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ADB:Fecht, Johannes

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Artikel „Fecht, Johannes“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 592–593, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fecht,_Johannes&oldid=- (Version vom 10. Dezember 2024, 18:43 Uhr UTC)
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Fecht: Johannes F., geb. zu Sulzberg im Breisgau, wo sein Vater Johannes F. Pastor und baden-hochbergischer Superintendent war, am 25. Dec. (15. Dec. alten Stils) 1636, † 1716 am 5. Mai zu Rostock, einer der bedeutendsten Theologen seiner Zeit, ist nachher weniger genannt, weil er, trotz mehrerer Streitschriften, friedfertig war. Als vir pacificus ist er 1690 vom Juristen Fechting rühmend in die Rostocker Matrikel eingetragen, damals ein seltenes Lob. Bis zum neunten Jahre lebte er mit der Mutter, einer Tochter des badischen Generalsuperintendenten Joh. Jak. Dahler in Emmendingen, vor den Ligisten und Franzosen flüchtig in Basel. 1653 bezog er das Gymnasium illustre zu Durlach (unter Joh. Spieß) und 1655 die Universität Straßburg, wo er 6 Jahre im Hause seines spätern Schwiegervaters, des Juristen Georg Obrecht, blieb und namentlich den Hebraisten Scheidt, den Philologen Böcler und die Theologen Dannhauer, beide Schmidius und Balth. Bebel hörte. Mit Unterstützung seines Landesherrn, des spätern kaiserl. Feldmarschalls, Markgrafen Friedrich VI. von Baden, besuchte er 1662 Heidelberg, wo er Sam. v. Pufendorf’s Colleg über Hugo Grotius’ De jure belli et pacis hörte, Tübingen und Jena, 1663 Leipzig, dann immer weiter studirend bis 1665 Wittenberg und endlich Gießen, wo er 1666 Lic. theol. wurde. Im selben Jahre gab ihm der Markgraf die Pfarre zu Langendenzlingen und machte ihn zum Adjuncten seines Vaters im Präsidium der hochbergischen Synode. 1668 wurde er Hofprediger, Kirchen- und Consistorialrath, auch Prof. theol. zu Durlach, 1688 Generalsuperintendent der ganzen Markgrafschaft; einen Ruf nach Rostock, wohin sein Verwandter Spener ihn empfohlen, lehnte er ab. 1689 mußte er beim Einbruch der Franzosen nach Wildbad, dann nach Calve fliehen, seine Bibliothek [593] verbrannte in Durlach. Da folgte er dem wiederholten Rufe des letzten Herzogs von Mecklenburg-Güstrow Gustav Adolf nach Rostock, wo er Prof. theol. und Consistorialrath, 1690 auch Superintendent wurde. Die vorbehaltene Zurückforderung nach Durlach machte der Markgraf nach dem Frieden von Ryswik geltend, der an erblicher Arthritis leidende F. konnte aber nicht reisen. An demselben Leiden starb er. Durch seine 1667 heimgeführte, 1704 gestorbene Frau Maria Magdalena Obrecht, deren Mutter eine Marbach war, kam er in die genaueste Beziehung zu diesen altstraßburger Familien. Er stand in Briefwechsel mit fast allen Gelehrten seiner Zeit, war ein beliebter Lehrer, ein guter Verwalter für seine Facultät und die Rostocker Universitätsbibliothek. Er war streng orthodox, galt als bedeutender neutestamentlicher Exeget und Hebraist und hatte große philologische Kenntnisse. Bekannt machte er sich 1665 durch die Wittenberger Disputation „De Origine et Origenianis“, Aufsehen erregte die 1684 von ihm herausgegebene Briefsammlung der Theologen des Reformationszeitalters an Joh. Erasm.[WS 1] und Philipp Marbach. Eine Sammlung kleinerer Schriften „Noctes christianae“ gab er 1677 heraus, die 1688 und 1706 in der größeren Sammlung „Schediasmata sacra“ wieder erschien. 1686 griff er in den Streit wegen Vereinigung der römischen und der „protestirenden“ Kirchen ein, den Matthäus Prätorius [WS 2] durch seine Tuba pacis angeregt hatte. Aus dem Durlacher Archiv veröffentlichte er 1694 (wieder erschienen 1709) die „Historia Colloquii Emmendingensis“; Sammelwerke seiner kleineren und anderer theologischer Schriften führen den Titel „Selectiorum ex universa theologia controversiarum sylloge“ und „Philocalia sacra“, sie sind wiederholt aufgelegt. Noch 1715 erschien von ihm als Streitschrift gegen die Gießener Facultät: „Der theologischen Facultät zu Rostock Beantwortung der Frage: Ob die Pietisterey ein Fabel sey.“ Ein volles Verzeichniß seiner zahlreichen Schriften steht in der Einladung zur nachträglichen Leichenfeier Fecht’s vom theologischen Decan Alb. Joach. v. Krakewitz (25. Juni 1716), der auch die Lebensdata in seiner Prorectoratseinladung gleicher Bestimmung vom gleichen Tage gibt. – Rector der Universität Rostock war F. 1691, 1697, 1703, 1709 und 1712.[1]

Vgl. außer den 2 Programmen (Habihhorst[2]) Rostochium litteratum de a. 1698. Rostocker Etwas I. S. 121 und Ungnaden, Amoenitates p. 1371.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 593. Z. 22 v. u.: Fecht’s Vorlesungen finden sich insgesammt handschriftlich auf der Rostocker Universitätsbibliothek. [Bd. 19, S. 826]
  2. S. 593. Z. 21 v. u. l.: Habichhorst. [Bd. 9, S. 795]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Erasmus Marbach (1548–1593), Professor in Straßburg, älterer Sohn von Johann Marbach.
  2. gemeint ist offenbar Matthias Bernegger