ADB:Horn, Franz
Seneca’schen Tragödien „Thyestes“, „Die Trojanerinnen“ und „Hippolytus“ mit Einleitungen veröffentlicht. Da seine Bewerbung um die Professur der Aesthetik und Geschichte in Erlangen keinen Erfolg hatte, weil ihn der Buchhändler Friedrich Nicolai als unruhigen Kopf mit gefährlichen Grundsätzen verdächtigte, so folgte H. 1805 einem Rufe als dritter ordentlicher Lehrer ans Lyceum in Bremen, wo sein ältester Bruder, Fritz H., Senator war. Der ungünstige Einfluß des dortigen Klimas auf seine Gesundheit bestimmte ihn aber, 1810 nach Berlin zurückzukehren, und ein Nervenleiden nöthigte ihn, fortan auf ein Schulamt zu verzichten. Er ertheilte daher nur Privatunterricht und hielt [137] von Zeit zu Zeit Vorlesungen über Shakespeare und deutsche Litteraturgeschichte. Am 19. Juli 1837 starb er zu Berlin. Das „biographische Denkmal“, das ihm in dem anonym erschienenen Buche „Franz Horn“ (Leipzig 1839) errichtet worden ist, rührt von Karoline Bernstein her, welche im innigsten Zusammenleben mit der Familie Horn’s das einzige Glück in ihrem durch eigene körperliche Leiden getrübten Leben fand. Hiernach ist diese kunstlose Arbeit, die übrigens viele Auszüge aus Horn’s hinterlassenen Papieren enthält, zu beurtheilen. Gottschall bemerkt ganz richtig, das Süßliche und Frömmelnde, das Fouqué’s Schriften charakterisire, sei in denen seines Freundes H. zur vollkommenen Manier geworden. In allen seinen Schriften kokettirt er förmlich mit der Krankheit, und wenn wir Schiller’s Wort, nach welchem vier Elemente das Leben und die Welt bilden, auch auf ein Kunstwerk anwenden dürfen, so müssen wir sagen, daß es den poetischen Schöpfungen Horn’s zu sehr an Erde fehlt. Sein Entwickelungsgang und sein Wesen finden ihren getreuesten Ausdruck in den Romanen „Guiscardo, der Dichter“ (1801), „Otto“ (1810), „Kampf und Sieg“ (1811), „Die Dichter“ (1817–20) und „Liebe und Ehe“ (1820), in den unterm Titel „Fortepiano“ (1831 f.) und „Mai und September“ gesammelten kleineren Schriften und in der von G. Schwab und Friedrich Förster aus dem Nachlaß zusammengestellten Sammlung „Psyche“ (1841). Seine Romane enthalten zwar manches gelungene Charakterbild, leiden aber an Breite, Ueberfülle und Sentimentalität der Reflexionen. In seinem fünfbändigen Werke über Shakespeare’s Schauspiele (Leipzig 1823–31) sucht H. mit Vorliebe gerade die wenigen ihm verwandten Seiten, die Sonnenflecken des großen Dichters, hervor und zieht ihn ganz auf das Niveau der schwächlichen Romantik herab. Verdienstlicher sind seine die deutsche Litteratur betreffenden Arbeiten, für die er vieles Material mit Fleiß gesammelt hat.
Horn: Franz Christoph H., Schriftsteller und Litterarhistoriker, geb. 30. Juli 1781 zu Braunschweig, wo sein Vater Senator und herzoglicher Oberzahlmeister, aber auch als Architekt thätig war, erhielt seine Vorbildung im dortigen Katharineum und Karolinum, bezog Ostern 1799 die Universität Jena, um die Rechte zu studiren, fand aber dabei keine Befriedigung und wandte sich dem Studium der Geschichte, Philologie und Aesthetik zu, dem er seit Michaelis 1799 in Leipzig oblag. 1803 übernahm er eine Lehrerstelle am Gymnasium zum grauen Kloster in Berlin, wo er im Winter von 1804–5 auch öffentliche Vorlesungen über die Geschichte der deutschen Poesie und Beredsamkeit hielt. Das Interesse, welches dieselben namentlich durch seine neue Auffassung fanden, bestimmten H., sie auch in Druck zu geben (Berlin 1805). Das Buch bildete nicht seine erste Publikation. Bereits als Student hatte er sich als Kritiker versucht und drei Romane und „Phantastische Gemälde“, sowie Uebersetzungen der- Brümmer giebt ein Verzeichniß seiner Schriften im Deutschen Dichter-Lex. – Gottschall, Deutsche Nat.-Lit. des 19. Jahrh., I, S. 471.