Zum Inhalt springen

ADB:Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Alexander Prinz zu

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Fürst Alexander“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 683–684, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsf%C3%BCrst,_Alexander_Prinz_zu&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 09:31 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Paracelsus
Band 12 (1880), S. 683–684 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Alexander zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst in der Wikipedia
Alexander zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst in Wikidata
GND-Nummer 118861484
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|12|683|684|Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Fürst Alexander|Franz Heinrich Reusch|ADB:Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Alexander Prinz zu}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118861484}}    

Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst: Fürst Alexander Leopold Franz Emmerich H., katholischer Geistlicher, geboren den 17. August 1794 zu Kupferzell, † den 14. November 1849 zu Vöslau bei Wien. Er war das 18. Kind des Fürsten Karl Albrecht aus dessen Ehe mit der ungarischen Freiin Judith v. Reviczky. Der Vater starb schon ein Jahr nach seiner Geburt. Von der Mutter für den geistlichen Stand bestimmt, erhielt er seine Vorbildung 1804–8 im Theresianum zu Wien, 1808–10 an der Akademie zu Bern, 1810–13 in den Clericalseminarien zu Wien und Tyrnau. Im J. 1814 kam er auf den Wunsch des Königs Friedrich von Württemberg zu seinem Oheim, dem Weihbischof Fürst Franz Karl von Hohenlohe-Schillingsfürst, nach Ellwangen, wo er an der neu errichteten (später als theologische Facultät nach Tübingen verlegten) theologischen Lehranstalt seine Studien vollendete und, nachdem er schon im März 1814 von dem Domcapitel zu Olmütz zum Domicellar gewählt worden war, am 16. September 1815 zum Priester geweiht wurde. Sailer hielt bei seiner Primiz in Ellwangen die Predigt. Im März 1816 wurde H. Mitglied des Johanniterordens. Im Herbst desselben Jahres reiste er nach Rom, hatte aber dort anfangs Mühe, eine Audienz bei dem Papste zu erlangen, da man ihn denuncirt hatte, er habe in deutscher Sprache getauft und er sei Mitglied der Bibelgesellschaft, – Anklagen, von denen er sich, als er Audienz erhielt, völlig reinigen konnte. Im J. 1817 von Rom zurückgekehrt, hielt er sich einige Zeit in München auf, – er nahm dort Eduard v. Schenk in die katholische Kirche auf, – und wurde dann zum geistlichen Rathe, bei der Reorganisation der baierischen Bisthümer im J. 1821 zum Domherrn in Bamberg ernannt. 1822–25 hielt er sich in Wien auf (Kaiser Alexander bat ihn dort einmal knieend um seinen Segen). 1824 zum Domherrn in Großwardein ernannt, reiste er 1825 dahin ab. 1829 wurde er Großpropst daselbst, dann Generalvicar und 1844 (als Bischof von Sardica in partibus) Weihbischof. In den Jahren 1848 und 49 hielt er sich krank zu Innsbruck, Linz, Wien und Baden auf; er starb bei seinem Neffen, dem Grafen Fries zu Vöslau. – H. war ein frommer Geistlicher und eifriger Prediger und Seelsorger. (Bedenkliche Mittheilungen über seinen Lebenswandel in jüngeren Jahren macht A. v. Feuerbach, Biograph. Nachlaß, II. 167.) Er hat auch seit dem J. 1819 eine Reihe von Predigten, Gebetbüchern und anderen Erbauungsschriften drucken lassen, von denen mehrere ins Französische übersetzt wurden. In weiteren Kreisen wurde zuerst von ihm gesprochen, als er im J. 1819 den erkrankten protestantischen Redacteur des „Fränkischen Merkur“, Dr. Wetzel zu Bamberg, in die katholische Kirche aufgenommen; er vertheidigte sich in einer Broschüre gegen den Vorwurf der Proselytenmacherei (vgl. Scharold in der unten angeführten Schrift, S. 128). Noch größeres Aufsehen erregte er, als er, angeregt durch den fränkischen Bauern Martin Michel, durch Gebet und vertrauensvolle Anrufung des Namens Jesu Kranke zu heilen versuchte. Auf die Heilung der seit sieben Jahren contracten 17jährigen Prinzessin Mathilde Schwarzenberg zu Würzburg am 20. Juni 1821 (vgl. Bd. XI. S. 355) folgten in den nächsten Wochen viele Heilungen [684] in Würzburg, Bamberg und Brückenau (hier erklärte der Kronprinz Ludwig von Baiern, er sei durch H. von seiner Harthörigkeit geheilt worden; s. Katholik 1821, II. 111). Die Vorgänge riefen eine Reihe von Broschüren hervor (Scharold verzeichnet aus den J. 1821 und 22 21 für, 17 gegen H. erschienene, für ihn u. a. von Fr. Nik. Baur, Graf C. v. Arco, den Professoren Onymus und Chr. A. Fischer zu Würzburg und G. Riegler zu Bamberg, gegen ihn von den Professoren Fr. Brenner zu Bamberg und Cl. A. Gratz zu Ellwangen, Justizrath v. Hornthal, Fr. v. Spaur, Chr. Fr. Ammon; vgl. Schwab, Franz Berg, S. 507. Feuerbach a. a. O. II. 169, 171). Unter dem 28. Juli 1821 veröffentlichte H. von Brückenau aus eine Erklärung; gleichzeitig bat er den Papst um eine Weisung, „wie und wiefern er von der durch Gott den Allmächtigen ihm verliehenen Gabe Gebrauch machen solle“ (beide Actenstücke abgedruckt im Katholik 1821, II. 197, 318, das erstere auch bei Scharold, Beilagen, S. 27). Die baierischen Behörden befahlen H., alle öffentlichen Heilungsversuche zu unterlassen und sonst solche Versuche nur unter polizeilicher Aufsicht vorzunehmen; wegen Uebertretung der letzteren Verordnung wurde H. in eine Geldstrafe genommen. Auch Papst Pius VII. untersagte H. alle öffentlichen Heilungsversuche (er äußerte einmal kopfschüttelnd zu Niebuhr: Questo far dei miracoli!), und H. änderte nun sein Verfahren dahin, daß er den Hülfesuchenden brieflich – in gedruckten Formularen – Tag und Stunde bestimmte, wann er mit ihnen gleichzeitig beten wolle (ein charakteristischer Brief von ihm vom J. 1834 steht in Rheinwald’s Repertorium, XII. 83). Für diese Gebete veröffentlichte er 1822 ein Heftchen (gewöhnlich als das „Mirakelbüchlein“ bezeichnet) mit dem Titel: „Andacht, welche in allerlei Leiden, Drangsalen, Krankheiten und Nöthen der Seele und des Leibes nach abgelegter würdiger Beicht und empfangener h. Communion in dem festen Vertrauen auf die Kraft des Namens Jesu, in dessen Namen einzig unser Heil zu finden ist, heilsamst geübt werden kann“ (vgl. Darmstädter Allg. K.-Z. 1822, 667). – Außer den oben erwähnten Schriften erschien von H. im J. 1836 „Lichtblicke und Erlebnisse aus der Welt und dem Priesterleben, gesammelt in den J. 1815–33. Vom Verfasser genehmigte Originalübersetzung aus dem Französischen“, und 1845 in den „Historisch-politischen Blättern“ (XV. 561) ein „Rundschreiben an die römisch-katholische Geistlichkeit Deutschlands“.

C. G. Scharold, Lebensgeschichte Alexanders F. v. Hohenlohe bis ins J. 1822, 1822. G. M. Pachtler, Biographische Notizen über den Prinzen Alexander zu Hohenlohe, 1850. Seb. Brunner, Aus dem Nachlasse des Fürsten Alexander von Hohenlohe, 1851. Wurzbach, Biograph. Lex., IX. 197.