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ADB:Jenstein, Johann von

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Artikel „Johann II. von Jenzenstein“ von Theodor Lindner, Wilhelm Bäumker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 321, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jenstein,_Johann_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:03 Uhr UTC)
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Johann II. von Jenzenstein (Jenstein), geb. 1350, war der Sohn Pauls von J., eines einflußreichen Mannes am Hofe Karls IV. Nachdem er mehrere Universitäten besucht, Italien und Frankreich kennen gelernt hatte, wurde er 1376 Bischof von Meißen und 1379 als Nachfolger seines Oheims Johann I. Oczko von Wlaczim Erzbischof von Prag. Anfangs stand er zu König Wenzel in guten Beziehungen, als Kanzler desselben nahm er regen Antheil an der Bekämpfung des avignonesischen Gegenpapstthums und war wiederholt theils im Gefolge des Königs, theils in dessen Aufträgen im Reiche thätig. Wichtiger ist seine Wirksamkeit als Erzbischof. Mit allem Eifer verwaltete er sein Amt und strebte rastlos die Sitten der ihm unterstellten Geistlichkeit zu bessern, während er zugleich eine ausgedehnte Thätigkeit als Prediger und Schriftsteller entfaltete. Seine Lieblingsidee war die Einführung des Festes Mariä Heimsuchung in die allgemeine Kirche. Wie er sich persönlich der strengsten Ascese unterzog, so war auch sein Auftreten gegen Andere rauh und scharf; leicht fühlte er sich beleidigt und zurückgesetzt. Dem weltlichen Besitze seiner Kirche, wie der Aufrechthaltung seiner geistlichen Gerichtsbarkeit wandte er die größte Aufmerksamkeit zu und setzte jedem wirklichen oder vermeintlichen Eingriffe den entschiedensten Widerstand entgegen. So konnte es kommen, daß er nach allen Seiten hin in den heftigsten Streit gerieth, mit dem Prager Domcapitel, mit seinen Bischöfen, mit den Großen und den Beamten des Königs und endlich mit diesem selbst. Schon 1384 wurde er daher seiner Stellung als Kanzler enthoben. Als er die Absicht des Königs, die Abtei Kladrau in ein Bisthum umzuwandeln, durchkreuzte, königliche Beamte wegen ihrer Eingriffe in die geistliche Gerichtsbarkeit excommunicirte, und an den König selbst eine heftige Klageschrift richtete, befahl ihm Wenzel im März 1393 in der rohesten Weise nach Prag zu kommen, beschimpfte ihn dort öffentlich und ließ den erzbischöflichen Official und den Generalvicar, den bekannten Johann von Pomuk oder Nepomuk, grausam foltern. Der letztere wurde dann Abends in der Moldau ertränkt. Daß er sich geweigert, der Forderung des Königs gemäß das Beichtgeheimniß zu brechen, ist historisch nicht zu erweisen. J. selbst glückte es, aus Prag zu entweichen; er söhnte sich darauf scheinbar mit dem Könige aus, eilte aber bald nach Rom zum Papste, dem er in einer leidenschaftlichen Schrift (Acta in curia Romana) seine Klagen gegen Wenzel vortrug. Unverrichteter Sache mußte er jedoch zurückkehren. Am 2. April 1396 verzichtete er auf das Erzbisthum zu Gunsten seines Schwestersohnes und zog sich nach Rom zurück, wo er, nachdem er den Titel eines Patriarchen von Alexandrien erhalten, am 27. Juni 1400 starb.[1]

Pelzel, Lebensgeschichte des – Wenceslaus. I. Palacky, Gesch. von Böhmen. III. 1. Lindner, Gesch. des deutschen Reiches unter König Wenzel. I, II. Frind, Kirchengeschichte Böhmens. III. – Der Codex epistolaris des Erzbischofs von Prag Joh. v. Jenzenstein, herausg. von J. Loserth im Archive für österreichische Geschichte, 55. Bd. S. 265 ff. Vita Joannis de Jenzenstein, Pragae 1793.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 321. Z. 7 v. u.: Lateinische Poesien des Erzbischofs Johann von Prag sind neuerdings herausgegeben worden: „Die Hymnen Johanns von Jenstein, Erzbischofs von Prag, zum erstenmal herausgegeben von Guido Maria Dreves“, S. J. Prag 1886. Druck und Verlag der Cyrillo-Method’schen Buchdruckerei. Hier werden aus dem Pergamentcodex Nr. 1122 der vatican. Bibliothek 6 Prosen, 11 Hymnen und 10 (resp. 11) Cantilenen in correctem Abdruck mit Varianten und Anmerkungen mitgetheilt. Im Anhange folgen 8 Uebersetzungen im Versmaße der Originale und 3 Melodien. Vor dem Titelblatt ist die photolithographische Abbildung der im Germanischen Museum zu Nürnberg befindlichen Büste des Erzbischofs beigefügt worden. [Bd. 24, S. 785 f.]