ADB:Gelen, Sigmund

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Artikel „Gelen, Sigmund“ von Karl Felix Halm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 537–538, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gelen,_Sigmund&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 10:40 Uhr UTC)
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Gelen: Sigmund G. (Ghelen), Philolog, geb. zu Prag 1497, gest. zu Basel 1554. Er stammte aus einer adelichen Familie, die für eine standesmäßige Erziehung des begabten Sohnes beste Fürsorge traf. Zu seiner weiteren Ausbildung wurde er 13 Jahre alt unter einem Hofmeister nach Italien geschickt, wo er in Pavia und Bologna studirte und hierauf einen längern Aufenthalt in Venedig nahm und unter der Leitung des berühmten Markos [538] Musuros das Griechische gründlich erlernte. Von Venedig aus unternahm er längere Reisen nach den Inseln des griechischen Archipelagus, durch ganz Italien, Frankreich und Deutschland. Der Tod seines Vaters nöthigte ihn endlich zur Rückkehr nach Prag, wo er sich entschloß, da sein Vermögen durch seine langen Reisen stark gelitten hatte, sich ganz der gelehrten Laufbahn zu widmen. Nachdem er eine Zeit lang Privatvorlesungen über griechische Litteratur in Prag gehalten hatte, ging er 1524 nach Basel, wo er mit Erasmus bekannt wurde und sich bestimmen ließ, in die Dienste des berühmten Buchdruckers Froben als Corrector für die griechische, lateinische und hebräische Litteratur einzutreten. In dieser Stellung verblieb er bis zu seinem Tode, wiewol er mehrere vortheilhafte Anträge zur Uebernahme von Lehrstellen, wie z. B. der des Griechischen an der Schule zu Nürnberg auf Melanchthon’s Empfehlung, erhalten hatte. An den großen Verdiensten, welche sich die Frobenische Druckerei durch die Veröffentlichung besserer oder ungedruckter Texte um die alte Litteratur erworben hat, hatte G. den wesentlichsten Antheil, und entwickelte eine Thätigkeit, die an die großartige eines Henricus Stephanus[WS 1] erinnert. Er verfaßte die zahlreichen Vorreden der unter seiner Leitung gedruckten Werke; als Kritiker leistete er bei seiner umfassenden Gelehrsamkeit und großem Scharfsinne sehr Bedeutendes, wenn auch die Kühnheit seiner Kritik manchen Tadel erfahren hat. Um die griechischen Schriftsteller zu übergehen, deren Druck er ohne neue handschriftliche Mittel besorgt hat, so gab er einige kleinere geographische Schriften („Arriani periplus ponti Euxini etc.“) aus der Heidelberger Handschrift Nr. 398 mit lateinischer Uebersetzung heraus (1533), und hatte an der ersten Ausgabe des griechischen Textes des Flavius Josephus (Basel 1544) wesentlichen Antheil. Von zahlreichen griechischen Werken sowol der weltlichen als der geistlichen Litteratur lieferte er die damals unentbehrliche lateinische Uebersetzung, wie von Appianus, den 10 ersten Büchern der römischen Archäologie des Dionysios von Halicarnassos, den Werken des Justinus Martyr, des Juden Philon, der Schrift des Origenes gegen Celsus etc. Auf dem Gebiete der lateinischen Litteratur sind zu nennen seine Ausgabe des Ammianus Marcellinus, den er durch Benützung der besten, jetzt verschollenen Handschrift des Klosters Hersfeld bedeutend verbessert und ergänzt hat (Basel 1533), eine Ausgabe des Livius mit Beatus Rhenanus (1535), die an treffenden Verbesserungen reiche Bearbeitung des schwierigen Arnobius (1546) etc. Auch als Lexikograph hat sich G. versucht durch ein vergleichendes Wörterbuch von 4 Sprachen (griechisch, lateinisch, deutsch und böhmisch) mit dem Titel „Lexicon symphonum, quo quatuor linguarum Europae familiarium … concordia consonantiaque indicatur“, Basel 1537 und 1544. Ein Verzeichniß der Stämme slavischer Zunge „qui lingua Illyrica utuntur“ hat er dem berühmten Conrad Gesner geliefert; s. dessen Mithridates (1555) fol. 54 sq.

Ausführlichste Biographie von B. Röse in der Halle’schen Encyklopädie, wo auch die früheren Quellen angeführt sind.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Henricus Stephanus, Buchdrucker in Paris am Anfang des 16. Jahrhunderts