Zum Inhalt springen

ADB:Cromberger, Kaspar

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kromberger, Jakob“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 182–183, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cromberger,_Kaspar&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 20:05 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Krombholz, Anton
Band 17 (1883), S. 182–183 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Jakob Cromberger in der Wikipedia
Jakob Cromberger in Wikidata
GND-Nummer 138713863
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|182|183|Kromberger, Jakob|Jakob Franck|ADB:Cromberger, Kaspar}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138713863}}    

Kromberger: Jakob K., deutscher Buchdrucker zu Sevilla und Lissabon zu Anfang des 16. Jahrhunderts. Ort und Zeit seiner Geburt können nicht festgestellt werden, ebenso wenig sein Todesjahr, auch wissen wir nichts von seiner Jugendgeschichte und in welcher Weise er die Fertigkeiten erwarb, die ihm, jedoch mehr seinem Nachfolger Johann K., einen hervorragenden Platz unter den ersten und tüchtigsten Buchdruckern der spanischen Halbinsel gesichert haben. Nachdem schon vor ihm in Spanien zwei deutsche Landsleute und zwar zu Saragossa Matthias Flander seit 1475 und zu Valencia Lambert Palmert (Palomar) seit 1477 thätig gewesen waren, ließ sich auch K., wann ist ungewiß, in Sevilla nieder. Im J. 1508 aber berief ihn der portugiesische König Dom Manuel nach Lissabon und verlieh ihm wie allen fremden Buchdruckern, die sich in seinem Lande niederlassen wollten, den Titel „Ritter des königlichen Hauses“. Jedoch mußten sie den Nachweis erbringen, daß sie im Besitze von 2000 Dublonen in Gold sowie daß sie Altchristen (christãos velhos) seien. Zugleich mit Jakob, so scheint es, war auch, sei es ein Sohn oder Verwandter gewesen, nach Sevilla gekommen Johann K., dem zugleich der Ruhm gebührt, als der erste die Kunst Guttenberg’s in Mexico eingeführt zu haben. Im J. 1535 nämlich war Antonio de Mendoza als spanischer Vicekönig dahin gekommen und hatte Johann K. in Sevilla den Auftrag gegeben, eine Druckerei daselbst einzurichten, welchem Auftrage dieser auch nachkam. Zwar hatten ältere spanische Geschichtschreiber und Bibliographen lange Zeit angenommen, daß der Druck des Buches „Vocabulario en lingua Castellana y Mexicana“ 1571 des Franciscaners Alonso de Molina das erste Buch und Antonio de Spinosa der erste Drucker gewesen sei; dem Buche selbst, das, aus zwei Theilen bestehend, 568 Seiten in Folio umfaßt, war schon 1569 die Druckerlaubniß ertheilt worden und mit dieser Jahrzahl ist auch die Vorrede datirt. Nebenbei sei hier bemerkt, daß dieses bedeutende Werk auf Veranlassung des Dr. Jul. Platzmann in Leipzig zugleich mit einer Anzahl anderer der ältesten grammatikalischen Schriften Mexico’s in ganz genauer Reproduction, ausgeführt durch die W. Drugulin’sche Officin in Leipzig, herausgegeben wurde. Und ebenso sollte nach anderen älteren Quellen der erste Drucker in Mexico ein Spanier, Juan Pablos, schon 1540 gewesen sein. Aber beide Annahmen haben in neuerer und neuester Zeit ihre gründliche Widerlegung gefunden. Die erstere dadurch, daß, nachdem zuerst ein Druck des Johann K., „Doctrina christiana“, aus den Jahren 1544, mit gothischer Schrift ausgeführt, aufgefunden worden war, später noch weitere sechs Drucke desselben älteren Datums entdeckt wurden. Sein erstes Buch nämlich „Manual de adultos“, von welchem jedoch nur die letzten Blätter erhalten wurden, stammt schon aus dem Jahre 1540, und das zweite „Relacion del espantable terremoto … de Guatemala“ erschien 1541; ein Exemplar dieses letzteren wurde in Leipzig 1869 in der Versteigerung Andrade (Bibliothek des unglücklichen Kaisers Maximilian von Mexico) von dem British Museum für 2250 Mark angekauft. Was die zweite Behauptung anbelangt, so kann Pablos nur mit einem gewissen Vorbehalte als erster Drucker der neuen Welt betrachtet werden: er wurde einfach von K., um Mendoza’s Auftrag auszuführen, als sein Factor dahin gesendet und druckte in dieser Eigenschaft dort um das Jahr 1537 die „Escala esperitual para llegar al cielo“, K. aber war sonach immer die erste Druckfirma in Mexico. Dieser letztere verblieb für seine Person in Sevilla, und auch, nachdem er vor 1541 daselbst gestorben war, wurden in seinem Geschäfte daselbst noch Bücher mit seinem Namen gedruckt. Pablos aber erwarb erst gegen 1550 das mexicanische Geschäft zu eigen, denn in diesem Jahre erscheint seine Firma zuerst auf einer „Doctrina Christiana“ und in späteren Jahren noch öfters. Nach Icazbalceta[WS 1] a. a. O. wurden aus der Zeit von 1540–1600 in Mexico 93 und in Peru [183] 7 Werke gedruckt. – Wir vervollständigen diese Mittheilung kürzlich noch durch die Namen auch der übrigen deutschen Drucker in Spanien und Portugal im 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Denn auch in diesen Ländern geschah, wie fast überall, die Einführung der Buchdruckerkunst durch Deutsche, wiewol allerdings Portugal die schwachen Anfänge derselben einheimischen Juden, deren rasche Fort- und Ausbildung aber unseren Landsleuten verdankt. Außer den bereits erwähnten M. Flander, L. Palmert und den beiden K. arbeiteten in Spanien und zwar in Barcelona: Petrus Brunus und Nicolaus Spindeler, welche hier 1478 das erste Buch „Th. de Aquino Comment. in libr. ethic. Aristotelis“ druckten. Allerdings wird (Serapeum 1847, 114) auf der Bibliothek der Akademie daselbst ein Büchelchen in Octav (50 Seiten) aufbewahrt, eine lateinische Grammatik des Bartholomeus Mates, das zwar äußerlich ein sehr hohes Alter anzeigt, aber die Unterschrift: „mira arte impress. per Johannem Gherling alamanum finit. Barcynone nonis octobris anni a nativitate Christi MCCCCLXVIII“ (1468) erregt doch billig Bedenken. Denn obgleich ohne Frage die Einführung der Buchdruckerkunst in Spanien sehr früh erfolgte, so scheinen doch, wie dies gar nicht selten (wir haben dies in anderen Artikeln zur Genüge nachgewiesen) auch anderswo vorgekommen ist, in dem Datum eine oder gar zwei X ausgefallen zu sein, so daß eigentlich 1478 oder 1488 zu lesen wäre. Was diesen Drucker selbst anbelangt, so war er ohne Zweifel einer der wandernden deutschen Buchdrucker, die ihre Pressen bald hier, bald dort aufschlugen. Später treffen wir ihn in Portugal wieder, wo er zu Braga 1494 ein Breviarium Bracharense druckte, in diesem Lande seine einzige und deshalb wichtige Leistung, weil darin die Gebete und Hymnen nach dem Ritus der Mosaraber, einer Christengemeinde, die unter der Maurenherrschaft fast ohne jede Verbindung mit Rom fortbestanden hatte, enthalten sind. In der Stadt Burgos waren thätig außer P. Brunus 1485 Friedrich Biel von Basel von 1485–1517, nachdem er zuerst in seiner Vaterstadt in Gemeinschaft mit Michael Wensler die Briefe Gasparini’s von Bergamo ohne Jahreszahl hatte erscheinen lassen. In Saragossa schlugen ihre Pressen auf: Paul Huros von Konstanz von 1485–1499, in Sevilla Paul von Köln 1490–1491 und Johann Pegnitzer von Nürnberg 1491–1500 und in Valencia 1496 Nikolaus von Sachsen. Im Kloster Monserrat endlich war Johann Luschmer in den Jahren 1499–1500 beschäftigt und kehrte dann in sein Vaterland zurück. Was Portugal anbetrifft, so druckten und zwar in Lissabon: Nikolaus von Sachsen und Valentin von Mähren (Valentin de Moravia), der erstere 1495, der letztere 1495–1513, in Setuval 1509 Hermann von Kempen (Armão de Campos, Alema), der später nach Lissabon übersiedelte, in welch’ letzterer Stadt auch, jedoch erst seit dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, Joãs Blario de Colonia Agrippina (Köln) als Hofbuchdrucker thätig war und bis 1556 36 Werke erscheinen ließ; des Joh. Gherling zu Braga wurde bereits gedacht. Die älteren portugiesischen Drucke zählen zu den größten bibliographischen Seltenheiten und unter den 739 Inkunabeln der Bibliothek zu Lissabon befinden sich nur vier portugiesische und jene zu Oporto, im Besitze von 109 Wiegendrucken, weist deren blos zwei portugiesische auf.

Lorck, Handbuch d. Gesch. d. Buchdruckerkunst, I. 61–65, 189–192 nach den Vorlagen: V. Salva, Catalogue of Spanish and Portuguese books, Lond. 1826–1829. J. F. Nee de la Rochelle, Recherches hist. et crit. sur l’établiss. de l’art typogr. en Espagne et en Portugal, Par. 1830. Fr. Mendez, Tipografia española, Madr. 1861–1866. Deutsche Buchdrucker des 15. und 16. Jahrh. in Portugal (Augsb. Allgem. Ztg. 1878, Nr. 49). Joach. Garcia Icazbalceta, Apuntes para un catalogo de Escritores en lenguas indigenos de America, Mexiko 1866.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Joaquín García Icazbalceta (1824–1894), mexikanischer Philologe und Historiker