ADB:Konrad von Haslau
Seifried Helbling (2. 439 ff.) wird eines Meisters Konrad v. H. gedacht, der (in einem von ihm verfaßten Gedichte) jeden mit einem sittlichen Makel behafteten Jüngling nur um einen Pfennig bat. Mit Recht hat Haupt erkannt, daß in einem anonym überlieferten Gedichte der Heidelberger Handschrift 341 jenes Gedicht Konrads uns erhalten sei; denn hier schließen in der That die Abschnitte, in welchen die verschiedenen Unsitten der ritterlichen Jugend in Oesterreich aufgeführt werden, mit der Aufforderung des Dichters, ihm einen Pfennig zu geben. Der Dichter war ein Landsmann und älterer Zeitgenosse des Verfassers des Lucidarius, seine Schilderungen stimmen mit denen dieses Dichters genau überein. Wenn eine andere Erwähnung im Lucidarius (2, 1228), wo der alten Märe, die der alte Haslauer vor zwanzig Jahren gesagt, gedacht wird, auch auf ein Gedicht Konrads geht, so dichtete dieser um 1270 und war wahrscheinlich zur Zeit der Abfassung des Lucidarius schon todt. Schwerlich ist der Dichter adlichen Geschlechts gewesen; ein Herr Konrad v. H. kommt allerdings urkundlich 1268 vor, die Bezeichnung „Meister“ aber für den Dichter scheint gegen die Identificirung zu sprechen.
Haslau: Konrad v. H., Dichter des 13. Jahrhunderts. In dem Lucidarius des sogenannten- Herausgegeben von Haupt in seiner Zeitschrift 8, 550 ff.