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ADB:Gudius, Marquard

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Artikel „Gudius, Marquard“ von Conrad Bursian in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 88–89, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gudius,_Marquard&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:41 Uhr UTC)
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Gudius: Marquard Gude, Alterthumsforscher, ein Sohn des Rendsburger Bürgermeisters Peter G., war am 1. Februar 1635 geboren; besuchte zuerst die gelehrte Schule seiner Vaterstadt, dann 1652–55 das Gymnasium zu Hamburg und bezog darauf die Universität Jena, wo er drei Jahre lang, dem Wunsche seines Vaters entsprechend, juristische, daneben aus eigener Neigung historische und philologische Studien trieb. Nachdem er noch kürzere Zeit sich auf den Universitäten Leipzig und Erfurt aufgehalten, ging er im Februar 1658 nach Frankfurt a. M., wo er sieben Monate lang bei dem dortigen Prorector Johann Jönsen (Jonsius), der in Rendsburg sein Lehrer gewesen war, verweilte und von da nach Holland, wo er zu Joh. Friedr. Gronov in nähere Beziehung trat; durch dessen Vermittelung wurde er gegen Ende des J. 1659 zum Reisebegleiter eines vornehmen und reichen jungen Holländers, Samuel Schars aus dem Haag, ernannt, mit welchem er in den J. 1660 bis Anfang 1664 Frankreich und Italien, unter längerem Aufenthalt in den bedeutenderen Städten, besonders in Paris und in Rom, durchreiste. G. benutzte diese Reisen hauptsächlich dazu, in den Bibliotheken Handschriften classischer Schriftwerke abzuschreiben und zu collationiren und Inschriften theils nach den Originalen, theils aus handschriftlichen Sammlungen älterer Gelehrter zu copiren. Nach der Rückkehr nach Holland verweilte er, obgleich ihm 1664 eine Professur an der Universität Duisburg, 1668 eine solche an der Akademie zu Deventer angeboten wurde, noch über 6 Jahre lang bei seinem Zögling, mit welchem er meist im Haag oder auf Schars’ benachbartem Gute Vorburg lebte, bisweilen auch Ausflüge nach verschiedenen holländischen und deutschen Städten machte. Erst im J. 1671 entschloß er sich einem Rufe als Bibliothekar des Herzogs Christian Albert von Holstein-Gottorp zu folgen. Sein getreuer Schars, der sich nicht von ihm trennen mochte, siedelte nun mit ihm nach Rendsburg über und vermachte ihm bei seinem Tode 1675 den größten Theil seines Vermögens, so daß G. nun zu beträchtlichem Reichthum gelangte, den er bald darauf durch eine reiche Heirath noch vermehrte. Nachdem er ungefähr 7 Jahre lang im Dienste des Herzogs gestanden hatte, fiel er bei diesem in Ungnade und zog sich in Folge dessen nach Hamburg zurück; hier lebte er 4 Jahre lang als Privatmann, trat aber 1682 als Rath der schleswig-holsteinischen Kanzlei in die Dienste des Königs Christian V. von Dänemark, der ihn 1683 als Gesandten zum Bischof von Münster und Paderborn, Ferdinand von Fürstenberg, schickte; letzterer fand an dem gelehrten Diplomaten so großes Wohlgefallen, daß er ihm bei seinem im Juni 1683 erfolgten Tode seine nicht unbeträchtliche Sammlung von Handschriften vermachte. Nachdem G. noch der Wahl des Nachfolgers des Bischofs beigewohnt hatte, kehrte er in seine Stellung bei der schleswig-holsteinischen Kanzlei zurück, wurde bald darauf zum Etatsrath ernannt und lebte nun meist in Schleswig; im J. 1689 siedelte er nach Glückstadt über, wo er am 26. November desselben Jahres starb. G. hat, abgesehen von einigen lateinischen Gelegenheitsgedichten und einer noch in [89] Jena von ihm verfaßten, aber unter dem Namen seines Landsmanns Johann Brandshagen gedruckten Dissertation („De Clinicis veteris ecclesiae exercitatio historica praeside Jo. Andrea Bosio Prof. publico a Joh. Brandshagen, Preza Holsato, proposita“, Jenae 1657) nur eine Ausgabe der bis dahin ungedruckten griechischen Schrift des Hippolytus über den Antichrist (Paris 1661) veröffentlicht. Sein eigentliches Lebenswerk, die große Inschriftensammlung, welche er in zwei stattlichen Bänden mit Anmerkungen und Index druckfertig hinterließ, kam durch G. Graevius’ Vermittelung zunächst in die Hände des niederländischen Gelehrten Johannes Kool, Rathsherrn zu Amorfort, der aber mit der Herausgabe nicht zu Stande kam; aus dessen Nachlaß erwarb der Buchhändler Halma das Manuscript, aber erst dessen Erben ließen es durch den Utrechter Kanonikus Franz Hessel in einem schönen Foliobande unter dem Titel: „Antiquae inscriptiones quum graecae tum latinae olim a Marquardo Gudio collectae nuper a Joanne Koolio digestae hortatu consilioque Joannis Georgii Graevii nunc a Francisco Hesselio editae cum adnotationibus eorum. Leovardiae 1731“ veröffentlichen. Von anderen gelehrten Arbeiten von G. sind Anmerkungen zum Phaedrus in der Ausgabe von P. Burmann (Amsterdam 1698 u. ö.), zu Valerius Maximus in der Ausgabe von Abr. Torrenius (Leyden 1726) gedruckt worden. Von seiner an griechischen und lateinischen Manuscripten sowie an gedruckten Ausgaben von Classikern mit Collationen nach Handschriften und sonstigen gelehrten Randbemerkungen reichen Bibliothek ist 1709 in Kiel ein Katalog zum Behuf des Verkaufs erschienen („Catalogus insignium ac praestantissimorum codicum mstorum graecorum, arabicorum, latinorum ut et librorum cum mstis collatorum vel notis autographis doctorum virorum illustratorum hactenus partim ineditorum quos dum viveret colligere licuit v. i. et generoso domino Marquardo Gudio“). Die Handschriften wurden größtentheils von der Wolfenbütteler Bibliothek, die Ausgaben mit Collationen von J. A. Fabricius, dessen litterarischer Nachlaß sich jetzt in der Kopenhagener Bibliothek befindet, erworben.

Vgl. Marquardi Gudii et doctorum virorum ad eum epistolae. Quibus accedunt ex bibliotheca Gudiana clarissimorum et doctissimorum virorum qui superiore et nostro saeculo floruerunt et Claudii Sarravii Senatoris Parisiensis epistolae ex eadem bibliotheca auctiores. Curante Petro Burmanno. Ultrajecti 1697 (editio ultima prioribus correctior. Hagae Comitum. 1714). – J. Molleri Flensburgensis Cimbria literata t. III p. 282–303.