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ADB:Karl (Hoch- und Deutschmeister)

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Artikel „Karl, Erzherzog von Oesterreich, Bischof von Breslau und Brixen“ von Heinrich Ritter von Zeißberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 315–318, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Karl_(Hoch-_und_Deutschmeister)&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 09:33 Uhr UTC)
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Karl, Erzherzog von Oesterreich, Bischof von Breslau und Brixen, Hochmeister des deutschen Ritterordens, jüngster Sohn Erzherzog Karls von der steierischen Linie und der Herzogin Maria von Baiern, Bruder Kaiser Ferdinands II., [316] erblickte erst zwei Monate nach seines Vaters Tode, am 7. August 1590, zu Gratz das Licht der Welt, † am 27. oder 28. Decbr. 1624. Als nachgeborener Prinz gleich seinem Bruder Leopold (nachmals Bischof von Passau und Straßburg) für den geistlichen Stand bestimmt, wurde er mit diesem zugleich, fern von den Zerstreuungen des Hofes, zu Judenburg erzogen. Kamen die Prinzen nach Gratz, so mußten sie bei den Jesuiten wohnen; die Ferien brachten sie in Milstatt zu. Den Unterricht Karls leitete Jacob Eberlein, Pfarrer zu Bruck a. d. M., später Bischof von Seckau. Georg Stobeus, Bischof von Lavant, weihte K. 1598 in der Schloßcapelle zu Gratz zum Akoluthen. K. war erst 10 Jahre alt, als seine Mutter sich bemühte, ihm das durch den Tod des Cardinals von Oesterreich (1600) erledigte Bisthum Brixen zu verschaffen. Doch drang sie damals mit ihrem Wunsche nicht durch. Dagegen wurden dem Prinzen schon im Knabenalter Canonicate zu Passau, Salzburg, Trient und Brixen zu Theil. Am 7. Juli 1608, also erst 18 Jahre alt, wurde er zum Bischof von Breslau postulirt, wohin ihn auf Wunsch seines Bruders, des Erzherzogs Ferdinand, Stobeus begleitete, während ihm später Joh. Jak. v. Lamberg, Bischof von Gurk, als Hofmeister berathend zur Seite stand. Am 14. Decbr. hielt K. als erwählter Bischof seinen Einzug in Breslau. Im Jahre 1613 wurde er auch zum Bischof von Brixen postulirt, 1615 zum Priester, 1619 zum Bischof geweiht. Nach Erzherzog Maximilians Tode (1619) wurde K. Hochmeister des deutschen Ordens. Seine Einkleidung als Ordensritter fand zu Hall bei Innsbruck statt, wo zwei seiner Schwestern im königlichen Stifte lebten, denen er bei dieser Gelegenheit ein aus Schlesien mitgebrachtes Kleid der hl. Hedwig zum Geschenk machte. Sonst aber hielt sich K. nur selten in seinem Bisthum Brixen auf, das für ihn ein Administrator leitete, während er selbst als Bischof von Breslau zu Neisse residirte. Die politischen und religiösen Verhältnisse, welche K. in Schlesien vorfand, bereiteten ihm einen durch seine ganze Regierung dauernden schweren Kampf. Kurz nach seinem Amtsantritte – am 25. Juni 1609 – kam auf dem Prager Schlosse jene Union zu Stande, in welcher die protestantischen Böhmen und Schlesier sich zur Sicherstellung ihres Glaubens gegenseitig bewaffnete Hülfe zusagten. Nachdem Kaiser Rudolph den Böhmen einen Majestätsbrief gegeben hatte, ertheilte er am 20. August 1609 auch den evangelischen Fürsten und Ständen Schlesiens einen solchen, worin die Gleichstellung beider Religionsparteien ausgesprochen wurde und überdies einen zweiten, demzufolge die Landeshauptmannschaft in Schlesien nicht dem Erzherzog K. als Bischof von Breslau, sondern einem weltlichen Fürsten übertragen und nach Karls Tode stets nur geborene Schlesier oder Böhmen zu Bischöfen von Breslau erwählt und bestätigt werden sollten. Gegen beide Majestätsbriefe protestirte der Erzherzog. Ausdrücklich erklärte er, daß er den Majestätsbrief für erschlichen halte, sich durch denselben in nichts werde binden lassen und er hoffe, der Kaiser werde diese Concession bald wieder abfordern. Dieser Erklärung gemäß handelte er. Die Bittschrift der „der augsburgischen Confession verwandten Bürgerschaft“ zu Neisse, um die Erbauung einer Kirche und einer Schule beschied er trotz der Verwendung der evangelischen Fürsten und Stände abschlägig. Zwar ging K. endlich (1611) mit letzteren einen Interimsvergleich ein, demzufolge den Neissern gestattet sein sollte, zu ihrer Religionsübung in andere Kirchen zu ziehen; als aber auf wiederholte Vorstellungen der Neisser die Fürsten und Stände mit einem kaiserlichen Commissär auf einem Fürstentage zu Breslau (25. April 1613) ein neues „Temperament“ vereinbarten, welches den Protestanten in Neisse die Erbauung einer Kirche außerhalb der Stadt, die Aufnahme zweier Prediger an derselben und die Errichtung einer Schule in der Stadt gewährte, legten dagegen die Abgeordneten des Bischofs Verwahrung ein. Der [317] Streit dauerte Jahre lang fort. Unbekümmert um den Bischof bauten die protestantischen Neisser Schule und Kirche und verlegten zuletzt ihren Gottesdienst in die Stadt selbst (1616). In demselben Jahre kam es auch zu einem Aufruhr der Züchnergesellen, welche sich nach ihrem Gefallen Meister- und Bürgerrecht erzwingen wollten. Bald darnach wurde Schlesien in die Wirren des 30jährigen Krieges mit hereingezogen. Der Kurfürst Friedrich von der Pfalz wurde auch in Schlesien anerkannt. Vergebens bemühte sich K., seinem Bruder, Kaiser Ferdinand II., in Schlesien Gehorsam und Treue zu erhalten. Bald fühlte er sich vielmehr selbst in Neiße nicht mehr sicher und wendete sich an seinen Schwager, König Sigismund von Polen, um Hülfe, zu dem er sich endlich (1619) nicht ohne Lebensgefahr flüchtete. Hierauf besetzten die Stände die Stadt Neiße, in welche am 21. Febr. 1620 König Friedrich aus Mähren kommend einzog. Bald darauf wurde den Evangelischen zu Neiße eine Kirche eingeräumt, im April auch das bischöfliche Residenzschloß daselbst von den Ständen besetzt. Das Bisthum selbst wurde zwar dem Erzherzog nicht aberkannt, doch unter die Administration des Domcapitels gestellt, daher die Unterthanen von ihren bischöflichen Pflichten und Diensten losgezählt und mit ihrem Gehorsam an das Domcapitel gewiesen. Erst die Schlacht am weißen Berge änderte die Situation. Schlesien gelangte unter Vermittelung des sächsischen Kurfürsten wieder an das Haus Oesterreich. Doch setzte sich jetzt der von dem sächsischen Accord ausgeschlossene Markgraf Johann Georg von Jägerndorf zu Neiße fest, wo er die Katholiken entwaffnete und brandschatzte (10. April bis 14. Juli) und endlich bei seinem Abzuge die Administratoren des Bisthums gefangen mit sich fortführte. Erst im J. 1621 sah Erzherzog K., der sich mittlerweile aus Polen in sein Bisthum Brixen begeben hatte, wo er sich vom Mai 1620 bis zu Anfang des J. 1621 aufhielt und sodann abwechselnd in Wien und Dresden weilte, die Stadt Neiße wieder. Hier setzte er sofort die Gegenreformation ins Werk. Die evangelischen Neisser verloren die im Sturm der Zeit erlangten Concessionen. Der wichtigste Schritt war, daß der Erzherzog 1622 die Jesuiten in Neiße einführte und für sie ein Collegium daselbst gründete. Bald war Neiße wieder eine katholische Stadt. Den Protestanten blieb nur die Wahl auszuwandem oder den Katholicismus anzunehmen. Allerdings verließen in Folge dessen die reichsten Bürger, meist Kaufleute, aber auch viele Aermere, namentlich Züchner (textores) die Stadt, deren Wohlstand seitdem zu sinken begann. 1623 übergab der Kaiser seinem Bruder die Grafschaft Glatz und auch hier wurde die Gegenreformation durchgeführt. 1624 reiste Erzherzog K. nach Spanien, wohin ihn König Philipp IV. berief, in der Absicht, ihn zum Vicekönig von Portugal zu ernennen. Aber kurz nach seiner Ankunft zu Madrid erkrankte K. am Fieber, dem er am 27. oder 28. Decbr. 1624 erlag. Sein Leichnam wurde im Escorial beigesetzt, sein Herz aber, seinem Wunsche gemäß, einbalsamirt, und in einer silbernen Kapsel verschlossen nach Neiße geschickt und hier in der Jesuitenkirche beigesetzt, wo es noch jetzt am 4. November jeden Jahres in der Kirche ausgestellt wird. Erzherzog K. war ein prachtliebender Fürst; vor allem liebte er Jagd, Fischerei und Musik. Auch vergnügte er sich, wie so mancher andere Fürst seines Hauses, gerne an mechanischen Handarbeiten, wie Holzdrechseln.

Ueber Karls Jugendzeit vgl. Hurter, Geschichte Kaiser Ferdinands II., Bd. IV. S. 22–23, S. 128–134, S. 495. Ueber seinen Streit mit den Protestanten in Neiße und sein Wirken in Breslau handelt ausführlich und urkundlich August Kastner, Geschichte der Stadt Neiße, 2. Thl. N. 1854. Vgl. auch Kastner’s Archiv für die Geschichte des Bisthums Breslau, 1. 3. 4. Bd. Fuchs, Versuch einer Reformationsgeschichte des Fürstenthums und der bischöfl. Residenzstadt Neiße, Breslau 1775. Minsberg, Geschichte der [318] Stadt Neiße, Neiße 1834. Heyne, Joh., Documentirte Geschichte des Bisthums und Hochstifts Breslau, 3. Bd. Wuttke, Die Entwickelung der öffentlichen Verhältnisse Schlesiens, II. – Ueber den Erzherzog als Bischof von Brixen: Sinnacher, Beiträge zur Geschichte der bischöfl. Kirche Säben und Brixen, 8. Bd.