Zum Inhalt springen

ADB:Bauer, Ludwig Amandus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Bauer, Ludwig Amandus“ von A. Bauer. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 146–147, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bauer,_Ludwig_Amandus&oldid=- (Version vom 9. Dezember 2024, 20:09 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Bauer, Karl Gottfried
Nächster>>>
Bäuerle, Adolf
Band 2 (1875), S. 146–147 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ludwig Amandus Bauer in der Wikipedia
Ludwig Amandus Bauer in Wikidata
GND-Nummer 11850732X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|2|146|147|Bauer, Ludwig Amandus|A. Bauer.|ADB:Bauer, Ludwig Amandus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11850732X}}    

Bauer: Ludwig Amandus B., bekannt durch poetische und geschichtliche Werke, geb. zu Orendelsall, Oberamts Oehringen, Königreich Würtemberg, 15. Oct. 1803, † als Professor am oberen Gymnasium zu Stuttgart 22. Mai 1846. Vom Seminar Blaubeuren, an welchem Lehrer wirkten wie der nachmals als Tübinger Professor berühmt gewordene Baur und Professor Kern, trat er nach vierjähriger tüchtiger Vorbildung 1821 in das Tübinger theologische Stift über [147] und widmete sich hier zuerst dem Studium der Philosophie, später der Theologie. Schon in Tübingen, wo er bald in innige Freundschaft mit seinen als Dichter später ebenfalls bekannt gewordenen Landsleuten, Wilhelm Waiblinger und Eduard Mörike trat, erwachte auch in ihm immer mächtiger der poetische Drang und die dichterische Begeisterung. Löste sich auch der Bund mit Waiblinger bei ihren sich widersprechenden Naturen bald wieder, so wurde der mit Mörike um so inniger, und sie schufen sich mit einander eine eigene Mythenwelt mit ihren originellen Gestalten, welche nun auch in den Dichtungen beider auftreten. Dieser selbstersonnenen Phantasiewelt entstammen die beiden Dramen Bauer’s „Der heimliche Maluff“ und „Orplid’s letzte Tage“. Nach seinem Abgange von der Hochschule 1825 zum Pfarrer in Ernsbach, Oberamts Oehringen ernannt, widmete er sich neben seinem Amte fleißig dichterischen Arbeiten. Schon in Blaubeuren durch Baur, in Tübingen durch Haug für das Studium der Geschichte begeistert, wandte er sich eifrig demselben zu und seine Dichtungen entnahmen nun auch der Geschichte ihren Stoff und ihre Gestalten. Die vorzüglichste derselben ist die in Ernsbach entstandene Trilogie: „Alexander der Große“. 1831 an die nach den Principien des damaligen Stuttgarter Professors Klumpp gegründete Erziehungsanstalt in Stetten im Remsthal als Lehrer berufen, wirkte er daselbst bis 1835. In diesem Jahre siedelte er nach Stuttgart über und war zuerst Professor am Katharinenstift, seit 1838 Professor am oberen Gymnasium. Mit einer die Herzen der Schüler gewinnenden Liebenswürdigkeit verband er reiche Kenntnisse und seltene Lehrgabe. Noch in Stetten übersetzte er mit Gfrörer den Don Quixote; in die Stuttgarter Zeit fallen der verschiedene Zeiterscheinungen mit viel Witz geißelnde Roman: „Die Ueberschwenglichen“; hervorgerufen vom Kölner Dombaufest das Drama: „Barbarossa“; 1836–1839 „Die Weltgeschichte“ in sechs Bänden, ferner 1842 unter seiner Redaction die Zeitschrift: „Schwaben, wie es war und ist, dargestellt in einer Folge von Aufsätzen verschiedener Verfasser“, endlich eine Auswahl römischer Satyren und Epigramme aus Horaz, Persius, Juvenal und Martial, für reifere Schüler bearbeitet. Außerdem finden sich im Morgenblatt, in der Allgemeinen Zeitung von ihm verschiedene Aufsätze über classische Bildung, deutsche Musik, geschichtliche Stoffe, altdeutsche Litteratur, namentlich ein von Uhland rühmend anerkannter Aufsatz über das Nibelungenlied; diese prosaischen Aufsätze in ihrer schlichten Natürlichkeit, bescheidenen Anmuth, in ihrer durchsichtigen Klarheit, ihrer Fülle von Gedanken können wahre Muster deutscher Prosa genannt werden. Nach seinem Tode sammelten Bauer’s Freunde seine oben genannten Dramen und die angeführten Aufsätze in einem besonderen Werke, dem sie noch Briefe Bauer’s und lyrische Gedichte, Zeugnisse seines frischen, liebenswürdigen Herzens, beifügten. In Bauer’s Nachlasse fanden sich außerdem zwei bis jetzt noch nicht in die Oeffentlichkeit getretene Hohenstaufendramen, zwei Lustspiele, zwei Dramen: „Finrod“, „Abälard und Heloise“. Zu einer Charakteristik Bauer’s genügt es aber nicht, nur seine Schriften anzuführen. Hervorzuheben ist der Reiz seiner ganzen Persönlichkeit in ihrer Liebenswürdigkeit, ihrer Anspruchslosigkeit, ihrer reichen geistigen Begabung, dem trefflichen Witze. Wer je unserem Bauer im geselligen Kreise gegenüber saß, so schreibt David Strauß von ihm, wird mit mir gestehen, einen liebenswürdigeren Menschen nicht gekannt zu haben. Diese persönliche Anmuth eroberte ihm alle Herzen, machte die Trauer zu einer allgemeinen, als eine heftige Brustentzündung den kräftigen Mann in der Blüthe des Lebens dahinraffte.

A. Bauer.