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ADB:Daut, Johannes Maximilian

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Artikel „Daut, Johann Maximilian“ von Georg Eduard Steitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 776, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Daut,_Johannes_Maximilian&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 06:06 Uhr UTC)
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Daut: Johann Maximilian D., Prophet und Chiliast, geb. zu Niederrad bei Frankfurt a/M., trat in letzterer Stadt, wo er als Schuhknecht arbeitete, 1709 gegen das todte Kirchenwesen auf. Am 17. Nov. störte er in der Barfüßerkirche nach dem Absingen des Vaterunsers durch eigenmächtige Ansprache an die Gemeinde den Gottesdienst. Dem Pfarrer, der ihn confirmirt und den das Ministerium mit seiner Zurechtweisung beauftragt hatte, versprach er zwar sich hinfort still zu halten, aber als er nach acht Tagen wieder auf öffentlicher Straße predigend umherwandelte, ließ ihn der Rath aus der Stadt weisen. In Frankfurt hatte der holländische Mystiker Ueberfeld seine ersten himmlischen Gesichte gehabt, hier hatte sein Freund, der abgesetzte Prediger Dr. Eberhard Zeller, Conventikel gehalten und als beide 1683 sich nach den Niederlanden begaben, folgte ihnen von Frankfurt ein Genosse ihrer Richtung, Isaak Passavant. Ohne Zweifel hatte sich in Frankfurt ein Kreis von Erweckten und Separatisten erhalten, durch den D. angeregt und erhitzt worden war. Er begab sich daher nach seiner Ausweisung zu Ueberfeld, seit Gichtel’s Tod Haupt der Engelsbrüder in Leyden, bald zerfiel er mit ihm und nannte die Engelsbrüder Judasbrüder, bald erneuerte er mit ihm den himmlischen Seelenbund. Eine Zeit lang trieb er sein Wesen im Wittgenstein’schen; später scheint er in Verbindung mit dem schwärmerischen Barbier und Perrückenmacher Johann Tennhart zu Nürnberg gestanden zu haben. Mit der Wanderpredigt verband er auch die Schriftstellerei. In der „Hellen Donnerstimme Gottes“ (s. l.) eifert er 1710 „auf göttliche Eingebung“ gegen das herrschende Christenthum und weissagt den Untergang aller Sonderkirchen, die Zerstörung aller Staaten, die Vertilgung der Gottlosen und die Rettung der Frommen. Im folgenden Jahre erschienen seine „Göttlichen Betrachtungen über die Heuchelchristen und scheinheiligen Pietisten“ (s. l.), worin er die Nähe des tausendjährigen Reiches verkündigt und „von der Schwängerung der Natur durch den hl. Geist“ faselt. Seine und Tennhart’s mystische Schriften fanden so zahlreiche Jünger in den Landgemeinden Ulms, daß die Kirchen leer standen. Der Rath sandte daher 1712 die Prediger Dr. Frick und Algöwer zu den Separatisten und es gelang sie wieder zur lutherischen Kirche zurückzuführen. Von da an verliert sich jede Spur von D.

Vgl. die Protokolle des luth. Ministerium zu Frankf. vom 20. Novbr. bis 11. Decbr. 1709, Unschuldige Nachrichten 1710 (S. 282), 1711 (S. 872), 1714 (S. 298). Walch, Religionsstreitigkeiten in der luth. Kirche II, 794. V, 1051. Daut’s u. Römling’s Weissagungen, beurtheilt von einem membro des Ministerii in Hamburg, 1711. Herstellung des Kirchenfriedens in etlichen Landgemeinden Ulms, 1712 (historischer Bericht und zwei Predigten Frick’s u. Algöwer’s). Die Artikel in Ersch u. Gruber’s u. in Herzog’s Realencyklopädie (der letztere von Hagenbach).