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ADB:Freudentheil, Wilhelm Nicolaus

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Artikel „Freudentheil, Wilhelm Nicolaus“ von Carl Bertheau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 356–357, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Freudentheil,_Wilhelm_Nicolaus&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 11:58 Uhr UTC)
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Band 7 (1878), S. 356–357 (Quelle).
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Freudentheil: Wilhelm Nicolaus F., lutherischer Prediger und Dichter geistlicher Lieder, wurde am 5. Juni 1771 zu Stade geboren. Seine Eltern waren Proselyten. Sein Vater hatte ihn schon früh zum Gottesgelehrten bestimmt. Er besuchte zunächst das Gymnasium seiner Vaterstadt, sodann vom J. 1786 an das Johanneum in Hamburg; hier gewann er durch seinen Lerneifer und seine Liebenswürdigkeit schon als Jüngling viele Freunde. Von Ostern 1789 an studirte er in Göttingen, wo Planck, Eichhorn, Heyne, Spittler und Heeren besonders seine Lehrer waren. Zwei Mal ward ihm bei der akademischen Preisvertheilung das Accessit zu Theil. Auch der Poesie wandte F. sich damals schon zu; Bürger nahm sein auf einer Harztour entstandenes Gedicht „An den Geist der Baumannshöhle“ in den Göttinger Musenalmanach auf und spornte ihn zu weiteren Dichtungen an. Nachdem er in Stade sein theologisches Examen mit Auszeichnung bestanden hatte, ward er um Michaelis 1792 Lehrer am Wichmann’schen Institute in Celle. Im Sommer des J. 1796 privatisirte er in Hamburg; zu Michaelis desselben Jahres trat er das Amt des Subrectors am Gymnasium in Stade an. In diese Zeit fallen seine Beiträge zu Sulzer’s Theorie der schönen Künste, die es mit Ossian und mit der hebräischen Poesie zu thun haben. Im J. 1800 verheirathete er sich mit der Tochter des Pastors [357] zu Hollern im Altenlande Anna Catharina Lülmann. Er ward dann im J. 1805 Conrector und 1809, als Nachfolger seines Lehrers Ruperti, Rector; im J. 1809 ward er auch ordinirt und verwaltete interimistisch das Amt eines Garnisonpredigers. Von seiner damaligen geistlichen Wirksamkeit geben zwei gedruckte Predigten, eine Confirmationspredigt und eine im Dom zu Bremen gehaltene Gastpredigt, letztere „über den hohen Werth ächtchristlicher Aufklärung“, Zeugniß. Schon im J. 1803 hatte er eine Sammlung von Gedichten drucken lassen, die eine günstige Aufnahme fanden und später (1831) in vermehrter Auflage erschienen; im J. 1809 erschienen seine Darstellungen aus dem alten Testamente, „Siona“ betitelt (1817 und 1820 neu herausgegeben), und im J. 1811 ein dramatisches Gedicht „Eustach von St. Pierre oder Triumph der Bürgertreue“. Die J. 1813 und 1814 waren auch für ihn, wie für ganz Norddeutschland, schwere Jahre; er mußte flüchten; besonderen Antheil nahm er auch an Hamburgs hartem Geschick. Um Michaelis 1814 ward er Pastor zu Mittelskirchen im Altenlande und am 7. April 1816 ward er zum Diaconus zu St. Nicolai in Hamburg erwählt, mit welcher Stellung er seit Juni 1828 die eines Pastor am Hospital „zum heiligen Geist“ und am „Gasthause“ verband. Fast 37 Jahre lang hat er zu Hamburg im geistlichen Amte gestanden; einer seiner Collegen, der ihn genau kannte, sagt von ihm: „Die edlen Eigenschaften seines Geistes und Herzens, durch die er seine Familie beglückte und seiner Gemeinde theuer war, erwarben ihm in den weitesten Kreisen Liebe und Verehrung. Humanität, in dem Sinne, in welchem Herder dieses Wort ausgeprägt hat, war der eigentliche Stempel seines Wesens und trat in allen Beziehungen seines Lebens unverkennbar hervor.“ Als er im J. 1841 sein 25jähriges Amtsjubiläum in Hamburg feierte, sandte ihm die Göttinger theologische Facultät das Ehrendiplom eines Doctor der Theologie. Bei dem großen Brande Hamburgs im Mai des J. 1842 verlor er nicht nur seine Kirche, sondern auch seine Amtswohnung und seine Bibliothek. In Hamburg wandte sich seine dichterische Thätigkeit fast ausschließlich der geistlichen Poesie zu; er verfaßte Cantaten zur Aufführung bei besondern Feiern und Gelegenheitsgedichte, außerdem eine nicht geringe Anzahl eigentlicher geistlicher Lieder, von denen allein 30 sich in Severin Vater’s Jahrbuch für häusliche Andacht zuerst gedruckt finden. Vom J. 1832 an war er Mitglied der Commission des Ministeriums (d. h. der lutherischen Geistlichkeit) in Hamburg, welche mit der Ausarbeitung eines neuen Gesangbuchs beauftragt war. Dieses Gesangbuch, das am 1. Januar 1843 eingeführt ward und noch im Gebrauch ist, enthält 18 seiner geistlichen Lieder, von denen mehrere auch in andere Gesangbücher übergegangen sind. Er starb am 7. März 1853; seine Wittwe und drei Töchter überlebten ihn. Der Professor am Johanneum Eduard Philipp Hinrichs war sein Schwiegersohn. Nach Freudentheil’s Tode gab Johannes Geffcken, Hamburg 1854, eine Sammlung (Auswahl) seiner Gedichte heraus mit seinem Bildniß und einer biographischen Einleitung. Ueber sein Leben und seine Schriften ist zu vgl. das Lexikon der Hamburg. Schriftsteller im 2. Bande; außerdem über F. als Dichter geistlicher Lieder Koch, Geschichte des Kirchenlieds im 7. Bande der 3. Auflage. Von Stade aus war er auch Mitarbeiter an der Neuen Allg. Deutschen Bibliothek gewesen, in deren letzten Jahrgängen die mit Ltz., Ri. und Np bezeichneten Beiträge von ihm sind.