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ADB:Deyling, Salomo

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Artikel „Deyling, Salomo“ von Carl Gustav Adolf Siegfried in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 108–109, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Deyling,_Salomo&oldid=- (Version vom 12. Oktober 2024, 13:41 Uhr UTC)
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Deyling: Salomo D., geb. am 14. Sept. 1677 zu Weida im Voigtlande, besuchte zuerst die Schule in Lengefeld, wohin sein Vater, ein Bierbrauer, verzog, dann, von einem benachbarten Pfarrer weiter ausgebildet, das Gymnasium zu Zwickau. Er studirte seit 1697 zu Wittenberg anfänglich Medicin, dann Theologie und ward 1699 Magister. Nachdem er einige Zeit Hauslehrer in Schlesien gewesen war, habilitirte er sich zu Wittenberg mit einer Disputation „De fletu super Thammuz“, in welcher er die bekannte Stelle Ezech. 8, 14 unter Berücksichtigung der rabbinischen Commentare erläuterte (dieselbe ist abgedruckt in s. „Observationes sacrae“, T. III, zur Sache vgl. Creuzer, Symbolik II, 417 ff. und Movers, Phönicien, Bd. I, S. 195 ff., 210). 1704 ward er Archidiaconus zu Plauen, 1707 Licent. theol., 1708 Pastor und Superintendent zu Pegau, 1710 Dr. theol., 1716 Generalsuperintendent zu Eisleben, 1720 Pastor zu St. Nicolai in Leipzig, dann Superintendent und Domherr zu Zeitz und Meißen. Er starb am 5. Aug. 1755 (die Zahl 1766 in Meusel’s Lex. Bd. II, S. 344 ist ein Druckfehler, wie aus dem von ihm selbst angeführten Winkleri programma Acad. Lips. in obitum S. Deylingii, Lips. 1755, erhellt. Vgl. außerdem Adelung Bd. II, S. 683 ff. u. Ersch und Gruber, Encykl. I, 24, S. 394). – Von seinen zahlreichen Schriften, deren ausführliche Verzeichnisse man bei Adelung und Meusel a. a. O. findet und zu denen noch viele Abhandlungen in den „Acta eruditorum“ hinzukommen, sind zunächst hervorzuheben die „Observationes sacrae“, P. I. 1708, 2. ed. 1720, dann 1735. P. II. 1711. 1720. 1735. P. III. 1715. 1720. 1735. P. IV. 1736. P. V. 1748 (s. den ausführlichen [109] Titel bei Meusel a. a. O. S. 346). Es sind Abhandlungen über sehr verschiedene Themata, die aber alle der Kritik und Exegese des Alten und Neuen Testaments angehören und in Bezug auf die Geschichte der Auslegung und der Kritik nach dem Standpunkte der damaligen Zeit wegen ihrer Vollständigkeit und Sorgfalt zu loben sind. Der Standpunkt ist der des lutherischen Dogma und die Tendenz polemisch und apologetisch. Namentlich werden Spinoza, Peyrerius, Clericus, Simon heftig bekämpft. So wird z. B. gegen dieselben der übernatürliche Charakter der Prophetie (I, 1), die mosaische Abfassung des ganzen Pentateuch (I, 2), die Deutung von ברא‎ als „schaffen aus Nichts“ (I, 3) erwiesen. Dabei kommen mancherlei rabbinisirende Seltsamkeiten zum Vorschein: z. B. die Füße der Israeliten wurden durch die göttliche Vorsehung bei der Wüstenwanderung vor dem Anschwellen bewahrt (II, 17), die Schönheit der 90jährigen Sarah erklärt sich aus dem Verhältniß zum Altersmaß der damaligen Zeit, war außerdem auch nicht der Grund, weshalb Abimelech sie zur Frau wünschte, derselbe fühlte sich vielmehr durch ihre Frömmigkeit angezogen (I, 11), die Thiere wurden dem Adam vorgeführt, um durch ihre Erscheinung in Paaren in diesem das Verlangen nach einer Gattin zu erregen, außerdem sollte Adam bei der Namengebung eine Probe seiner sapientia divina ablegen (I, 4), Melchisedek kann nicht Sem sein, da der Ausdruck Hebr. 7, 3 ἀπάτωϱ darauf deutet, daß er keinen Stammvater aus der heiligen Linie hatte (II, 5), die Erscheinung (1. Sam. 28, 13 ff.) war nicht die des wirklichen Samuel, denn der Leib desselben lag zu Rama und die Seele war bei Gott, sondern eine mit Hülfe des Teufels bewirkte Gespenstererscheinung (II, 18). – Während einerseits D. streng am Buchstaben festhält, also z. B. ein wirkliches Stehenbleiben der Sonne und des Mondes in Josua 10, 13 von ihm angenommen wird (I, 19), finden sich andererseits auffallende Zugeständnisse an die natürliche Betrachtungsweise: z. B. die vier Jahreszeiten (Gen. 8, 22) sind nicht aus einer Veränderung der Natur hervorgegangen, sondern schon eine ursprüngliche Einrichtung der Schöpfung [nach Gen. 1, 14] (I, 7), der Regenbogen ist nicht erst durch die Sintfluth geschaffen, sondern hat hier nur die Bestimmung eines Bundeszeichens erhalten (I, 8) u. dgl. – Man kann nicht in Abrede stellen, daß dadurch seine Geltung in kritischen Fragen etwas unsicher wird. – Sein bedeutendstes Werk waren seine: „Institutiones prudentiae pastoralis ex geminis fontibus haustae et variis observationibus ac quaestionum enodationibus illustratae“ 1734. 3. Aufl. von Küstner (einem Rechtsgelehrten) 1768. Diese Pastoraltheologie übertraf alle früheren derartigen Arbeiten an Vollständigkeit des Materials. In einer Art Einleitung (Protheorie) trägt er die allgemeine Lehre vom kirchlichen Amte vor und handelt dann in vier Haupttheilen von dem, was vor dem Eintritt in das geistliche Amt, was bei dem Eintritt in dasselbe zu beobachten ist, von der Verwaltung des geistlichen Amtes selbst und von dem, was bei dem Austritt aus demselben zu beobachten ist: alles mit gediegener biblischer Begründung und reicher kirchengeschichtlicher Erläuterung versehen. Der Grundbegriff, auf dem das Ganze beruht, ist ihm der der Klugheit im Sinne von Matth. 10, 16. Vgl. übrigens Stäudlin in Eichhorn, Gesch. der Litt. Bd. VI, Abth. 2, S. 697 ff. Moll, Syst. der prakt. Theol. S. 23. – Nicht ohne Verdienst um Geschichte und Definition der Hermeneutik ist endlich seine „Dissertatio de scripturae recte interpretandae ratione et fatis“, Lips. 1721. Vgl. L. Bauer, Hermen. 5. S. 8.