ADB:Cratander, Andreas
Panzer in seinen lateinischen Annales typographici mehr als 130 auf.) Es sind ganz vorwiegend Werke wissenschaftlichen Charakters, vor allem griechische und lateinische Classiker, auch erstere in der Ursprache, dann Ausgaben des griechischen Neuen Testaments und der lateinischen Bibel sowie Kirchenväter, endlich auch Schriften zeitgenössischer Gelehrter, der Humanisten und nicht zuletzt der Reformatoren, vor allem Oekolampad’s. C. besaß gelehrte Bildung und war befreundet mit vielen Gelehrten, die er z. Th. in seinem Hause gastlich aufnahm. Das wußte er für seine Zwecke zu verwerthen und mehr als einen hat er in den Dienst seiner Presse gezogen. Er scheint überhaupt ein Mann des selbständigen Vorgehens gewesen zu sein und wenn Albanus Torinus Recht hat (Vorrede zu der Theokritausgabe von 1530, Blatt a 2a), so wurde auch die Auswahl der herauszugebenden Autoren wesentlich von ihm selbst getroffen. Daß dieser Mann sich auch die Anwesenheit eines Künstlers wie Hans Holbein zu Nutze machte, ist wohl begreiflich. Seine Drucke zeigen mehr als einen Schmuck, der dem Zeichenstift des großen Malers entstammt, auch das Druckerwappen Cratander’s, das die „Gelegenheit“ (Occasio) in Gestalt einer nackten Frau mit fliegendem Haar auf einer rollenden Kugel darstellt, rührt wol von Holbein her. Wenn nach dem Gesagten C. sein Geschäft in großem Stil zu treiben verstand, so darf doch andererseits nicht verschwiegen werden, daß er nicht selten auch zum Nachdruck griff, so sehr er seinerseits über den Nachdruck seiner Verlagswerke durch Andere sich beklagte (vgl. z. B. seine an die Buchdrucker gerichtete Vorbemerkung zu Oekolampad’s lateinischem Commentar zum Jesaja von 1526). Was die persönlichen Verhältnisse dieses Druckers betrifft, so weiß man über seine frühere Zeit nichts, wenn nicht Bernoulli’s Vermuthung zutrifft, daß er mit dem in den Basler Archiven öfter vorkommenden Andreas Hartmann von Straßburg identisch ist. Aber so unwahrscheinlich es klingt, daß ein Mann, der wie dieser Hartmann seit 1505 bald in Straßburg, bald in Basel sich als „Trukergesell“ herumdrückte und 1511 schon verwittwet war, im dritten und vierten Jahrzehnt des Jahrhunderts noch die Rolle Cratander’s gespielt hat, [541] so wird doch Bernoulli Recht behalten. Hinsichtlich der Begründung verweisen wir auf dessen Ausführungen (s. u.) und fügen nur bei, daß auch der Druckergeselle Andreas Hartmann sich schließlich als gelehrter Mann entpuppt, denn das Repertorium, das in Adam Petri’s Ausgabe des Ambrosius von 1516 sich findet, laut der Vorbemerkung von „Andreas Hartmanni Argentensis“ gefertigt. Hier sehen wir den Druckergehülfen also bereits zum Corrector vorgerückt, und es ist nur noch ein kleiner Schritt wenn er zwei Jahre später selbständig druckt unter der gräcisirten Namensform Cratander. Nur in den ersten Monaten dieser selbständigen Thätigkeit ist er mit Servatius Cruftanus vereint, der bald darauf in Köln auftaucht; dann betrieb er das Geschäft mit ganz vorübergehenden Ausnahmen, allein, bis er 1536, veranlaßt durch seine Frau, der der Buchdruck zu wenig war, sich entschloß, die Druckerei an einige Basler (Thomas Platter, Joh. Oporin, Rob. Winter und Balth. Ruch, die zu solchem Zwecke sich vereinigt hatten) zu verkaufen. Er führte von da ab nur noch den Buchhandel weiter in Gemeinschaft mit seinem Sohne Polykarp. Doch muß er, nach Th. Platter’s Darstellung zu schließen, wenige Jahre später gestorben sein; damit stimmt, daß es von Andr. Hartmann im Heizgeldrodel der Safranzunft beim Jahr 1540 ausdrücklich heißt: „Anderes Hartmann trucker ist tod“.
Cratander: Andreas C., ein Basler Buchdrucker, dessen Name uns auf vielen Drucken der Reformationszeit begegnet. Denn die Zahl der in den Jahren 1518–1535 aus seiner Werkstätte hervorgegangenen Druckschriften beträgt wenig gerechnet 150. (Sie sind noch nirgends zusammengestellt, doch führt allein- Vgl. außer den Bibliographien von Panzer, Weller, Weigel-Kuczynski u. s. w. Heitz-Bernoulli, Basler Büchermarken, 1895, S. XXIV f. 58–65 und von den dort angegebenen Quellen bes. Th. Platter’s Selbstbiographie, Ausg. v. Boos, 1878 (Register) und Stehlein’s Regesten z. Gesch. d. deutschen Buchdrucks im Archiv f. Gesch. d. deutschen Buchhandels XIV, 1891 (Reg.). Ferner Vorhauer’s Register zu Bd. 1–20 des gen. Archivs, 1898. – Inbetreff des bildlichen Schmuckes vgl. Woltmann, Hans Holbein und seine Zeit, 2. Aufl., Bd. 1. 2, 1874–76, und Butsch, Bücher-Ornamentik d. Renaissance, S. 40 f., Taf. 60, 64, 65.