„Johann Ludwig Runeberg“

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Titel: Johann Ludwig Runeberg
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aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 120
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[120] „Johann Ludwig Runeberg.“ Von Eugen Peschier (Stuttgart, Metzler). Die Dichter des Nordens haben in Deutschland nur eine verschwindend kleine Gemeinde; denn außer dem schwedischen Frithjofsänger Esaias Tegnér und dem dänischen Märchendichter Andersen hat kaum ein Sänger der skandinavischen Lande bei uns festen Fuß gefaßt. Und doch ist die Literaturgeschichte des Nordens reich an tiefen und großen Dichtertalenten. Um so freudiger muß jeder Versuch begrüßt werden, die Poeten der rauhen Zone Europas der deutschen Leserwelt vorzustellen und zu ihrem allgemeineren Verständnisse beizutragen. Unter den schwedisch-finnischen Dichtern ist derjenige, mit dem sich das oben bezeichnete Gedenkblatt beschäftigt, weitaus einer der bedeutendsten. Runeberg, der Sänger des „Königs Fjalar“, der „Erzählungen des Fähnrichs Stahl“, der „Könige von Salamis“ und vieler anderer bedeutender Dichtungen, wird nicht nur in seiner Heimath, Finnland, sondern auch in Schweden als gemeinsamer Nationaldichter vor Anderen gefeiert, und die Liebe, welche der vor einigen Jahren in Borgo, einer kleinen Stadt Finnlands, verschiedene Greis in beiden nordischen Ländern genießt, erklärt sich leicht; denn in einer Form, die in der nordischen Literatur, was Kraft und Schönheit betrifft, beispiellos ist, hat er das gemeinschaftliche Ringen und Kämpfen beider Volker, ihren Ruhm und ihr nationales Unglück in ergreifender Weise besungen und daneben tief hineingegriffen in die Seele seines Heimathsvolkes, da er dasselbe in seiner eigenthümlichen Denk- und Gefühlsweise, in seinen eigenartigen Sitten und Gewohnheiten mit greifbarer Anschaulichkeit geschildert – er hat es in einer wahrhaft tiefen und großen Weise gethan, indem er das Nationale stets mit dem Menschlichen zu erfüllen, das Specielle zum Allgemeinen zu erweitern wußte. So ist er nicht nur ein Dichter seiner nordischen Heimath, sondern auch ein Anwalt und Verkünder großer menschheitlicher Ideen geworden, ein Poet, an dessen Werken die gesammte gebildete Welt sich erfreuen sollte.

Eugen Peschier hat sich daher mit seiner ebenso gründlichen wie geistvollen Monographie, welche den edlen Runeberg uns Deutschen näher zu bringen sucht, den Dank Aller verdient, die heute noch ein offenes Herz für die Schönheit echter Poesie haben. Besonders beachtenswerth ist die anmuthig und elegant geschriebene Charakteristik auch noch deshalb, weil sie nicht nur Runeberg’s Schaffen und Wirken, sondern zugleich die politischen und literarischen Zustände Finnlands in entsprechender Weise schildert. (Vergl. auch die „Gartenlaube“ 1878 S. 435)