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ADB:Fagius, Paul

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Artikel „Fagius, Paul“ von Ludwig Geiger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 533–534, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fagius,_Paul&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 04:58 Uhr UTC)
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Fagius: Paul F. (Büchlein), geb. 1504 zu Rheinzabern in. der Pfalz, † zu Cambridge am 13. November 1549, Theologe und Hebraist des 16. Jahrh., ein ruhiger Mann, gelehrter Arbeit mehr ergeben als theologischen Kämpfen. Schon als Elfjähriger bezog er die Universität Heidelberg, ging dann nach Straßburg, wo er bei W. Capito lernte und mit M. Butzer sich befreundete, wurde 1527 Schulrector in Isny und war 1537–42 Prediger daselbst, nachdem er vorher mit Unterstützung des Raths nochmals nach Straßburg gegangen war, um Theologie zu studiren. Nach Capito’s Tode wurde er als Prediger nach Straßburg gerufen, wo er im Vereine mit Butzer wirkte. Zwei Mal wurde seine Thätigkeit unterbrochen: 1542, da er auf längere Zeit zur Ordnung des Kirchenwesens nach Konstanz ging, und 1546, da er nach Heidelberg berufen ein Gutachten über die Reform der Universität und einen Lehrplan für dieselbe entwarf, aber mit seinen Vorschlägen bei dem Professorencollegium nicht durchdringen konnte (Hautz, Gesch. d. Univ. Heidelberg, I. 417). Auch in Straßburg war ihm keine lange friedliche Wirksamkeit beschieden. Er las an der Universität, war aber besonders als Seelsorger und Prediger thätig, als welchen ihn eine „männliche, christliche, freimüthige“ Beredsamkeit auszeichnete. Da er sich den Anordnungen des Raths wegen des Interim ebensowenig wie Butzer fügen wollte, so begab er sich mit diesem nach einer muthigen Abschiedspredigt, deren Hauptsätze uns erhalten sind, einer Aufforderung des Erzbischofs Cranmer folgend, Anfang 1549 nach England, wo er, wenige Monate nach seiner Ankunft, mit einer lateinischen Uebersetzung und Erklärung des A. T. beschäftigt, kurz nach dem Antritte seines Lehramtes in Cambridge starb. Fagius’ Hauptverdienst besteht in seiner Beschäftigung mit der hebräischen Sprache. Schon dadurch, daß er bei Elias Levita, dem damals bedeutendsten jüdischen Grammatiker und Lexikographen in Deutschland, hebräisch lernte, daß er in Isny eine hebräische Druckerei errichtete, um dieses seines Lehrers Werke herauszugeben, verdient er Beachtung; aber seine Bedeutung erhöht sich durch seine übrigen Ausgaben und selbständigen Schriften. Zu jenen gehört eine Ausgabe von D. Kimchi’s Commentar zu den zehn ersten Psalmen (1543), ein bloßer Textabdruck, Ausgaben der Sprüche der Väter und der Bücher Sirach und Tobias mit lateinischem Commentar (1541, 42); zu diesen eine lateinische Uebersetzung und Erklärung des Thargum des Onkelos (1546), ein exegetisches Werk über die vier ersten Capitel der Genesis (1542) und seine hebräische Grammatik (1543), ein Elementarbuch [534] für seine Schüler. Außer diesen strengwissenschaftlichen Arbeiten, in denen sich ein emsiger Fleiß und tüchtige Kenntniß des Gegenstandes, aber keine Originalität in der Behandlung des Stoffes zeigt, und in denen auch das Streben hervortritt, die Verehrung vor seinem Meister und die Werthschätzung der gelehrten Leistungen der alten Rabbinen zu bekunden, hat F. noch ein paar kleine Schriften herausgegeben, in denen er die Wahrheit der christlichen Religion den Juden gegenüber beweisen will und zwar aus den Werken zweier Juden („Liber fidei seu veritatis“ und „Parvus tractatulus“, beide 1542). Aber diese polemisch-erbauliche Thätigkeit ist es nicht, die seiner Arbeit Bedeutung gibt; diese wird ihm vielmehr durch seine rührige Beförderung des Studiums der hebräischen Sprache gesichert.

Vgl. Baum, Capito und Butzer, Elberf. 1860, S. 544 ff. L. Geiger, Das Studium der hebräischen Sprache in Deutschland etc., Breslau 1870, S. 57 ff., 65–74.