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ADB:Donnersberg, Joachim von

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Artikel „Donnersberg, Joachim von“ von Karl Theodor von Heigel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 337–338, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Donnersberg,_Joachim_von&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 07:43 Uhr UTC)
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Donnersberg: Joachim v. D., baier. Staatsmann, geb. 1561 zu München, † 1650. Ueber die Herkunft seines Geschlechts weichen die Meinungen ab; nach Leoprechting soll es aus Steiermark stammen, wo allerdings schon im 12. und 13. Jahrhundert der Name urkundlich auftritt, nach O. T. v. Hefner waren die Donnersperger ein Bürgergeschlecht aus Aichach. Im 15. Jahrhundert erscheinen sie als Bürger zu München und zwar in Versippung mit den angesehensten rathgebenden Familien baierischer Städte. Der Vater Joachims, Wolfgang Donersperger, kam 1566 in den äußeren und 1577 in den inneren Rath der Stadt München. Joachim wandte sich dem Studium der Rechte zu und trat am 14. April 1587 in den Dienst des Herzogs Wilhelm. Am 10. April 1593 wurde er zum Regierungskanzler in Landshut ernannt. Schon damals stand er bei Herzog Wilhelm in hoher Gunst, die ihm der Nachfolger Maximilian I. in noch gesteigertem Maße zuwandte. Er wurde deshalb häufig mit vertraulichen Missionen sowie mit wichtigen öffentlichen Verhandlungen betraut. 1594 sollte er, weil er des Französischen mächtig, was bei den gelehrten Räthen noch eine Seltenheit, zum Abschluß der Heirath des jungen Herzogs Maximilian nach Lothringen abgeordnet werden, doch scheint die Reise unterblieben zu sein. Im nächsten Jahre ging er als Gesandter nach Graz und Erzherzogin Marie gab dem Heimkehrenden einen Brief an Herzog Wilhelm mit, worin es heißt: „Ich hab den Donerspercher angesprochen, ob er nit mein sun ein diener ab wolt geben; hatt er mir zuer andtwordt geben, er hab’ ein solchen Hern, darvon er gar nit ursach hab zue drachden. Wen du mit im so woll als er mit dir zufriedten pist, so danck er Gott … Zu dem Donerspercher hette ich je ein guetts Hertz, wenn’s michlich sein kindt, denn ich kene in und hoffet, wir wollten uns woll mit ein ander vergleichen.“ Auch 1595 war D. wieder in Graz als [338] Stellvertreter des Herzogs Wilhelm bei der feierlichen Uebergabe der Regierung an Erzherzog Ferdinand anwesend. Gegen das Gutachten der auf Sparsamkeit dringenden Hofkammer ward er am 28. Januar 1598 in den geheimen Rath berufen (mit 1000 Gulden Gehalt und Futtergeld für 2 Pferde) und schon am 15. Februar 1599 zum Obristen Kanzler ernannt. Zu seinem Amtsressort gehörten namentlich die politischen Angelegenheiten. Von selbständiger Politik kann bei einem Minister Maximilians I. keine Rede sein, alle politischen Fragen wurden zwar im geheimen Rath erörtert, aber der Herzog entschied vollkommen selbständig und änderte die Entwürfe seiner Räthe meistens bedeutend ab. D. hatte jedoch alle Correspondenzen, ehe sie dem Herzog vorgelegt wurden, zu revidiren und entwarf die schwierigsten Gutachten selbst. Die wichtigsten Dienste leistete er als Gesandter. Die Unterhandlungen mit den katholischen Ständen wurden vorzugsweise durch ihn geführt. Die entscheidenden Conferenzen in München im Juli 1609 leitete er als Vertreter des Herzogs, die Urkunde über die Stiftung der Liga ist von ihm entworfen. Im Februar 1610 war er abermals Stellvertreter des Herzogs auf dem ersten Bundestag zu Würzburg. Im Juni ging er als Gesandter an den kaiserlichen Hof. Die durch Klarheit und Gedankenschärfe sich auszeichnenden Depeschen, die er von Prag an seinen Herzog richtete, sind von hohem Werth für die Zeitgeschichte, sie enthalten namentlich über die Stellung Rudolfs II. zur Liga und den protestantischen Ständen, sowie über das Privatleben des Kaisers etc. die merkwürdigsten Mittheilungen. Auch bei den Unterhandlungen des Oberhauptes der Liga mit den Unionsfürsten war D. neben Herwart und Jocher thätig, ebenso 1617 bei den geheimen Missionen an verschiedene deutsche Höfe wegen der Kaiserwahl Erzherzog Ferdinands. Zur Belohnung für diese Dienste verlieh ihm 1606 Herzog Maximilian Edelmannsfreiheit und Aufnahme in die Landtafel, und Ferdinand II. erhob ihn am 15. Juni 1624 in den Freiherrnstand unter Mehrung seines sprechenden Stammwappens (drei Blitze aus blauen Wolken über drei goldenen Bergen) durch dasjenige der eben abgegangenen Spring. Auch wurde ihm an der Kaufsumme von 30000 Gulden, wofür er 1611 Schloß und Hofmark Igling bei Landsberg erwarb, die Hälfte vom Herzog geschenkt. 1624 kaufte D. Hofmark und Dorf Kaufring nahe bei Igling und 1629 schenkte ihm der Herzog auch die benachbarte Hofmark Erpfting, so daß er rings um Landsberg einen stattlichen Gütercomplex zu eigen hatte. Nach der Einnahme von Landsberg durch die Schweden 1632 schenkte Gustav Adolf alle Donnersbergischen Besitzungen an den Bürgermeister von Augsburg, Jakob von Stenglin. Als aber die Schweden Baiern räumen mußten, trat D. wieder in Besitz seiner Güter, bis 1646 der 85jährige Greis, der sich längst von allen Amtsgeschäften zurückgezogen hatte, nach der zweiten Erstürmung Landsbergs durch die Schweden unter Wrangel abermals nach Frauenchiemsee flüchten mußte. Er starb am 18. Sept. 1650 mit Hinterlassung eines großen Vermögens, über dessen Vertheilung er schon am 12. Jan. 1637 durch ein noch im Besitz der Familie befindliches, merkwürdiges Testament verfügt hatte. Ein Porträt Donnersberg’s hängt im Sitzungssaal der königl. baierischen Akademie der Wissenschaften zu München; auch ließ Maximilian I. in Anerkennung der hohen Verdienste eine Goldmünze mit dem Bildniß des Kanzlers prägen.

Karl Freiherr v. Leoprechting, Nachträge über das Geschlecht der Freiherrn v. D., im Oberbair. Archiv, XII, Heft 3. – Dellinger, Die Hofmark Kaufring, im Oberbair. Archiv, IX, Heft 2. – Dellinger, Schloß und Hofmark Igling, im Oberbaier. Archiv, XII, 1. Heft. – Wolf, Geschichte Maximilians I. und seiner Zeit. – Stieve, Ursprung des dreißigjähr. Kriegs.