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ADB:Gozbert (Abt von St. Gallen)

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Artikel „Gozbert, Abt von St. Gallen“ von Gerold Meyer von Knonau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 523, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gozbert_(Abt_von_St._Gallen)&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:03 Uhr UTC)
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Gozbert: Abt von St. Gallen, † 2. April, kurz nach 837. Im gleichen Jahre 816, in welchem das Kloster St. Gallen an das Ziel seiner Bestrebungen, von der Unterordnung unter die Kirche von Constanz gelöst zu sein, gelangt war, wurde, vielleicht schon unter Anwendung der Wahlfreiheit der Mönche, um Ostern G. als Abt eingesetzt, ein Thurgauer von Geburt, wahrscheinlich aus der Gegend von Wil stammend. In erfreulichster Weise zeigte sich unter dem neuen Abte nach verschiedenen Richtungen, wie entschieden St. Gallen selbständig sich günstig entwickelte. Vorzüglich wurde nach einem in der Stiftsbibliothek noch vorhandenen Normalplan eines großartigen Benedictinerklosters (Facsimile, mit erklärendem Texte: ed. F. Keller, Zürich 1844) ein Neubau des Klosters, besonders, in den Jahren 830–835, der Kirche, begonnen, so zwar, daß aus jenem Plane nur das Durchführbare, auch schon räumlich Zulässige herausgenommen wurde. Außerdem jedoch ließ G. seine Aufmerksamkeit den wissenschaftlichen Aufgaben zu Theil werden, indem er die Zahl der Bücher des Klosters ansehnlich vermehrte. Als G. seine Kräfte im Abnehmen fühlte, erhielt er durch Kaiser Ludwig’s Gnade, wie denn die Klostergeschichte dessen Gunst für G. stets hervorhebt, daß 837 im Mai der durch die Mönche frei gewählte und durch die kaiserliche Gewalt bestätigte Bernwik an seine Stelle treten konnte. Er starb wol bald nach seiner Abdankung, erlebte also Bernwik’s Verdrängung durch den vom ostfränkischen König Ludwig Ende 840 oder Anfang 841 eingesetzten Abt Engilbert kaum mehr. – Unter diesem Abt war zu St. Gallen besonders ein gleichnamiger Neffe desselben, Gozbert, litterarisch thätig. Denselben nannte Ermenrich (s. d. A. Grimald) unter den St. Galler Gelehrten, und ebenso scheint der ungenannte Schöpfer des Klosterrisses seine Widmung an diesen jüngeren G. gerichtet zu haben. G. fügte zu dem ältesten Leben des h. Gallus (s. d. Art.) ein Buch über dessen Wunder, und ferner verfaßte er gleich nach der Translation der Reliquien des h. Otmar (s. d. Art.), aus der eingerissenen St. Galluskirche in die St. Peterskirche 830, ein anderes Buch über das Leben und Wunder desselben; aber er war mit seiner eigenen Arbeit nicht zufrieden und setzte solange in Walahfrid Strabo (s. d. Art.), bis derselbe sich der Aufgabe unterzog, diese Schriften, außerdem aber auch die älteste Vita des h. Gallus zu überarbeiten (die von G. stammenden ursprünglichen Redactionen sind uns leider verloren). Allein Abt G. und die Brüder hatten von Walahfrid auch die Zusage einer metrischen Bearbeitung der Vita des h. Gallus erhalten, welche dann unerfüllt blieb, so daß der jüngere G. jetzt Ermenrich, welcher dann wenigstens das Werk begann, darum plagte. Der jüngere G. scheint 864 oder etwas später, als Iso (s. d. Art.) weitere Wunder des h. Otmar beschrieb, schon nicht mehr am Leben gewesen zu sein, so daß der Gozpert, welche nach einer Annalennotiz 889 starb, wol abermals ein jüngerer Mönch des Namens ist.

Vgl. des Verf. dieses Artikels neue Ausgaben der St. Gallen’schen Geschichtsquellen, mit ihren Einleitungen in den Mittheilungen d. histor. Vereins von St. Gallen, Heft XII und XIII (Heft XII S. 62–113 die von Walahfrid überarbeiteten Stücke des G.). Ueber den Klosterbau des Abtes G. vgl. Rahn’s Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz, S. 87–98; Ratpert (Heft XIII, S. 22–30) verbreitet sich fast nur über die Verhältnisse zu Constanz in der Schilderung der Abtsregierung.