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aushorchen nach diesem und jenem! – Übrigens: Blenkner war vorhin auf dem Bahnsteig. Er hat wohl gedacht, wir hätten den Elfuhr-Schnellzug versäumt. Er hatte auch seinen Freund wieder mit, – denselben Mann, der heute nachmittag in der Blücherstraße patrouillierte. Ist Ihnen das nicht aufgefallen? – Nein?! – Aber, Kollege, – Sie wollen doch Detektiv werden! Da muß einem alles aufstoßen, alles, jede Kleinigkeit, auch Kalkspuren am Stiefeloberleder, das einen dann auf einem Neubau hinleitet, wo man durch eine Zigarrenspende erfährt, daß Blenkner dort vor dem Regenguß Schutz gesucht hat.“

„Ah – endlich, Herr –, nein, nicht Herr, sondern Kollege, – endlich höre ich nun auch Näheres über das, was –“

„Ja – alles werden Sie hören. Es ist recht viel. Es ist das Vorspiel für Szentowo. – Also: ich war bei dem Chefredakteur der bewußten Zeitung. Diese verdankt die Einzelheiten über das Geheimnis des Sees einem Briefe mit unleserlicher Unterschrift. Das Schreiben traf gestern elf Uhr abends durch einen Dienstmann ein – eine Stunde nach Abschluß der Wette also, die ja bereits tags zuvor in Anregung gebracht worden, aber noch nicht in ihren einzelnen Bestimmungen festgelegt war. – Wie gesagt: unleserliche Unterschrift. – Einleitende Sätze etwa: „Es dürfte Sie interessieren, daß soeben im Universum-Klub – und so weiter. Ich kann Ihnen nun auf Grund eigener Sachkunde über diese erste Aufgabe, das heißt, über das Geheimnis des Szentowo-Sees, folgendes mitteilen –“ Auf diese Weise war das Blatt imstande, gleich morgens seinen Lesern jene Einzelheiten zu bringen. – Unleserliche Unterschrift und – falsche Adresse! Denn ich habe Markgrafenstraße Nr. 35 das ganze Haus abgeklappert. Da wohnt nicht einer, der Szentowo kennt. – Was hätten Sie nun nach diesen Feststellungen getan, Kollege?“

„Hm – schwer zu sagen.“

„Leicht zu sagen! – Der Briefschreiber muß doch fraglos unter den Mitgliedern des Klubs einen Bekannten gehabt haben – oder selbst zum Klub gehören. Woher sonst die schnelle Kenntnis vom Abschluß der Wette und sogar vom Inhalt der

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Walther Kabel: Zwei Taschentücher. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Taschent%C3%BCcher.pdf/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)