ADB:Bitter, Karl Hermann

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Artikel „Bitter, Karl Hermann“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 2–3, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bitter,_Karl_Hermann&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 04:08 Uhr UTC)
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Bitter: Karl Hermann B., geboren am 27. Februar 1813 zu Schwedt a. d. Oder, † am 12. September 1885 zu Berlin. Sein Vater wurde bald nach des Sohnes Geburt Oberfinanzrath in Berlin und dort erhielt er seine wissenschaftliche Ausbildung, besuchte seit 1830 die Berliner Universität, dann die zu Bonn, wurde 1833 Auscultator, 1885 Regierungsreferendar in Potsdam, 1845 erfolgte seine Ernennung zum Regierungsrath in Frankfurt a. O. 1850 wurde er nach Minden versetzt. 1855 befand er sich in Paris als Mitglied der Jury bei der Pariser Weltausstellung. Seit 1856 gehörte er als königlich preußischer Bevollmächtigter der europäischen Donaucommission, die ihren Sitz in Galatz hatte, an. Nachdem er 1858 zum Geh. Regierungsrath ernannt war, erfolgte 1860 auf seinen Wunsch seine Abberufung. Er ging als Generalinspector der Rheinschifffahrt nach Mannheim, siedelte 1868 nach Berlin über und wurde 1869 Oberregierungsrath der Finanzabtheilung in Posen, 1870 erhielt er die Präfectur des Vogesendepartements, ging im Juli 1871 als Regierungspräsident nach Posen, 1872 nach Schleswig und 1876 nach Düsseldorf. Von hier aus wurde er nach Berlin als Unterstaatssecretär in das Ministerium des Innern versetzt und 1879 berief ihn Bismarck, der einen gewandten und in seine Finanzpläne völlig eingehenden Minister der Finanzen bedurfte und deshalb so oft in der Person wechselte, nach Hobrecht’s Abgange zum Finanzminister. Wie wenig Bismarck mit den Verhältnissen Bitter’s vertraut war, beweist der Umstand, daß, wie sich später zeigte, B. tief in Schulden steckte, sogar in Wucherhände gefallen sein soll. Hauptaufgabe seiner ministeriellen Thätigkeit war die weitere Durchführung des seit der Zollgesetzgebung von 1879 eingeleiteten Steuerreformplans Bismarck’s. Er bewirkte den Abschluß des Vertrages mit Hamburg wegen dessen Eintritts ins deutsche Zollgebiet; nahm wesentlichen Antheil an der Verstaatlichung der großen Privatbahnen und es gelang ihm, das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben im preußischen Budget herzustellen. Drei Jahre war er in solcher Weise ein williges und gewandtes Werkzeug Bismarck’s; 1882 mußte auch er wieder weichen. Man sollte meinen, daß ein höherer Beamter, der so herumgeworfen wird und [3] sich in verhältnißmäßig kurzer Zeit in ein ihm fremdes Fach erst einarbeiten muß, zu Nebenbeschäftigungen kaum Zeit gewinne, und doch belehrt uns das Beispiel Bitter’s gerade des Gegentheils. In seinen Mußestunden, die recht ansehnlich gewesen sein müssen, beschäftigte er sich eingehend mit Musikgeschichte und Musiker-Biographien und gab seit etwa 1865 eine große Anzahl musikhistorisch-biographischer Werke heraus, die immerhin, wenn es auch mehr Sammelarbeit als selbständige Forschung war, viel Zeit und ein andauerndes Studium bedurften. Sein bestes Werk in Hinsicht eigener Quellenstudien ist die „Biographie Karl Philipp Emanuel Bach’s und Friedemann Bach’s und seiner Brüder“, mit Porträts, Facsimile, sowie zahlreichen Musikbeilagen, 2 Bände in gr. 8°. Berlin 1865. Rechnet man den unbehülflichen Stil ab, der seinen Schriften nicht zur Zierde gereicht, sondern das Lesen derselben erschwert, so muß man doch anerkennen, daß er hier mit Fleiß und Sorgsamkeit die Quellen studirt hat, wenn auch noch manches zu wünschen übrig bleibt. Allen übrigen Schriften, deren er noch acht veröffentlichte, kann man dies nicht nachsagen. Seine zweibändige Sebastian Bach-Biographie verräth den flüchtigen Dilettanten nur allzusehr. Ein gleiches Urtheil verdienen sein „Mozart’s Don Juan und Gluck’s Iphigenie“ (1866), „Beiträge zur Geschichte des Oratoriums“ (1872), „Stabat mater, eine Studie“, „Die Reform der Oper durch Gluck und Wagner“ (1884), „Vergessene Opern“. Auch gab er Karl Löwe’s Selbstbiographie mit Zusätzen heraus (1870), ferner Lieder von Seb. Bach und vier Hefte geistliche Lieder von K. Ph. Emanuel Bach. 1885 erschienen kleinere Arbeiten als „Gesammelte Schriften“.

Mendel-Reißmann’s Musiker-Lexikon, welches Daten, von Bitter selbst niedergeschrieben, enthält.