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ADB:Bode, Johann

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Artikel „Bode, Johann Joachim Christoph“ von Hermann Hettner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 795–796, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bode,_Johann&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 02:15 Uhr UTC)
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Bode, Johann Justus
Band 2 (1875), S. 795–796 (Quelle).
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Bode: Johann Joachim Christoph B., geb. zu Braunschweig 16. Jan. 1730, † 13. Dec. 1793, war weder in der Wissenschaft noch in der Dichtung von selbständiger Schöpferkraft; trotzdem ist er durch seinen edlen warmen Eifer für die höchsten Zwecke der Menschheit, durch seine feinsinnigen Uebersetzungen fremder Litteraturwerke, durch sein weitgreifendes gemeinnütziges Wirken einer der achtungswerthesten Vorkämpfer und Verbreiter der deutschen Aufklärungsbestrebungen des 18. Jahrhunderts geworden. Er hatte sich aus den dürftigsten Anfängen herausarbeiten müssen. Sohn eines armen Soldaten, der später in Schöppenstädt Ziegelstreicher wurde, selbst aber zu körperlicher Arbeit ungeschickt, entschloß sich der Knabe, dessen Unterricht nur im Lesen und Schreiben bestanden hatte, sich der Musik zu widmen. In Braunschweig erwarb er sich tüchtige Fertigkeit auf mehreren Blas- und Saiteninstrumenten und wurde Militärhautboist. Obleich er, noch nicht zwanzig Jahre alt, durch eine unüberlegte Heirath sich in die drängendsten Sorgen gestürzt hatte, verfolgte er doch sein Ziel wacker, ging 1750 nach Helmstädt, um bei einem dort wohnenden Bassonvirtuosen Unterricht zu nehmen, und trat 1752 in Celle als Hautboist in hannöversche Dienste. Hier machte er sich sogar als Componist bemerkbar. Inzwischen aber hatten sich schon seine litterarischen Neigungen vorgedrängt, da er sowohl in Helmstädt wie in Celle günstige Gelegenheit gefunden hatte, mehrere fremde Sprachen zu lernen. Nachdem er durch den plötzlichen Tod seiner Frau und seiner drei Kinder wieder ein freier Mann geworden, nahm er daher seinen Abschied und zog 1757 nach Hamburg; er durfte hoffen, dort musikalische und schriftstellerische Thätigkeit miteinander verbinden zu können. Und diese Hoffnung erfüllte sich über Erwarten. Eine seiner Musikschülerinnen bot ihm ihre Hand und brachte ihm ein reiches Vermögen als Mitgabe; und durch die von ihm in den Jahren 1762 und 1763 geführte Redaction des Hamburgischen unparteiischen Correspondenten gewann er sich schnell eine angesehene litterarische [796] Stellung. Sein junges Eheglück wurde zwar schon nach kurzer Zeit durch den jähen Tod seiner Gattin gelöst; aber B. blieb, obgleich er einen beträchtlichen Theil des Vermögens an die Verwandten zurückgab, fortan unabhängig. Im J. 1768 verheirathete er sich zum dritten Mal, doch wurde auch diese Ehe bald wieder durch den Tod getrennt. Die wärmste Freundschaft verband ihn mit den besten Männern Hamburgs, mit Alberti, Basedow, Klopstock, Gerstenberg und namentlich mit Lessing, mit dem er sogar den freilich bald scheiternden Versuch einer eigenen Buchhandlung und Buchdruckerei unternahm. Und unter diesen geistvollen Anregungen entstanden jene feinsinnigen Uebersetzungen der englischen Humoristen Sterne, Goldsmith, Smollet, deren Einfluß auf die deutsche Litteratur um so höher anzuschlagen ist, wenn wir bedenken, welche begeisterte Vorliebe ein Lessing und Goethe den Dichtungen Sterne’s und Goldsmith’s zuwendeten und welch einen großen Antheil an der Gefühlsvertiefung der sogenannten Sturm- und Drangperiode die Bekanntschaft mit Sterne und Goldsmith gehabt hat. Es ist bekannt, daß es Lessing war, welcher für die Uebersetzung der Sentimental journey Sterne’s das deutsche Wort „empfindsame“ schuf. Zugleich aber hatte sich B. noch eine andere unmittelbarer in das Leben eingreifende Wirksamkeit gesucht, welcher er die wärmste Begeisterung und die unermüdlichste Thätigkeit entgegentrug. Er war ein begeisterter Apostel des Freimaurerthums in jenem idealen Sinn, in welchem selbst die Größten des Aufklärungszeitalters das Maurerthum als eine Propaganda reiner und liebekräftiger Humanität betrachteten, und wie er einer der eifrigsten Führer des Maurerthums war, wurde er auch später (unter den Namen Amelius) einer der mächtigsten Führer des von Weishaupt in Ingolstadt neugegründeten Illuminatenordens, da beide Orden immer weitere Verbreitung vernünftiger Aufklärung und sittlicher Werkthätigkeit zum gemeinsamen Zweck hatten und daher mit vollem Recht einer allmählichen Bereinigung zustrebten. Und diese Thätigkeit erfüllte ihn auch fast ganz ausschließlich, nachdem er 1778 als Geschäftsführer der Gräfin Bernstorff, der Wittwe des großen dänischen Staatsministers, nach Weimar übergesiedelt war; doch stammt aus dieser Zeit noch seine meisterhafte Montaigneübersetzung und die Uebersetzung von Fielding’s Tom Jones. In Weimar starb B. Die neue Zeit war über ihn hinweggegangen; wir finden nicht, daß er mit Goethe in näherem Verkehr war. Aber das liebevolle Andenken Aller folgte ihm, und dies liebevolle Andenken bleibt ihm auch bei der Nachwelt gesichert.