ADB:Haupt, Moriz

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Artikel „Haupt, Moritz“ von Wilhelm Scherer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 72–80, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haupt,_Moriz&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 08:45 Uhr UTC)
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Haupt: Moritz H., Philolog. Er wurde geboren am 27. Juli 1808 in Zittau, als der Urenkel eines armen Lehrers, als der Enkel eines energischen, rastlos emporstrebenden Kaufmannes, als der Sohn eines classisch gebildeten, mit gelehrter Thätigkeit vertrauten Juristen, welcher seine Erziehung bis zum 13. Jahre, wenn nicht ausschließlich, so doch vornehmlich leitete. Das, worauf die Persönlichkeit des Vaters angelegt schien, hat sich im Sohne erfüllt. Ostern 1821 bis Ostern 1826 besuchte er das Zittauer Gymnasium und genoß den Unterricht des Rectors Lindemann in den classischen Sprachen, neben denen er sich auf eigne Hand bald dem Gothischen und Altdeutschen zuwandte – schon vor 1824, nach seiner Versicherung. Der poetisch-patriotische Reiz des heimischen Alterthums verband sich mit dem Frohgefühl, eine neue Wissenschaft wachsen zu sehen und an diesem Wachsthume thätigen Antheil zu nehmen. Dennoch bezog er Ostern 1826 die Universität Leipzig in der Absicht, Theologie zu studiren, [73] die er doch bald gegen das Studium der Griechen und Römer vertauschte. Gottfried Hermann wurde sein Lehrer und Vorbild. Er erzog ihn zur Einfachheit des Urtheiles. Im September 1830 beschloß H. seine Universitätsstudien, am 17. Februar 1831 erfolgte seine Promotion, und er kehrte zu den Eltern zurück. Sein Vater, früher Syndicus, dann Bürgermeister in Zittau, war durch die unreife politische Bewegung des Jahres 1830 von seinem Posten verdrängt worden und nahm sich die Zurücksetzung so zu Herzen, daß er in eine gefährliche Krankheit und dann in tiefe Schwermuth verfiel. Der Sohn stand ihm sieben Jahre lang als Tröster zur Seite, nicht ohne daß die schwere Pflichterfüllung ihm selbst den Glanz des Lebens verdunkelte, während andererseits die lange Muße, die gänzliche Freiheit von Amtsgeschäften irgend welcher Art ihm eine beneidenswürdige Sammlung gewährte und Alles, was er vermochte, sicher reifen ließ. In das Jahr 1834 fällt eine entschiedene Erweiterung seines Gesichtskreises und seiner persönlichen Beziehungen. Er ging mit den Eltern nach Wien, dort traf er Hoffmann v. Fallersleben und wurde mit den österreichischen Gelehrten und Fachverwandten Endlicher, Karajan, Ferdinand Wolf genau befreundet. Noch im selben Jahre lernte er auch Berlin kennen; der Freiherr v. Meusebach, vor allem aber Lachmann waren ihm von dieser Zeit an enge verbunden.

Endlich im Herbst 1837 konnte er daran denken, sich vom Vater zu trennen und sich in Leipzig zu habilitiren. Gottfried Hermann begrüßte in ihm einen durch Wissenschaft, Geisteskraft und eine vorzügliche Gabe des mündlichen Vortrages ausgezeichneten Docenten, und an seiner Habilitationsschrift, den „Quaestiones Catullianae“, rühmte er „große Belesenheit, genaue Bekanntschaft mit der Litteraturgeschichte, gründliche Gelehrsamkeit, ungemeinen Scharfsinn, feinen Geschmack, klare Darstellung, ausgebildeten gefälligen Stil, sowie ausnehmende Bescheidenheit.“ Mit Vorlesungen über das Nibelungenlied und seinen Liebling Catull eröffnete H. seine Lehrthätigkeit, und rasch stieg er die akademische Stufenleiter empor. Am 11. September 1841 wurde er ohne sein Vorwissen auf Hermann’s Betrieb zum Extraordinarius ernannt und am 23. November 1843 erhielt er die neu errichtete ordentliche Professur für deutsche Sprache und Litteratur. Schon 1842 hatte er einem Freunde melden können: „Seit dem 7. April bin ich am Ziele jahrelanger Wünsche, d. h. mit einer Tochter von Gottfried Hermann verheirathet.“ Haus und Amt beglückten ihn, aber das Jahr 1848 riß ihn aus seinem gesegneten Wirkungskreise. Die damals wach gewordenen Hoffnungen auf Einheit und Größe des Vaterlandes haben auch ihn mächtig bewegt und er war nicht blind gegen die Gefahren der Revolution: „Wohl“, sagt er in einer Rede vom 18. Mai 1848, „ist ein grelles Morgenroth vor uns emporgestiegen; es verkündet sturmvolle Tage.“ Er wurde eifriges Mitglied des deutschen Vereins und die hereinbrechende Reaction schonte ihn so wenig wie seine Collegen und Freunde Theodor Mommsen und Otto Jahn. Alle drei wurden wegen Berufung einer Volksversammlung, die man mit dem Dresdener Maiaufstand in Verbindung glaubte, des Hochverrathes angeklagt, und zwar von den Gerichten freigesprochen, aber auf dem Disciplinarweg ihres Amtes enthoben. Vom 22. April 1851 war das Decret, welches Haupt’s kurze politische Thätigkeit so brutal bestrafte. Am 13. März desselben Jahres war Lachmann gestorben, und nicht ohne Mühe gelang es der Berliner Facultät, Haupt’s Berufung an seine Stelle (17. April 1853) durchzusetzen. Hier hat er dann 21 Jahre lang als Universitätslehrer und Akademiker (seit 1861 als Secretär der philosophisch-historischen Classe) gewirkt, mit wachsender Autorität und nie nachlassender Energie, so viel auch der Tod seiner Frau (1855) ihn erschüttern und Nervenleiden ihm seine gewohnte ungeestüme Thätigkeit erschweren mochten. Am frühen Morgen des 5. Februar 1874 raffte ihn ein Herzschlag dahin.

[74] H. gehörte zu den Gelehrten, welche groß anheben mit breitem Wollen und sich je länger je mehr in’s Enge ziehen. Er erfüllte nicht, was seine Jugend versprach. Seine Anfänge erinnern an die Anfänge Jacob Grimm’s und Uhland’s. Die Verehrung Goethe’s, die Verehrung der classischen Dichtung verband sich mit dem romantischen Ausgreifen nach fernen Sprachen und Litteraturen. Seine ältesten Aufsätze (Recensionen, von 1831 an) preisen in poetisch gefärbter, bildlich geschmückter Rede die Poesie im Allgemeinen als eine lebendige Offenbarung des Göttlichen und stellen mit bewußter Klarheit den Gedanken einer vergleichenden Poetik hin. Man glaubt ihn selbst nach so hohem Ziele ringen zu sehen; nach allen Seiten hin erweitert er seine Kenntnisse; volksthümliche Dichtung in jeder Gestalt scheint ihm willkommen, an’s classische Alterthum schließt sich das Interesse für mittelalterliches Latein, vom Böhmischen aus tritt er den slavischen Sprachen näher, die romanischen Litteraturen ziehen ihn neben der altdeutschen an; man meint, in einer allgemeinen Geschichte mittelalterlicher Dichtung oder in etwas ähnlichem müßten sich so mannigfaltige Bestrebungen zusammenfassen. Aber vermuthlich hat er nie einen solchen Gedanken ernstlich gehegt. Dem jungen Gelehrten fehlte das Selbstvertrauen des Bahnbrechers. Die von Gottfried Hermann empfangene Richtung auf kritische Philologie überwog und dazu kam Lachmann’s imponirende, vorbildliche Kraft. Bescheidenheit und Stolz bewogen ihn, das Geschäft des Herausgebers zum Lebensberufe zu wählen: die Bescheidenheit, welche eher das Ziel zu niedrig als zu hoch stecken mag, um nicht in Ueberschätzung persönlicher Kräfte anmaßend zu scheinen, die Bescheidenheit, welche nicht den Muth des Fehlens hat; – der Stolz, welcher nichts Unvollkommenes an der eigenen Leistung dulden will; der Stolz, welcher sich gegen die drohende Gefahr des Fehlens aufbäumt. Nur auf diesem Wege erlangt man Herrschaft, Sicherheit und befriedigtes Selbstgefühl. In vollberechtigter Polemik schrieb H. einmal die Worte: „Lachmann’s Meisterschaft ist durch die Pfuscher, die seine Arbeiten anrühren, nicht gefährdet; ich habe mir noch niemals Meisterschaft, weder in der Kritik noch in anderem, angemaßt, ich weiß auch gar nicht, ob Fachgenossen mich für einen Meister der Kritik halten, aber das weiß ich, daß noch nicht jeder Geselle oder Handlanger mich meistern kann.“ Die unbefangene Nachwelt wird H. die Meisterschaft ohne weiteres zugestehen, und für die Philologie ist es ein unberechenbarer Vortheil gewesen, daß Lachmann gleichsam zweimal erschien, daß ihm in H. eine so verwandte Natur, eine so ebenbürtige Kraft erstand, welche volle Befriedigung darin empfand, die Art des Freundes sich anzueignen und in Schrift und Lehre fortzusetzen, fortzupflanzen.

Die Forschungsideale seiner Jugend bestimmen die Gegenstände, denen er sein kritisches Bemühen zuwendet. Poesie steht obenan, und wie Lachmann ist er den lateinischen und mittelhochdeutschen Dichtern vorzugsweise geneigt. Aber er greift doch weit darüber hinaus. Seine Proömien zu den Berliner Vorlesungsverzeichnissen, der größte Theil seiner akademischen Abhandlungen und Reden, ein paar kleine selbständige Werkchen, sowie seine Beiträge zu philologischen Zeitschriften sind in drei Bänden „Opuscula“ gesammelt (Lipsiae 1875, 1876). Darin enthüllt sich ein staunenswerther Reichthum litterarhistorischer Anschauung und eine wahrhaft verblüffende, dem Verfasser in unvergleichlicher Weise gegenwärtige Gelehrsamkeit. Das im Anhange gegebene Verzeichniß von Schriftstellern, die er textkritisch behandelt hat, umfaßt beinahe die gesammte griechische und lateinische Litteratur, die Neulateiner mit eingeschlossen. Die Skizze einer Untersuchung über den Roman Apollonius von Tyrus, dessen Ursprung und Verbreitung, greift auf die universalen Tendenzen von Haupt’s Jugend zurück. Das Registrum multorum auctorum des Hugo v. Trimberg (Berl. Monatsber. 1854, [75] S. 142) eröffnet den Blick auf ein weites Gebiet mittelalterlicher Bildung. Haupt’s Interesse scheint allgegenwärtig. Er verfährt nach dem Grundsatze, den er einmal aufstellt (Opp. 1, 218): „Die Philologie verachtet wie die Botanik kein Unkraut.“ Demgemäß fördert er mit philologischer Sorgfalt sogar das Testament des Schweinchens, das Buch von den Wundern, das von den Paradiesesflüssen, das griechische Kräutergedicht, griechisch-lateinische Uebersetzungs- und Gesprächbücher zu Tage. Nimmt man zu dem Eigenen das, was er den Arbeiten Anderer an Textesbesserungen und gelehrten Nachweisen, tactvollen Winken, maßgebenden Rathschlägen beigesteuert hat, so erhebt sich das Bild einer Thätigkeit, welche an die Wirkungen gewaltiger Naturkräfte erinnert. Um das, was H. darin geleistet hat, abzuschätzen, bedürfte es einer noch größeren Vertrautheit mit allen diesen Denkmälern geistigen Lebens, als er sie besessen. Wie viel davon dauernder Gewinn ist, wird sich nur allmählich ermessen lassen. Anregung und Förderung, sei es auch durch Irrthum, muß überall gefühlt werden, wo er die Hand angelegt hat. Wenn er allgemeinere Probleme, der Politik, der Geschichte, Litteraturgeschichte, Erziehung berührt, so ist er nirgends originell; aber er steht immer auf der richtigen Seite, er ist verbündet mit dem besten Geist unseres Volkes, der zu Größe und Ruhm geführt hat. Stets mahnt er zu Bescheidenheit und Mäßigung in einer Sprache von classischer Rundung, festgefugt, wuchtig, epigrammatischer Ausprägung nicht abgeneigt. Und wie leidenschaftlich sein Inneres glühen und im persönlichen Verkehr ausbrechen mochte, sein wissenschaftliches Wesen ist maßvolle Energie. Die Leidenschaft scheint überall gebändigt, kein Vorurtheil und keine Voreiligkeit, die übergierig nach dem Resultate greift, verdunkelt seinen hellen Blick. Er ist umsichtig, ruhig, geradsinnig.

Nach dem kleinen Hefte, worin er 1834 vier mittellateinische Dichtungen ans Licht gab („Exempla poesis latinae medii aevi, Vindobonae“), nach dem Fischgedichte des Ovidius und den Jagdgedichten des Gratius und Nemesianus (1838) wurden drei zierliche Bändchen, glatte, saubere Texte, ohne Lesarten, ohne Anmerkungen, das eigentliche Denkmal, welches er als Kritiker lateinischer Dichtung sich selber setzte: seine Ausgaben des Horatius (1851), des Catullus, Tibullus, Propertius (1853) und des Vergilius (1858). Die Metamorphosen des Ovidius (1853), eine Schulausgabe mit deutschen Anmerkungen (enthalten in der von ihm und Sauppe gegründeten Sammlung solcher Ausgaben), gedieh nicht über das erste Bändchen hinaus, weil er sich in Bezug auf Art und Maß der Erklärungen unsicher fühlte; dennoch dürfte seine Leistung geradezu die beste unter allen ähnlichen sein. Wenn neben den Dichtern auch ein Prosatext, die Germania des Tacitus erschien (1855), so geschah es im Interesse der deutschen Alterthumswissenschaft und beabsichtigt war nur eine vorläufige reinliche Herstellung mit handlichem Apparat zum Gebrauche bei Vorlesungen. Seine erfolgreichen Bemühungen um den Philosophen Seneca haben leider in keiner Edition Ausdruck und Abschluß gefunden. Für das Griechische muß der mühevollen Arbeit gedacht werden, die er aus vollständiger eigener Beherrschung des Stoffes an die Vollendung von Gottfried Hermann’s Aeschylus setzte (1852). Der zugehörige Scholienband ist leider nie erschienen.

Der Weg, den H. zur Lösung textkritischer Probleme einschlug, ist aus der Sammlung kleiner Schriften deutlich erkennbar. Im Allgemeinen kann man sagen: es ist der Weg Lachmann’s und Immanuel Bekker’s. Gleich Lachmann ließ er sich von der schrankenlosen Willkür italienischer Versemacher des 15. Jahrhunderts nicht blenden (Opp. 1, 143) und fragte nicht nach der schönsten, glattesten, unserem Geschmacke wohlgefälligsten Ueberlieferung, sondern nach der verhaltnißmäßig echtesten, treuesten, ursprünglichsten. Gleich Lachmann und Bekker suchte er vor Allem die abgeleiteten Quellen auszuscheiden und in dieser Beziehung [76] sind ihm z. B. beim Propertius und Ammianus Marcellinus Feststellungen gelungen, die so leicht nicht umzustoßen sein werden. Er ging den Citaten aus römischen Dichtern nach durch’s späte Alterthum, durch’s Mittelalter hindurch. Die Geschichte der Philologie war ihm auf das Genaueste bekannt. Mochte er wol die Arbeit der Zeitgenossen manchmal unterschätzen und allzu vornehm darüber wegblicken; die großen Vertreter der älteren Philologie, ein Scaliger, Bentley, waren ihm wie Mitlebende gegenwärtig. Er weiß über sie fast so vertraut zu reden wie über Meineke und Bekker, denen er ausgezeichnete Nekrologe widmete. Die wenigen Seiten, auf denen er, um für Leibnizens Beziehungen zur classischen Philologie den richtigen Hintergrund zu gewinnen, in großen Zügen die gesammte Einwirkung des Alterthums auf die spätere Bildung bis zum 17. Jahrhundert überschaut, gehört zu dem Bedeutendsten, was er geschrieben (Opp. 3, 215). Stets ist andererseits sein Blick über die römischen Dichter hinaus auf ihre griechischen Vorbilder gerichtet. Zur Charakteristik der alexandrinischen Poesie wie des Sprachgebrauches hellenischer Dichter überhaupt hat er viele gelegentliche Beiträge gegeben (z. B. über Metonymien Opp. 2, 166; über nach griechischem Muster veränderte Wortbedeutung 2, 402; über Nominalbegriffe aus benachbarten Verben zu entnehmen 2, 301 u. ö.; über freiere Wortstellung bei den Tragikern 2, 184; über Attraction correlater Pronomina 2, 467). Cabinetsstücke in Haupt’s eigenster Art sind die Abhandlung über die Kritik der horazischen Gedichte, wenn auch das Schlußresultat nicht Bestand hat (3, 42), und die Betrachtung über Genrepoesie bei den Griechen (1, 252): Untersuchung eines einzelnen Gedichtes, ja einzelner Stellen von Gedichten, aber eingeleitet durch weiten Umblick, enger Vordergrund bei tiefem Hintergrund. Dieser große Hintergrund, eine hochgebildete Persönlichkeit, allseitig vorbereitet, mit zahlreichen litterarischen Analogien vertraut, gab seiner Kritik das hohe Tactgefühl, den glücklichen Scharfsinn; langjährige Uebung verlieh ihm das virtuose Treffen, und Alles zusammen machte aus ihm einen Conjecturalkritiker ersten Ranges. Conjecturalkritik wurde immer mehr das erwählte Feld seiner Neigung. Conjecturalkritik hat er „meist glänzend und überzeugend, immer beachtenswerth“ in solchem Umfange geübt, daß der Forscher „auf Schritt und Tritt in dem ganzen Umkreis des classischen Alterthums seinem fruchtbringenden Wirken begegnet“ (Vahlen). Er hat seine Persönlichkeit nie vorgedrängt, sein Belieben dem Stoffe nie aufgedrängt; er unterlag nicht dem Fluche der Virtuosität; er wollte nicht selbst glänzen, sondern seinem Autor den ungetrübten, durch schlechte Ueberlieferung verdunkelten Glanz wiedergeben. Er verband den Respect vor der reinsten Quelle, den Haß gegen das unreife Conjiciren (man sehe die berühmten Electraprogramme Opp. 2, 285 ff.) mit dem Gefühle für die Individualität des Schriftstellers. Seine Interpretation, seine Emendation, seine Interpunction, seine Annahme von Interpolationen und seine Echtheitskritik war stets getragen von der Vertiefung in das Individuelle. Er war ein unvergleichlicher Interpret, wovon er mündlich fortwährend, schriftlich nur selten Proben gab. Gedankengang, Zusammenhang zu entwickeln verstand er meisterhaft. Faßte er seine Anschauung von dem Wesen alter oder neuer Dichter in ein ausgeführtes Bild, wie er den Catull, Horaz, Ovid, die römischen Elegiker, den Statius oder Friedrich den Großen als Poeten gelegentlich charakterisirte, so geschah es allerdings meist nicht im Sinn eines litterarischen Porträtes, wobei die bezeichnenden Züge möglichst lebendig vorgetragen werden, sondern gleichsam farblos im festen Umriß, so daß die stilistische Eigenart vor Allem betont wurde und kritische Nutzanwendungen, Folgerungen auf das in ihrem Texte Mögliche oder Unwahrscheinliche sich anknüpfen ließen. Litterarhistorische Thatsachen hat er nicht in großer Zahl festgestellt. Glänzend, wenn auch im Resultate bestreitbar und bestritten, [77] ist seine Abhandlung über die Unechtheit des Epicedion Drusi (1, 315); mit Glück schied er die bucolischen Gedichte des Calpurnius von denen eines anderen Dichters, vielleicht des Nemesianus (1, 358); fleißig stellte er gelegentlich die geringen Fragmente des Grammatikers Irenäus zusammen (2, 434). In allen allgemeinen Beobachtungen über Sprachgebrauch, Poetik und Metrik achtete er auf die Verschiedenheit der Epochen und Dichtungsgattungen (vgl. 2, 184). Zur Lachmann’schen Kritik der Ilias gab er werthvolle Beiträge (hinter Lachmann’s „Betrachtungen über die Ilias“, 1847). Seine „Observationes criticae“ (1841), welche sich gleich den „Quaestiones Catullianae“ (1837) zunächst an Lachmann’s Catull anschlossen, brachten reiche Zusammenstellungen über die Elision und über die Nachstellung der verbindenden Conjunction bei lateinischen Dichtern. An eine Stelle des Properz knüpft er ausführliche Erörterungen über die Namen des Kusses bei den Römern (2, 106) und daran die Mahnung, im Interesse des Lateinischen das Studium der romanischen Sprachen nicht zu vernachlässigen.

Seine eigene Beschäftigung damit lief in den Plan einer Edition französischer Volkslieder des 16. Jahrhunderts aus, wovon er eine frühe Probe gab („Six anciennes chansons françaises recueillies par M. H. A M. le baron de Meusebach, 6. Juin 1835“), den er sein ganzes Leben lang festhielt und wovon wenigstens ein Theil aus seinem Nachlasse veröffentlicht werden konnte (Französische Volkslieder 1877).

In der deutschen Philologie noch viel entschiedener als in der classischen, erscheint H. als Lachmann’s nächster Mitarbeiter und Nachfolger. Trat dies in seinen Beiträgen zu den „Altdeutschen Blättern“, die er mit Hoffmann v. Fallersleben herausgab (1836, 1840), noch weniger hervor, so lag es in seiner Ausgabe des Erek von Hartmann von Aue (1839) deutlich vor Augen. An die Stelle der altdeutschen Blätter ließ er 1841 nach einem umfassenderen Plane die Zeitschrift für deutsches Alterthum treten, worin er alle diejenigen um sich versammelte, welche methodische Forschung und Kritik nach Jacob Grimm’s und Lachmann’s Vorbild übten; und Haupt’s Schuld war es nicht, wenn sich beim Ausbruche des Nibelungenstreites einige der Mitarbeiter von ihm trennten, um sich ein besonderes Organ zu gründen. Dem Erek folgte 1840 der gute Gerhard von Rudolf von Ems, 1842 die Lieder und Büchlein und der arme Heinrich von Hartmann von Aue, 1844 der Engelhard von Konrad von Würzburg, 1845 der Winsbeke und die Winsbekin, 1851 die Lieder Gottfrieds von Neifen, 1857 die ältesten Minnesinger („Der Minnesangs Frühling“ von Lachmann und H.). 1858 Neidhart von Reuenthal, 1871 die zweite Ausgabe des Erek, die Erzählungen „Moriz von Craon“ (in den Festgaben für Homeyer) und „Von dem üblen Weibe“, endlich 1876 aus dem Nachlasse die Erzählung „Zwei Kaufleute“ von Ruprecht von Würzburg (Zeitschr. für deutsche Phil. 7, 65). In der kritischen Behandlung Hartmann’s von Aue konnte er sich direct an Lachmann anschließen: das von diesem beim „Iwein“ und „Gregorius“ gegebene Muster hat er auf den Rest der Hartmann’schen Werke ausgedehnt, für den „armen Heinrich“ konnte er eine Vorarbeit Lachmann’s benutzen. Bei dem genannten Werke des Rudolf von Ems handelte es sich um rasche erste Bekanntmachung; zu einer umfassenden Erforschung von Sprachgebrauch und Metrik fehlte damals und fehlt bis heute das vollständige Material. Aber unvergänglich bleibt, was H. für einen anderen Epigonen ritterlicher Dichtung, für Konrad von Würzburg, gethan. Seine übrigen selbständigen Editionen galten, abgesehen von den zuletzt aufgeführten Erzählungen, der mittelhochdeutschen Lyrik und Didaktik, dem Minnesang. Auch damit schloß er sich an Lachmann’s „Walther von der Vogelweide“ und im „Minnesangs Frühling“ an [78] Lachmann’s Vorarbeiten an; und wie ihn die bukolische Poesie der Griechen und Römer viel beschäftigte, so widmete er hier der höfischen Dorfpoesie des Neidhart von Reuenthal besondere Sorgfalt und langjährige erfolgreiche Bemühung. Seine Abhandlung über die böhmische Uebersetzung eines der Lieder König Wenzels von Böhmen (1848) gab den Anstoß zur Aufdeckung der tschechischen Litteraturfälschungen. Außerdem sind Lachmann’s Iwein, Walther, Wolfram in neuen Ausgaben und nie ohne Gewinn durch seine Hand gegangen; die schwierige Erklärung von Wolfram’s „Parzival“ hat er mehrfach in besonderen Beiträgen gefördert. Zum gothischen Wortschatze konnte er aus seiner gewaltigen Bücherkenntniß ein entlegenes Zeugniß beibringen (Opp. 2, 407). Althochdeutschen Litteraturdenkmälern hat er nur selten, aber mit Glück, seine Aufmerksamkeit geschenkt. Die Zeitschrift für deutsches Alterthum enthält viele Editiones principes oder erste kritische Ausgaben von mittelhochdeutschen Gedichten (z. B. Margarethen Marter; Warnung; Bonus; h. Paulus; Alexius und Pantaleon von Konrad von Würzburg; Servatius; Gottfried’s von Straßburg Lobgesang auf Christus und Maria, dessen Unechtheit er übrigens nicht erkannte; Meier Helmbrecht; der Jüngling von Konrad von Haslau; Goldemar etc.); außerdem mannigfache Beiträge, in denen Haupt’s Scharfsinn und Belesenheit sich fruchtbringend bewährt. Viel hat er für die Gedichte und Sage vom Herzog Ernst gethan. Um volksthümliche Poesie machte er sich ferner durch Verbesserungen zu Kudrun und durch die Entdeckung des Albrecht von Kemenaten als Verfasser dreier Gedichte verdient.

Den ersten Rang unter Haupt’s altdeutschen Leistungen nehmen der Engelhard, Neidhart und die zweite Ausgabe des Erek ein. Konrad von Würzburg in seiner ausgebildeten Manier eignet sich, wie wenige, zum Objecte stilistischer und metrischer Observationen; und so geläufig war diese Manier dem Kritiker geworden, daß er eines Tages aus etwa 30 irgendwo gedruckten Versen einer poetischen Legende vom heiligen Pantaleon mit Sicherheit ein Werk Konrad’s erkennen konnte, was die vollständige Abschrift lediglich bestätigte. Diese Vertrautheit mit Sprache und Stil jenes ausgezeichneten Dichters wurde benutzt, um eines seiner besten Werke aus einem Drucke des 16. Jahrhunderts in die Form des 13. Jahrhunderts zurück zu übertragen, und die Uebertragung darf als unzweifelhaft gelungen gelten, zugleich als einer der höchsten Triumphe philologischer Kritik. Auch führt kein anderes Buch in die Feinheiten mittelhochdeutscher Metrik so gut und angenehm ein, wie Haupt’s Engelhard. Damit aber war es nicht gethan: ein Problem, das ihn schon bei Hartmann reizte, der Unterschied des Sprachgebrauches höfischer und volksthümlicher Gedichte und die eigensinnigen Beschränkungen in der Wortwahl, welche gewisse Gruppen höfischer Dichter auszeichnen, wurde hier mit einem bewunderungswürdigen Reichthume von Beobachtungen erläutert und dadurch überhaupt dieses Problem innerhalb der deutschen Philologie erst energisch gestellt. – Beim Neidhart konnte er für die schwierige und wichtige Scheidung des Echten und Unechten an Vorarbeiten von Liliencron anknüpfen. Die Kritik und die Erklärung in lexikalischer wie topographischer Hinsicht hat er so gefördert, daß in 20 Jahren nichts nennenswerthes nachzutragen war. – Sehr reich ausgestattet und der feinsten Beobachtungen voll ist die zweite Ausgabe des Erek, eine wahre Fundgrube von Gelehrsamkeit. Die gesammte mittelhochdeutsche Litteratur war eigens dafür durchgelesen worden und natürlich mit großem Gewinn. Das Gedicht, einst aus dem „schweren Wust“ einer Handschrift des 16. Jahrhunderts herausgearbeitet, erschien jetzt erst, auch äußerlich, in seiner ganzen Zierlichkeit, als das wahre Gegenstück zu Lachmann’s Iwein. Aber während H. in seiner Jugend selbst an eine Ausgabe des französischen Erek dachte, den er an Frische und Raschheit dem [79] deutschen vorzog, an Feinheit diesem nachsetzte, so zog er ihn für die Kritik zwar überall herbei, wo er helfen konnte; aber er dachte nicht daran, die Vergleichung zu einer ausgeführten Charakteristik des deutschen Romans und seines Verfassers zu verwerthen; ja selbst die stumpfe Art, wie Andere dergleichen Forschungen mechanisch ohne wahren Lebensblick in eine Dichterseele erledigten, reizte ihn nicht zum Bessermachen. H. ist in seinen altdeutschen Arbeiten viel wortkarger als in denen, welche der classischen Philologie gelten. Er schrieb selten eine Abhandlung, selten eine Einleitung, immer nur gab er Text und Anmerkungen. Darin hat er freilich Wörterbuch, Grammatik (besonders Syntax), Metrik, auch die Kenntniß poetischer Motive und die Litteraturgeschichte mannigfach gefördert; die letztere hauptsächlich durch seine Belesenheit in Urkundenbüchern und anderen historischen Quellen, welche es ihm möglich machte, viele litterarhistorische Persönlichkeiten zeitlich und örtlich zu fixiren. Ueberblickt man die Gesammtheit seiner germanistischen Leistungen, so fühlt man recht das Schwelgen im unausgebeuteten Material, die Freude an massenhaftem Ediren und Observiren.

Seltsam aber, während in der Jugend ihn volksthümliche Dichtung mächtig anzuziehen scheint, so hat er thatsächlich den weit überwiegenden Theil seiner Lebensarbeit der eleganten und gebildeten Poesie, sei es des augusteischen, sei es des staufischen Zeitalters gewidmet. Augenscheinlich wurde seine Lust zu litterarischer Selbstthätigkeit am meisten durch den Reiz strenger Form geweckt. Die anonyme Volkspoesie führt von den Individuen ab in die grenzenlosen Tiefen einer Urüberlieferung. Wo aber volksthümliche Grundlagen sich mit seinem Vortrage verbanden, wie in der Hirten- und Dorfpoesie der Griechen, Römer und mittelalterlichen Deutschen, da war er recht in seinem Element. In seinem innersten Herzen wohnte eine Gefühlsweichheit, wie sie nicht zum wenigsten die Idylle des vorigen Jahrhunderts unter uns gezeitigt hatte; aber jene bukolische Dichtung besaß ein Element natürlicher Derbheit, das sie weit entfernte von der Sentimentalität moderner Dorfgeschichten. Und auch diese Derbheit war nach Haupt’s Sinne, der an Produkten des 16. Jahrhunderts, wie Dr. Schmoßmann’s Predigt, Dicteria Grylli und Dr. Schwarmen Faßnachtpredigt, die in seinem Freundeskreise neu gedruckt wurden, nicht minder an apologischen Sprichwörtern höchst kräftiger Art ein unschuldiges Vergnügen hatte.

Unterscheidet man in Haupt’s litterarischer Thätigkeit gewisse vorwaltende, enger begrenzte Interessen, so geben die Vorlesungen, die er hielt, ein anschauliches Bild seiner Vielseitigkeit. Da stellen sich neben Catull, Tibull, Properz, Horaz auch Persius, Lucretius, Plautus, Terenz, von den Prosaikern doch nur Tacitus; neben die Römer auch Homer, Aeschylus, Sophokles, Aristophanes, Theokrit. An mittelhochdeutschen Dichtern und Gedichten erscheinen Walther, Neidhart, ältere Minnesinger, Parzival, Nibelungen, Kudrun. Neben Interpretationen findet sich Geschichte der altdeutschen Dichtung und römische Litteraturgeschichte, deutsche Grammatik und altfranzösische Grammatik (letztere nur in Leipzig 1843, 1846, 1850). Das Altdeutsche pflegte er in Berlin nur bis 1859, dafür traten die Griechen dann regelmäßig ein. Römische Litteraturgeschichte las er 1860 zum letzten Mal, von da an blos Interpretationen. Zweimal hat er in Parallelvorlesungen Ilias und Nibelungenlied behandelt (1844, 1857). In den Vorlesungen über die Ilias pflegte er bis zuletzt den Gedanken einer „Naturgeschichte des Epos“ festzuhalten und durch Beispiele zu illustriren, d. h. einer vergleichenden Betrachtung der Volksepen, welche die Art und Weise, wie solche zu Stande kommen, die Eigenthümlichkeit der Interpolatoren, kurz die analogen Lebenserscheinungen durch alle Gedichte ähnlicher Art hin zu verfolgen hätte. Er war sich wol bewußt, hierin am meisten originell zu sein und ein Problem zu behandeln, dessen Lösung ihn zu einem Bahnbrecher gemacht haben würde, [80] wie es Jacob Grimm und Bopp für die vergleichende Sprachforschung waren (Opp. 3, 2). Ein kleines hübsches Specimen vergleichender Poetik sind die Bemerkungen über apologische Sprichwörter bei Griechen, Römern und Deutschen (2, 394). Sonst finden sich deutsch-classische Parallelen seltener als man denken sollte (bemerkenswerth 2, 253 analoger Aberglaube; in den Opusc. und zum Erek Untersuchungen über die syntaktische Figur des ἀπὸ χοινοὔ, dort und zum Neidhart über Vermischung von Erzählung und Rede und über Ablösung directer und indirecter Rede). Aber mit den Vortheilen, die aus der neuen Sprachwissenschaft des 19. Jahrhunderts zu ziehen, hat er stets gerechnet. Er war nie ein verbohrter Philolog. Pott’s „Etymologische Forschungen“ pflegte er viel zu benutzen, die Bedeutung lateinischer Partikeln auf Grund ihrer Etymologie zu entwickeln. Bopp’s vergleichende Grammatik nannte er ein Meisterwerk klaren Denkens und durchsichtiger Darstellung (3, 220). Auch das psychologische Element der Sprache vergaß er keinen Augenblick, und wo etwa durch syntaktische Erscheinungen die Logik verletzt schien, da wußte er aus unwillkürlichen Seelenbewegungen die Erklärung zu finden.

Braucht es einen symbolischen Ausdruck seiner nach zwei Seiten hin kraftvoll ausgebreiteten Thätigkeit, so gewährt ihn jene Leipziger Rede vom 18. Mai 1848, worin er den Gewinn darzulegen suchte, welchen die Wissenschaft der deutschen Sprache und des deutschen Alterthums der classischen Philologie gewährt. Auch darin spricht er hauptsächlich von vergleichender Sprachbetrachtung, von vergleichender Forschung über das Epos und von vergleichender Mythologie. Er hat sich sein Arbeitsfeld nicht auf der Höhe gewählt, von der er hier frei umblickt. Aber er hat in der Tiefe eine intensive und zugleich breite Thätigkeit entfaltet, die auf einen großen Willen und einen mächtigen Charakter hindeutet. Mit der ganzen Wucht seines Wesens, weniger durch theoretische Vorschriften als durch praktisches Beispiel suchte er vom Katheder methodisches Denken und Forschen, sowie methodische Auffassung von litterarischen Kunstwerken zu verbreiten. Eine Schule hat er nicht gegründet, wol aber viele dankbare Schüler gezogen, die, wenn es eines Schulnamens bedarf, eher nach Lachmann als nach ihm zu nennen wären. Man hat wol von seinem tyrannischen Wesen geredet, und in der That bedurfte es einer starken Individualität, um sich neben ihm zu behaupten. Aber man wird kaum nachweisen können, daß er eine echte Kraft, auch wo sie ihm nicht sympathisch war, völlig verkannt habe. Unfehlbarkeitsdünkel lag ihm fern; es kostete ihn nichts, seine Ansichten zu berichtigen. Allerdings ist wahr, daß er, lebhaft von einer Meinung ergriffen, dieselbe für sicherer halten und demgemäß darstellen konnte, als sie sich ihm selbst oder Anderen später erwies. Aber welchem Gelehrten ist dies nie begegnet? Wir sagen mit Vahlen: „Wie ihn im Leben seine überlegene Kraft und Strenge hochgeachtet, wol auch gefürchtet machte, so wird er nach seinem Tode als Muster und Beispiel und als Warner einen nachwirkenden heilsamen Einfluß auszuüben nicht aufhören.“

Vahlen im Almanach der Wiener Akademie 1874, S. 215. Kirchhoff[WS 1], Gedächtnißrede vom 1. Juli 1875 (Abh. der Berl. Akademie). Prantl, Sitzungsber. der Münchener Akademie, phil.-hist. Classe 1874, II. 164. Gustav Freytag, Im Neuen Reich 1874, II. S. 347. Julian Schmidt, Bilder 4, 359. Zacher, Zeitschr. f. deutsche Phil. 5, 445. Steinmeyer, Leipz. Illustr. Zeitung 1874, Nr. 1602. Scherer, Deutsche Zeitung 1874, Nr. 765, 768. Bartsch, Germania 19, 288. 373. – Belger, M. H. als akademischer Lehrer (reiche Mittheilungen aus den Vorlesungen), Berlin 1879. – Briefe Haupt’s an Ferdinand Wolf in den Wiener Sitzungsber. 77, 97.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Adolf Kirchhoff (1826–1908), Professor für griechische Philologie in Berlin.