Zum Inhalt springen

ADB:Berno

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Berno“ von Ludwig Fromm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 467–469, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Berno&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 11:47 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Bern
Band 2 (1875), S. 467–469 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Berno in der Wikipedia
Berno in Wikidata
GND-Nummer 13566733X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|2|467|469|Berno|Ludwig Fromm|ADB:Berno}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=13566733X}}    

Berno, Mönch des Cistercienserklosters zu Amelungsborn, aus edlem Geschlechte stammend, † 1190 oder 1191, wurde im J. 1155 vom Herzoge Heinrich dem Löwen von Sachsen zum (Missions-)Bischofe von Mecklenburg ernannt und vom Papste Hadrian zum Bischofe geweiht, damit er die wendische heidnische Bevölkerung dieses Landes zum Christenthum bekehre. Er wurde der erste wirkliche Bischof des Landes; denn Emmehard, welcher am 10. oder 11. Oct. 1149 vom Erzbischofe Hartwig von Bremen zum Bischofe von Mecklenburg geweiht und auch zu den Heiden ausgesandt worden, ist zu gar keiner Thätigkeit und [468] Geltung gelangt und starb im J. 1155. Bei Berno’s Ernennung hing die ganze wendische Bevölkerung des Landes noch am Götzendienst; er begann aber seine Mission persönlich, durch keine Schwierigkeiten geschreckt, nur mußte er, weil der Ort Mecklenburg, wo bisher sein Sitz gewesen, den Feindseligkeiten der Wenden zu sehr ausgesetzt war, diesen wahrscheinlich schon im J. 1158 nach dem geschützteren Orte Schwerin verlegen. Von hier aus „predigte er kräftiger dem Volke, das in der Finsterniß saß, das Licht des Glaubens“ (Urk. Kais. Friedrichs von 1170), und als Heinrich der Löwe, nach Unterwerfung des Landes, im J. 1160 an Stelle der wendischen Ansiedelung die deutsche Stadt Schwerin gründete, da gewann B. den sicheren Schutz des deutschen Statthalters Guncelin von Hagen und eine christliche Gemeinde in der ersten Bevölkerung der Stadt. Im J. 1164 hatte er schon einige andere Geistliche in Schwerin bei sich. B. selbst zog predigend und taufend im Lande umher, zerstörte die Götzenbilder, gründete Kirchen und drang, unter vielem Hohn und Mißhandlungen, bis Demmin vor (Urk. Kais. Friedrichs I.). Freilich wurde seine Saat durch die häufigen Erhebungen der Wenden gegen die Herrschaft der Sachsen oftmals wieder vernichtet; aber vielleicht hatte der Wendenfürst Pribislav selbst schon im J. 1163 die Taufe angenommen, und aus allen Empörungen ging doch das Christenthum immer etwas kräftiger wieder hervor, so daß im J. 1166 schon die Ausdehnung des schwerinischen Sprengels bis zur Peenemündung in Aussicht genommen werden konnte, und wahrscheinlich auf Berno’s Betrieb wurde der Kreuzzug gegen Rügen, den Heerd der Götzenverehrung, im J. 1168 unternommen, welcher mit der Unterwerfung und massenhaften Taufe der Ruganer endigte. – Zu Anfang des Jahres 1170 gewann B. vom Kaiser Friedrich zu Frankfurt, wohin er sich selbst begeben hatte und wo auch Herzog Heinrich anwesend war, die Bestätigung seines Sprengels. In der betreffenden Urkunde wird zu diesem Sprengel auch „das Land der Ruganer, soweit es zur Herrschaft des Herzogs von Sachsen gehörte,“ gerechnet; dieser Ausdruck bezieht sich nur darauf, daß Heinrich und B. die Hälfte des Tributs aus Rügen beanspruchten, die ihnen auch im Friedensschlusse mit dem Dänenkönig Waldemar am 24. Juni 1171 zugestanden wurde; auf der Insel selbst hat aber B. nie Diöcesanrechte ausgeübt, auch weder er noch seine Nachfolger solche beansprucht (die terra Ruganorum, welche später einen Theil des Schweriner Bisthums bildete und diesem auch dann verblieb, als es Circipanien, einen großen Theil von Vorpommern und des Tollenserlandes, und Mizerez an das Kaminer Bisthum abtreten mußte, war das Land Triebsees etc.). Am 9. Sept. 1171 fand die Weihe der Stiftskirche zu Schwerin statt, in Folge deren nun auch die Gründung eines Domcapitels vorgenommen wurde, dessen vollständige Einrichtung aber erst einige Jahre später geschehen sein wird. Kurz vorher war das Cistercienser-Mönchskloster Alt-Doberan (Althof bei Doberan) durch den Fürsten Pribislav unter Berno’s Betheiligung gestiftet und am 1. März 1171 von einem Convent bezogen worden; auch das Kloster Dargun wurde am 25. Juni 1172 für Cisterciensermönche aus dem Kloster Esrom auf Seeland gestiftet, ohne Berno’s Vermittelung wol, jedoch weihete dieser am 30. Novbr. 1173 den ersten Altar in der dortigen Capelle und bestätigte das Kloster. Am 1. Febr. 1177 hielt B. eine General-Synode in Schwerin, und zu Anfange des Jahres 1178 reiste er „unter vielen Mühseligkeiten“ selbst nach Rom, wo Papst Alexander III. ihm um Mitte März für das Bisthum Schwerin und dessen Sprengel eine Confirmations-Urkunde ausstellte. Um das Weihnachtsfest 1178 machte B. sich abermals nach Rom auf, um dem zum 18. Februar 1179 ausgeschriebenen, am 5. März d. J. eröffneten allgemeinen Concil beizuwohnen, dessen Beschlüsse vom 19. März er mit unterschrieben hat. – Während dieser Reise war unglücklicher Weise der Fürst Pribislav von Mecklenburg am 30. Dec. [469] 1778[1] in Folge eines unglücklichen Sturzes beim Turnier zu Lüneburg gestorben, und nun rief sein Tod neue Kriege und innere Verwickelungen hervor, während welcher am 10. Novbr. 1179 das Kloster Doberan verwüstet und seine ganze Bevölkerung von 78 Personen ermordet, auch das Kloster Dargun von seinen Bewohnern verlassen wurde und in Verfall gerieth. Als nun auch dem Herzoge Heinrich auf dem Hoftage zu Würzburg 1180 durch einmüthigen Spruch der Fürsten seine beiden Herzogthümer und alle Lehen vom Reiche und von den Bischöfen abgesprochen wurden, erlosch zwar auch des Bischofs B. Lehnsverhältniß zu ihm, und wurde dieser ein unmittelbarer Reichsfürst, jedoch fehlte ihm nun auch des Herzogs mächtiger Schutz und schien die ganze Schöpfung des Bisthums in Frage gestellt. B. begab sich selbst auf den Hoftag zu Erfurt, Ende November 1181, und erwirkte hier eine kaiserliche Bestätigungs-Urkunde vom 2. Decbr. über sein Stiftsgut. Auch den Hoftag zu Altenburg im J. 1183 besuchte er persönlich. Dadurch war seine Stellung nach außen gesichert; in Mecklenburg selbst beruhigten sich die Verhältnisse erst später, indessen hatte doch auch hier das Christenthum schon feste Wurzel gefaßt und in dem Fürsten Heinrich Borwin I. (seit 1181) einen kräftigen Träger. Die Wiederaufrichtung des Klosters Doberan (an dem jetzigen Orte dieses Namens) konnte B. freilich erst im J. 1186 unter Vermittelung des Fürsten vornehmen, und privilegirt wurde es erst im J. 1192, während Dargun erst im J. 1209 von Doberan aus wieder bevölkert wurde; aber das Christenthum selbst war im Lande siegreich hervorgegangen, und B. verwandte vermuthlich die letzten Jahre seines Lebens auf dessen innere Entfaltung. Er starb am 27. Jan. des Jahres 1190 oder 1191.

F. Wigger, Berno, der erste Bischof von Schwerin etc. in Lisch, Meckl. Jahrb. XXVIII. S. 3–278.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 469. Z. 1 v. o. l.: 1178 st. 1778. [Bd. 2, S. 798]