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ADB:Hübner, Karl

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Artikel „Hübner, Karl“ von Moritz Blanckarts in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 270–271, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:H%C3%BCbner,_Karl&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 18:06 Uhr UTC)
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Hübner: Karl Wilhelm H., Genremaler, geb. am 17. Juni 1814 zu Königsberg in Preußen, † am 5. December 1879 zu Düsseldorf. Sein Vater war ein einfacher Bauhandwerker und wollte ihn dem Baufach widmen; seine künstlerische Begabung aber wurde frühe genug von den Lehrern erkannt, und so durfte er, besonders durch die Befürwortung des Malers Professors August Hagen unterstützt, seiner Neigung, Maler zu werden, folgen und die erforderlichen Studien bei dem Maler J. Wolf beginnen, die er mit großem Eifer erfolgreich fortsetzte. Die zu seiner ferneren Ausbildung nöthigen Geldmittel wurden durch einen kunstsinnigen Königsberger Kaufmann F. W. Kahle hochherzig gespendet und ermöglichten ihm, 1837 nach Düsseldorf zu gehen, wo er unter Leitung Karl Sohn’s und später des Directors W. v. Schadow bis 1841 in der Akademie arbeitete, dann aber sein eigenes Atelier sich einrichtete. Hübner’s erste Genrebilder, sowie einige Landschaften, erregten wenig Aufmerksamkeit. Aber als er sich zum Darsteller der die Zeit mächtig bewegenden socialen Fragen machte und dieselben in lebendiger, wirkungsvoller Weise zum Gegenstand seiner Gemälde wählte, da war sein Ruf mit einem Male begründet und wuchs in erstaunlichem Maße. Es gibt wenig moderne Bilder, die solches Aufsehen machten, wie seine „Schlesischen Weber“ (1845), worin er den Gegensatz der armen Fabrikarbeiter zu ihren reichen und übermüthigen Brodherren mit schneidender Schärfe und trefflicher Charakterisirung veranschaulichte. Nicht minder ergreifend waren „Das Jagdrecht“, „Hülfe in der Noth“, „Der eingeschlafene Holzdieb“, „Die Verlassenen“ und einige andere Tendenzbilder, die theilweise in verschiedenem Maßstabe wiederholt werden mußten. Das J. 1848 reinigte mit seinen blutigen Ereignissen die schwüle Atmosphäre und auch H. streifte in seinen ferneren Gemälden nur noch selten das politisch-sociale Gebiet; er wandte sich jetzt der Schilderung des rein Menschlichen zu und wußte durch seinen gemüthlichen Familienhumor oder in tief empfundenen ernsten Darstellungen darin nun nach anderer Seite hin seine künstlerische Begabung zu bethätigen. Sein größtes und vielleicht bedeutendstes Bild „Rettung aus Feuersgefahr“ (1854) errang ihm auf der großen Ausstellung in Brüssel die Auszeichnung, daß er zum Ritter des belgischen Leopoldordens ernannt wurde. Auch in Holland und namentlich in Amerika machten seine Werke Glück und die Akademien von Amsterdam und Philadelphia ernannten ihn zum Ehrenmitglied. H. war einer der produktivsten Düsseldorfer Künstler, der mit staunenswerther Schnelligkeit immer Neues schuf, worunter allerdings die Strenge der Zeichnung, das tiefere Studium und die solide Durchführung einigermaßen vernachlässigt wurden. Aus der überaus großen Zahl seiner Bilder können daher nur noch einige genannt werden, ohne gerade als die besten gelten zu sollen, wie: „Die Schmollenden“ – „Des Seemanns Rückkehr“ – „Die Sünderin an der Kirchenthür“ (1867, Eigenthum der preußischen Nationalgallerie) – „Trost im Gebet“ – „Die Wittwe“ (im Besitz der städtischen Gemäldegallerie in Düsseldorf) und „Die Zwillinge“. – Mehrere dieser und der früheren Werke sind in verschiedenartigen Vervielfältigungen ein beliebter Zimmerschmuck geworden. Gute, verständnißvoll [271] gruppirte Composition, lebendige Auffassung und frische, wirkungsvolle Färbung sind Vorzüge, die, noch mitunter durch innern wahrhaft ergreifenden Ausdruck gehoben, seine bedeutenden Erfolge durchaus rechtfertigen. Aber nicht allein durch seine Leistungen als Maler nahm H. eine hervorragende Stellung unter den Düsseldorfer Künstlern ein, sondern auch durch seine Bestrebungen um deren sociale Verhältnisse, die von ihm mit rastlosem Eifer befördert wurden und ihm ein ehrenvolles Andenken gesichert haben. Er gehörte 1844 zu den thätigsten Begründern des „Vereins Düsseldorfer Künstler zu gegenseitiger Unterstützung und Hülfe“, dessen Aufgabe darin besteht, nicht nur bei Krankheit und Noth der Mitglieder hülfreich einzutreten, sondern auch deren geschäftliche Interessen in jeder Beziehung, namentlich bei der Beschickung in- und ausländischer Kunstausstellungen zweckentsprechend zu regeln und zu fördern, ferner im J. 1848 des der heiteren Geselligkeit gewidmeten Vereins „Malkasten“, der auf Hübner’s Vorschlag diesen originellen und bezeichnenden Namen erhielt, sowie der durch diese beiden Vereine hervorgerufenen „Allgemeinen deutschen Kunstgenossenschaft“. Er war viele Jahre hindurch theils Vorsitzender, theils Vorstandsmitglied dieser fortwährend an Bedeutung zunehmenden Corporationen. Auch wurde er durch das Vertrauen seiner Genossen zum Vertreter der Düsseldorfer Künstlerschaft in der Commission gewählt, welche jährlich in Berlin zusammentritt, um über die Verwendung der vom preußischen Staate für Kunstzwecke bewilligten Geldsummen zu berathen. Eine mehrmalige Wiederwahl ließ ihn längere Zeit an diesen wichtigen Versammlungen thätigen Antheil nehmen. Der König von Preußen ehrte seine vielseitigen Verdienste durch die Verleihung des Professortitels und später des rothen Adlerordens. H. war ein stattlicher Mann von überaus lebhaftem Temperament, heiter und anregend im Verkehr, für alles Gute und Schöne empfänglich und ebenso ausdauernd wie thatkräftig. Ohne tiefere Schulbildung, hatte er sich ein tüchtiges Wissen und gewandte Umgangsformen zu eigen gemacht. Auch war er ein schlagfertiger Redner, der stets das richtige, zündende Wort zu treffen wußte. Im J. 1874 machte er auf wiederholte Einladung eine mehrmonatliche Reise nach Nordamerika, wo zwei seiner Söhne lebten und seine Werke sich eines noch bedeutenderen Rufes erfreuten, als in der Heimath. Er wurde dort mit förmlichem Enthusiasmus aufgenommen und Künstler und Kunstfreunde beeiferten sich in allen Städten, die er besuchte, die glänzendsten Feste ihm zu Ehren zu veranstalten, wobei ihm seine rhetorische Begabung und gesellschaftlichen Talente sehr zu statten kamen. H. hatte sich frühzeitig vermählt und war Vater von vielen Kindern. Sein zweiter Sohn, Julius H., geb. 1842, hatte sein Talent geerbt und sich unter seiner Leitung zu einem tüchtigen Genremaler ausgebildet, starb aber bereits den 30. Dezember 1874 am Typhus.

Wiegmann, Die königl. Kunstakademie zu Düsseldorf (Düsseldorf 1856), Wolfgang Müller, Düsseldorfer Künstler aus den letzten 25 Jahren (Leipzig 1854).