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ADB:Alberti, Julius Gustav

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Artikel „Alberti, Julius Gustav“ von Karl Rudolf Wilhelm Klose in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 213–214, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Alberti,_Julius_Gustav&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 14:31 Uhr UTC)
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Alberti: Julius Gustav A., geb. 26. Aug. 1723 zu Hannover, † zu Hamburg 30. März 1772; studirte zu Göttingen, ward den 4. Advent 1753 Prediger zu Großenschneen bei Göttingen. Als durch den Tod Arnold Greve’s eine Pfarrei an St. Katharinen in Hamburg vacant wurde, gelang es der Partei der Aufgeklärten, die in den höheren Kreisen damals die Stimme führten, den Pastor A., der ihnen als ein der kirchlichen Orthodoxie ziemlich abgewandter Mann und heller Kopf bekannt war, nach Hamburg zu ziehen. Am 20. April [214] 1755 ward er zum Diaconus an St. Katharinen ernannt. Man war voll Freude darüber. „Sie können sich das Jauchzen und Frohlocken des Volkes nicht denken“, schreibt Dr. Bode an Cramer. Der Senior Dr. Wagner aber, der den Wahlact geleitet hatte, sagte: „Gott sei es geklagt! Hamburg hat heute eine Wahl gethan, davon es nach 10 Jahren erst erfahren wird, wie es gewählt hat.“ Die litterarische Partei zog A. in ihre Zusammenkünfte, Klopstock freute sich des witzigen Erzählers und ausgezeichneten Mimikers, der Einem das Herz im Leibe lachen mache, wobei denn freilich der Witz oft recht derb gerieth. A. hatte gehofft, einen Gesinnungsgenossen als Hauptpastor in Hamburg zu erhalten. Das mißlang; man wählte Joh. Melch. Goeze, der am 16. Oct. 1755 in Hamburg eintraf. In den ersten Jahren scheint das Verhältniß zwischen beiden erträglich gewesen zu sein, nahm doch Goeze eine Predigt von A. in seine Sammlung auserlesener Kanzelreden auf und schmückte den Band mit Alberti’s Bildniß (von Fritzsche). Lange aber konnte ein gutes Verhältniß zwischen Männern so entgegengesetzter Ansichten nicht erhalten werden. Als A. 1770 in dem vorgeschriebenen Bußtext Ps. 79 das „Herr, schütte deinen Grimm aus auf die Heiden etc.“ ausließ, der Senior dagegen auftrat und mit seiner Vorstellung beim Kirchenregiment nicht durchdrang, legte er sein Seniorat nieder. Die Polemik zwischen den beiden Gegnern wurde noch heftiger, als A. seine Anleitung zum Gespräch über die Religion im Dec. 1771 herausgab, eine Art von Lehrbuch, in welchem die dogmatischen Elemente sehr zurücktraten. Goeze behandelte von jetzt an in seinen Predigten mit Vorliebe diejenigen Dogmen, die ihm A. ungenügend dargestellt zu haben schien. Während nun die Streitschriften von beiden Seiten die ganze Stadt in Bewegung setzten (nach dem Verfasser der Gallerie des Teufels, einem Anhänger Alberti’s, soll das Volk gesagt haben: „Wenn Papa Goeze nur einen Wink gibt, so stürmen wir Alberti’s Haus“), und ehe das Ministerium die amtliche Prüfung von Alberti’s Buch vollendet hatte, starb er selbst an der Schwindsucht. Seine Parteigänger behaupteten, Goeze habe ihn mit seinen Texten getödtet; doch war A. von jeher schwächlich gewesen, hatte, wie er selbst erzählte, in Hamburg 15 Krankheiten durchgemacht. Er hinterließ eine Wittwe, geb. Offeney, und 11 Kinder. Seine Anhänger nahmen sich der Familie mit Freigiebigkeit an und bereiteten ihnen eine sorgenfreie Lage. Von den Kindern wurden 3 Töchter katholisch, eine starb als Nonne in Münster; eine Tochter ward die Gemahlin Ludw. Tieck’s, eine zweite heirathete den Kapellmeister Reichardt (dessen Tochter wieder Steffens’ Gattin ward), zwei Söhne wurden Kaufleute in Schlesien, ein dritter bekleidete eine ansehnliche Stelle in Berlin. A. war reich an inneren Gaben. Obgleich ein vortrefflicher Gesellschafter, zog er sich doch durch seine witzige Zunge manche Feindschaften zu, wie er sich denn auch mit Klopstock überwarf; es scheint auch keine Aussöhnung mit diesem zu Stande gekommen zu sein, während doch selbst Goeze bereit war, sich mit A. auszusöhnen. Alberti’s Schriften, außer der Anleitung zum Gespräch über die Religion nur Predigten, sind verzeichnet in Schröder’s Hamb. Schriftstellerlex.

Vergl. ferner Steffens, Was ich erlebte IV. 418. G. R. Röpe, Joh. Melchior Goeze. Eine Rettung; S. 103–123. C. Mönckeberg, Matthias Claudius S. 20. S. 89.