ADB:Bogislaw I.

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Artikel „Bogislaw I.“ von Gottfried von Bülow in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 40–41, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bogislaw_I.&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 21:08 Uhr UTC)
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Bogislav I., Herzog von Pommern, † 1187. Aeltester Sohn Herzogs Wartislav I., wurde von dem Pommernapostel Bischof Otto von Bamberg getauft und scheint nach dem Tode des Vaters (1136) bis zu dem des Oheims Ratibor (1155 oder 1156), der als Geschlechtsältester die Leitung der Regierung hatte, keinen Antheil an den Geschäften genommen zu haben. Danach lebte er mit seinem Bruder Casimir derart in getheilter Regierung, daß er selbst die Länder Stettin und Usedom, jener Demmin, Cammin und Wollin erhielt, während die übrigen beiden gemeinschaftlich waren, und die Söhne Ratibors die Gebiete Schlawe und Stolp für sich hatten. Obgleich Pommern für das Christenthum gewonnen war, mußte B. doch in seiner Jugend einen Kriegszug deutscher Kreuzfahrer in sein Gebiet erleben, der bis vor Stettin kam. Noch schwerer empfand er die Hand des Sachsenherzogs Heinrichs des Löwen, der Demmin zerstörte und ihn zur Unterwerfung zwang. B. betheiligte sich 1168 an dem zur Christianisirung Rügens unternommenen Zuge des Dänenkönigs Waldemar gegen die Ranen, deren Feste Arcona durch seine und Casimirs Beihülfe zur Uebergabe genöthigt ward. Als Heinrich der Löwe sich wegen der hierbei gewonnenen Beute mit König Waldemar entzweite, wandte sich der letztere gegen B. als des Herzogs Bundesgenossen und schlug ihn bei Wollin. An der Wahl des Mönchs Berno zum Bischof von Schwerin nahm auch B. Theil, obgleich seine Länder nicht in dem bei dieser Gelegenheit bestimmt umgrenzten Sprengel desselben lagen. Bei der Bestätigung des Bisthums durch den Kaiser Friedrich I. am 2. Jan. 1170 wurde B. in den deutschen Reichsfürstenstand erhoben. Der Krieg mit Dänemark dauerte, wenn auch mit Unterbrechungen, fort, etwa 1174 drangen die dänischen Schiffe in die pommerschen Gewässer und zerstörten zum zweiten Male Wollin, von wo das Bisthum daher der Sicherheit wegen nach dem festeren Cammin verlegt wurde. Der Sturz Heinrichs des Löwen ließ Pommern unberührt, da Casimir, des Herzogs Freund, Ende 1180 gestorben war und B., nunmehr Erbe von ganz Pommern, schon durch seine zweite Gemahlin, eine Verwandte des Kaisers, enger an diesen geknüpft war. 1181 fand in Folge dessen zu Lübeck die Belehnung Bogislavs mit Pommern als Herzog von Slavien durch den Kaiser statt. Das Zerwürfniß des letzteren mit Dänemark verwickelte aber auch Pommern in neuen Krieg mit König Knud, der nach dem am 12. Mai 1182 erfolgten Tode Waldemars daselbst herrschte. Eigene Mißhelligkeiten Bogislavs mit dem Fürsten Jaromar von Rügen wegen des Landes Triebsees trugen auch dazu bei. Den Angriff einer pommerschen Flotte gegen Rügen schlug am 2. Pfingstfeiertage (21. Mai) 1184 Bischof Absalon völlig zurück und im Herbst dieses sowie im folgenden Jahre unternahmen der Bischof und König Knud so verheerende Züge durch Pommern, daß B. sich vor Cammin, dessen Erstürmung nur auf demüthige Verwendung der Domherren unterblieb, dem Könige vollständig unterwerfen und mit Gemahlin, Kindern und den Vornehmen des Landes die Huldigung als seinem Lehnsherrn leisten mußte. Um Ostern des folgenden Jahres 1186 trug er ihm auch in Dänemark selbst feierlich das Reichsschwert vor. Trotz dieser Abhängigkeit vom fremden Lande in den letzten Jahren seines Lebens hat B. doch das Verdienst, daß durch ihn die Verbindung Pommerns mit Deutschland geknüpft wurde. Zur Ausbreitung des Christenthums trug B. wesentlich bei, bewidmete die von seinem Oheim und Bruder gestifteten Klöster, gründete selbst das Kloster Gramzow in der Uckermark und installirte den Johanniterorden zu Stargard an der Ihna. Das Andenken des Bekehrers der Pommern, Bischof Otto, ehrte er dadurch, daß er dem Kloster Michaelsberg bei [41] Bamberg zum Grabmal des Heiligen eine bedeutende Wachshebung aus seinem Lande bewilligte. B. starb am 18. März 1187 in Saßnitz bei Warp und wurde im Kloster zu Usedom begraben. Er war zweimal vermählt, zuerst mit Walpurgis, einer Fürstentochter von vielleicht dänischer Abkunft, dann 1177 mit Anastasia, Tochter des Herzogs Mieczislav III. von Polen. Aus dieser Ehe überlebten ihn zwei Söhne, Bogislav II., später Herzog von Pommern-Stettin, und Casimir II., später Herzog von Pommern-Demmin, für welche die Mutter bis 1194 die Vormundschaft führte und sich dann in das Kloster Marienbusch bei Treptow a. R. begab, wo sie nach dem 31. Mai 1240 starb.

Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern, Bd. II. Giesebrecht, Wendische Geschichten, Bd. I.