ADB:Ernst (Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Celle)

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Artikel „Ernst, Herzog von Braunschweig-Lüneburg“ von Wilhelm Sauer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 260, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ernst_(Herzog_von_Braunschweig-L%C3%BCneburg-Celle)&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 09:14 Uhr UTC)
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Ernst, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, Sohn Herzog Heinrichs des Mittleren und der Margaretha von Sachsen, Schwester des Kurfürsten Friedrich des Weisen, wurde 27. Juni 1497 zu Uelzen geboren, † 1546. Erzogen am Hofe seines Oheims, des Kurfürsten Friedrich, unter Leitung von Georg Burckhardt (Spalatinus), studirte er von 1512 an fast 6 Jahre in Wittenberg, wo er mit besonderer Neigung die Vorlesungen Luther’s hörte. Von Wittenberg ging er nach Paris an den Hof König Franz’ I., bis die politischen Verhältnisse seinen Vater im J. 1520 zwangen, ihn zurückzurufen und zum Mitregenten anzunehmen. 1532 übergab Herzog Heinrich die Regierung an seine Söhne E., Otto und Franz, von denen zunächst Otto 1529 seine Rechte an E. gegen die Ueberweisung von Harburg abtrat. (Otto wurde der Stifter der 1642 erlöschenden Harburger Linie.) 1539 verzichtete auch der dritte Bruder auf seine Rechte zu Gunsten von E., welcher, der bei weitem befähigtste der Brüder, nunmehr alleiniger Regent des Herzogthums wurde, ein für Lüneburg segensreiches Ereigniß. E. begann die Regierung unter den schwierigsten Verhältnissen, den Folgen der traurigen Mißregierung des Vaters. Am meisten hatte die Hildesheimer Stiftsfehde dazu beigetragen, den Wohlstand des Landes zu zerrütten; die Domänen, Schlösser, Gerichte und sonstige Landeseinkünfte waren verpfändet, das Eindringen der reformatorischen Bewegung erschwerte die Lage. Die Bedeutung des Herzogs E. für das Herzogthum Lüneburg liegt weniger in der Lösung der rein administrativen Aufgaben, als in der Durchführung der Umgestaltung der kirchlichen Verhältnisse des Landes; er, der Bekenner, wie die spätere Zeit ihn nannte, wurde der Reformator Lüneburgs. Ueber die ersten Reformationsbestrebungen in Lüneburg haben wir keine Kenntniß, vielleicht hatte E. selbst, den, wie erwähnt, sein Aufenthalt in Wittenberg zu Luther geführt hatte, die Anregung gegeben. Sicher ist, daß er schon im dritten Jahre seiner Regierung im Sinne der Reformatoren thätig war; unter seinem persönlichen Einfluß bildete sich bald zu Celle die erste evangelische Gemeinde des Landes, der bis 1527 Gottschalk Crusius aus Braunschweig vorstand. Von Celle aus breitete sich die neue Lehre über das Herzogthum aus. Die Durchführung der Reformation vollzog sich, entsprechend dem Charakter Ernsts, mit Milde und Schonung, nur in einzelnen Fällen, wo offener Widerstand sich zeigte, ließ der Herzog sich zur Androhung von Gewaltmaßregeln fortreißen. Nachdem es ihm auf dem Landtage zu Scharnebeck am 15. April 1527 gelungen war, die Stände des Herzogthums zur Annahme der Reformation zu bewegen, hatte er bald darauf, am 2. Juni d. J., bei Gelegenheit des Beilagers des Kurprinzen Johann Friedrich von Sachsen mit Sybilla von Cleve eine Zusammenkunft mit Luther, deren Resultat die Organisation des lüneburgischen Kirchenwesens und ein erhöhter Eifer des Herzogs für die Sache des Evangeliums war. Er selbst besuchte die Klöster und Stifter des Landes, um sie durch sein Beispiel und Ueberredung zum Uebertritt zu bewegen. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 traf er Urbanus Rhegius und berief ihn als Generalsuperintendenten nach Celle. Ebenso eifrig finden wir E., wenn es galt, auf politischem Gebiete für die Anerkennung und Sicherstellung der Reformation einzutreten. Er betheiligte sich 1526 an der Fürstenversammlung zu Magdeburg und unterschrieb daselbst am 9. Juni mit seinem Bruder Franz und Philipp von Grubenhagen die Vereinigung. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 unterschrieb er die Confession und schloß darauf mit Johann von Sachsen und Philipp von Hessen den Schmalkaldischen Bund, für dessen Ausbreitung in Norddeutschland er besonders thätig war. Das Todesjahr Luther’s war auch das Todesjahr des Herzogs E., er verschied am 11. Jan. 1546.