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ADB:Berckholtz, Alexandra von

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Artikel „Berckholtz, Alexandra von“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 368, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Berckholtz,_Alexandra_von&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 09:57 Uhr UTC)
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Berckholtz: Alexandra v. B., Malerin, geboren am 26. August 1821 zu Riga, erhielt schon in früher Jugend durch Reisen in Italien und Frankreich die erste Anregung zur Kunst, welche durch die besten Lehrer, wie Robert Fleury in Paris (1848), Lauchert und Winterhalter, des Coudres und Canon in Karlsruhe (1854/55) genährt wurde. Seit 1865 in München, übte Piloty’s Schule (insbesondere Alexander v. Liezen-Mayer), aber auch das Vorbild der Blumenmalerin Theresa Hegg in Nizza (1877) und des Stilllebenmeisters Adam Kunz weiteren Einfluß. Mit mehr als dilettantischem Vergnügen, mit einem wahren Künstlereifer malte Fräulein v. B. viele sorgfältig ausgeführte Porträts, meist Damen aus der höheren Gesellschaft, wie die leider schon 1857 verstorbene schöne Schwester des Dichters Jos. Victor v. Scheffel, Frau Alexandra v. Bodmann, Sophie Freifrau v. Moltke († am 24. November 1878), letztere eine Schwester unserer Malerin, welche beide in feinsinniger Pflege der Kunst, als Kennerinnen der Musik und begeisterte Freundinnen von Richard Wagner’s Tondichtungen im edelsten Wetteifer sich überboten. Als weitere Porträts malte Fräulein v. B. die Gräfin v. Moy, Bertha v. Schilcher, Baronin v. Treuberg, die fascinirende Miß Florence Osborn, Freifrau v. Tiesenhausen und viele andere Zierden der damaligen Salons. Mit gleicher Gediegenheit porträtirte sie auch verschiedene Koryphäen der Kunst und Wissenschaft, darunter die Schlachtenmaler Feodor Dietz und Alexander v. Kotzebue nebst dem Sprachforscher Philipp Reiff. Daneben pflegte sie das Fach der Stillleben und der Blumenstücke, wobei sie durch geschmackvolles Arrangement und feine Farbenstimmung mit ihren alten und neuen Vorbildern rivalisirte. Niemals ermüdete sie aus den neuesten Erscheinungen des Kunstlebens Nutzen zu ziehen, um sich zu fördern und weiter zu bilden. Mit freudigem Eifer durchkostete sie alle Galerien und Ausstellungen, jedes ehrliche Streben in neidloser Anerkennung schätzend und achtend. Die Erträgnisse ihrer Kunst verwendete sie immer zu charitativen Zwecken und setzte auch einen großen Theil ihrer nicht unbeträchtlichen Mittel daran, verdienten Künstlern unter die Arme zu greifen, verzagte Naturen zu neuer Thätigkeit anzureizen und dem wirklichen Talent die Wege zu bahnen. Die Ausübung dieses ebenso neidenswerthen wie großartigen Mäcenatenthums gehörte zu den stillen Freuden dieser wahrhaft edlen Seele und zwar mit der echt evangelischen Praktik, daß die Linke nicht wußte, was die Rechte that. Gleichmäßig cultivirte sie alle Künste, erquickte sich an den Schöpfungen der neuesten Componisten, wie an den Erzeugnissen der jüngsten Dichter, Dramatiker und Tragöden. In der Ausübung ihrer humanitären Bestrebungen fand sie Trost und Hülfe der eigenen, durch gichtische Veranlagung stetig anwachsenden Leiden, welche nie ihre Geduld beugten, wol aber der Ausübung ihrer Kunst zuletzt lähmend entgegentraten. Sie entschlief am 16. März 1899 zu München. Zeitlebens war sie in unverbrüchlicher Treue ihren Freunden zugethan, eine wahre Trösterin und theilnehmende Beratherin in Freud und Leid, in guten Stunden und in schweren Tagen. Dieselbe echte deutsche Treue kettete sie auch an das kaiserliche Haus und dessen Paladine; mit der gleichen Ehrfurcht hing sie am großherzoglichen Hof von Baden, welches sie als ihre zweite Heimath liebte und schätzte.

Vgl. Jul. Meyer, Künstlerlexikon, 1885. III, 586. – Fr. v. Boetticher, Malerwerke, 1895. I, 84. – Abendblatt Nr. 76 der Allgemeinen Zeitung vom 17. März 1899.