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ADB:Gerstenberg, Wigand

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Artikel „Gerstenberger, Wigand“ von Arthur Wyß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 66–67, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gerstenberg,_Wigand&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 07:06 Uhr UTC)
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Band 9 (1879), S. 66–67 (Quelle).
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Gerstenberger: Wigand G. genannt Bodenbender (Vietor), hessischer Chronist, geboren zu Frankenberg in Hessen am 1. Mai 1457, † daselbst am 27. August 1522. Aus seinem Leben ist nur wenig bekannt. Er war Altarist zu Frankenberg und erscheint als solcher zuerst 1486. 1495 begleitete er als Caplan den Landgrafen Wilhelm den Jüngern von Hessen auf den Reichstag zu Worms. In einem eigenhändigen, im Marburger Staatsarchiv aufbewahrten Briefe vom J. 1517 unterschreibt er sich „Guigandus Gerstenberg (!) genant Bodinbender priester“. 1493 begann er die Abfassung einer thüringisch-hessischen Chronik, die er dann bis zum J. 1515 fortführte. Vieles darin Erzählte wiederholte er in einer Chronik seiner Vaterstadt Frankenberg, die er um dieselbe Zeit (1493) zu schreiben unternahm. G. verfuhr bei seinen Aufzeichnungen sehr gewissenhaft. Er wollte, wie er sagt, nichts nach Hörensagen mittheilen, sondern aus schriftlichen Ueberlieferungen das Beste auswählen. Bei jeder Nachricht nennt er die Vorlage, welcher er sie, oft ihrem Wortlaut nach, entnommen hat. Auswahl und Verwendung der Quellen ist natürlich keine kritische. Eine Zusammenstellung derselben giebt er im Eingang seiner thüringisch-hessischen Chronik. Am meisten hat er die thüringische Chronik des Johann Rothe benutzt. Der Werth seiner Arbeiten besteht hauptsächlich darin, daß er Quellen besaß, die uns theils gar nicht, theils nur in mangelhafter Gestalt erhalten sind. Von ersteren ist namentlich die Chronik des Johann Riedesel (1232–1327) und die zeitlich daran sich anschließende Hessenchronik zu nennen. Auch Urkunden hat er öfter benützt, namentlich in der Frankenberger Chronik. Selbständige Nachrichten gibt er vom Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts an, erst spärlich, dann zahlreicher.

Ueber G.: Wenck, Hessische Landesgesch. I. S. XV–XVII.. Ersch u. Gruber, Allgem. Encyklop. Sect. I.. Th. 62 S. 90–93. Geburts- und Todestag bei Saur, Calendar. hist., vermehrte Aufl. (Frankf. 1594) S. 257 u. 476. Die thüringisch-hessische Chronik nach einer unvollständigen Handschrift bei Ayrmann, Sylloge Anecdotorum I. S. 1–168, ergänzt und vom J. 813 ab vollständig bei Schmincke, Monimenta Hassiaca I. u. II.. Die [67] Frankenberger Chronik edirten Joh. Friedr. Faust von Aschaffenburg[WS 1] (Franckenbergisch Chronik und Zeit-Buch. Zusammen getragen durch Weygand Gerstenbergern … an tag gegeben e Mss. J. F. F. V. A. verlegt durch Gotth. Vögelin[WS 2] 1619. Fol., und Kuchenbecker, Analecta Hassiaca V. S. 145–240, beide nach mangelhaften Handschriften. Zusätze dazu, die aber nicht alle dem G. angehören, bei Ayrmann a. a. O. S. 621–72. Die muthmaßlichen Originalmanuscripte beider Chroniken besitzt die Landesbibliothek zu Cassel.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Johann Friedrich Faust von Aschaffenburg (1569–1621), dortiger Bürgermeister und während seiner späteren Verbannung Historiker
  2. Sohn von Ernst Vögelin (1528–1590), Buchdrucker