ADB:Jäger von Jägersberg, Christoph Adam
Ernst zu Stolberg-Wernigerode aufs [658] Beste empfohlen, wurde er von diesem am 1. August 1732 mit der Leitung seines einzigen Sohnes, des Erbgrafen Heinrich Ernst, betraut. Er begleitete denselben auf die Universitäten Halle und Göttingen, dann ihn und den Grafen Günther zu Stolberg-Stolberg, den Vater des Dichterpaares, auf Reisen, die zu ihrer Ausbildung unternommen wurden. Da er sich hierbei die besondere Liebe seiner Pfleglinge und das Vertrauen des Grafen Christian Ernst erworben hatte, so übertrug ihm dieser, als seinem Hofmeister, die oberste Leitung des gräflichen Hofhalts. Wenn nun auch der Geist Spener’s und Francke’s das ganze Leben des wernigerödischen Grafenhauses durchwaltete, so hielt doch der regierende Graf fest an der hergebrachten standesgemäßen Gestalt des Hoflebens. Hierbei war nun die vielfache Beschäftigung mit äußerlichen Dingen, der Verkehr mit den oft zahlreichen verschiedenartigen Gästen bei der Tafel und festlichen Gelegenheiten für den der Welt abgekehrten Sinn des Hofmeisters oft eine drückende Beschwerde, doch wußte er sich selbst inmitten dieser Feste und Zerstreuungen zu geistlicher Beschaulichkeit in sich selbst zurückzuziehen. Erleichtert wurde ihm das freilich dadurch, daß zwischen ihm und seiner Herrschaft in allen Grundfragen des christlichen Glaubens und Lebens völlige Uebereinstimmung herrschte. Jene Abkehr von der Welt, die Vorbereitung eines ihr abgestorbenen Pilgrims auf das himmlische Jerusalem ist nun der Grundton in allen von ihm erhaltenen Gedichten, Liedern und sonstigen Aufzeichnungen. Das Buch von der „Nachfolge Christi“ war seine Lieblingsschrift. Wie offen und rückhaltslos er seine innere Ueberzeugung gegen die ihm zunächst anvertrauten Glieder des gräflichen Hauses aussprach, geht aus den Ermahnungen hervor, die er im September 1755 vom Krankenbette aus an den damaligen Erbgrafen Christian Friedrich richtete. Er stellte seinem Zögling vor, daß er einst denselben schmerzlichen Weg in die selige Ewigkeit gehen müsse, wie jetzt sein Hofmeister, warnt ihn vor Selbstbetrug in geistlichen Dingen und daß er sich das Gute durch vieles Hören und Sehen desselben nicht zur todten Gewohnheit ohne innere Selbstbethätigung werden lasse. Mit Gefühlsrührung müsse man sehr vorsichtig sein. Von jenem Krankenkager erhob J. v. J. sich wider Verhoffen noch einmal, legte aber im nächsten Jahre sein Hofamt nieder und verstarb vier Jahre später wohlbetagt an einer auszehrenden Krankheit. Jedes äußere Ehrengedächtniß, Leichenpredigt und Nennung seines Namens verbat er sich in seinem letzten Willen. Als Sänger geistlicher Lieder gehört er dem pietistischen wernigeröder Kreise an; 26 seiner Lieder erschienen in der 1752 zu Wernigerode herausgegebenen „Neuen Sammlung geistlicher Lieder"; ihrer vier, darunter zwei in der erwähnten Sammlung nicht enthaltene, finden sich schon in der Nachlese zum wernigerödischen Gesangbuch vom J. 1735. Andere sind uns in zwei Handschriften der gräflichen Bibliothek zu Wernigerode erhalten. Die eine, mit der Aufschrift: „Zufällige Gedanken und Seuffzerlein in stillen Stunden verfertiget“, enthält auch kürzere epigrammatische Verse und christliche Betrachtungen in Alexandrinern. Unmittelbar nach seinem Ableben erschienen die im J. 1752 verfaßten „Todes- oder vielmehr Lebensgedanken eines unter dem Geleit des Engels des Bundes aus dem geistlichen Egypten durch die Wüste dieser Welt ins himmlische Freudenland eingegangenen Pilgrims“. Wernigerode 1759; wieder aufgelegt Basel 1761. Vgl. gräfl. Hauptarchiv und Bibliothek zu Wernigerode; Koch, Kirchenlied, Bd. 4, S. 495–498.
Jäger: Christoph Adam J. v. Jägersberg, geistlicher Liederdichter, als Sproß einer in weltlichen und geistlichen Aemtern ausgezeichneten württembergischen Adelsfamilie am 23. Januar 1684 geb., † den 5. September 1759 zu Wernigerode. Dem frommen Grafen