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ADB:Beaulieu-Marconnay, Karl Freiherr von (hannoverischer General)

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Artikel „Beaulieu-Marconnay, Karl Freiherr von“ von Carl Freiherr von Beaulieu-Marconnay in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 192–194, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Beaulieu-Marconnay,_Karl_Freiherr_von_(hannoverischer_General)&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 22:08 Uhr UTC)
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Beaulieu: Karl Freiherr v. B.-Marconnay, geb. 18. Febr. 1777, † 10. Nov. 1855. Die B.-M. sind eine von den vielen Familien, welche durch die Aufhebung des Edicts von Nantes im J. 1688 gezwungen wurden, der Religion wegen ihr Vaterland zu verlassen. Ein Zweig der genannten, im Poitou und in der Touraine begüterten Familie, wanderte nach Brandenburg aus, wo mehrere Glieder einflußreiche Stellen bekleideten; der letzte Sproß starb im J. 1801. Ein anderer Zweig ließ sich in Hannover nieder; Olivier von B.-M., geb. 1660, war verheirathet mit Marie d’Effemier d’Olbreuse, Schwester der unter dem Namen Duchesse d’Olbreuse bekannten Eleonore, deren Tochter Sophie Dorothea am 21. Nov. 1682 den Kurfürsten von Hannover, späteren König Georg I. von England, heirathete. O. v. B.-M. starb 1751 als hannoverscher Oberjägermeister; derselbe Posten ging dann auf seinen Sohn Georg Wilhelm, und später auf seinen Enkel Friedrich Georg, gest. 1808, über. Dieses letzteren Sohn war Karl. Er widmete sich dem Forstfache, und war bereits Forstmeister in Misburg, als er im J. 1812 von dem mächtig auflodernden deutschen Nationalgefühl hingerissen, ein Corps freiwilliger Jäger zur Vertheidigung an dem Kampfe aufrief. Sein unter den Forstleuten sehr populärer Name versammelte rasch um ihn eine große Zahl kräftiger Jünglinge aus allen Ständen. So entstand das „Harzer Schützencorps“, welches der Armee einverleibt [193] und gegen die Franzosen unter Davoust verwendet wurde. An seiner Spitze kämpfte er im J. 1813 bei Wilhelmsburg am 9. und 12. Mai, bei Quickborn und Dannenberg am 26. Aug., an der Goehrde am 16. Sept.; – im J. 1814 bei Schwarzenberg und Moorburg am 5., 13. und 26. April. Einer seiner Adjutanten war Ernst Schulze, der Dichter der „Bezauberten Rose“, dem er stets väterliche Theilnahme bewies. Nach dem Frieden zum General ernannt, trat er bald wieder in den Forstdienst zurück. Da er sein ganzes Vermögen für die Ausführung seiner patriotischen Idee aufgeopfert hatte, ward ihm von Seiten der hannoverschen Regierung die Vergünstigung zu Theil, daß ihm eine freie Wohnung in dem romantisch gelegenen früheren Kloster Marienrode bei Hildesheim angewiesen und zugleich gestattet wurde, von dort aus den ihm übertragenen Oberforstdistrict Hildesheim als Oberforstmeister zu verwalten. Dort verlebte er lange Jahre an der Seite seiner Gattin Henriette, geb. Freiin von und zu Egloffstein (s. d.), welche aus einer früheren Ehe mit einem Grafen Egloffstein drei Töchter hatte, die sämmtlich bis zu ihrem Tode in Marienrode lebten. Der General von B.-M., eine stattliche, hohe Erscheinung, erwarb sich wesentliche Verdienste um die Cultur der Staatsforsten sowie um die Regelung der Gemeindeforsten; ein in der Nähe seines Wohnsitzer errichtetes Denkmal von Stein sichert das Gedächtniß seines Namens. Geehrt und geschätzt von seinen Collegen und Untergebenen, geliebt von den Armen im weitesten Umkreise, denen er unermüdlich ein treuer Helfer war, verschied er am 10. Nov. 1855, im 79. Jahre seines Alters. – Wilhelm Ernst, des Vorigen Bruder, geb. 19. Mai 1786, erhielt seine erste Erziehung in Schnepfenthal unter Salzmann, studirte die Rechte in Leipzig und Heidelberg, und widmete sich auf letzterer Universität namentlich auch philosophischen Studien, in Folge deren ein enges freundschaftliches Verhältniß zu seinem Lehrer Fries entstand. Er trat dann in hannoversche Dienste als Auditor beim Hofgerichte, nahm jedoch seinen Abschied, als das Land im J. 1808 dem französischen Kaiserreiche einverleibt wurde. Mit Kestner und Oehlenschläger reiste er nach Rom, wo er den Sinn und das Verständniß für die Kunst im vertrauten Umgange mit den Künstlern, namentlich mit Koch und den Gebrüdern Riepenhausen, weiter ausbildete. Einer Aufforderung des Herzogs von Oldenburg entsprechend, verließ er Rom gegen Ende d. J. 1809 und trat in oldenburgische Dienste. Als zu Ende 1810 auch dieses Land mit Frankreich vereinigt wurde, übernahm B.-M. in Gemeinschaft mit C. L. Runde (s. d.) die Verwaltung der Chatoullegelder des nach Rußland geflohenen Herzogs, und zugleich den Auftrag, aus jenen Geldern Unterstützungen an die Pensionäre zu bezahlen, da die hiezu bestimmten Kassen von den Franzosen mit Beschlag belegt waren. In dieser Stellung wurden aber beide Commissare bald den französischen Machthabern verdächtig und zur Flucht genöthigt. Nach dem Frieden wurde B.-M. zum Regierungsrath ernannt, und wesentlich zur Regulirung der auswärtigen Verhältnisse des Herzogthums verwendet. Von 1822 bis 25 lebte er größtentheils in Berlin, als Bevollmächtigter bei den Verhandlungen mit dem Grafen Bentink über die Kniphausen’schen Angelegenheiten, welche durch den Vertrag vom 5. Juni 1825 in der eigenthümlichen Art beendet wurden, daß die Hoheit über Kniphausen von dem Großherzog von Oldenburg in derselben Weise ausgeübt werden sollte, wie sie vordem bei Kaiser und Reich gewesen. Im J. 1826 führte er in Petersburg den Schluß der Verhandlungen herbei, durch welche die russischen Erbansprüche an die Herrschaft Jever definitiv auf das regierende Oldenburger Haus übertragen wurden. Im J. 1836, bei der Vermählung der Herzogin Amalie von Oldenburg mit dem König Otto von Griechenland, ward ihm die Errichtung der Ehepacten übertragen. Seit 1830 Mitglied des Staatsministeriums als geheimer Cabinetsrath, übernahm er [194] im J. 1843 den Vorsitz in demselben als geheimer Rath und blieb in dieser Stellung bis zum August 1848; da es ihm während der ersten Hälfte dieses, eine vollständige Umwälzung der oldenburgischen Verfassungszustände herbeiführenden Jahres nicht gelang, nach oben und nach unten hin sich mit den auftretenden Anschauungen in ein Gleichgewicht zu setzen, nahm er seinen Abschied. Im J. 1851 begleitete er den damaligen Erbgroßherzog von Oldenburg auf einer längeren Reise durch Italien, Griechenland und die Türkei. Mit einem lebendigen Sinn für Kunst und Wissenschaft verband er einen feinfühlenden Takt und ein richtiges Verständniß der fortschreitenden Bedürfnisse der Zeit. Die Wärme seines Herzens, das Wohlwollen, welches er allen ernstgemeinten Bestrebungen ohne Rücksicht auf sonstige Verhältnisse entgegen trug, erwarb ihm einen großen Kreis von Freunden und Verehrern. Im Alter von 73 Jahren verschied er am 30. Juni 1859.