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ADB:Hermann (Markgraf von Brandenburg)

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Artikel „Hermann (der Lange), Markgraf von Brandenburg“ von Otto von Heinemann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 123–124, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hermann_(Markgraf_von_Brandenburg)&oldid=- (Version vom 29. Dezember 2024, 11:14 Uhr UTC)
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Hermann (der Lange), Markgraf von Brandenburg, aus der ottonischen Linie der askanischen Markgrafen, Sohn Otto’s des Langen und der Gräfin Judith von Henneberg, folgte, nachdem er bereits zu Lebzeiten seines Vaters bisweilen an den Geschäften der Regierung theilgenommen hatte, jenem im J. 1298 und vereinigte nach dem Tode seines Oheims Albrecht (1300) den [124] ganzen Antheil der märkischen Länder, der einst seinem Großvater Otto, dem Begründer der ottonischen Linie, in der Theilung mit dessen Bruder Johann zugefallen war. Zu diesem nicht unbedeutenden Länderbesitze fügte er noch den Mitbesitz der Lausitz, die er in Gemeinschaft mit seinem Vetter, dem Markgrafen Otto mit dem Pfeil, im J. 1303 von dem Markgrafen Diezmann von Meißen durch Kauf erwarb. Von seiner Mutter Bruder, dem Grafen Poppo von Henneberg, welcher kinderlos starb, ererbte er ein bedeutendes Stück der Herrschaft Henneberg, welches vorzugsweise in der Pflege Coburg mit 22 anderen Schlössern und Städten bestand und zu welchem auch viele vom Hochstifte Würzburg relevierende Lehen gehörten. Da der Bischof Manegold von Würzburg diese Lehen nach Poppo’s Tode einzog, so entstand darüber zwischen ihm und dem Markgrafen H. ein Krieg, der im J. 1290 durch einen Vergleich beigelegt ward, nach welchem die streitigen Lehen gegen die Summe von 4000 Mark Silber, für welche dem Bischofe die Schlösser und Städte Kitzingen, Steinach, Rothenstein und Königshofen pfandweise eingeräumt wurden, im Besitze des Markgrafen H. blieben. Dieser ganze Hennebergische Erwerb, zu welchem auch zahlreiche Reichslehen, sowie Lehen des Bisthums Bamberg und der Abteien Fulda und Hersfeld gehörten, wird als dominium in Henneberg et in Franconia bezeichnet, und H. nannte sich davon auch „Herr von Henneberg und Franken“. Im J. 1295 vermählte er sich mit Anna, der Tochter des Herzogs Albrecht von Oesterreich, dessen Politik er sich seitdem mit seinem ganzen Hause anschloß. Er war unter denjenigen Fürsten, die hauptsächlich die Absetzung des Königs Adolf betrieben und an seiner Stelle den Herzog Albrecht von Oesterreich wählten, über welche Wahl er am 28. Juli 1298 an den Papst Bonifacius VIII. berichtete. Aber das gute Verhältniß zu dem neu gewählten Könige dauerte nicht lange. Als Albrecht Miene machte, die Mark Meißen, die er von Albrecht dem Unartigen erkauft und dann an den König Wenzeslaus von Böhmen verpfändet hatte, von welchem sie dann an die Markgrafen Otto und H. weiter verpfändet worden war, von den letzteren einzulösen, verbanden sich die beiden Brandenburger Markgrafen mit dem Könige von Böhmen gegen den Kaiser. Dieser verhängte über die verbündeten Fürsten die Reichsacht und drang mit einem Heere in Böhmen ein, mußte aber vor jenen zurückweichen. Nach dem Tode Wenzel’s (1305) kam es zu einem Frieden, wonach die Markgrafen von Brandenburg wegen ihrer Ansprüche an Meißen von Böhmen abgefunden werden sollte, auch die Reichsacht zurückgenommen ward. – Markgraf H. führte auch längere Zeit für seine Schwester Beatrix, die an den Herzog Bolko von Schweidnitz vermählt war, nach des letzteren Tode die Regierung in Schlesien und die Vormundschaft über die Söhne aus jener Ehe: in dieser Eigenschaft nennt er sich urkundlich bisweilen tutor Silesie. H. war ein kriegerischer und hochstrebender Herr: die Brandenburger Chronik bei Pulkawa rühmt seine unerbittliche Strenge gegen Uebelthäter, sowie seine Klugheit und Kühnheit, Eigenschaften, die ihm bei seinen Zeitgenossen einen weit verbreiteten Ruhm verschafften. Als er in Gemeinschaft mit seinem Vetter, dem Markgrafen Otto, im J. 1308 mit einem stattlichen Heere in das Mecklenburgische einfiel und Schloß Eldenburg an der Elde belagerte, raffte ihn ein früher Tod dahin: im Kloster Lehnin ward er begraben. Der einzige Sohn, Johann, den er hinterließ, folgte ihm bereits 1317 im Tode nach.