Zum Inhalt springen

ADB:Haupt, Markus Theodor von (1. Artikel)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Haupt, Marcus Theodor v.“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 71–72, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haupt,_Markus_Theodor_von_(1._Artikel)&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 12:20 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Haupt, Moriz
Band 11 (1880), S. 71–72 (Quelle).
Markus Theodor von Haupt bei Wikisource
Theodor von Haupt in der Wikipedia
Theodor von Haupt in Wikidata
GND-Nummer 116528095
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|11|71|72|Haupt, Marcus Theodor v.|Otto Beneke|ADB:Haupt, Markus Theodor von (1. Artikel)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116528095}}    

Haupt: Theodor (eigentlich Marcus Theodor) v. H.[WS 1], Rechtsgelehrter und Schriftsteller, geb. am 2. Februar 1784 zu Mainz, Sohn eines im J. 1822 gestorbenen kurfürstlichen Hofkammerraths, katholischer Confession. Auf dem protestantischen Gymnasium zu Grünstadt erzogen, dann mit seinen Eltern mehrere Male den Wohnsitz wechselnd und in Aschaffenburg (damals Universität) sein Studium der Jurisprudenz absolvirend, trat H. um 1804 als Praktikant in den Staatsdienst, wählte aber schon 1805 den advocatorischen Beruf, anfangs zu Michelstadt, dann zu Erbach. Nach größerer Wirksamkeit strebend nahm er 1808 als Hofgerichts-Advocat zu Darmstadt seinen Wohnsitz. Hier trat er zuerst auf als Schriftsteller, nicht nur als Mitarbeiter am Tübinger Morgenblatt, sondern auch mit selbständigen Arbeiten. Seine dem Großherzog dedicirten „Blüthen aus Italien“ (1808) fanden eine günstige Aufnahme, und für „Tasso’s Nächte“ (1809) erhielt er vom Fürsten Primas die große goldne Verdienstmedaille. Aus Glück verheißender Lage riß den jungen Mann, seinen Lebensplan zerstörend, die verhängnißvolle Leidenschaft für die schöne dramatische Künstlerin Hendel, die damals, wie alle Welt, so auch Darmstadt entzückte. Dies angeblich bis zum Verlöbniß gediehene Verhältniß, wie seine Absicht, mit ihr Italien zu bereisen und nach der Heimkehr die ihm zugesagte Professur der schönen Wissenschaften in Aschaffenburg zu übernehmen, vernichtete die Unbeständigkeit seiner Angebeteten. Er verließ Darmstadt und ging über Holland nach Hamburg, um hier als Advocat und Schriftsteller ein neues Glück zu suchen. Die damalige französische Occupation und die nachfolgende Einverleibung Hamburgs in Napoleons Kaiserreich veranlaßte H., der als geschickter Geschäftsmann bald Praxis gewann, eine Reihe Schriften über französische Rechts- und Staatsinstitutionen herauszugeben, namentlich einen Commentar zum Code Napoléon, auch Vorlesungen über das französische Handelsrecht zu halten, Unternehmungen, welche den praktischen Nutzen der Unterdrückten, nicht aber eine Förderung der Fremdherrschaft in Hamburg bezweckten. Denn der deutschen Sache zugethan, verfocht er als Advocat alle ihm anvertrauten Privatinteressen mit wärmstem Eifer gegen die Bedrückungen der Gewaltträger. Mit Freimuth und Energie vertheidigte er unter Anderem drei bremische Schiffscapitäne vor der Cour prévotale, und zwar mit solchem Erfolge, daß er die peinlich Angeklagten vom Tode errettete, sich selbst aber in die dringendste Gefahr brachte, aus welcher ihn nur die zeitweise Befreiung Hamburgs im März 1813 erlöste. Nun trat H. als guter Patriot in die neu gebildete Bürgerwehr der Stadt und nahm thätigen Antheil an deren Gefechten in der Umgegend; als aber Davoust zurückkehrte, mußte H. nach Lauenburg flüchten. Hier trat er als Lieutenant in ein Jägerregiment, dessen Auditoriat er auch versah, bis er, zum Assistenten des englischen Generalcommissars ernannt, diesen auf den ferneren Zügen der Nordarmee in Mecklenburg und Holland begleitete. Inzwischen war er französischer Seits geächtet und seine Habe in Hamburg confiscirt. – Im Hauptquartier der Verbündeten zu Chaumont angestellt, folgte H. demselben nach Paris, fortwährend im höheren Auftrage litterarisch beschäftigt, Denk- und Flugschriften verfassend oder übersetzend. Hier schrieb er auch die Broschüre „Hambourg et le Maréchal Davoust, appel [72] à la Justice du Roi“, Paris 1814 (deutsch: Leipzig 1814). Nach Napoleons Rückkehr von Elba fand H., damals in Düsseldorf sich aufhaltend, eine Anstellung bei der Armeepolizei und zog mit dem 1. Armeecorps nach Paris, wo ihm die schwierige Aufgabe zu Theil wurde, die Vorstadt St. Antoine militärpolizeilich zu überwachen. Nach dem Friedensschluß trat er in den preußischen Justizdienst als Kreis- und Instructionsrichter zu Düsseldorf, woselbst er auch das Landwehr-Auditoriat versah. – Neben seinen vielen Amtsgeschäften, zu welchen beispielsweise Untersuchungen gegen Räuber- und Falschmünzerbanden gehörten, fand der thätige Mann noch Muße zu vielfachen litterarischen Productionen. Er veröffentlichte z. B. 1816 die „Aehrenlese aus der Vorzeit“, gab 1817 „Die Monatsrosen“ heraus, ferner „Biographische Skizzen“, 1818 „Skizzen, Reminiscenzen aus Paris“, 1820 erschien seine anerkannt treffliche Monographie „Jacobäa, Herzogin von Jülich“, für welche der König von Baiern und der Großherzog von Baden ihn mit den großen goldenen Verdienstmedaillen belohnten. – Gleichzeitig erfolgte seine Versetzung als Landesgerichts-Rath nach Trier, wo er ebenfalls eine große Anzahl Schriften verfaßte, z. B. das Trier’sche Zeitbuch, eine Schrift über den bekannten Criminalfall Fonk, die Epheukränze, das Trauerspiel „Der Hochzeitstag“, ferner „Mechtilde“, historisch-romantisches Gemälde teutscher Vorzeit, Schauspiele, 2 Bde., Vorschule zum Studium der griechischen Classiker etc. – Aber auch in Trier fand er keine bleibende Stätte, er nahm 1827 seinen Abschied aus dem preußischen Justizdienst und zog nach seiner Vaterstadt Mainz, vermeinend hier in ausschließlich schriftstellerischer Thätigkeit Frieden und Glück zu finden. Er veröffentlichte auch daselbst eine Reihe fernerer Schriften, unter welchen die Novelle „Der Freiensteiner“, erschienen 1830, das letzte Werk seiner dichterischen Muse gewesen zu sein scheint. Den rast- und ruhelosen Verfasser aber zog die französische Julirevolution wieder hinaus in die Fremde, erst nach Straßburg, dann nach Paris. Was er daselbst erlebte, ist unbekannt geblieben. Die Zeitungen theilten im Juli 1832 mit, daß H., vermuthlich an den Erfolgen seiner politischen und ökonomischen Erwartungen verzweifelnd, seinem Leben freiwillig durch Erschießen ein Ende gemacht habe. – So tragisch beschloß sein bewegtes Dasein ein sehr begabter geistvoller, kenntnißreicher Mann, dessen vielseitige unermüdete Thätigkeit, dessen Ringen und Streben inmitten der Kämpfe einer stürmischen Zeit manchem Mitlebenden Richtung, Belehrung oder Freude gewährt, ihm selbst aber keinen Frieden gebracht hat, bis er an den Irren und Wirren der Hoffnungslosigkeit zu Grunde ging. – Ein ausführliches Verzeichniß seiner zahlreichen Schriften wie auch biographische Nachrichten findet man in Scriba’s biograph.-litter. Lexikon der Schriftsteller des Großherzogthums Hessen etc. 1. Abtheil. S. 133–35 und 2. Abtheil. S. 292–96. Hamb. Schriftsteller-Lexikon, Bd. III, S. 126–28.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 50 ein weiterer Artikel.