin ausgeübt, übertrug Kossuth seiner Schwester [vergl. in den Quellen Kossuth’s Familie, S. 23] und ernannte dieselbe zur obersten Schutzfrau des Landes; er strebte dahin, ein Soldatenregiment nach seinem Namen benennen zu lassen; den Titel Gouverneur – den er am 11. August 1849 zu Arad niedergelegt – nahm er, sobald er in England gelandet, wieder an, stellte mit demselben Urkunden aus, machte Ernennungen und wehe dem ungarischen Emigranten, der ihn anders als mit diesem Titel anzureden wagte. Ein solcher würde als Landesverräther bezeichnet und mit allem Schimpf und Hohn zur Thüre hinausgeworfen worden sein. Der größte Theil der ungarischen Emigration hatte sich schon Ende 1852 von ihm zurückgezogen, und die Annäherung im Jahre 1859 war nur von sehr kurzer Dauer. Während des italienischen Feldzuges des Jahres 1859 lebte er in Turin, welches er, als das Gerücht des Friedensschlusses von Villafranca dahin kam, heimlich über Hals und Kopf verließ, eine Auslieferung an Oesterreich befürchtend. Nach seiner Rückkehr in London veröffentlichte er einen Brief an einen Mac Adam in Glasgow, in welchem er sich für enttäuscht erklärte und mit der Wendung schloß, daß er nicht so viel habe, wohin er sein Haupt lege, weßhalb alle ihm bestimmten Briefe zu adressiren seien an die Wohnung seines Freundes F. Pulszky, der dem Flüchtigen eine Raststätte geboten. Die Londoner Presse aber, längst müde der Spiegelfechtereien, mit denen der Agitator sie ein Jahrzehend hindurch genarrt, forderte ihn auf: er möge sich doch gefälligst mit den bonapartistischen Subsidien ein eigenes Haus in London [20] miethen. Endlich warf die betrügerische Banknotenfabrication ein grelles Licht auf seine Umtriebe. So starb Kossuth in England und in der ganzen politischen Welt im Jahre 1859 den moralischen Tod, nachdem er den bürgerlichen schon mehrere Jahre früher erlitten hatte, da sein Hochverraths-Proceß von den Gerichten zu Ende geführt und er am 22. September 1851 in effigie hingerichtet worden war. Dieß ist das Leben eines politischen Abenteurers, über den seine eigene Partei noch bei Lebzeiten das Urtheil gesprochen. Die Freiheit wird immer eines jener Güter sein, welches von großen Geistern wird angestrebt, für welches von opferfähigen Charakteren die schwersten Opfer werden dargebracht werden. Aber die Art und Weise des Ringens ist eine bei Verschiedenen ganz verschiedene Sache. Kosciusko hat für die Freiheit seines Vaterlandes geblutet. Washington wurde England gegenüber ein Rebell, um Nordamerika unabhängig zu machen. Welche traurige Rolle gegenüber diesen beiden von allen Parteien anerkannten, bewunderten und gehuldigten Heroen der Menschheit spielt Ungarns Agitator! Von welch immer für einer Seite betrachtet, löst sich sein Dasein auf in einen fortlaufenden Schwindel, und die tragische Rolle des Hochverrathes an seinem König muß vor der alltäglichen eines Banknotenfälschers und gemeinen Betrügers zurücktreten.

I. Biographien und Biographisches, a) Selbstständige Schriften. Alvensleben (Ludwig von), Kossuth nach der Capitulation von Villágos, seine Flucht nach der Türkei und sein Aufenthalt alldort. Verhandlungen über seine Freilassung, seine Reise von Kiutahia nach England und sein dortiger Aufenthalt bis zur Einschiffung nach Amerika (Weimar 1852, 8°., mit Porträt). – Castille (Hippolyte), Louis Kossuth (Paris 1859, Dentu, 32°., mit Porträt) [gehört in dessen Suite: Les chefs de corps de l’armée de l’Italie, welche die Lebensskizzen der Marschälle Vaillant, Baraguay d’Hilliers, Renaud de Saint Jean d’Angely, Mac-Mahon, Niel, Garibaldi und Victor Emanuel II. umfaßt]. – Chownitz (J.), Die wahre Lage Ungarns. Berichtigung irriger oder reactionärer Nachrichten über Personen und Zustände des heutigen Ungarns im Allgemeinen, wie über Ludwig Kossuth’s Charakter und Stellung insbesondere. Mit einer Schlußrede an die freien Nationen (Frankfurt a. M. 1849, Auffuhrt, gr. 8°.). – Frey (A.), Ludwig Kossuth und Ungarns neueste Geschichte. Unter Mitwirkung ungarischer und österreichischer Schriftsteller herausgegeben. 1. Band (Mannheim 1849, Grohe, mit Port., 8°.). – Headley (P. C.), Life of Louis Kossuth governor of Hungary, with notices of the distinguished men and scenes of the Hungarian revolution with an introduction of Horace Greeley (Auburn 1852, 12°., mit Portr.). – Derselbe, Kossuth and his generals (Buffalo 1852, 12°.). – Horn (I. E.), L. Kossuth 1) als Agitator. 2) als Minister (Leipzig 1851, 8°., mit K.’s Portr.) [des Verfassers wahrer Name ist Einhorn; vergl. das biographische Lexikon, Bd. IX, S. 288, Artikel I. E. Horn]. – Karádfy és Ráthkay, Kossuth parlamenti élete, d. i. Kossuth’s parlamentarisches Leben. Von Karádfy und Ráthkay (Pesth 1861, Heckenast, 8°.). – Pridham (Charles), Kossuth and Magyarland, or personal adventures during the war in Hungary (London 1851, 8°.). – Smith (John Toulmin), Kossuth, Esterhazy and Batthyanyi, being answers to aspersions contained in Letters published in the Times, and a vindication of Kossuth (London 1852, 8°.). – Vischer (Konrad), Kossuth und die Legion in Italien (1862) [vergleiche darüber: „Presse“ 1862, Nr. 278 (im Feuilleton), welche einen Auszug aus Vischer’s Schrift bringt]; auch in ungarischer Sprache: Kossuth és a legió olaszországban. Vischer Konrád volt honvédőrnagytól németből (Bécsben 1863, Pichler, 12°.). – Wildner-Maithstein , Sieben Lectionen für Kossuth (Wien 1853, 8°.). – Kossuth. Seine Laufbahn und seine Verbrechen. Von einem Ungar. Aus dem Londoner Originale (Leipzig, October 1854, Wolfgang Gerhard, 8°.). – Kossuth als Staatsmann gegenüber von Oesterreich und Deutschland (Wien 1848, Klopf und Eurich, [21] 8°.). – Kossuth (Ludwig v.), Die Katastrophe in Ungarn. Originalbericht (Leipzig 1849, O. Wigand, gr. 8°.). – Kossuth und Bem (Paris 1853, 12°.). – L. Kossuth unter dem Secirmesser eines Schwarzgelben (Leipzig 1849, 8°.). – Ludwig Kossuth, Dictator in Ungarn. Als Staatsmann und Redner. Nebst seinen fünf bedeutendsten Reden (Mannheim 1849 , J. P. Grohe, 8°.). – Kossuth, Mazzini und Garibaldi. Leben und Streben dieser freien Männer des Tages. Offen und frei dargestellt von den Tagen ihrer Jugend bis auf die jüngste Gegenwart, nebst einer vertraulichen, geheimen Rücksprache mit dem Leser zum Schlusse (Wien 1861, 2. Aufl. 1862, Mechitharisten-Congregation, gr. 8°.). – Kossuth’s begeisterungsvolle Rede, gehalten am 11. Juli 1848 im Unterhause vor den zahlreich versammelten Repräsentanten (Preßburg 1848, gedruckt bei Franz Edl. v. Schmid, kl. Fol.). – Ludwig Kossuth und die jüngste Revolution in Ungarn und Siebenbürgen. Umfassende Biographie des Hauptführers der magyarischen Bewegung. Von J– A– M–h– (Wien 1850, Joseph Keck und Sohn, gr. 8°.). – Kossuth in England. Beitrag zur Geschichte unserer Zeit (Grimma 1852, 8°.). – Kossuth nach der Capitulation von Villágos, seine Flucht nach der Türkei und sein Aufenthalt alldort (Weimar 1852, 8°.). – Kossuth. Sechs Capitel. Von einem Ungar (Leipzig 1854, 8°.). – Aus Kossuth’s Memoiren. In’s Deutsche übertragen vom Grafen S–. (Grimma u. Leipzig 1850, Verlags-Comptoir, 12°.). – Authentic life of His Excellency L. Kossuth, governor of Hungary ... (London, 1851, 8°.). – Kossuth, hic carcer, character and campanions (London 1851, 12°.). – Kossuth levelei a magyar szabadságharcz karvezéreivel 1848–1849-ben. Közli Mészáros Károly, d. i. Kossuth’s Briefe mit den Anführern des ungarischen Freiheitskampfes in den Jahren 1848 und 1849 (Pesth 1862, Lauffer u. Stolp, 8°.). – L. Kossuth. Speeches in England, with a brief sketch of his life (London 1851, 12°.) [davon erschien eine deutsche Uebersetzung (Braunschweig 1851, 16°.)]. – Kossuth and his times, by the author of Revelations of Russia (London 1851, 8°.). – L. Kossuth and the last revolutions in Hungary and Transylvanie; containing a detailed biography of the leader of the Magyar movement (London 1851, 8°.). – Hungary, its history and revolutions. With a copious memoir of Kossuth, from new and authentic sources (London 1854, Bohn, 8°., mit Portr.).
I. b) In Zeitschriften und anderen Werken Zerstreutes. Abend-Beilage der Allgemeinen österreichischen Zeitung (vormals „Wanderer“) 1848, Nr. 119: „Kossuth über österreichische Verhältnisse“. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1853, Beilage S. 2139 u. f.: „Szemere’s Buch über Kossuth“. – Aufzeichnungen eines Honvéd. Beiträge zur ungarischen Revolutionsgeschichte 1848 und 1849. Mit einem Plane der Festung Komorn. 2 Bde. (Leipzig 1850, F. W. Grunow u. Comp., 8°.). [Kossuth zunächst betreffen in diesem Werke, dessen Verfasser Martini ist, im 1. Bande: Nr. 5: „Eine Scene in Debreczin“; im 2. Bande, Nr. 1: „Zur Biographie Kossuth’s“; Nr. 2: „Kossuth’s Familie“; Nr. 3: „Kossuth, von einem Rabbi gesegnet“, und Nr. 7; „Kossuth in Szegedin und Görgey in Komorn“.] – Die Berliner (Kreuz-)Zeitung 1853, im Feuilleton vom 15. Juni: „Die politischen Antecedentien Kossuth’s vor 1848“. – BrockhausConversations-Lexikon, 10. Auflage, Bd. IX, S. 175. – Croquis aus Ungarn (Leipzig 1843, O. Wigand, kl. 8°.) Bd. I, S. 89 [politische Charakteristik Kossuth’s]. – Didaskalia (Unterhaltungs-Beilage des Frankfurter Journals, 4°.) Jahrg. 1851, Nr. 98: „Eine Erinnerung an Kossuth“; Nr. 265: „Kossuth in England“; Jahrg. 1860, Nr. 233: „Nachrichten über Kossuth’s Aufenthalt im Badeorte Gais im Canton Appenzell“, wo er sich mit seiner ganzen Familie befand. – Europa, herausgegeben von Gustav Kühne (Leipzig, schm. 4°.) Jahrgang 1849, Nr. 49, S. 1738: „Enthüllungen über Ludwig Kossuth“. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) V. Jahrg. (1846), Nr. 40: „Ein Besuch in der Warasdiner Militärgrenze“. Von J. Pfundheller [wird eine Episode aus Kossuth’s Leben erzählt, als er auf einer Reise im Gebiete des Kreuzer Regiments von der Nacht überrascht und in Kopreinitz zu übernachten gezwungen wurde]. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1861, Nr. 282: Nachrichten über das Vorgehen der ungarischen und italienischen Revolutionspartei, von der dalmatinischen Küste aus den Aufstand nach Ungarn zu verpflanzen u. s. w. Diese als authentisch bezeichneten, aus Genua 8. October 1861 datirten Nachrichten verbreiten sich ganz ausführlich [22] über Kossuth’s Verhalten gegenüber diesen Plänen revolutionären Wahnwitzes. – Die Gegenwart (Leipzig, F. A. Brockhaus, Lex. 8°.) Bd. V, S. 1–29, 207–272; Bd. VI, S. 376. – Die Geißel. Herausgegeben von J. F. Böhringer (Wien, 4°.) 1848, Nr. 26: „Kossuth“ [enthält einzelne Curiosa aus dem Vorspiele der Kossuth’schen Wirthschaft am Vorabende der Revolution]. – „Herr Vogt von Karl Marx“ (London 1861, Petsch u. Comp.). [Professor Vogt hatte gegen die „Allgemeine Zeitung“, in welcher Vogt angegriffen worden war, einen Proceß angestrengt, und zugleich diese Thatsache mit der Flugschrift: „Mein Proceß mit der Augsburger Allgemeinen Zeitung“ illustrirt. In diesen Illustrationen fehlt es nicht an Ausfällen gegen einen von Vogt „die Schwefelbande“ benamseten Theil der deutschen Emigration. Bei dieser Gelegenheit fallen auch grelle Streiflichter auf andere Persönlichkeiten, wie z. B. auf L. Kossuth, dessen Umtriebe in actenmäßiger Darstellung aufgehellt werden. Eine gedrängte Zusammenfassung des Kossuth Betreffenden brachte das Feuilleton der Breslauer Zeitung 1861, Nr. 115: „Zur Charakteristik Kossuth’s“.] – The illustrated London News 1856, Nr. vom 15. November, S. 493: „M. Kossuth at Manchester“ [Nachricht über seinen ersten daselbst gehaltenen Vortrag, in welchem er über die Stellung und die Aussichten Italiens und über die Fremdenpolizei in England sprach]. – Kölnische Zeitung 1849, Nr. 258 u. die folgenden: „Zur Biographie Kossuth’s“ und „Kossuth’s Familie“. Von einem Honvéd. – Levitschnigg (Heinrich Ritter von), Kossuth und seine Bannerschaft. Silhouetten aus dem Nachmärz in Ungarn (Pesth 1850, Gust. Heckenast, 8°.) Bd. I, S. 9–52 [mit Uebergehung seiner früheren Lebensperiode gibt L. nur eine Darstellung Kossuth’s des Agitators]. – Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig 1860 u. f., Carl B. Lorck, 4°.) Zweite Serie, S. 289, und im Supplement: „Frauen der Zeit“, S. 160. – Magazin für die Literatur des Auslandes (Berlin, kl. Fol.) 1848, Nr. 129 bis 131: „Kossuth und Jellachich“. [Dieser Artikel ist der „Revue des deux mondes“ entnommen und Verfasser desselben ist E. v. Langsdorff, der noch mehrere, die Geschichte Ungarns betreffende Arbeiten veröffentlicht hat.] – Martini, siehe oben: Aufzeichnungen eines Honvéd. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Band XVIII, S. 1235; Suppl. Bd. IV, S. 1328.– Das Morgenblatt für gebildete Leser (Stuttgart und München, Cotta, gr. 4°.) 51. Jahrg. (1857), S. 306: „Kossuth’s Vorlesungen in Lancashire“. – Nedbal, Ueber die Revolutionskämpfe Ungarns (Hamburg 1860) [enthält wichtige Aufschlüsse über das tollkühne Gebahren Kossuth’s und seiner Anhänger, als sie Ungarns Unabhängigkeit proclamirten]. – Oesterreichischer Soldatenfreund, herausgegeben von J. Hirtenfeld (Wien, 4°.) Jahrgang 1850, S. 77: „Lapinski’s Brochure und Kossuthische Bulletins“; Jahrgang 1853, Nr. 36. – Ost-Deutsche Post (Wiener polit. Journal), redigirt von Ignaz Kuranda. Jahrg. 1849, Nr. 180 u. 182: „Korrespondenz an Bem“; Jahrg. 1856, Nr. 268: „Die „Times“ gegen Kossuth“ [ein nicht uninteressanter Beitrag zur Würdigung der Unbefangenheit und des Feingefühls des John Bull’schen Gewissens“]. – Pappe (Dr.), Lesefrüchte (Hamburg, 8°.) Jahrg. 1849, Bd. I, Stück 8: „Ludwig Kossuth. Dictator von Ungarn“; Bd. III, Stück 7, S. 107: „Der letzte Preßburger Reichstag im Jahre 1847 und 1848“ – Presse (Wiener polit. Blatt) 1849, Nr. 154: „Offener Brief an Kossuth und seine Helfershelfer“; 1861, Nr. 320 [Nachrichten über Kossuth’s körperliches Befinden; nach diesen würde er an einer Art Zehrfieber leiden, welches als sehr gefährlich bezeichnet wird]; 1863, Nr. 358: „Der „Gouverneur“ [enthält viele Einzelnheiten aus Kossuth’s Leben in letzter Zeit]. – Die Reform (Hamburger Blatt, gr. Fol.) 1859, Nr. 64: „Ludwig Kossuth und Napoleon“. – Reichs-Zeitung. Redigirt von Karl Andrée, 1849, Nr. 246: „Kossuth, von einem Rabbi gesegnet“. – Rheinische Blätter (Unterhaltungs-Beilage des Mainzer Journals, 4°.) Jahrg. 1851, Nr. 253, 254, 255: „Herr Kossuth“; Nr. 261; „Kossuth in Winchester“; 1856, Nr. 287: „Correspondenz aus London“ [Kossuth’s Reisen in England und Schottland, die er zur Förderung seiner Agitationen machte, betreffend]. – Rittersberg, Kapesní slovníček novinářský a konversační, d. i. Kleines Taschen-Conversations-Lexikon (Prag 1860, 12°.) Theil II, S. 242–288. – Schlesinger (Max), Aus Ungarn (Berlin 1850, Franz Duncker, 8°.) [enthält viele, Kossuth zunächst betreffende Einzelnheiten, welche von Schlesinger [23] nicht nacherzählt, sondern miter- und gelebt und daher historisch interessant sind]. – Der Schmetterling. Belletristisches Beiblatt zum „Spiegel“ 1850, Nr. 4: „Julibriefe. Authentische Actenstücke aus der letzten ungarischen Campagne“ [Verfügungen von Kossuth, Meszaros und Szemere an Klapka und Görgey]. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 863. – Steger (Fr.), Ergänzungsblätter zu jedem Conversations-Lexikon (Leipzig und Meißen, gr. 8°.) Bd. IV, S. 721. – Szemere (Bartholomäus), Graf Ludwig Batthyanyi, Arthur Görgei, Ludwig Kossuth. Politische Charakterskizzen aus dem ungarischen Freiheitskriege (Hamburg 1853, 8°.). [Szemere schmeichelt seinem Genossen nicht. Er sagt ausdrücklich: „Er habe erst die Schattenseiten von Kossuth’s Charakter mit dem Mantel des Stillschweigens zudecken wollen, um in der Sache der ungarischen Revolution nicht zu schaden, und weil er gehofft, daß Kossuth als Flüchtling Zeit gehabt, über seine Fehler nachzudenken und sich zu bessern. Aber das Auftreten Kossuth’s in England und Amerika, wo er sich als „Excellenz-Gouverneur“ repräsentirt, ohne hierzu die geringste Berechtigung (selbst in den Augen seiner Revolutionsgenossen!) zu besitzen, sein Anspruch auf dictatorische Gewalt und blinden Gehorsam, nöthigt Szemere zu dem Ausspruche: „daß die Schonung Kossuth nicht klüger, sondern nur noch verwegener und anmaßender gemacht““. Weiters schreibt Szemere: „Kossuth ist eitel genug, sich für einen Helden zu halten, obgleich er sich nichts weniger als heldenmüthig benahm – denn er hörte den Donner der Kanonen nur selten und dann in einer Entfernung von zehn Meilen. Er verspielte so oft seine und der Opposition Sache und stets kam ein Ereigniß dazwischen, das ihm aus seiner Unvernunft und politischen Klemme heraushalf. Ich (Szemere) bin gezwungen, seine Ansprüche als Gouverneur für Unverschämtheit zu erklären. Kossuth floh einer der Ersten aus Ungarn, und erst, nachdem er auf türkischem Boden sich wieder sicher fühlte, spielte er auch wieder den Gouverneur“]. – Theater-Zeitung (damals „Oesterreichischer Courier“), herausg. von Ad. Bäuerle, Jahrg. 1848, Nr. 184: „Kossuth’s letzte Rede und der Reichstag“; Nr. 261: „Gallerie der Zeitgenossen Kossuth“; Jahrg. 1851, Nr. 31 u. f.: „Kossuth und die ungarischen Flüchtlinge“; Nr. 238: „Ein Urtheil der „Times“ über Kossuth“; Jahrg. 1852, Nr. 1: „Noch Etwas über Kossuth und Lola Montez“ [Kossuth machte mit Lola zusammen die Ueberfahrt nach Amerika]; S. 339: „Kossuth’s Sparsamkeit“; Jahrg. 1853, Nr. 160: „Mit dem Kossuth ist es seit einiger Zeit ruhiger geworden“; dieselbe Nummer gibt Nachricht über die maßlose Todesfurcht Kossuth’s; Jahrg. 1854, Nr. 58: „Der Generalstab Kossuth’s“ [gibt kurze Charakteristiken von Szontagh, Pulszky, Tanarki, Figilmessy, Ihaz und Bzikovsky]. – Der Ungar (politisch-belletristisches Blatt), herausgegeben von Hermann Klein (Pesth, kl. 4°.) I. Jahrgang (1842), Nr. 2: „Ludwig Kossuth in seiner „Entgegnung“ auf das „Kelet népe“. – Ungarns politische Charaktere. Gezeichnet von F. R. (Mainz 1851, J. G. Wirth Sohn, 8°.) S. 22–87: „Ludwig Kossuth“. – Vehse (Eduard Dr.), Geschichte des österreichischen Hofs und Adels und der österreichischen Diplomatie (Hamburg, Hoffmann und Campe, 8°.) Bd. XI, S. 19 u. 89 [Kossuth’s Leben und Charakteristik in Vehse’s bekannter Weise]. – Wanderer (Wien, 4°.) 1848, Nr. 253: „Kossuth“. – Wiener Telegraph 1849, Nr. 34, S. 136: „Charaktere. Kossuth’s Frau“ [eigenthümliche Illustration des Charakters dieser Frau und ihres Einflusses auf den Mann]. – Zur Geschichte des ungarischen Freiheitskampfes. Authentische Berichte (Leipzig 1851, Arnold, 8°.) Bd. I, S. 73–91: „Ludwig Kossuth“; Bd. II, S. 38: „Die Sylvesternacht von 1848 auf 1849“; S. 58: „Debreczin unter Kossuth und Tscheodajew“.
II. Kossuth’s Familie. Kertbeny (K. M.), Alfabetische Namensliste ungrischer Emigration 1848–1864 (mit Einschluß der außerhalb Ungarn Internirten). Sammt vorläufigen biografischen Andeutungen in Abreviaturen (Brüssel und Leipzig 1864, Kießling u. Comp., 8°.) S. 31. Enthält folgende, die Familie Kossuth betreffende Personalien: Nr. 861. Ludwig von Kossuth, geb. 1802; 1848 Minister; 1849 Gouverneur von Ungarn; dankte ab 11. August; 22. August in Widdin; 1850 Schumla, Kiutahia; 1851 am 23. October Southampton; 22. September Hinrichtung durch die k. k. Kriegsgerichte in effigie; 5. December in New-York; 1853 in London; 1859, 3. Mai Paris bei Napoleon III.; dann in Italien; October London; [24] 1860 Paris; 1861 Turin, 1862 Lausanne; 1863[WS 3] Turin. – Nr. 862. Therese von Kossuth, geb. v. Meszlényi; geb. 1810; verehelicht 1840; 1849 versteckt in Ungarn; 1850, Februar in Schumla; dann Kiutahia; 1851 England; 1853 Amerika; 1853 London; 1864 Turin. – Nr. 863. Franz von Kossuth, geb. 1841; 1849 arretirt; 1850 Kiutahia; 1851 London; 1864 Turin im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. – Nr. 864. Ludwig Theodor von Kossuth, geb. 1844; 1849 arretirt; 1850 Kiutahia; 1851 London; 1864 Turin im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. – Nr. 865. Vilma von Kossuth; geb. 1843; 1849 arretirt; 1850 London; gest. 1862 zu Nervi in Italien [die drei letztgenannten sind Kossuth’s Kinder]. – Nr. 866. Charlotte von Kossuth, geb. Weber; geb. 1770; verehelicht 1796; 1848 oberste Schutzfrau des Reiches; 1849 arretirt; 1850 mit Zwangspaß nach England; gest. 1862 zu Brüssel [Kossuth’s Mutter]. – Hier ist noch zu bemerken, daß laut einer Mittheilung des „Oesterreichischen Soldatenfreundes“ 1853, S. 285: Dem der nämlichen Familie angehörigen Hauptmanne Karl von Kossuth des Artillerie-Regiments über sein Ansuchen gestattet wurde, seinen Namen wegzulassen und sich bloß nach seinem Prädicate von Udvard zu schreiben. – Der Antheil, den die Familie des Agitators an der Revolution genommen, war nicht unbedeutend, und hier folgt eine Schilderung derselben als Ergänzung der obigen Lebensskizze. Herausgeber hält sich nur an die Quelle. „Kossuth’s Mutter (geb. 1770) ist eine geborne Weber, eine gute alte Frau, stolz auf ihren ungarischen Adel, aber noch mehr auf ihren einzigen Sohn, der frühzeitig den Vater verlor. Sie ist religiös und betet inständig für das Glück ihres Sohnes. Ihr Lebenslauf ist von Jugend auf ein untadelhafter. Sie besitzt wenig Bildung, aber sie ist verständig und erfahren, und deßhalb warf das Ereigniß[WS 4] des 14. April – ihr Sohn proclamirte an diesem Tage die Unabhängigkeit Ungarns – sie auf das Krankenlager, voll Angst und Besorgniß. Die glücklichste Periode ihres Lebens, sagte sie, war, als ihr Sohn Minister wurde; damals, meinte sie, diente er dem Volke und dem Könige. Obwohl von Speichelleckern Lätitia genannt, war sie doch weder übermüthig, noch mischte sie sich in politische Angelegenheiten; sie liebte aufrichtig ihr Vaterland, ihre Kinder und ihren Kaffee. Von ihrem Lajos sprach sie mit Verehrung und Begeisterung, und meinte in verzeihlicher Eitelkeit: „Er besitze den Kopf von Christus, das Genie Napoleon’s, die Zunge O’Connel’s und das Herz Börne’s“. Sie starb – 92 Jahre alt – im Jahre 1862 zu Brüssel.Kossuth’s Frau Therese ist ein gebornes Fräulein von Meszlényi. Schon als Mädchen war sie als hochfahrend und stolz, aber auch als geistvoll und energisch bekannt. Sie heirathete Kossuth, für den sie während seiner Haft gearbeitet hatte, als er aus dem Kerker kam. Eitel auf ihren Mann, bestärkte sie ihn in allen seinen Plänen und Ideen. Sie war Herrin im Hause und tyrannisch gegen ihre Umgebung, so daß die eigenen Kinder darunter litten. Der Liberalismus war ein Product ihres Verstandes, nicht ihres Herzens, das für aristokratische Einrichtungen glühte. Sie konnte sich niemals Popularität verschaffen, so sehr sie sich darum bemühte; man durchblickte das aristokratische Komödienspiel dieser Dame, die sich so gern Regentin nennen ließ und seit dem 14. April von ihrem Manne nie anders sprach als in der dritten Person: der Gouverneur. Das Protectionswesen wurde von dieser Frau bis in’s Lächerliche getrieben und verschaffte ihrem Manne viele Gegner und Widersacher; auch Görgey’s Abneigung ist zum Theile dem übermüthigen Benehmen dieser Frau zuzuschreiben. Kossuth berieth mit ihr politische Maßregeln, und im Drange der Geschäfte, bei dem Mangel an Räumlichkeiten, nahm sie oft Theil an den wichtigsten Verhandlungen. Man glaubt, daß Kossuth’s Frau Manches schrieb, was unter der Firma ihres Gatten in dessen Zeitung gedruckt erschien. – Von den vier Schwestern Kossuth’s sind die zwei älteren keine hervorragenden Individualitäten. Die eine ist an einen königlichen Rath in Miskolcz, die andere an den Comitatsphysicus Berezne verheirathet. Sie lebte nicht in bester Harmonie mit der Familie und nahm keinen unmittelbaren Antheil an der Politik. Die dritte Schwester, eine verheirathete Rutkay, hat ein bedeutendes Rechnentalent und hat ihrem Bruder im Finanzgeschäfte beigestanden. Sie war es, welche zuerst das Auswechseln österreichischer Banknoten gegen Gold und Silber betrieb, nachdem man die österreichischen Banknoten gegen ungarische im ganzen Lande eintauschte. Die vierte Schwester Kossuth’s gehört nicht zu dem Alltagsfrauen. Sie ist [25] Witwe, einige 30 Jahre alt, von geistreicher, einnehmender Physiognomie. Ihr Mann war der Bruder von Kossuth’s Frau, der Advocat Meszlényi. Kossuth liebt diese Schwester zärtlich und innig wegen ihrer Herzens- und Geistesbildung. Sie ist besonders in der Geschichte sehr unterrichtet, im ungarischen Rechtswesen nicht unerfahren, klug und nicht eitel. Man nannte sie den Spiegel Kossuth’s, nur war sie bescheidener. Sie war allgemein beliebt und man zog sie zu den Ministerconferenzen und diplomatischen Berathungen. Mit aufopferungsfähigem Patriotismus wünschte sie Ungarn frei; aber sie widersetzte sich gleich anfangs jeden gewaltsamen Maßregeln. Sie drang auf Versöhnung, welche die Ereignisse unmöglich machten. Sie widerrieth mit Heftigkeit das Vorhaben des 14. April, was zu einem ärgerlichen Auftritte mit der Schwägerin führte, die ganz den Schritt billigte. Sie weinte heftig darüber und ward ohnmächtig. Von dieser Stunde an entzog sie sich aller Theilnahme an der Regierung. Sie hatte früher zur Besetzung der höchsten Aemter und Stellen im Civil und Militär ihren Beirath gegeben und ihre Wahl war stets zum Wohle des Allgemeinen. Nach Pesth zurückgekehrt, widmete sie sich einzig der Krankenpflege. Sie widmete sich diesem Berufe mit Aufopferung, und die kranken Gefangenen konnten Zeugniß geben für ihre Sorgfalt und Mühe. Von den Kindern Kossuth’s sind zwei Knaben, Franz (geb. 1841), Ludwig Theodor (geb. 1844); das Mädchen Wilhelmine (geb. 1843) starb im Jahre 1862 zu Nervi in Italien; der ältere, Franz, ist schwach an Geist und Körper, eigensinnig und despotisch wie seine Mutter; der zweite Ludwig Theodor, zeigte gleich dem Mädchen treffliche Anlagen, sowohl des Herzens als des Kopfes.“ Sowohl Franz wie Ludwig Theodor sind seit 1864 zu Turin im Ministerium der öffentlichen Arbeiten angestellt.
III. Kossuthiana. Kossuth betreffende Einzelnheiten: Banknotenproceß. Sein Aufwand. Kossuth in der Dichtung, u. s. w.Kossuth’s Banknotenproceß. Die Presse (polit. Blatt, Wien, kl. Fol.) 1861, Nr. 127 [enthält den Wortlaut des von dem Londoner Kanzleigerichtshofe gefällten Urtheils in dem Casus: „Emperor of Austria versus Day and Kossuth“. Die Sache betrifft Kossuth’s betrügerische Banknotenfabrication. Von dem Umfange derselben erhält man einen Begriff, wenn man erfährt, daß die dazu verwendete Papiermasse 320 Pfund wog und 3000 Pf. St. kostete. In den Magazinen befanden sich 21.000 Pakete, deren jedes 1000 Stück enthielt. Die Einguldennoten waren roth, die Zweiguldennoten schwarz, die Fünfguldennoten grün gedruckt]. – Pester Lloyd (politisches Blatt, gr. Fol.) Jahrgang 1861, Nr. 73: „Die Kossuthnoten-Angelegenheit“. – Smith, Wer ist der König von Ungarn, der jetzt als Kläger vor dem englischen Kanzleigerichtshofe erscheint? Ein Brief an Lord Russell. Mit einem Vorwort von Fr. Szarvady (Berlin 1861, Besser’s Verlag , 8°.). [Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Kossuth selbst Verfasser dieses traurigen Libells; wenigstens lebt er in London unter dem angenommenen Namen Smith.] – Kossuth’s Aufwand in Nordamerika. Rheinische Blätter (Beilage des Mainzer Journals, 4°.) Jahrgang 1856, Nr. 58: Der „Courier des états unis“ bringt eine Wirthshausrechnung Kossuth’s, welche bei den Republikanern und zwar bei den Ersparungsmännern der Opposition auf Widerspruch stieß, zur öffentlichen Kenntniß. Es wurde eben eine Unterstützung, welche den Armen des Districtes Columbia gewährt werden sollte, discutirt. Da producirte Herr Campbell, ein Congreßmitglied, die an einen Wirth in Washington, Hrn. Brown, gezahlte Rechnung für die Kosten des 131/2tägigen Aufenthaltes Kossuth’s und seines Gefolges in der Hauptstadt der Union. Die einzelnen Posten der Rechnung sind: „Unterhalt des Gouverneurs Kossuth und seines Gefolges, welche 10 Salons und 22 Schlafzimmer innehatten, 131/2 Tage für 23 Personen Dollars: 3888; Verschiedenes: Champagner, Xeres, Madeira, Cigarren, Limonade, Wäsche, Medicin, Postmarken, Bagagetransport, Commissionäre, Fiakers, telegraphische Depeschen, Zucker, Branntwein und Whiskey auf dem Zimmer, Porter und Ale, Couverts, Friseur u. s. w. Dollars: 658, 82 Cent; Wagenmiethe für den Gouverneur und sein Gefolge Dollars: 319, 15 Cent., Total: Dollars 4566, 32 Cent. Bei solchen Rechnungen hätte der Dictator Ungarn eher aufgezehrt als befreit!“ – Theater-Zeitung (damals Oesterreichischer Courier), herausgegeben von Adolph Bäuerle, Jahrg. 1849, Nr. 227: „Kossuthiana“; Jahrg. 1852, Nr. 1: „Ein Daguerreotypist als Prophet“ und „Kossuth’s Eigenliebe“ [erzählt, wie Kossuth, [26] von den Daguerreotypisten in New-York belagert, unwillig ablehnte, noch ferner „Gegenstand elender Speculation zu werden“. Ein Daguerreotypist drang aber in Kossuth, nur dießmal noch sein Porträt machen zu lassen, „denn – unterstützte er seine Bitte – in diesem Augenblicke ist es noch möglich, ein getreues Conterfei von Ihnen zu erhalten, vielleicht in einem Monat oder noch früher dürften Sie ein so langes Gesicht machen und die Nase so hängen lassen, daß ich Ihr Gesicht gar nicht mehr auf die Platte zu bringen vermöchte“]. – Didaskalia (Unterhaltungs-Beilage des „Frankfurter Journals“, Frankfurt, 4°.) Jahrg. 1851, Nr. 287 [berichtet K.’s Ueberfahrt nach Amerika, welche auf dem Schiffe „Humboldt“ erfolgte; ferner daß Kossuth eine Gewehrfabrik in Birmingham gekauft und eine Ingenieurschule errichtet habe]; Jahrgang 1853, Nr. 292: „Kossuth’s Signalement“ [nicht das steckbriefliche, sondern das von einem Officier des „Mississippi“ entworfene, auf welchem Schiffe Kossuth die Ueberfahrt von Gemlick nach Gibraltar gemacht hat]. – Rheinische Blätter (Unterhaltungs-Beilage des „Mainzer Journals“) 1856, Nr. 10 [bringen unter „Vermischtes“ Nachrichten über die allmälige Ernüchterung der Engländer, die, nachdem sie sich zu Genüge mit dem Fremdling amüsirt, ihn einfach fallen gelassen; als aber seine Reden im Drucke erschienen sind, sogar bemitleidet haben]. – Kossuth in Roman und Dichtung. Kolisch (Sigmund), Ludwig Kossuth und Clemens Metternich (Roman), 3 Bde. (Leipzig 1850, Keil u. Comp., 8°.) [ein Machwerk unterster Sorte]; – Palatin und Insurgent. Revolutionsroman aus Ungarns Neuzeit. Aus dem Ungarischen von dem Verfasser von „Kampf und Verrath“, „Graf Ludwig Batthyany“ u. s. w., 3 Bde. (Grimma 1849, Verlags-Comptoir, 8°.). – Scheibe (Th.), Kossuth’s Braut. Roman (Wien 1851, Stöckhölzer, 16°.). – (Hartmann, Moriz) Reimchronik des Pfaffen Maurizius. Caput IV. Eljen Kossuth (Frankfurt a. M. 1849, Sauerländer, 8°.). – Kossuth (Poesie et Musique), par Pierre Dupont (a Paris s. a. Gustave Havard, 8°.) [der „Chants nouveaux et chansons nouvelles de Pierre Dupont 27me livraison“].
IV. Porträte [nach der alphabetischen Folge der Zeichner; daran schließen sich jene Blätter, deren Zeichner, Lithographen und Stecher nicht genannt sind. Von Holzschnitten sind nur die besseren angeführt). 1) Lithographirt von Alophe (Paris, Fol.), in der Serie der bei Goupil u. Comp. herausgegebenen „Hommes du jour“. – 2) Nach Kurrowsky lith. v. Ammon (Berlin, Gebr. Rocca, Fol.). – 3) Barabas fec. 1848 (4°.), fast Kniestück. – 4) Unterschrift: Facsimile folgender Worte: 1. November. L. Kossuth. Dann unterhalb gedruckt: M. Kossuth. From a Daguerreotype by Claudet. Holzschnitt aus der „Illustrated London News“ (ganze Figur). – 5) Unterschrift: Kossuth. Nach dem Leben. C. Geyer sc. („Zeitgenossen“, Neue Folge. Nr. XIII, Verlag des Bibliogr. Instituts, 4°.) [auch in der im nämlichen Verlage herausgegebenen „Walhalla“, eine Gallerie der Zierden des Menschengeschlechts. Kossuth ist die 39. Zierde!]. – 6) Kossuth. Englischer Holzschnitt. Von Hanelak. Brustbild. – 7) Bem, Kossuth und Dembiński auf einem Blatte. Lithogr. von Jessen (Altona [Hamburg], Lehmkuhl, Fol.). – 8) Lithogr. von Prinzhofer (Wien, Neumann, gr. Fol.). – 9) Unterschrift: G. Batthyany. L. Kossuth. Tyroler sc., Weber d. Gedr. bei Tyroler (4°., Beilage z. „Ungar“ 1848). – 10) Stahlstich bei Baumgärtner in Leipzig (gr. 4°.). – 11) Lithogr. bei Keil in Leipzig (4°.). – 12) Stahlstich bei Rob. Schäfer in Dresden (4°.). – 13) In den von Dr. J. Günther herausgegebenen „Zeitgenossen in Biographien und Porträts“ (Jena 1848 und 1849, Mauke, gr. 8°.) in der 7. Lieferung [in Gesellschaft mit Louis Napoleon, Jellačić und Wydenbrugk]. – 14) Unterschrift: Kossuth Lajos a’ honvédelmi bizottmány elnöke. Louis Kossuth, Président du Comité de la defense de la Patrie (Imp. Bertouts, Paris, 4°., Lithogr. – 15) Unterschrift : Louis Kossuth, président du Conseil de defense pour la Patrie. Holzschnitt der Pariser „Illustration“ (Copie des Holzschnittes der Leipziger Illustrirten Zeitung). – Porträt von Kossuth’s Frau und Kindern. Unterschrift: Madame Kossuth and her children. From a daguerreotype by Claudet. Holzschnitt von H. ANEIAY.
V. Politische Geschichte der ungarischen Revolution in den Jahren 1848 und 1849. [Alle in folgender Uebersicht angeführten Werke gedenken mehr oder weniger des Agitators und seiner Handlungen, daher die nachfolgende Literatur als eine Ergänzung des biographischen Quellenapparates anzusehen ist.] [27] a) Gesammt-Darstellung. Bischof (W.), Ungarn, seine Erhebung im Jahre 1848 und deren Geschichte bis auf die neueste Zeit. Nebst einer kurzen geographischen und histor. Einleitung (Nordhausen 1849, Büchting, 16°.). – Chownitz (J.) , Geschichte der ungarischen Revolution in den Jahren 1848 und 1849. Mit Rückblicken auf die Bewegung in den österreichischen Erbländern. In zwei Bänden (Stuttgart 1849, Rieger, 8°.). – Cobden (R.), Ungarn. Land, Volk und Freiheitskampf der Magyaren. Aus dem Englischen übertragen von –r (Grimma 1849, Verlags-Comptoir, 8°.). – Fódál (Oskar), Der Krieg in Ungarn. Mit einer Geschichte der serbischen und croatischen Wirren. Nach den besten Quellen historisch und kritisch dargestellt (Mannheim 1849, Grohe, 8°.). – Irányi (Daniel) et Charles Louis Chassin. Histoire politique de la révolution de Hongrie, 1847–1849, 2 parties (Paris 1860, Pagnerre, 8°.). – Janothyk von Adlerstein (Johann), die letzten zwei Jahre Ungarns. Chronologisches Tagebuch der magyarischen Revolution, 3 Bde. (Wien 1850, Sollinger’s Witwe, 8°.). – Derselbe, Archiv des ungarischen Ministeriums und Landesvertheidigungs-Ausschusses. Vollständige Sammlung aller vom 16. März 1848 bis 5. Juni 1849 erschienenen Verordnungen, Proclamationen, Zuschriften ... der ungarischen Regierungsbehörden, der parlamentarischen Reden, sämmtlicher Kriegsbulletins u. s. w., 3 Bde. (Altenburg 1851, Pierer, 8°.). – Derselbe, Federzeichnungen. Eine Reihe von Skizzen, den socialen und politischen Zuständen in Ungarn vor und während der Revolutionszeit entnommen, 2 Bde. (Wien 1850, Keck und Sohn, 8°.) [über diese Schriften Janothyk’s, welche reiches Materiale für die Geschichte jener Tage bringen, vergleiche man die biographische Skizze über Janothyk in diesem Lexikon Bd. X, S. 84]. – Korn (Philipp), Ungarns Recht und Gesetz, ruhmvoll verfochten durch Deutsche, Polen, Italiener, Engländer, Franzosen in den Kriegsjahren 1848 und 1849. Mit hist. statist. genealog. Erläuterungen. In 2 Bdn. Bremen 1853, Schünemann, gr. 8°., mit Porträt u. Abbildgn.). – Kurz (A.), Geschichte des ungarischen Freiheitskampfes oder Zusammenstellung der historischen Begebenheiten in Ungarn vom 15. März 1848 bis 14. August 1849 (Glogau 1849, Flemming, 8°.). – Die magyarische Revolution. Kurzgefaßte Schilderung der jüngsten Zeitereignisse in Ungarn und Siebenbürgen. Von einem Augenzeugen (Pesth 1849, gr. 16°.). – Reliquien eines Honvéd (Hamburg 1861, O. Meißner, 16°.). – Schütte (A.), Ungarn und der ungarische Unabhängigkeitskrieg nach den besten Quellen und zahlreichen Mittheilungen ungarischer Notabilitäten dargestellt. Zwei Bände (Dresden 1849, Schäfer, gr. 8°., mit Kossuth’s Porträt; 2. (Titel-) Aufl. 1853). – Streckfuß (A.), Die Ereignisse im Jahre 1849, nebst einer Geschichte der Kriege in Ungarn, Italien, Schleswig-Holstein und Baden, sowie des deutschen Parlaments im Jahre 1848, 1. Theil. Auch unter dem Titel: Der Freiheitskampf in Ungarn in den Jahren 1848 und 1849. 1. Lfg. (Berlin 1849, Sacco, 8°.). – Ungarn, seine Geschichte, seine Nationalitäten, seine parlamentarische Entwickelung, sein Kampf um nationale Selbstständigkeit strategisch und politisch, nebst biographischen Skizzen ausgezeichneter Männer. Von einem ungarischen Officier. Mit erläuternden Karten, Plänen, Szenenbildern und Porträts (Meißen 1849, Goedsche, gr. 8°.). – Szemére (Barthélemy), Hungary from 1848 to 1860. Pro deo, patria et libertate (London 1860, Bentley, 8°.). – Wiesner (A. C.), Ungarns Fall und Görgey’s Verrath. Mit mehreren Actenstücken (Zürich 1849, 8°.).
V. Politische Geschichte u. s. w. b) Einzelne Momente und sonstige Beiträge zur Geschichte. Austria. Oesterreichischer Universal-Kalender für das gemeine Jahr 1849 (Wien, I. Klang, gr. 8°.) Zehnter Jahrgang, S. 384 bis 426: „Wien und Buda-Pesth im Herbste 1848“. Von Jos. Moshammer.– Blätter für literarische Unterhaltung. Jahrg. 1849, Nr. 226–228: „Ungarn, Oesterreich und der Slavismus“; – dieselben, Jahrg. 1851, Nr. 69–71, 108 u. 113: „Zur Geschichte des ungarischen Krieges, I.–III. Artikel“ [Raisonnirende Anzeige der Schriften von Czech, Horn, Janothyk, Klapka, Levitschnigg, Lapinsky, Mailáth, Pataky, Schütte, Schlesinger u. A. – Correspondence relative to the affairs of Hungary (London 1848–1849). – Freytag (E.), Geschichte von Ungarn, von der Einwanderung der Magyaren im Jahre 899 bis zur Beendigung der Revolution im Jahre 1849. .... Mit den Biographien von Ludwig Kossuth, Dembinsky, Bem, Görgey u. s. w. (Leipzig 1850, Wengler, 8°.). – [28] Geschichte des Illyrismus oder des südslavischen Antagonismus gegen die Magyaren. Nebst einem Vorworte von W. Wachsmuth (Leipzig 1849, Mayer, gr. 8°). – Godkin (E. L.), The history of Hungary and the Magyars from the earlist period to the close of the late war (London 1853, Cassel, 8°.). – Lloyd (Wiener politisches Blatt, Fol.) 1849, Nr. 211: „Der Debrecziner Reichstag und die Entsetzung des Hauses Habsburg-Lothringen vom ungarischen Throne“ [siehe auch „Die Presse“ 1849, Nr. 106, 111 u. 116; und die „Allgemeine Zeitung“ 1849, Nr. 128]. – Mészáros (Károly), A magyar szabadságharcz elöjátéka 1848-ik évben, d. i. Vorspiel des ungarischen Freiheitskampfes im Jahre 1848 (Pesth 1862, M. Rath). – Pulszky (Therese), Aus dem Tagebuche einer ungarischen Dame. Mit einer historischen Einleitung von Franz Pulszky. 2 Bde. (Leipzig 1850, F. W. Grunow u. Comp., 8°.) [Erlebnisse aus der Revolutionsperiode 1848 und 1849, viele Personalien der in jener Zeit am meisten hervorragenden Persönlichkeiten; S. 429, überschrieben: „Brief des Verfassers der „Russischen Enthüllungen“ an Franz Pulszky“, bis S. 441 handeln insbesondere von Kossuth]. – Reisinger, Politische Bilder aus Ungarns Neuzeit (Hamburg 1850, Hoffmann und Campe, 8°.). – Subbotic (J.), Authentische Darstellung der Ursachen, der Entstehung, der Entwickelung und Führungsart des Krieges zwischen den Serben und Magyaren im Jahre 1848 (Agram 1849, Suppan, 8°.). – Szilagyi (Alexander), Die letzten Tage der magyarischen Revolution. Enthüllung der Ereignisse in Ungarn und Siebenbürgen seit dem 1. Juli 1849. Unter Mitwirkung des Verfassers – – in’s Deutsche übertragen (Pesth 1850, Gustav Heckenast, gr. 8°.). – Teleki (Ladislaus), Die russische Intervention in Ungarn, nebst diplomatischen Actenstücken (Hamburg 1850, Hoffmann und Campe, 8°.). – Unabhängigkeits-Erklärung der ungarischen Nation. Gegeben in der in Debreczin am 15. April 1849 gehaltenen Reichstagssitzung (Königsberg 1849, Samter, gr. 8°.). – Verzeichniß der unter der insurrectionellen Regierung Ungarns durch Martial- oder Statarialgerichte hingerichteten oder ohne alle Justiz hingeschlachteten Individuen (Linz 1850, Hümer’s Witwe, 4°., 23 S.). [Die Zahl der namentlich angeführten Opfer beläuft sich auf 467 Personen; ein ähnliches Verzeichniß besteht auch über die Opfer in Siebenbürgen.] – Weldycz (S.), Der Antheil der Polen an dem ungarischen Freiheitskampfe 1848 und 1849 (Altona 1851, Lange, gr. 12°.).
VI. Strategische Geschichte der ungarischen Revolution in den Jahren 1848 und 1849. a) Gesammt-Darstellung. Asbóth Lajos emlékiratai az 1848 és 1849 iki magyarországi hadjáratból. Két Kötet, d. i. L. Asboth’s Memoiren aus dem ungarischen Feldzuge in den Jahren 1848–1849, 2 Hefte (Pesth 1862, Heckenast, 8°.). – Balleydier (Alph.), Histoire de la guerre de Hongrie en 1848–1849 (Paris 1853, Common, 8°., 25 Bogen) [davon erschienen noch im nämlichen Jahre zwei belgische Nachdrücke und zwar beide zu Brüssel, der eine 248 Seiten, der andere XVI und 384 Seiten stark, jeder mit einer Karte des Kriegsschauplatzes]. – Bury (Henri Blaze de), Souvenirs et récits des campagnes d’Autriche (Paris 1854, Lévy, 18°.). – Der Feldzug in Ungarn und Siebenbürgen im Sommer des Jahres 1849 (Pesth 1850, Lex. 8°.). – Görgey (Arthur), Mein Leben und Wirken in Ungarn in den Jahren 1848 und 1849. 2 Bde. (Leipzig 1852, Brockhaus, gr. 8°.) [mit wichtigen Details über Kossuth. Es wird hier der Vollständigkeit wegen auch auf die den biographischen Skizzen Görgey’s [Bd. V, S. 240], Klapka’s [Bd. XII, S. 9], Kmety’s [Bd. XII, S. 132] u. A. angefügten Quellen hingewiesen]. – Inkey v. Pallin (Oberst, Freih.), Meine Rückerinnerung an den Feldzug 1848 und 1849 (Wien 1858, Manz u. Comp., gr. 8°.). – Klapka (Georg), Memoiren aus dem ungarischen Kriege (Leipzig 1850, Otto Wigand, gr. 8°.); auch englisch von Otto Wenckstein; – und als Ergänzung dieser Memoiren Klapka’s Werk: Der Nationalkrieg in Ungarn und Siebenbürgen, 2 Bände (Leipzig 1851, ebd., gr. 8°.). – Krtschek (Emanuel), Der italienische und der ungarische Krieg 1848–1849. Im Auszuge aus den besten Werken. Mit 6 Plänen (Olmütz 1853, Hölzel, mit 3 lith. Tafeln (in Qu. Fol.). – Lapinsky (T.), Feldzug der ungarischen Hauptarmee im Jahre 1849. Selbsterlebtes (Hamburg 1850, Hoffmann u. Campe, 8°.). – Martin (Félix), Guerre de Hongrie en 1848 et 1849 (Nantes 1850, 8°.). – Nedbál (F. J.), Kritische Bemerkungen zur Broschüre: Feldzug der ungarischen Hauptarmee von Theoph. Lapinsky (Hamburg 1851, [29] Nestler und Melle, 8°.). – Ein österreichischer Commentar zu der russischen Darstellung des ungarischen Revolutionskrieges. Zugleich ein Supplement zu dem Werke: „Der Feldzug in Ungarn und Siebenbürgen“ (Pesth 1851, Geibel, Lex. 8°.). – Rüstow (W.), Geschichte des ungarischen Insurrectionskrieges in den Jahren 1848 und 1849, mit Karten und Plänen. 2 Bände (Zürich 1860, Schultheß, gr. 8°.). – Strack (J., Hauptmann), Beitrag zur Geschichte des Winterfeldzuges in Ungarn von 1848 und 1849. Nach authentischen Quellen zusammengestellt (Wien 1858, Seidl, gr. 8°., mit einer lith. Karte in Qu. 4°). – Uebersicht des Revolutionskrieges in Ungarn und Siebenbürgen in den Jahren 1848 und 1849. Mit einer Karte des Kriegsschauplatzes (Darmstadt 1851, gr. 8°.). – Ungarns Revolution und der Feldzug der Oesterreicher gegen die Magyaren unter Windischgrätz und Jellachich im Winter 1848–1849. Nebst 2 Scenenbildern und einer Karte des vereinigten Königreichs Ungarn (Meißen 1849, Goedsche, gr. 8°.). – Wenkstein (Otto) , History of the war in Hungary in 1848 and 1849 (London 1859, Parkes, 12°.). – Wiesner (Alois Carl), Der Feldzug der Ungarn gegen die Oesterreicher und Russen im Jahre 1848/49. Mit einer strategischen Uebersichtskarte. 1. Abthlg. (Chur 1853, Hitz, gr. 12°.). – Der Winter-Feldzug 1848–1849 in Ungarn. Unter dem Obercommando des Feldmarschalls Fürsten zu Windischgrätz. Im Auftrage Sr. Durchl. des Feldmarschalls nach officiellen Quellen bearbeitet und herausgegeben. Mit 2 Uebersichtskarten des Kriegsschauplatzes (Wien 1851, Lex. 8°.). – Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Krieges (Berlin), 81. Bd. (1851): „Die Operationen der österreichischen und russischen Heere gegen Ungarn in den Jahren 1848 und 1849“. – Oesterreichischer Militär-Kalender von J. Hirtenfeld, Jahrgang 1850, S. 126–240: „Skizze des Feldzuges in Ungarn 1848/49“. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) 1850, Nr. 3, 5, 8: „Beiträge zur ersten Periode des Feldzuges in Ungarn“; Nr. 15: „Beiträge zur zweiten Periode; Nr. 120: Menschenverlust in Folge der ungarischen Revolution“; 1851, Nr. 31, 88: „Ein österreichischer Commentar zu der russischen Darstellung des ungarischen Revolutionskrieges“; 1852, Nr. 75: „Einige Zusammenstellungen aus der Geschichte des Winterfeldzuges in Ungarn unter Feldmarschall Fürsten Windischgrätz und aus Klapka’s Nationalkrieg in Ungarn“. – Carte du theatre de la guerre de Hongrie 1848–1849 (Paris 1853, Bry).
VI. b) Episoden des Krieges in Südungarn, Siebenbürgen, Belagerungen und Fall der Festungen Esseg, Komorn, Temesvár u. s. w.Campagne des Schlik’schen Armeecorps. Kocziezka (F.), Die Winter-Campagne des Graf Schlik’schen Armeecorps 1848 und 1849 (Olmütz 1851, gr. 8°.). – Deutsche Wehr-Zeitung, Militär. Wochenschrift ... (Berlin) 1850/51, Nr. 239–240: „Die Winter-Campagne des Graf Schlik’schen Armeecorps 1848/49“. – Kampf in Südungarn. Die serbische Bewegung in Südungarn. Ein Beitrag zur Geschichte der ungarischen Revolution. Mit 1 Karte (Berlin 1851, Besser, 8°.). – Erlebnisse eines k. k. Officiers im österreichisch-serbischen Armeecorps in den Jahren 1848 und 1849. Mit zwei lithogr. Situationsplänen in Fol. 2. unveränderte Ausgabe (Prag 1862, Credner, gr. 8°.). – Skizze der Ereignisse an der unteren Donau in den Jahren 1848–1849 mit besonderer Beziehung auf das Peterwardeiner Regiment (Wien 1852, Manz, 4°.). – Oesterreichischer Soldatenfreund, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien, gr. 8°.) 1850, Nr. 34, 37, 40, 47, 62: „Der Krieg im Süden der Monarchie“; 1851, Nr. 62: „Uebergang der croatischen Armee über die Drau am 11. September 1848“; Nr. 74: „Das General Roth’sche Corps“. – Krieg in Siebenbürgen. Czetz (Johann), Bem’s Feldzug in Siebenbürgen in den Jahren 1848 und 1849. Mit einem Facsimile Bem’s (Hamburg 1851, Hoffmann und Campe, 8°.). – Der Winter-Feldzug des Revolutionskrieges in Siebenbürgen in den Jahren 1848 und 1849. Von einem österreichischen Veteranen (Leipzig 1861, Schrag, gr. 8°.). – Oesterreichischer Soldatenfreund, herausgegeben von J. Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1850, Nr. 94: „Die Ereignisse in Siebenbürgen 1849“; 1852, Nr. 20: „Beiträge zu den Ereignissen in Siebenbürgen 1848 u. 1849“; 1853, Nr. 1: „Der Feldzug in Siebenbürgen 1848 und 1849“; Nr. 15: „Begleitende Notizen über den siebenbürgischen Feldzug 1848 und 1849“; Nr. 23: „Beitrag zur Geschichte des Krieges in Siebenbürgen 1848 und 1849“; Nr. 29: „Der [30] Monat März 1849 in Siebenbürgen. Weiterer Beitrag zur Geschichte des Feldzuges in jenem Lande“; Nr. 46 u. 66: „Zum Feldzug in Siebenbürgen 1848 und 1849“. – Preußische Wehr-Zeitung (Berlin) 1852/53, Nr. 498: „Einige Bemerkungen zu den Skizzen und Beiträgen im „Oesterreichischen Soldatenfreund“ über den siebenbürgischen Feldzug“. – Oesterreichischer Soldatenfreund von J. Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1850, Nr. 64: „Der Rückzug über den Törzburger Paß“; 1852, Nr. 8: „Schlacht bei Hermannstadt am 21. Jänner 1849“; Nr. 17 u. 19: „Das Gefecht bei Hönigberg in Siebenbürgen am 5. December 1848“; Nr. 32: „Das Streifcorps des Majors von der Heydte im Monat März 1849 in Siebenbürgen“; 1853, Nr. 18: „Die Vertheidigung von Karlsburg im Jahre 1849“; Nr. 57: „Episode aus dem Feldzuge von 1849 in Siebenbürgen“. – Katastrophe von Villágos. Russen in Ungarn. Deutsche Wehr-Zeitung. Militärische Wochenschrift (Berlin) 1849/50, Nr. 139: „Kurze Uebersicht des Feldzuges des Görgey’schen Corps in Ober-Ungarn vom Beginne der russischen Intervention bis zur Waffenstreckung bei Villágos“. – Oesterreichischer Soldatenfreund, 1850, Nr. 66, 70, 75: „Rückerinnerungen an die Kriegsereignisse in Ungarn im Juni 1849“; 1850, Nr. 81: „Zur Geschichte des ungarischen Feldzuges und gleichzeitige Bemerkungen über die Rückerinnerungen im Juni 1849“. – Einzelne Gefechte u. s. w. Oesterreichischer Soldatenfreund, 1850, Nr. 28: „Die Vertheidigung des Branisko-Passes“; 1850, Nr. 35: „Affaire bei Hodrich (Hodrus-Banya) am 22. Jänner 1849“; 1851, Nr. 71: „Der Ueberfall auf Kapolna am 2. December 1848“; 1850, Nr. 48: „Die Zerstörung der Schiffbrücke von Komorn am 12. April 1849“; 1850, Nr. 53: „Zum Treffen an der Römerschanze“; 1851, Nr. 78: „Die Einnahme von Schemnitz im Jänner 1849“. – Oesterreichischer Militär-Kalender von J. Hirtenfeld (Wien, kl. 8°.) Jahrg. 1853, S. 47: „Das Treffen bei Schwechat am 30. October 1848. Mit einem Plane. – Oesterreichischer Soldatenfreund, 1850, Nr. 12: „Zum Gefechte bei Szolnok“; 1850, Nr. 43: „Der forcirte Theißübergang am 3. August 1849“; 1850, Nr. 21: „Affaire bei Waitzen am 10. April 1849“. – Belagerungen der Festungen. Oesterr. Soldatenfreund 1850, Nr. 1: „Erinnerungen an Arad 1848“. – Uebergabe der Festung Esseg an die kais. kön. Truppen am 13. und 14. Februar 1849 (Fünfkirchen 1851, gr. 8°.). – Szillányi, Komorn im Jahre 1849, mit besonderem Hinblick auf die Operationen der ungarischen Armee an der oberen Donau und Waag. Mit einer Uebersichtskarte der Umgebung von Komorn und den Facsimiles der hervorragendsten Persönlichkeiten dieser Festung (Leipzig 1851, Grunow, 8°.). – Darstellung der Ereignisse und des Verfahrens, wodurch der k k. Feldmarschall-Lieutenant von Mertz, vorhin Commandant der Festung Komorn in Ungarn, zu Wien cassirt worden ist. Aus dessen nachgelassenen Papieren zusammengestellt (Frankfurt a. M. 1860 [Wien, Manz u. Comp.], 8°.). – Oesterreichischer Soldatenfreund, 1853, Nr. 37: „Komorn im Jahre 1848 u. 1849“. – Nemedy (J.), Belagerung der Festung Ofen in den Jahren 1686 und 1849. Nach authentischen Berichten und Tagebüchern; mit Fontana’s und Juvygny’s Plänen, der alten und einem Situationsplane der neuen Belagerung (Pesth 1853, Gustav Emich, 8°.). – Oesterreichischer Soldatenfreund, 1852, Nr. 81: „Zur Geschichte der Vertheidigung der Festung Ofen im Jahre 1849“. – Temesvár im Jahre 1849. Während der Belagerung geschrieben (Wien 1851, gr. 8°.). – Archiv für Officiere aller Waffen. Von Hütz und Schmölzl (München) 1849, Bd. IV: „Die Belagerung von Temesvár 1849“. Mit einem Plan.
VII. Die ungarische Emigration. Hutter (J.), Von Orsová bis Kiutahia (Braunschweig 1851, Jäger, 8°.) [mit ausführlichen Nachrichten über die ungarische Emigration]. – Imresi, Die ungarischen Flüchtlinge in der Türkei. Eine Zusammenstellung bisher unbekannter Daten zur Geschichte der Emigration von 1849. Nach dem Tagebuche eines in die Türkei geflüchteten und von dort zurückgekehrten Augenzeugen mitgetheilt. Aus dem Ungarischen übersetzt und mit mehreren Actenstücken vermehrt und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt von Vasfi (Leipzig 1851, Herbig, mit einer Karte, gr. 8°.). – Kertbeny (K. M.), Alfabetische Namensliste ungrischer Emigration 1848–1864 (Brüssel und Leipzig 1864, Kießling, 8°.) S. 31. – Korn (Philipp), Neueste Chronik der Magyaren. 1. Band: Kossuth und die Ungarn in der Türkei, [31] 2. Band: Die Russen in Ungarn (Hamburg 1851 u. 1852, Schuberth und Comp., 8°.) [die Blätter für literarische Unterhaltung 1852, S. 664, schreiben darüber: Es ist dieß das frechste Beispiel der literarischen Freibeuterei und der schamlosesten Buchmacherei, das uns seit Langem vorgekommen]. – Steger (Fr. Dr.), Ergänzungs-Conversations-Lexikon (Ergänzungsblätter) (Leipzig und Meißen 1850 u. f., gr. 8°.) Bd. VII, Nr. 332, S. 305: „Die ungarische Emigration in der Türkei“.
VIII. Zur Beleuchtung der politischen Sachlage, publicistisch die ungarische Frage genannt (chronologisch geordnet). Diese sogenannte „ungarische Frage“ ist erst durch die 48ger Revolution und durch Kossuth’s Agitation entstanden, daher sich ihre Literatur folgerichtig an Kossuth’s Biographie anschließt. Auch sei zum Verständnisse der Broschüren-Literatur bemerkt, daß die bei Dentu in Paris erschienenen Libelle von den Broschüren-Fabricanten der ungarischen Emigration verfertigt und mit französischem Gelde honorirt sind.
1848. [Die Literatur der Jahre 1848 und 1849 geht vornehmlich in den Darstellungen des Lebenslaufes Kossuth’s und der Revolution (S. 23–30) auf.] – Elsner (J. G.), Der Krieg in Ungarn in seinen Ursachen und wahrscheinlichen Folgen (Breslau 1848, Korn, gr. 8°.). – Gerando (A. de), Ueber den öffentlichen Geist in Ungarn seit dem Jahre 1790. Mit einer ethnogr. Karte des Königreichs Ungarn (Leipzig 1848, Weber, 8°.). – Der Völkerprozeß der Magyaren und Croaten. Mit Berücksichtigung seiner auch für Deutschland wichtigen Folgen (Weimar 1848, Voigt, 8°.).
1849. Chownitz (J.), Ungarns Recht zum Einbruch in die österreichischen und russischen Nachbarländer. Darstellung und Aufruf an die Oesterreicher (Frankfurt a. M. 1849, Auffurth, gr. 8°.). – Derselbe, Ungarns heiliges Recht zum Kampfe gegen Oesterreich und zur Tronentsetzung des Hauses Habsburg-Lothringen. Historisch-staatsrechtlich bewiesen und an die Völker gerichtet (Frankfurt a. M. 1849, Auffurth, gr. 8°.). – Oesterreich und Ungarn. Betrachtungen eines österreichischen Vaterlandsfreundes (Karlsbad 1849, Gebr. Franiek, gr. 12°.). – Sporschil (J.), Bündige Widerlegung der Declamationen des Grafen Ladislaus Teleki gegen Oesterreich und Rußland (Leipzig 1849, Jackowitz, gr. 8°.). – Subbotic (J.), Darstellung der Reichsverhältnisse der serbischen Nation in Ungarn und deren Petition vom 1. und 3. Mai 1848 (Agram 1849, Suppan, 8°.). – Szalay (L.), Diplomatische Actenstücke zur Beleuchtung der ungarischen Gesandtschaft in Deutschland (Zürich 1849, gr. 8°.). – Thronfolge und die pragmatische Sanction in Ungarn oder Rechtfertigung des Regierungsantrittes Sr. k. k. Majestät Franz Joseph I. als Königs von Ungarn gegen die Angriffe der Umwälzungspartei. Nebst einer skizzirten Geschichte der neunmonatlichen Ofen-Pesther Parteiherrschaft und ihrer Umtriebe. Von A. v. P. (Preßburg 1849, gr. 8°.). – Ungarn im Jahre 1850 als unabhängiger Staat, mit Bezug auf die letzten Ereignisse (Hoyerswerda 1849, Erbe, 8°.). – Wildner Edler von Maithstein (J.), Ungarns Verfassung, beurtheilt (Leipzig 1849, O. Wigand, gr. 8°.).
1850. Ansichten eines Constitutionellen aus Ungarn (Leipzig 1850, Leiner, 8°.). – Die Conservativen in Ungarn und die Centralisation. Zur Beleuchtung der ungarischen Zustände. Von einem Altliberalen. Zweite Auflage (Leipzig 1850, Geibel, gr. 8°,). – Eötvös (Freiherr v.), Die Gleichberechtigung der Nationalitäten in Oesterreich (Pesth 1850; zweite Auflage erst mit des Verfassers Namen, ebenda 1851, gr. 8°.). – Horn (I. E.), Zur ungarisch-österreichischen Centralisationsfrage (Leipzig 1850, Herbig, 8°.). – Kemény (Sigmund), Forradalom után, d. i. Nach der Revolution (Pesth 1850, 8°.). – Mailáth (Koloman Graf), Ungarn und die Centralisation (Leipzig 1850, O. Wigand, gr. 8°.). – Ungarns gutes Recht. Eine historische Denkschrift von einem Diplomaten. 2 Hefte (London 1850, gr. 8°.).
1851. Boldényi (J.), Das Magyarenthum oder der Krieg der Nationalitäten in Ungarn. Aus dem Französischen von *** (Leipzig 1851, Costenoble und Remmelmann, 8°.). – Die Conservativen in Ungarn und die Centralisation. Zur Beleuchtung der ungarischen Zustände. Von einem Altliberalen (Leipzig 1851, Geibel, gr. 8°.). – Einhorn (I.), Die Revolution und die Juden in Ungarn. Nebst einem Rückblicke auf die Geschichte der Letzteren. Bevorwortet von J. Fürst (Leipzig 1851, Geibel, gr. 8°.). – Kemény (Sigmund), Még egy szó a forradalom után, d. i. Noch ein Wort nach der Revolution (Pesth 1851, 8°.). – Massingberd (Algeron), Kossuth and the Hungarian question; a letter (London 1851, 8°.). – [32] Oesterreich, Ungarn und die Woiwodina. Von einem Saxo-Magyaren (Wien 1851, Sallmayer und Comp., 8°.). – Die protestantische Kirche Ungarns im Belagerungszustande (Leipzig 1851, 8°.). – Somssich (P. v.), Das legitime Recht Ungarns und seines Königs (Wien, 1. und 2. Auflage 1851, Hügel und Manz, gr. 8°.). – Ungarns Gegenwart. Von einem Ungar (Wien 1851, Jasper, Hügel und Manz, 8°.). – Ungarns Selbstständigkeit im Interesse von Europa. Aus ungarischer Handschrift übersetzt von Garambüsy (Leipzig 1851, Matheß, 8°.). – Wiesner (A. C.), Die politischen Bestrebungen der Südslaven in Oesterreich. Als Antwort auf „Ost und West“ (Kassel 1851, Raabé und Comp., gr. 12°.). – Zsedényi (E. v.), Die Verantwortlichkeit des Ministeriums und Ungarns Zustände (Wien 1851, Jasper, Hügel und Manz, 8°.).
1857. Rückblick auf die jüngste Entwickelungs-Periode Ungarns (Wien 1857 [Staatsdruckerei], Lex. 8°.).
1859. Zur ungarischen Frage. Eine Denkschrift. Von einem ungarischen Patrioten (Leipzig 1859, Steinacker, Lex. 8°.). – Ein Blick auf den anonymen „Rückblick“, welcher für einen vertrauten Kreis in verhältnißmäßig wenigen Exemplaren im Monate October 1857 in Wien erschienen. Von einem Ungar (London 1859, 314 S. 8°.).
1860. Civilisation in Hungary: seven answers to the seven letters addressed bу M. Barth. de Szemere to Richard Cobden, Esq. By an Hungarian (London 1860, Trübner, 8°.). – Horn (J. E.), La Hongrie et la crise européenne (Paris 1860, Dentu, gr. 8°.). – Szemére (Barthélemy), La question hongroise (1848–1860) (Paris 1860, Dentu, 8°.). – Terra incognita. Notizen über Ungarn. Herausgegeben von Jos. von Orosz und einigen Patrioten (Leipzig 1860, O. Wigand, gr. 8°.).
1861. Eine Adresse der ersten politischen Notabilitäten Ungarns vom Jahre 1857 (Leipzig 1861, Lehmann, gr. 8°.). – Die Debatte über Deák’s Antrag. Erste und zweite Unterhaussitzung am 16., 17. u. 18. Mai 1861 (Pesth 1861, Kilian, gr. 8°.). [Deák’s Adreß-Vorschlag, über welchen zum Verständnisse die biographische Skizze von Paul Jámbor, Bd. X, S. 60, einzusehen ist, veranlaßte nachstehende Flugschriften: Carneri (B.), Franz Deák’s Rede, vom österreichischen Standpuncte beleuchtet (Wien 1863, Tendler und Comp., gr. 8°.). – Deák’s Adreß-Entwurf und das Staatsrecht Oesterreichs. Mai 1861, 2. Auflage (Wien 1861, Gerold’s Sohn, Lex. 8°.). – Le discurs de M. Deák et l’état de la Hongrie (Bruxelles 1862 [Leipzig, Gand], 8°.). – La Hongrie et le droit public autrichien à propos du projet d’adresse de M. Deák, juin 1861 (Bruxelles 1862, E. Flatau, 8°.) [officiöse Schrift, durch das kais. österr. Cabinet veranlaßt]. – Schuselka (Franz), An Franz Deák (Wien 1861, Förster und Bartelmus, gr. 8°.). – Warrens (Ed.), Ueber Deák’s Rede (Wien 1861, typ. liter. artist. Anst., gr. 8°.).] – Ein deutsches Wort an Ungarn. Geschrieben in Wien, Mitte Jänner 1861. Vom Verfasser des „Ermanne dich Oesterreich!“ (Leipzig 1861, Engelmann, gr. 8°.). [Verfasser dieser Schrift ist Herr von Gentz, Sohn des berühmten Publicisten.] – Ein deutsches Wort in der ungarischen Frage. Von R. T. (Innsbruck 1861, Wagner, gr. 8°.). – Die Folgen der Verschwörung von Plombiers oder Enthüllungen der hinterlistigen Anschläge unserer Feinde zum Raubanfalle gegen Oesterreich in Italien und Ungarn (Wien 1861, Mechithar.-Congr., 8°.). – Historisch-politische Studien über die ungarische Frage und ihre Lösung. Von In. (Wien 1861 [Leipzig, R. Hoffmann], gr. 8°.). – La Hongrie devant l’Europe. Les institutions nationales et constitutionelles de la Hongrie et leur violation (Bruxelles 1861, van Meenen, 18°.). – La Hongrie politique et religieuse. Etudes sur ses institutions et sa situation actuelle (Bruxelles 1860, Lacroix, v. Meenen & Comp., 12°.). – La Hongrie et les Slaves (Bruxelles 1861, Lacroix, 18°.). – Ein Honvéd-Officier über die Zustände seines ungarischen Vaterlandes. Flugschrift von F. v. B–k (Wien 1861, Förster’s artist. Anst., gr. 8°.). – Horn (J. E.), La Hongrie en face de l’Autriche (Paris 1861, Dentu, 8°.). – Kann Franz Joseph in Ungarn gekrönt werden? Eine Antwort auf ungarisch-französische Theorien (Leipzig 1861, O. Wigand, gr. 8°.). – Das Concordat und die k. k. Germanisirung in Ungarn. Zwei Briefe aus und über Ungarn (Hamburg 1860, Hoffmann und Campe, 8°.). – Kvaternik (Eug.), Das historisch-diplomatische Verhältniß des Königreichs Croatien zu der ungarischen St. Stephanskrone (Agram [33] 1860, Suppan, gr. 8°.). – Die Lebensfrage Oesterreichs. Ist noch eine Vermittlung zwischen Oesterreich und Ungarn möglich? (Braunschweig 1860, Westermann, gr. 8°.). – Lose Blätter aus Ungarn und Oesterreich (Hamburg 1860 Expedition der deutschen Schaubühne, 8°.). – Ludvigh (J. ancien représentant et secrétaire de la Diète hongroise), L’Autriche et la Diète de Hongrie (Bruxelles 1861, A. Lacroix, Verboekhoeven et Comp., 12°.). – Derselbe, Qui payera les dettes de l’Autriche? (Bruxelles 1861, Lacroix ..., 12°.) [die Frage ist zunächst im Hinblick auf Ungarn gestellt und beantwortet]. – Derselbe, François Joseph empereur d’Autriche, peut-il être couronné roi de Hongrie? (Bruxelles 1861, Lacroix ..., 12°.). – Majláth (Coloman Graf), Fünf Bücher vom Staate. Ein Beitrag zur Organisirung der österreichischen Monarchie. Mit besonderem Rückblicke auf Ungarn (Leipzig 1860, O. Wigand, gr. 8°.). – Derselbe, Ein freies Wort an das Vaterland (Leipzig 1861, Wigand, gr. 8°.) ; auch in ungarischer Sprache: Majláth (Coloman Gf.), Nyilt szozat a hazához (Leipzig 1861, O. Wigand, gr. 8°.). – Ob Land und Fürst zu vereinbaren sind? (Temesvár 1861, Sellheim, 24°.). – Dem österreichischen Reichsrath zur Verständigung zwischen Oesterreich und Ungarn. Von einem conservativen Staatsmanne (Leipzig 1861, O. Wigand, gr. 8°.). – Offenes Promemoria an Se. Majestät den Kaiser von Oesterreich (London 1861, Williams und Norgate, Lex. 8°.) – Paton (A. A.), Researches on the Danube and the Adriatic; or, contributions to the modern history of Hungary and Transylvania, Dalmatia and Croatia, Servia and Bulgaria (Leipzig 1861, Brockhaus, 8°.). – La question hongroise (Paris 1861, Dentu, 8°.). – Restauratio vagy revolutio? Oszinte szó a magyar nemzethez (Leipzig 1861, O. Wigand, gr. 8°.). – Schuselka (Franz). Oesterreich und Ungarn (Wien 1861, Förster’s artist. Anst., gr. 8°.). – Les Slaves d’Autriche et les Magyars. Etudes ethnographiques, politiques et littéraires sur les Polono-Galiciens, Ruthènes, Tchèques ou Bohèmes, Moraves, Slovaques, Croates, Dalmates etc. et les Hongrois proprement dits on Magyars (Sceaux 1861, Passard, 8°.). – Smith (Toulmin), Illustrations of the political and diplomatic Relations of the Independent kingdom of Hungary; and of[WS 5] the Interest that Europe hat in the Austrian Alliance (London 1861). – Eine Stimme aus und über Ungarn. Gelegenheitsschrift von einem Deutsch-Ungar (Leipzig 1861, Kollmann, 8°.). – Tábor (Fr.), Ernste Worte zur Situation Ungarns mit dem Motto: Freie Wahrheit ist die stärkste Schutzwehr jeder Volksfreiheit und eines geordneten öffentlichen Lebens (St. Pölten 1861, Passy und Sydy, gr. 8°.). – La Transylvanie en face des prétentions de la Hongrie; réponse à la lettre du général Klapka au général Garibaldi; par P **** (Paris 1861, Dentu, gr. 8°.). – Ungarns gutes Recht. Politisches Memorial und summarische Geschichte Ungarns vom 9. Jahrhunderte bis auf die Gegenwart, mit Rücksicht auf die neuesten österreichischen Zugeständnisse. Nach historischen Quellen und eigenen Erlebnissen von einem Magyaren (Luzern 1861, Straube, gr. 8°.). – Ungarn im Gesammtstaate (Wien 1861, F. Manz, gr. 8°.). – Ungarn und die Reichsvertretung in Oesterreich. Eine Denkschrift, geschrieben am Vorabende des Zusammentrittes der Landtage und des Reichsrathes (Wien 1861, typogr. liter. artist. Anstalt, gr. 8°.). – Vojnovich (Constantino), Un voto per l’unione ovvero gl’interessi della Dalmazia nella sua unione alla Croazia e all’Ungheria (Spalatro 1861, Marpurgo, 8°.). – Zur Lösung der ungarischen Frage. Ein staatsrechtlicher Vorschlag. 2. Auflage (Wien 1861, Wallishausser, Lex. 8°.).
1862. Bontoux (Eug.), La Hongrie et l’alimentation de l’Europe (Paris 1862, Chaix et Comp., Lex. 8°.) [Abdruck aus dem Hefte vom 14. November 1861 der „Revue des Deux-Mondes“, auch deutsch bei Braumüller in Wien mit einer chromolithogr. Karte]. – Ilarianu (A. Papiu), Die constitutionelle Unabhängigkeit Siebenbürgens. Frei nach dem Ruman. mit Beziehung auf die dort lebenden Deutschen. Von J. F. Neigebaur (Breslau 1862, gr. 8°.). – Mit oder ohne Oesterreich. Ein offenes Wort an die ungarische Nation. Aus dem Ungar. (Wien 1862, Lechner, gr. 8°.). – Price (Bonamy), Oesterreich und Ungarn (Wien 1862, Lechner, gr. 8°.). – Szalay (Ladislaus von), Das Rechtsverhältniß der serbischen Niederlassungen zum Staate in den Ländern der ungarischen Krone (Pesth 1862, Lauffer und Stolp, gr. 8°.). – Valori (Henri de), [34] L’Autriche et la Hongrie, situation presente (Paris 1862, Dentu, 8°.). – Die wahre Richtung der ungarischen Nationalpolitik (Wien 1863, Gerold’s Sohn, Lex. 8°.). – Zwölf Artikel über die ungarische Frage. Von L. (Wien 1862, F. Klemm, gr. Lex. 8°.) [Abdruck aus dem Wiener Journale „Der Wanderer“].
1863. Das legitime Recht der Arpaden oder die Anwartschaft der Prinzen Crouy-Chanel auf den ungarischen Königsthron. Nach authentischen Notizen und Original-Urkunden aus dem 13. und 14. Jahrhundert, ergänzt mit neugeschichtlichen Daten. Von einem Magyaren (Chur 1863, Hitz, gr. 8°.). – Lustkandl (Wenzel Dr.), Das ungarisch-österreichische Staatsrecht. Zur Lösung der Verfassungsfrage historisch-dogmatisch dargestellt (Wien 1863, Braumüller, gr. 8°.). – Mayláth (Koloman Graf), Der 16. Artikel vom Jahre 1536 und der letzte Artikel vom Jahre 1563. Ein Mittel zur gesetzlichen friedlichen Ausgleichung zwischen Ungarn und der Krone und die Kritik der Gesetze vom Jahre 1848 (Wien 1864, Manz, gr. 8°.). – Studien über allgemeines und speciell ungarisch-österreichisches Unionsrecht. Ueber den Grundgehalt vom öffentlichen Rechte des Königreichs Ungarn und über die Fundamentalrechte des Königs. Mit Bezug auf die politische Situation der Gegenwart. 2 Hefte (Pesth 1863, Geibel, 8°.). – Szalay (Ladislaus von), Zur ungarisch-kroatischen Frage (Pesth 1863, Lauffer und Stolp, gr. 8°.).

  1. „I hate and despite the artefice of making revolutions.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Aurel Graf und Emil Graf Dessewffy.
  2. Vorlage: gerngeres.
  3. Vorlage: 1663.
  4. Vorlage: Erreigniß.
  5. Vorlage: o.