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ADB:Franz, Johannes

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Artikel „Franz, Johannes“ von Conrad Bursian in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 317–318, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Franz,_Johannes&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 00:01 Uhr UTC)
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Franz: Johannes F., Philolog, geb. zu Nürnberg 3. Juli 1804, gest. auf der Heimreise aus dem Bade Langewiese nach Berlin 1. Dec. 1851. Während seiner Studienzeit am philologischen Seminar und an der Universität München widmete er sich vorzugsweise dem Studium der alt- und neugriechischen Sprache und erlangte bald eine ungewöhnliche Fertigkeit in der schriftlichen und mündlichen Handhabung der ersteren. Im J. 1828 erwarb er sich in München die philosophische Doctorwürde durch eine in altgriechischer Sprache geschriebene kleine Abhandlung über den Redner Lysias und habilitirte sich 2 Jahre darauf an derselben Universität als Privatdocent durch eine Abhandlung „De locis quibusdam Lysiae arte critica persanandis“ (München 1830), nachdem er schon im Jahre vorher im 4. Bande der von seinem Lehrer Fr. Thiersch herausgegebenen „Acta philologorum Monacensium“ (München 1829) zwei wissenschaftliche Aufsätze, einen in dialogischer Form in altgriechischer (Κορμολογία p. 1–50), einen anderen in lateinischer Sprache (De lexicis latino-graecis dissertatio p. 51–80) veröffentlicht hatte. Als Abschluß seiner Studien über Lysias erschien 1831 eine Ausgabe der erhaltenen Reden und Fragmente dieses Redners, welche griechisch geschriebene Prolegomena, den Text mit einigen Verbesserungsvorschlägen am unteren Rande und hinter demselben ausführlichere Adnotationes criticae enthält. 1832 wurde F., der indessen die Augen des Königs Ludwig I. von Baiern durch eine Uebersetzung seiner an die Griechen gerichteten Gedichte ins Griechische (Stuttgart 1830) auf sich gelenkt, auch als Probe seiner Kenntniß der neugriechischen Sprache eine „Kurze practische Anweisung zur Erlernung der neugriechischen Sprache“ (München 1832) veröffentlicht hatte, zum Dollmetsch und Begleiter des jungen Königs Otto von Griechenland ernannt. In Griechenland schloß sich Phrasiklis (so hatte er schon früher auf den Titeln seiner griechisch geschriebenen Werke seinen Namen gräcisirt) besonders eng an das Mitglied der Regentschaft Grafen Armansperg an, mußte aber trotz der Protection desselben wegen Theilnahme an einem gegen die Majorität der Regentschaft gerichteten Complott gegen Ende des Jahres 1833 Griechenland verlassen; er begab sich nach Italien, wo er 5 Jahre lang mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt hauptsächlich in Rom lebte. Von größeren Arbeiten erschien von ihm in dieser Zeit eine ausführliche Grammatik des Altgriechischen in griechischer Sprache unter dem Titel „Hellenismos“ (1835), eine Grammatik des Neugriechischen in lateinischer Sprache (1837) und ein Deutsch-griechisches Wörterbuch in 2 Bdn. (1838); auch gab er im Auftrage Angelo Mai’s das kleine Chronicon des Byzantiners Georgios Phrantzes im 9. Bande von Mai’s Auctores classici e Vaticanis codicibus editi heraus (Rom 1837). Einige in den Schriften des römischen archäologischen Instituts von ihm veröffentlichte epigraphische Arbeiten [318] veranlaßten die königl. preußische Akademie der Wissenschaften ihn zur Unterstützung Boeckh’s bei der Bearbeitung des Corpus Inscriptionum graecarum, beziehungsweise zur Fortsetzung des von diesem begonnenen Werkes nach Berlin zu berufen. F. siedelte also Anfang 1839 nach Berlin über, wo er 1840 eine außerordentliche, 1846 eine ordentliche Professur an der Universität erhielt. Seine Vorlesungen, welche sich auf alt- und neugriechische Grammatik, griechische Paläographie und Epigraphik, hellenisches Leben und auf Erklärung verschiedener griechischer Dichter und Prosaiker bezogen, fanden bei den Studirenden wenig Beifall; am meisten wirkte er noch durch praktische Uebungen im Sprechen des Alt- und Neugriechischen. Im Herbst 1844 reiste er im Auftrag des Königs Friedrich Wilhelm IV. nach Florenz und Venedig, um Handschriften der Orestie des Aeschylos, die er auf Wunsch des Königs behufs einer theatralischen Aufführung deutsch bearbeitete, zu vergleichen. Franz’ letzte Lebensjahre wurden außer durch körperliche Leiden durch einen im J. 1848 ausgebrochenen Streit mit seinem Collegen Lachmann getrübt, der von Seiten des letzteren in rücksichtsloser, aber durchaus ehrlicher, von Seiten Franz’ dagegen in nicht ganz loyaler Weise geführt (vgl. M. Hertz, K. Lachmann. Eine Biographie. Berlin 1851, S. 251 f.), auch auf Franz’ Verhältniß zu anderen Collegen, besonders zu Boeckh, einen Schatten warf.

Franz’ schriftstellerische Thätigkeit bewegte sich seit seiner Uebersiedelung nach Berlin hauptsächlich auf dem Gebiete der griechischen Epigraphik. Der sehr umfängliche, die Abtheilungen 17–38 des Gesammtwerkes umfassende dritte Band des „Corpus Inscriptionum graecarum“ (Berlin 1853) ist ganz von ihm bearbeitet; zu der von E. Curtius herausgegebenen ersten Abtheilung des 4. Bandes hatte er bedeutende Vorarbeiten hinterlassen. Ferner gehören dahin seine „Elementa epigraphices graecae“ (Berlin 1840), verschiedene Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften und folgende selbständig erschienene Schriften: „Fünf Inschriften und fünf Städte in Kleinasien“, Berlin 1840; „Christliches Denkmal von Autun“, ebd. 1841 (französisch und deutsch); „De administratione Aegypti Macedonica capita duo“, ebd. 1846. Früchte seiner äschyleischen Studien sind: „Des Aeschylos Oresteia, griechisch und deutsch herausgegeben von Joh. Franz“, Leipzig 1846, und „die Didaskalie zu Aeschylos Septem contra Thebas. Ein Prooemium für den Lectionscatalog der Universität Berlin 1848/49 von Dr. J. Franz. Nebst einem Vorwort, welches ein Document zur Charakteristik des Herrn Prof. Lachmann enthält“, Berlin 1848. Nicht ausgeführt hat F. den während seines Aufenthalts in Italien entworfenen Plan, eine Gesammtausgabe der griechischen Schriftsteller über Musik nach neuen handschriftlichen Hülfsmitteln zu veranstalten; nur eine kleine Probe davon hat er gegeben in der Abhandlung „De musicis Graecis commentatio. – Inest fragmentum ineditum ad Claudii Ptolemaei harmonicam pertinens“, Berlin 1840.

Vgl. Akademische Monatsschrift, herausgegeben von J. J. Lang und H. Th. Schletter, Jahrg. 1852, S. 35 f.