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„Vom Himmel gefallen!“

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Textdaten
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Autor: C. Falkenhorst
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Titel: „Vom Himmel gefallen!“
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aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 438–439
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Zum doppelten Jubiläum der Meteoriten
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„Vom Himmel gefallen!“

Zum doppelten Jubiläum der Meteoriten.


Gegen das Ende des Jahres 1891 brachten die Tageszeitungen eine tragikomische Geschichte, in welcher ein angeblicher Meteorstein die Hauptrolle spielte. Auf dem Grundstück eines Müllers in Süddeutschland wurde ein Stein gefunden, dem man himmlischen Ursprung zuschrieb. Er sollte für schweres Geld an ein Museum verkauft werden, aber bevor der Preis noch bezahlt wurde, entzweiten sich ob der Theilung desselben der Wirth und der Knecht. Eine nähere Untersuchung ergab, daß der Stein eine Schlackenmasse sei und einem irdischen Eisenwerk entstamme. Der Kauf unterblieb und der „Mann aus dem Volke“, der Müller nämlich, liegt nun in grimmem Streite mit den Gelehrten.

Das Jahr 1892 ruft uns eine Zeit in Erinnerung zurück, in welcher das Volk und die Gelehrten über das Herabfallen der Steine vom Himmel arg miteinander stritten, bis das Volk, was auf wissenschaftlichem Gebiet seltener geschieht, gegenüber den „Aufklärern“ recht behielt. Heute zweifelt niemand daran, daß Steine und Eisenmassen aus dem Weltraum auf die Erde niederfallen; wir wissen wohl, daß die größeren Massen als leuchtende Meteore, die kleineren als Sternschnuppen unsere Atmosphäre durchschneiden, und die Astronomen belehren uns, daß dieses Ereigniß kein so seltenes ist, daß täglich etwa 10 bis 12 Millionen Sternschnuppen unsere Atmosphäre kreuzen und täglich 2 bis 3 größere Meteorsteine auf die Erde niederfallen, wenn auch nur die wenigsten von Menschen erblickt werden.

Die Völker des Alterthums waren gleichfalls mit dieser Naturerscheinung vertraut.

Griechen, Römer, Chinesen und Araber berichten in ihren Büchern oft von Steinfällen, und auch das „finstere“ Mittelalter erkannte die Thatsache an. In jenen alten Zeiten hatte man sogar die löbliche Sitte, über solche Meteorerscheinungen Urkunden auszustellen, die genau die Zeit und den Ort bezeichneten, wo die Steine des Weltraumes zu Erdenbürgern geworden waren. Viele dieser Urkunden sind verloren gegangen, einige sind noch erhalten und bilden für die Meteorsteine, die in Museen aufbewahrt werden, sozusagen Geburtsscheine. Nur die wenigsten der aufgefundenen Meteorsteine besitzen solche genaue Ausweise über ihr Alter auf Erden. Der älteste unter den legitimierten wird am 7. November 1892 seinen vierhundertsten „Geburtstag“ feiern, und da er in Deutschland niederfiel, so dürfte es sich wohl ziemen, das Fest des weithergewanderten Jubilars nicht sang- und klanglos vorübergehen zu lassen. Ein gut Stück von ihm liegt ja noch in dem Rathhause von Ensisheim im Elsaß und viele seiner Glieder ruhen in naturgeschichtlichen Museen und Mineralienkabinetten Europas. Eine Urkunde, die Jahrhunderte lang neben ihm in der Kirche von Ensisheim hing, meldet über seine Ankunft auf Erden folgendes:

A. D. 1492 uff Mittwochen nechst vor Martini den siebenten Tag Novembris geschah ein seltsam Wunderzeichen, denn zwischen der eilften und zwölften Stund zu Mittagzeit kam ein großer Donnerklapf und ein lang Getöß, welches man weit und breit hört, und fiel ein Stein von den Lüfften herab bei Ensisheim, der wog zweihundertsechzig Pfund, und war der Klapf anderswo viel größer denn allhier. Da sahn ihn ein Knab in einen Acker im oberen Feld, so gegen Rhein und Ill zeucht, schlagen, der war mit Waitzen gesäet, und that ihm kein Schaden als daß ein Loch innen würd. Da führten sie ihn hinweg und ward etwa mannich Stück davon geschlagen: das verbot der Landvogt. Also ließ man ihn in die Kirche legen, ihn willens dann zu einem Wunder aufzuhenken, und kamen viele Leut’ anher, den Stein zu sehen, auch wurden viel seltsame Reden von dem Stein geredet. Aber die Gelehrten sagten, sie wissen nicht, was es wär, denn es wär übernatürlich, daß ein solcher Stein sollt’ von den Lüfften herabschlagen. Darnach uff Montag nach Catharinen gedachten Jahrs, als König Maximilian allhier war, hieß Ihre Königliche Excellenz den Stein ins Schloß tragen und sagte, die von Ensisheim sollten ihn nehmen und in die Kirche heißen aufhenken. Also hink man ihn in den Chor, da er noch henkt.“

Kaiser Maximilian vergaß den Stein nicht, denn laut einer Urkunde aus Augsburg vom 12. November 1503 benutzte er ihn als Vorbedeutung, um die Christenheit zu einem Kreuzzug gegen die Türken aufzufordern.

Den Ensisheimern genügte aber die trockene Urkunde bei ihrem Steine nicht. Es fand sich ein Dichter, der das Ereigniß also besang:

„Tausend vierhundert neunzig zwey
Hört man allhier ein groß Geschrei,
Daß zunächst draußen vor der Stadt,
Den siebenten Wintermonath
Ein großer Stein bei hellem Tag
Gefallen mit einem Donnerschlag,
An dem Gewicht dritthalb Centner schwer,
Von Eisenfarb, bringt man ihn her
Mit stattlicher Procession.
Sehr viel schlug man mit Gewalt davon.“

Und zu der Urkunde und dem Gedichte gesellte sich mit der Zeit ein lateinischer Spruch: „De hoc lapide multi multa, omnes aliquid, nemo satis“ d. h. „Von diesem Steine (wissen) viele viel, alle etwas, niemand genug“ – was wohl bis auf den heutigen Tag zutrifft.

Es kamen aber unruhige Zeiten, in welchen dem Steine die beschauliche Ruhe im Gotteshaus nicht gegönnt wurde, die Zeiten der französischen Revolution. Das himmlische Kind wurde der Kirche entrissen und in die öffentliche Bibliothek zu Kolmar gebracht. Hier wurde der Stein der Beutelust von Raritätensammlern und Gelehrten preisgegeben, viele Stücke wurden von ihm abgeschlagen, und das größte, etwa 91/2 Kilogramm schwer, wanderte nach Paris. Endlich waren die Stürme der Revolutionszeit vorübergebraust, ein Gesetz erschien, welches verordnete, daß den Kirchen das ihnen Genommene, wenn es noch vorhanden wäre, wiedergegeben werden sollte. Da kamen die Ensisheimer nach Kolmar und holten sich ihren Stein, den sie wieder in der Kirche aufstellten, wo ihn der Naturforscher Chladni noch sah. Er war zusammengeschrumpft. Nach einer Mittheilung des Herrn Bürgermeisters von Ensisheim wiegt der Meteorstein gegenwärtig noch 53,5 Kilogramm und wird jetzt in dem großen Saale des Rathhauses von Ensisheim aufbewahrt. Der Spruch, daß wir mit dem Alter kleiner werden, paßt also mitunter nicht nur auf berühmte Menschen, sondern auch auf berühmte Steine.

Der Stein von Ensisheim ist ein wirklicher Meteorstein; er besteht aus felsartiger Masse, in welcher Eisen und Nickel eingelagert sind.

Der nächstälteste der legitimierten Aërolithen ist derjenige von Hradschina im Agramer Komitat in Kroatien, er fiel den 26. Mai 1751, und Bruchstücke von ihm sind noch heute in Museen vorhanden. Das bischöfliche Konsistorium zu Agram ließ mehrere von denen, die auf dem Felde ganz nahe bei dem Orte des Falles gewesen waren, als Zeugen abhören, faßte eine Urkunde darüber ab und übergab diese nebst der größeren Masse von 71 Pfund Gewicht dem Kaiser, worauf sie anfangs in der Schatzkammer zu Wien aufbewahrt wurde und später in das k. k. Naturalienkabinett kam. Dieser Aërolith ist insofern von Interesse, als er aus Meteoreisen besteht und an ihm der Wiener Gelehrte Widmanstätten durch Aetzen mit Säuren die sog. Widmanstättenschen Figuren erzeugte, durch welche das kristallinische Gefüge des Meteoreisens nachgewiesen wurde.

Der Aërolith von Hradschina kam zu einer Zeit auf Erden an, da die „Aufklärung“ sich vorgenommen hatte, mit seinesgleichen aufzuräumen. Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts machte die Naturwissenschaft unerwartete Fortschritte; viele Irrthümer und Fabeln der früheren Zeiten wurden widerlegt und die großen Erfolge der Wissenschaft verblendeten auch klarere Köpfe. „Jetzt glaubte man auf einmal alles, was nicht zum selbstgemachten Leisten paßte, wegwerfen und für Thorheit erklären zu müssen.“ Unglaublich, den Naturgesetzen zuwider erschien jetzt die Behauptung, daß Steine vom Himmel herabfallen könnten. Man eiferte gegen diesen lächerlichen Aberglauben mit Wort und Schrift und ging soweit, daß man an vielen Orten die aufbewahrten Meteorsteine wegwarf und die Urkunden vernichtete.

Die Steine fielen weiter vom Himmel, eine Mahnung an die [439] Naturforscher, daß man die Naturgesetze der wirklichen Beobachtung der Thatsachen und nicht eigenen Gedanken anzupassen habe, aber man war taub gegen diese Mahnung.

Als ein im Jahre 1768 gefallener Meteorstein der Pariser Akademie vorgelegt wurde, erklärte Lavoisier, der Begründer der modernen Chemie, es sei ein vom Blitz getroffener irdischer Stein. Am 24. Juli 1790 ereignete sich ein Steinfall zu Juillac im Departement Landes. Die Leute sahen abends nach 9 Uhr das leuchtende Meteor am Himmel, man hörte eine Explosion, als ob viel großes Geschütz abgefeuert würde; die Lufterschütterung war dabei so groß, daß die Fenster zitterten und einige sich öffneten und es ein Erdbeben zu sein schien; man hörte hierauf noch ein anhaltendes Getöse, bemerkte auch einen Schwefelgeruch und fand die gefallenen Steine. Die Anzahl derselben war sehr groß; manche waren über 20 Pfund schwer und 2 bis 3 Fuß tief in die Erde gedrungen. Die Gemeindebehörde ließ höchst vernünftiger- und lobenswertherweise ein Protokoll aufnehmen, welches gegen 300 Personen unterzeichneten. Das Dokument wurde der Pariser Akademie vorgelegt, aber hier erregte es nur Hohn und Spott: man fand eine obrigkeitlich beglaubigte Urkunde über einen derartigen Blödsinn sehr – unterhaltend, und Bertholon hatte Mitleid mit den armen Bethörten!

Allerdings muß man dabei betonen, daß die Berichte von den Meteorsteinen oft übertrieben waren und wirklichen Aberglauben enthielten. Der römische Kaiser Heliogabal verehrte einen Meteorstein, auf dem ein Bild der Sonne sichtbar sein sollte. Die unregelmäßigen Streifen auf der schwarzen Rinde der in Arabien gefallenen Steine wurden für eine mit arabischen Buchstaben geschriebene Adresse gehalten an den, der davon sollte totgeschlagen werden, und von einem bei Nörten unweit Göttingen gefallenen Steine hieß es, man habe auf demselben „Menschenangesichter mit dicken Krollen um den Hals, etliche mit Türkenköpfen, mit türkischen Bünden und Hüten gesehen.“ Auch Uebertreibungen der Größe und Dauer der Erscheinung kamen vor. Immerhin aber durften die hervorragendsten Naturforscher jener Zeit, deren Namen so hell am Himmel der Wissenschaft leuchten, nicht vergessen, daß es gerade ihre Aufgabe war, in diesen Berichten den Weizen von der Spreu zu scheiden.

Endlich sollte vor just hundert Jahren ein Ritter des Geistes erstehen, der sich kühn gegen den Aberglauben der Gelehrten wandte. Wittenberg a. d. Elbe, berühmt aus der Zeit der Reformation, hatte damals noch seine Universität, die erst im Jahre 1815 mit der in Halle vereinigt wurde. In Wittenberg wirkte ein Sohn des Professors der Rechte Chladenius, der berühmte Ernst Florens Friedrich Chladni, bahnbrechend auf dem Gebiete der Physik, indem er zum Begründer der Akustik wurde. Die Chladnischen Klangfiguren, welche durch losen Sand auf einer von Tönen in Schwingungen versetzten Platte erzeugt werden, sind jedem Schüler bekannt.

Chladni war mit einem andern hervorragenden deutschen Naturforscher befreundet, mit Georg Christoph Lichtenberg, der als Professor in Göttingen wirkte und nicht nur durch seine Entdeckungen auf dem Gebiete der Elektricität, sondern auch durch die satirische und witzige Art, in der er schrieb, bekannt wurde. Eine Begegnung der beiden Männer sollte eine neue Aera in der Erforschung der Meteore herbeiführen. Chladni schrieb selbst darüber: „Die erste Veranlassung verdanke ich einer Unterredung mit Lichtenberg, wiewohl dieser damals noch nicht wußte, daß jemals feste Massen vom Himmel gefallen wären, und also hiervon bei ihm nicht die Rede sein konnte. Schon früher war er einmal Geburtshelfer meiner Ideen gewesen, indem er durch seine elektrischen Figuren bei mir die Vermuthung erregt hatte, daß die Schwingungen einer Fläche sich würden durch ausgestreuten Sand sichtbar machen lassen, ungefähr wie die verschiedenen Elektricitäten auf einer Harzscheibe durch ausgestreuten Harzstaub. Als ich im Jahre 1792 in Göttingen war, hatte ich öfters Gelegenheit, mich mit ihm zu unterhalten, wo er dann von seinem Reichthum origineller Ideen gern einiges mittheilte.“

Die beiden Forscher sprachen auch über die Feuerkugeln, die als Meteorerscheinungen nicht geleugnet werden konnten. Lichtenberg hielt sie für elektrische Erscheinungen kosmischen Ursprunnnnngs. Seine Ausführungen befriedigten jedoch Chladni nicht.

Er blieb drei Wochen länger in Göttingen und sammelte in der dortigen Bibliothek mit dem größten Eifer alle Nachrichten über Feuerkugeln, deren er habhaft werden konnte. Auf Grund dieser geschichtlichen Studien gewann er die feste Ueberzeugung, „daß öfters Stein- und Eisenmassen zufolge einer Feuerkugel mit vielem Getöse herabgefallen waren, wo dann aus allen Umständen sich schließen ließ, daß sie unmöglich etwas anderes als Ankömmlinge aus dem allgemeinen Weltraum sein konnten.“

Chladni, der in den wissenschaftlichen Anschauungen seiner Zeit fußte, kam das Ergebniß seiner Studien so fremdartig vor, daß er anfangs Bedenken trug, eine Abhandlung darüber zu veröffentlichen. Nach gründlicher Ueberlegung that er es aber doch in einer im Jahre 1794 erschienenen Schrift und er stellte darin die oben erwähnten Sätze nicht als Vermuthung, sondern als Behauptung auf.

Die wissenschaftliche Welt war erstaunt und zugleich betrübt. Lichtenberg, der Freund Chladnis, sagte, es sei ihm bei dem Lesen der Schrift anfangs so zu Muthe gewesen, als wenn ihn selbst ein solcher Stein am Kopfe getroffen hätte, und er habe gewünscht, daß Chladni sie nicht geschrieben hätte. Späterhin wurde Lichtenberg überzeugt, meinte, daß die Aërolithen Auswürflinge der Mondvulkane seien, und schrieb im Jahre 1797 in seiner launigen Weise, der Mond sei ein unartiger Nachbar, weil er mit Steinen nach uns werfe.

Andere vermutheten sogar, daß Chladni wohl nur eine so paradoxe Meinung hingeworfen und mit allen möglichen Scheingründen aufgestutzt haben möchte, um, wenn die Physiker es von der ernsthaften Seite nähmen, sich über sie alle lustig zu machen. Dem fetzte Chladni die schönen Worte entgegen: „Wenn mich eine solche Laune angewandelt hätte, so würde ich sie doch lieber an Thorheiten als an physikalischen Gegenständen ausgelassen haben, da meines Erachtens Naturforschung und überhaupt Untersuchung der Wahrheit gewissermaßen als etwas Heiliges anzusehen ist, das schlechterdings nicht durch muthwillige Aufstellung falscher Behauptungen entweiht werden darf.“

Von vielen Seiten angefeindet, fand Chladni dennoch Genugthuung in der Anerkennung von seiten einiger hervorragender deutscher Gelehrten. Der berühmte Astronom Zach äußerte mündlich zu Chladni, daß er mit seinen Ausführungen einverstanden sei; als Chladni die Aërolithen „Weltspäne“ nannte, lächelte er zwar, fand aber den Ausdruck nicht unangemessen. Der Astronom Olbers bekannte sich bereits im Jahre 1795 zu der Anschauung Chladnis, und Werner, der Vater der Geologie, erklärte beim ersten Anblick der ihm vorgelegten Meteorsteine, sie seien nicht irdischen Ursprungs.

Auch der Himmel unterstützte Chladni in seinem Kampfe gegen das mächtige Vorurtheil der Weisen, indem er bald darauf den Ungläubigen einige Steinfälle herabsandte. Schon am 16. Juni 1794 fielen Steiue bei Siena; Engländer kauften sie auf und untersuchten sie chemisch; am 13. Dezember wurde die Naturerscheinung in Waldcottage in Yorkshire beobachtet.

Zu den deutschen Vorkämpfern gesellten sich englische; nur in Frankreich, in der Pariser Akademie, wollte man nicht an den Wahn glauben, daß etwas vom Himmel fallen könne, bis der Himmel selbst mit den Franzosen ein Einsehen hatte und am 26. April 1803 bei l’Aigle in der Normandie mit einem Feuermeteor unter großem Getöse über 2000 Steine herabregnen ließ. Als der Maire des Ortes dieses Ereigniß amtlich meldete, wurde zwar in einer Pariser Zeitung die Gemeinde zu l’Aigle bedauert, daß sie einen so unaufgeklärten Maire habe, daß er solche Albernheiten glauben könne, aber die Pariser Akademie der Wissenschaften sandte diesmal ihr jüngstes Mitglied, den scharfdenkenden Biot, nach dem Orte des Steinfalles ab, und der Bericht Biots lautete dahin, daß die Akademie in diesem Streite die Waffen zu strecken habe. „So wich endlich,“ wie ein Zeitgenosse (Benzenberg) sich treffend ausdrückte, „die Aufklärung, die das Herunterfallen geleugnet hatte, vor der größeren Aufklärung, die das Herunterfallen der Steine glaubte.“ C. Falkenhorst.