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ADB:Fleck, Konrad

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Artikel „Fleck, Konrad“ von Elias von Steinmeyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 111–112, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fleck,_Konrad&oldid=- (Version vom 10. Dezember 2024, 06:25 Uhr UTC)
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Fleck: Konrad F., ein alemannischer Dichter, wie es scheint ritterbürtigen Standes, gehört dem ersten Drittel des 13. Jahrh. an. Von seinen Lebensumständen ist nichts Näheres bekannt, ja selbst seinen Namen wissen wir nur aus den litterar-historischen Stellen in Rudolf’s von Ems Alexander und Willehalm, er selbst verschweigt ihn in seinem ersten und einzig erhaltenen Gedichte: „Flore und Blanscheflur“. Die Grundlage desselben bildet eine altfranzösische Quelle, als deren Verfasser Konrad einen Ruprecht von Orbent (der Name ist wol verderbt) bezeichnet, und welche bereits die Sage von Blume und Weißblume, die ursprünglich einen rein märchenhaften Charakter trug, mit der Karlssage in Verbindung gebracht hatte. Diese altfranzösische Dichtung, welche schon einmal, wie es scheint, im 12. Jahrh. einen niederrheinischen Dichter zur Behandlung gereizt hatte, ist uns erhalten: aber die deutsche Bearbeitung hat eine der ursprünglichen Gestalt weit näher stehende Handschrift benutzt, als sie bisher von dem französischen Werk bekannt geworden ist. Konrad’s Gedicht übertrifft an Umfang seine Vorlage um mehr als das doppelte: das rührt daher, daß er sich die Ausmalung der Seelenzustände hat besonders angelegen sein lassen, während er dagegen die Beschreibungen von Aeußerlichkeiten, die der französische Dichter liebt, stark kürzte oder ganz fortließ. Doch nicht blos nach dieser Richtung verdient der deutsche Flore den Vorzug vor seinem romanischen Muster, sondern hauptsächlich darum, weil Konrad es verstanden, den gegebenen Stoff einem einheitlichen Grundgedanken, einem sittlichen und zugleich echt deutschen, dem der Treue, unterzuordnen: es wird ausgeführt, daß nur die unwandelbare, vor keinem Opfer zurückschreckende Treue den Menschen zum frohen Genuß der Liebe führen kann. Und dieser seiner deutschen Auffassung wußte der Dichter auch in allen Einzelheiten des Costüms Ausdruck zu verschaffen. Freilich, trotz der Einheitlichkeit der Composition und der geschickten Anlage des Ganzen, tiefe Gedanken darf man bei Konrad nicht suchen: wie bei der Mehrzahl unserer mittelalterlichen erzählenden Dichter bewegt sich seine Lebensphilosophie sehr auf der Oberfläche. Auch seine formelle Technik läßt zu wünschen: offenbar kannte er noch wenig Erzeugnisse der höfischen Litteratur, einiges von Hartmann und Gottfrieds Tristan; er schloß sich daher enger als diese an die formelhafte Sprache und sprichwörtliche Weisheit des Volkes an.

Nach dem „Flore“ hat Konrad einen „Clies“, der verloren ist und den er nicht vollendet zu haben scheint, welchen vielmehr Ulrich von Türheim später zu Ende führte, gedichtet, ebenfalls nach französischer Quelle. Man kann darnach [112] vermuthen, daß Konrad früh starb und nur eine kurze Zeit lang schriftstellerisch thätig war. Aber der Versuch Pfeiffer’s, eine genauere Datirung des Dichters zu geben, muß als gänzlich mißlungen bezeichnet werden.

Flore und Blanscheflur. Eine Erzählung von K. F., herausgegeben von Emil Sommer. Quedlinburg und Leipzig 1846. – Pfeiffer, Zur deutschen Litteraturgeschichte (Stuttgart 1855), S. 29 ff., wieder abgedruckt in seiner Freien Forschung (Wien 1867), S. 149 ff. – Sundmacher, Die altfranzösische und mittelhochdeutsche Bearbeitung der Sage von Flore und Blanscheflur, Göttingen 1872.