ADB:Dahler, Johann Georg

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Artikel „Dahler, Johann Georg“ von Carl Gustav Adolf Siegfried in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 692–693, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dahler,_Johann_Georg&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 07:41 Uhr UTC)
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Dahler: Johann Georg D., geb. 7. Dec. 1760 zu Straßburg im Elsaß, † 28. Juni 1832, empfing die erste Bildung auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt und besuchte sodann ebendaselbst die akademischen Vorlesungen. Von den Lehrern der Universität wirkten vorzugsweise Oberlin, Blessig[WS 1] und am bedeutendsten Schweighäuser auf ihn ein. Dem Gedächtniß der letzteren beiden Lehrer setzte er in den Reden: „Memoria Laurentii Blessig“ 1806 und „Memoriae J. Schweighaeuseri sacrum“ 1832 ehrende Denkmale. – Mit einer kritischen [693] Beleuchtung des Appian („Exercitat. in Appianum“, abgedruckt in Schweighäuser’s Opuscula acad. Vol. I) erwarb er sich 1779 den Grad eines Magisters in der philosophischen Facultät. – Hierauf zur Theologie übergehend, wendete er sich vorzugsweise den biblisch-kritischen Forschungen zu und zwar beschäftigte er sich eingehender mit der Prüfung des Werthes der auf der St. Marcus-Bibliothek zu Venedig befindlichen griechischen Uebersetzung des Pentateuch, der Proverbien, des Buchs Ruth, des hohen Liedes, des sogen. Predigers, der Klagelieder und des Daniel. Nachdem er 1785 schon einige Anmerkungen über diese Uebersetzung zu Sprüchen c. 10–24 veröffentlicht hatte, trat er 1786 mit seinen „Animadversiones in versionem graecam Proverbiorum Salomonis ex veneta S. Marci bibliotheca nuper editam“. In dieser Schrift sind aus den von Villoison 1784 herausgegebenen Stücken dieser Uebersetzung zunächst die Proverbien berücksichtigt und die wichtigsten kritischen Bemerkungen über dieselben aus verschiedenen Recensionen zusammengetragen (s. d. einzelnen Nachweisungen bei Rosenmüller, Handbuch für die Litteratur der biblischen Kritik, Bd. II. S. 472); dazu sind eigene Bemerkungen gefügt, in denen seltene Worte erläutert und die Erklärungen des Uebersetzers beleuchtet werden. Man sah daraus, was man freilich im allgemeinen schon vorher wußte, daß diese dem hebräischen Text sklavisch folgende Uebersetzung für biblische Kritik äußerst geringen Gewinn bietet (s. Eichhorn, Einleitung in das A. T. Bd. I. S. 567 ff.). Hierauf bereiste D. die Universitäten zu Tübingen und Jena, wo er besonders den damals dort lehrenden Eichhorn hörte, in dessen Auftrage und nach dessen Dictaten er ein „Handbuch der Geschichte der Litteratur und Kunst“ 1788 herausgab. Er folgte diesem Lehrer auch nach Göttingen, wo er noch Heyne kennen lernte. 1791 erhielt er ein Predigtamt zu Straßburg und bald darauf auch ein Lehramt am Gymnasium. 1793 ward er Professor der griechischen Sprache an demselben und Director des theologischen Convictes von St. Wilhelm. 1797 begann er öffentliche Vorlesungen an der Universität und ward 1807 außerordentlicher Professor an derselben. Die Vielseitigkeit seiner Vorlesungen war eine seltene: er las über griechische, lateinische, hebräische, syrische, chaldäische, arabische Grammatik, erklärte den Terenz, Sallust und Homer, das N. T., den Pentateuch, die salomonischen Schriften, die Propheten u. a. m., wie er denn überhaupt mehr Fleiß und compilatorisches Geschick, als productive Kraft zeigte. – An die vorhin erwähnte Arbeit schloß sich 1810 eine Schrift über „Die Denk- und Sittensprüche Salomo’s nebst den Abweichungen der alexandrinischen Uebersetzung“ an. Sie enthält Uebersetzung der Sprüche mit einem etwas dürftigen Commentar, der indeß durch Berücksichtigung der Varianten der LXX[WS 2] für seine Zeit einigen Werth haben mochte. Er versucht die ganze Spruchsammlung in acht verschiedene Aufsätze zu zerlegen. In einer späteren Schrift „De librorum Paralipomenon auctoritate atque fide historica“ 1819 suchte er den de Wette’schen Angriffen auf die Glaubwürdigkeit der Chronik (in den Beiträgen zur Einleitung in das A. T. Bd. I. Halle 1806) entgegenzutreten, freilich wol nach der andern Seite zu weit gehend. – Außerdem lieferte er eine Uebersetzung des Jeremias in das Französische mit begleitenden Erklärungen („Jérémie traduit sur le texte original accompagné de notes explicatives historique et critiques“, 2 vols. 1825. 30).

N. Nekrolog 1834. S. 505 f., in welcher etwas panegyrischen Biographie man S. 510 seine zahlreichen kleineren Schriften aufgeführt findet, unter denen hier nur noch die Bearbeitung der aus den orientalischen Sprachen stammenden griechischen Worte für die Valpy’sche Ausgabe des Stephanus erwähnt sein möge.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. siehe den Artikel in der Wikipedia: Johann Lorenz Blessig (1747-1816), Professor für Philosophie und Theologie in Straßburg.
  2. LXX = Septuaginta, die altgriechische Übersetzung der hebräischen heiligen Schriften, der Hebräischen Bibel und die älteste durchgehende Bibelübersetzung