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auch etwas verlegenen Gesichter zu kümmern, einen Klubsessel herbei und sagte dann zu Perbram:

„Es tut mir leid, daß ich Ihren Vortrag versäumen mußte, lieber Perbram. Der Detektiv hat mich aber bis jetzt in Anspruch genommen, der nun endlich das Rätsel des Mordes an meiner Braut gelöst und auch – was Sie interessieren dürfte, Herr Stolten – einen zweiten Mord gleichzeitig aufgeklärt hat, nämlich den an der unbekannten, unkenntlich gemachten weiblichen Person.“

Eine Weile tiefe Stille. Aller Augen waren auf Harst gerichtet. Diese Mitteilungen kamen zu unerwartet, wirkten tatsächlich wie eine Bombe. Dann rief Kammler:

„Ich glaube im Namen aller zu sprechen, mein lieber Harst, wenn ich erkläre, daß wir mit freudiger Genugtuung diese Nachricht aufnehmen. Es muß für Sie ein Trost sein, nunmehr zu wissen, daß das Verbrechen an Fräulein Milden gerächt werden wird. – Wer ist denn nun der Täter, und wie heißt jener Detektiv, der hier einmal ausnahmsweise erfolgreicher gewesen ist als unsere tüchtigsten Beamten?“

Harst lehnte sich leicht in seinen Sessel zurück. „Ausnahmsweise, Herr Kommerzienrat?“, meinte er. „Sie sind ein hartnäckiger Gegner aller kriminalistischen Talente ohne Beamteneigenschaft. Doch – davon später. – Ich bin gern bereit, den Herren das Ergebnis und die Hauptmomente der Nachforschungen übersichtlich zu entwickeln, die der – Liebhaberdetektiv, von einem Taschentuch ausgehend, angestellt hat. Er hat sich dabei zweier Helfer bedient, die ich hier der Kürze halber Max und Karl nennen will. Ich werde alles Nebensächliche weglassen, da die Herren selbst imstande sind, sich das Nötige zu ergänzen.

Der Mord an meiner Braut hängt ganz eng mit dem zweiten zusammen. Beide haben dieselbe Vorgeschichte. – Margas Pensionsfreundin Claire Ruckser gerät auf Abwege, fällt einem gewissenlosen Schurken in die Hände, der ihr Vermögen durchbringt, dem sie aber doch mit blinder, unverständlicher Liebe ergeben bleibt. Dieser Paul Menkwitz, Monokel-Paul, wird wegen Taschendiebstahls und Einbruchs in eine Privatwohnung zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Er

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Walther Kabel: Zwei Taschentücher. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Taschent%C3%BCcher.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)