Zum Inhalt springen

ADB:Gaudy, Friedrich Wilhelm von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Gaudy, Friedr. Wilh. v.“ von Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 419–420, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gaudy,_Friedrich_Wilhelm_von&oldid=- (Version vom 11. Dezember 2024, 13:03 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 8 (1878), S. 419–420 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich Wilhelm von Gaudi in der Wikipedia
Friedrich Wilhelm von Gaudi in Wikidata
GND-Nummer 115169768
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|8|419|420|Gaudy, Friedr. Wilh. v.|Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld|ADB:Gaudy, Friedrich Wilhelm von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=115169768}}    

Gaudy: Friedr. Wilh. v. G., Mitkämpfer und Geschichtsschreiber des siebenjährigen Krieges, wurde geboren am 23. August 1725 zu Spandau und starb am 13. December 1788 als königl. preußischer Generallieutenant, Truppeninspecteur im Generalat Westphalen. Einem altadlichen, ursprünglich schottischen Geschlecht angehörig, welches seit mehr als 100 Jahren den brandenburgischen Fürsten gute Dienste leistete, trat G. 1744 aus der Universität Königsberg [420] unter die Fahnen eines Potsdamer Infanterieregiments. Am 2. August 1756 wurde er Hauptmann und königlicher Flügeladjutant. Als geistig behender und körperlich unermüdlicher Generalstabsofficier des hochbetagten, aber vollauf energischen Generallieutenant v. Hülsen während des Feldzugs 1760 erwarb sich G. den Pour le mérite und das Majorspatent. Am 1. März 1763 zum Füsilierregiments-Commandeur in Wesel ernannt, stieg er hier zu den weiteren militärischen Würden. G. starb stehenden Fußes in den Armen des Kammerpräsidenten, mit welchem er im Schloß zu Cleve die Verhandlungen wegen Einrichtung der Rekrutirungsbezirke soeben beginnen wollte. – Unter verschiedenerlei Gesichtspunkten hervorragend als Förderer eines einsichtsvollen Dienstbetriebs, stiftete G. sich im militärlitterarischen Bereich ein Denkmal sonder Gleichen: sein im königlich preußischen Generalstabsarchiv aufbewahrtes „Tagebuch vom siebenjährigen Kriege“, ein 10 Folianten umfassendes, durch Pläne erläutertes Manuscript. Es ist Ergebniß eines 22jährigen Privatfleißes. Ueber alle von preußischen Streitkräften während 7 Feldzügen ausgeführten Operationen erstattet G. uns genauen Bericht, theils auf Grund des Selbstgesehenen, theils aus amtlichen Schriftstücken und schließlich infolge vielfältiger Anfragen und Zusendungen. G. sammelte und schrieb „für sich“; er ging tief ins Einzelne ein, er zeichnete dabei auch Manches auf, was nur ihm persönlich von besonderem Werth; er erforschte und erörterte – manchmal in rücksichtsloser Schärfe kritisirend – den Grund der Dinge oder das Walten des Zufalls. G. nannte, sehr bescheiden, seine 1778 abgeschlossene Arbeit: „Materialien, aus denen eine Kriegsgeschichte geschrieben werden kann.“ – Ihr Werth wird zur vollen Geltung kommen, wenn man sich – unter Zuhülfenahme neuester Aufschlüsse über die politischen Begebenheiten während jenes großen Krieges – der dankenswerthen Mühe unterzieht, diesem so reichhaltigen Stoff in historisch umfassender und militärisch belehrender Weise gerecht zu werden. Doch wird bei seinen häufig sehr ungünstigen Urtheilen über die Kriegführung immer in Anrechnung gebracht werden müssen, daß G. zu dem Kreise von Officieren gehörte, als dessen Mittelpunkt man den Prinzen Heinrich bezeichnen kann und daß er die Verstimmung dieses Kreises gegen den König theilte. Nach Gaudy’s Tode kaufte König Friedrich Wilhelm II. das Manuscript für 12,000 Thaler von seiner Wittwe. Jetzt befindet es sich im Archiv des großen Generalstabes. Außer dem Riesen-Opus – welches G. sehr sauber eigenhändig zu Papier brachte, weil er es Niemand sehen lassen wollte, so lange er lebe – schrieb G. u. A. einen 1767 in Wesel der Veröffentlichung übergebenen „Versuch einer Anweisung für Officiere von der Infanterie, wie Feldschanzen angelegt und erbaut werden können …“ Dieses Buch erlebte 6 Auflagen, die letzte 1817.

Ein Mehreres über G. in dem am 31. Mai 1872 herausgegb. Beiheft des Berliner Mil.-Wochenblatts.