Zum Inhalt springen

ADB:Karl II. (Markgraf von Baden-Durlach)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Karl II., Markgraf von Baden-Durlach“ von Arthur Kleinschmidt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 233–237, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Karl_II._(Markgraf_von_Baden-Durlach)&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 05:31 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Karl III. Wilhelm
Band 15 (1882), S. 233–237 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl II. (Baden-Durlach) in der Wikipedia
Karl II. in Wikidata
GND-Nummer 130875554
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|15|233|237|Karl II., Markgraf von Baden-Durlach|Arthur Kleinschmidt|ADB:Karl II. (Markgraf von Baden-Durlach)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=130875554}}    

Karl II., Markgraf von Baden-Durlach. Als einziger Sohn zweiter Ehe des Begründers der Durlacher Linie, Markgrafen Ernst I., von Ursula von Rosenfeld am 24. Juli 1529 in Sulzburg geboren, erhielt er vom Vater in der Theilung vom 27. Juni 1537 das Recht, einst zwischen dem Besitze von Hochberg, Usenberg, Sulzburg, Höhingen und Landeck oder von Sausenberg, Rötteln und Badenweiler zu wählen. Hiermit waren seine Stiefbrüder Albrecht und Bernhard, rohe und leidenschaftliche Naturen, die über des Vaters zweite Ehe zürnten, nicht einverstanden und lagen in stetem Zwiste mit ihm und den Eltern. Als Albrecht, aus dem Türkenkriege heimkehrend, 1542 starb, brach Bernhards Hader mit K. doppelt los und der Vater konnte erst 1547 Bernhard beruhigen, indem er ihm die untere Markgrafschaft Baden versprach. Karls Jugend war eine sehr traurige inmitten der zerrissenen Familie, wo Vater und Sohn, Bruder mit Bruder sich entzweiten, hier und da die Frauen versöhnend wirkten, aber nie dauernde Eintracht schaffen konnten. K. hatte vortreffliche Gemüthsanlagen und seiner Erziehung lagen ernste, religiöse Ideen zu Grunde. K. wurde die Erbfolge in Rötteln, Badenweiler und Sausenberg zugedacht, wo er im Mai 1549 einstweilen die Huldigung empfing. Der Regierung müde, überließ sein alter Vater Bernhard und ihm die Lande, Bernhard die Markgrafschaft Baden-Pforzheim und K. am 26. September 1552 Rötteln, Sausenberg, Badenweiler und die Markgrafschaft Hochberg. Der Streit im Hause endete aber erst, als Bernhard, von Schulden fast erdrückt, am 20. Januar 1553 starb; ihm folgte der Vater am 6. Februar 1553 ins Grab und K. besaß somit mit 24 Jahren alle Lande des Vaters, wurde alleiniger „Markgraf von Baden-Pforzheim“. Am 7. Febr. 1551 hatte er die um fünf Jahre ältere Prinzessin Kunigunde von Brandenburg-Baireuth, die Schwester des unruhigen Albrecht Alcibiades, geheirathet, mit der er in den bescheidensten Verhältnissen leben mußte; da sein Vater nichts zusteuerte, mußten Schulden gemacht werden und Geldverlegenheiten waren Regel. Darum bot K. im August 1551 durch den König Ferdinand dem Kaiser Karl V. [234] seine Dienste gegen Frankreich an, wollte eine Anzahl Pferde und einige Fähnlein Fußvolk stellen und Ferdinand rühmte ihn als „de bonne apparence et de bon vouloir envers notre maison“, doch unterblieb sein Eintritt in kaiserliche Dienste. K. scheint für das Kriegswesen keine Neigung gehabt zu haben, lehnte als darin zu wenig bewandert 1553 die Wahl zum schwäbischen Kreisobersten ab und begab sich nie auf einen Kriegszug; Friedensliebe war einer seiner hervorstechenden Charakterzüge im Gegensatze zu Karl I. (s. o.). Karls erstes Regentengeschäft war ein friedliches; er regelte 1553 mit Herzog Christoph von Würtemberg die alten Streitigkeiten und beide vortrefflichen Fürsten waren seitdem treue Freunde. Sein traurigstes Erbtheil war der Finanzstand; er schloß mit Basel ein Bündniß zur gegenseitigen Vertheidigung und verglich sich mit der Stadt wegen der Schulden seines verstorbenen Bruders Bernhard, der Hab und Gut nahezu an Basel verkauft hatte; K. sah sich gezwungen, am 2. Juni 1555 bei dem Baseler Rathe eine Anleihe von 31,250 Gold- und Sonnenkronen gegen 1562½ Kronen Zins zu negociiren und dafür fast alles Land (Pforzheim, Durlach, Hochberg, Sausenberg, Rötteln und Badenweiler) zu verpfänden. Da seine Unterthanen seine Noth begriffen, bewilligten sie ihm 1554 auf 15 Jahre von je 100 Gulden eine Abgabe von 15 Kreuzern, welche Abgabe K. theilweise zur Restauration und Erhaltung alter Bauten, theils zur Errichtung neuer verwendete: so ließ er 1554–57 die Befestigungen der Burg Hochberg vervollkommnen und baute 1553 an der Stelle des 1525 im Bauernkriege verwüsteten Klosters Gottsau ein Schloß; zur Ableitung der vielen stehenden Gewässer legte er hier den Landgraben an.

Seit lange erwog K. bei sich, ob er seinem Lande die Reformation, die ringsum in den deutschen Gauen Einzug hielt, schenken sollte; er hatte in des Vaters Herz in Augenblicken geschaut, da dieser furchtlos seine innerste Sehnsucht enthüllte, die er aus politischen Bedenken und besonders aus Rücksicht auf Oesterreich niederkämpfte. Weit entschiedener als sein Vater neigte K. der neuen Lehre zu, deren beredte Fürsprecherin seine Gemahlin, eine protestantische Zollerin, war; wie ihre Schwester in Heidelberg Alles daran setzte, ihren Eheherrn, den Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz, zu ihrem Glauben zu bekehren, that dies auch Kunigunde und Beiden gelang ihr Vorhaben. Der Tod des ängstlichen Kanzlers Gut im März 1554 wurde der Wendepunkt der ganzen badischen Geschichte; seine Stelle nahm der erst 28jährige Freiburger Jurist Dr. Martin Achtsynit (Amelius) ein, der es als heiligste Aufgabe betrachtete, seinem Herrn die Fäulniß der alten Kirche darzulegen und die Reformation einzuführen. Hierbei fand er manche Unterstützung, besonders bei Herzog Christoph von Württemberg. Dieser suchte alle Bedenken wegen Rache und Einschreiten Oesterreichs zum Schweigen zu bringen und redete K. zu, er solle unbekümmert um weltlichen Vortheil und um Gefahren dem Triebe seines Gewissens folgen und offen bekennen, wessen das Herz voll sei. Der Reformator Brenz dictirte ihm gleichsam in die Feder, als er am 29. April 1554 seinen herrlichen Mahnbrief an K. erließ und ihm die Reformation nicht nur als Pflicht vor Gott gegen seine Unterthanen darstellte, sondern auch zeigte, wie er kraft des Passauer Vertrags von 1552 das unbestreitbare Recht habe, seine Kirchen nach der Augsburgischen Lehre zu reformiren. K. rief nun die Vermittelung Baierns bei Oesterreich an, welches die alten Ansprüche auf Rötteln und Schopfheim im October 1554 und Juni 1555 erneuerte. 1555 war er unter den wenigen Fürsten, die den Augsburger Reichstag besuchten, und begann, von hier zurückgekehrt, sofort die Einleitung zur Reformation, suchte Stiftungen zu beseitigen und die Zahl der Müßiggänger zu vermindern. Am 27. Februar 1555 befahl er den Beguinen in Eichstetten ihr Haus zu räumen, zog die Einkünfte zur Schaffnei Nimburg und begabte damit [235] den Hochberger Burgvogt. Als am 26. September 1555 der Augsburger Religionsfriede verkündet wurde, fielen die letzten Fesseln von Karls Händen. Von Amelius eifrigst unterstützt, fuhr K. fort Kirchengüter „heimzuramschen“, ging aber nur Schritt um Schritt und voll Bedacht vor. Von den acht Klöstern und Stiftern in Pforzheim hob er 1555 nur das Franziskanerkloster auf und hielt dann, allen übrigen Klöstern im Lande eine Gnadenfrist gewährend, inne, um sich mit der Reformation innigst zu beschäftigen. Er mußte ihren Lehrkörper von auswärts berufen und richtete gleich Amelius die Augen auf hervorragende protestantische Theologen, vor Allem auf Brenz. Diesen gab Herzog Christoph nicht her, sandte aber den hochbegabten, charakterfesten und überzeugungstreuen Göppinger Superintendenten Dr. Jakob Andreae. Da der Baseler Rath manche Patronatsrechte in Südbaden hatte und das badische Haus mit Basel in den regsten Beziehungen stand, forderte K. auch einen Baseler Theologen und erhielt das Haupt der dortigen Geistlichkeit, den ersten Münsterprediger Dr. Simon Sulzer. Dieser beglückwünschte K. am 28. Februar 1556 zur Einführung der Reformation und machte ihn auf die große Aehnlichkeit der Augsburger mit der Baseler, Luther mehr als Zwingli zugeneigten Confession aufmerksam; er fügte hinzu, das badische Volk dürste nach dem Evangelium. Herzog Johann Friedrich II. von Sachsen-Gotha sandte seinen Superintendenten Maximilian Moerlin und den Coburger Prediger Stößelin, Kurfürst Otto Heinrich von der Pfalz seinen Hofprediger Michael Diller. Ihnen und den vorhin Genannten gesellte K. seinen Rath Johann Sechel und seinen Leibarzt Renz bei. Diese Männer schufen mit Karl und Amelius das Reformationswerk, am Tüchtigsten und Durchgreifendsten war Andreae. Sie stellten die Grundsätze einer Kirchenordnung fest, visitirten die einzelnen Kirchen, prüften die Geistlichen strenge und setzten vom evangelischen Bekenntnisse abweichende, unwissende und sittenlose Prediger ab. Auch der Vogt von Rötteln, Hans Albert von Anwyl, unterstützte K. wacker bei der Reformation, dem glänzendsten Werke seines Lebens. Nach Andreae’s Heimkehr kam der Tübinger Theologe Jakob Heerbrand und fertigte die badische Kirchenordnung an, die Andreae genehmigte und die am 1. Juni 1556 eingeführt wurde. An demselben Tage erging des Markgrafen Befehl zur Reformation im ganzen Lande. Heerbrand wurde die Oberaufsicht aller Kirchen anvertraut und mit K. bereiste er die oberen Herrschaften, um überall die Reformation einzuführen. Simon Sulzer unterstützte den Reformator und führte in die neue badische Landeskirche die Baseler Theologen Jakob Grynäus und Paul Stoßer ein. In Badenweiler und Sausenberg stieß K. auf heftigen Widerstand. Ueberall entließ er die katholischen Priester, aber an vielen Orten hatten vorderösterreichische Prälaten den Kirchensatz und weigerten sich, von ihrer Regierung unterstützt, Pfarrgefälle auszufolgen; darum belegte K. ihre Zehnten in seinem Gebiete mit Beschlag und besoldete hieraus seine dortigen Prediger. Die Gelder der säcularisirten Klöster wurden vom Markgrafen nicht zu Privatzwecken und für seine Kasse, sondern für die neue Kirche verwendet, gerne zu Stipendien für Theologen, damit sie in Basel und Tübingen studirten und dann Pfarrer in Baden werden könnten. Die mit Oesterreich wegen der eben erwähnten Haltung der vorderösterreichischen Geistlichkeit entstandenen Irrungen wurden zu Stuttgart, Pforzheim, Basel und Neuburg durch die Intervention von Kurpfalz und Württemberg 1560–61 und später ausgeglichen. Aus Rücksicht auf Oesterreich und auf Verwenden der Herren v. Schönau, die den Ort vom Stifte Säckingen zu Lehen trugen, unterließ K. 1565 die in Stetten beabsichtigte Reformation. Als die Dominikanerinnen in Pforzheim nicht gutwillig abziehen wollten, verglich er sich am 24. August 1564 mit ihnen, kaufte ihr Grundeigenthum für 11,000 Gulden ab und ließ sie nach Kirchberg übersiedeln. In Gottsau führte er 1556 die [236] Reformation ein und so sehr auch die Mönche sich wehrten, mußten sie nach Ochsenhausen auswandern; ebenso hob er das Kloster Sulzburg, das in Müllheim etc. auf. 1556 verwandte er sich bei dem Kaiser für seinen Schwager Albrecht Alcibiades; diesem wurde die Rückkehr nach Deutschland erlaubt und er starb 1557 in Pforzheim; weniger glücklich war 1567 K.’s Verwendung in Wien für den unglücklichen Herzog Johann Friedrich II. von Sachsen-Gotha als Begünstiger Grumbach’s; diesen Händeln, die er übrigens in einem Briefe an Christoph von Württemberg als durchaus nicht sehr gefährlich am 28. Januar 1566 schilderte, gegenüber blieb der kluge Fürst gleichmüthig. Als auf dem Kurfürstentage zu Frankfurt, dem K. im März 1558 anwohnte, unter den Protestanten Streit ausbrach, trat er mit anderen lutherischen Fürsten dem Frankfurter Receß bei und gelobte der Augsburger Confession treu anzuhangen. 1559 wohnte er dem Augsburger Reichstage bei und widersetzte sich gleich den anderen Lutheranern dem kaiserlichen Vorschlage, das Tridentiner Concil zu erneuern; gleich ihnen verlangte er wiederum die Aufhebung des geistlichen Vorbehalts und erklärte, ihn nie anzuerkennen, worauf Ferdinand I. die Sache auf den Speierer Convent verschob. Nachdem er 1560 den viel besuchten Wallfahrtsort St. Marien-Kapelle bei Wilferdingen aufgehoben hatte, wohnte K. 1561 dem lutherischen Fürstentage zu Naumburg bei, unterzeichnete neuerdings die Augsburger Confession in der Hoffnung, die Wirren in der neuen Kirche würden zu Ende gehen, und wollte vom Tridentiner Concile nichts hören. 1563 verwandte er sich gleich Württemberg und Zweibrücken bei dem Calvinisten Friedrich III. von der Pfalz für dessen lutherische Unterthanen und 1567 mit anderen Fürsten bei der Statthalterin Margaretha von Parma für die Protestanten in den Niederlanden, ohne bei der bigotten Frau etwas zu erreichen. So war K. der Hort des Protestantismus in Deutschland und Sulzer durfte ihn in einem Briefe am 25. April 1577 als gütigen Sohn der Kirche und eifrigen Vertheidiger der wahren Lehre bezeichnen; merkwürdiger Weise aber lieh er Karl IX. von Frankreich Unterstützung zur Vertilgung der Hugenotten. Dann aber am 12. Juni 1570 riefen er und andere protestantische Fürsten aus Heidelberg Karl IX. zu, er möge volle Religionsfreiheit gewähren, und dieser verwilligte den dritten Religionsfrieden zu St. Germain-en-Laye. Vom Speierer Reichstage erließ K. mit anderen Fürsten an ihn 1570 eine Gesandtschaft, um ihn zur Wahrung dieses Friedens zu ermahnen. Gerne hätte K. die Regentschaft über Philipp II. von Baden-Baden erhalten, doch gelangen ihm seine Bemühungen nicht; vergebens suchte er ihn dann zu bewegen, daß er bei der protestantischen Religion verharre, und wandte sich deshalb selbst an den Kaiser. Ebenso begeistert für das Lutherthum wie er war seine zweite Gemahlin, Anna von Pfalz-Veldenz und Lützelstein, die er, nachdem Kunigunde am 27. Februar 1558 gestorben war, am 1. August desselben Jahres geheirathet hatte, und streng lutherisch wurden die Kinder beider Ehen erzogen; sein Sohn erster Ehe, Albrecht, machte den Eltern furchtbaren Kummer, lebte ganz der Ausschweifung und starb mit 19 Jahren 1574 am Podagra. 1561 erbaten sich die Straßburger Karls Mitwirkung in ihren Verhandlungen mit dem Bischofe Erasmus in Sachen der Religion, 1563 ging er zu Weil die Stadt einen Vertrag mit Christoph von Württemberg wegen der geistlichen Einkünfte ein, indem sie dieselben austauschten, jeder hatte bisher solche in des Anderen Land gehabt; 1564 schloß K. mit dem Bischofe Marquard[WS 1] und 1576 mit dem Domcapitel in Speier einen Vertrag, demgemäß seine Leibeigenen in Speier gegen die speierischen in Baden ausgetauscht wurden und wer aus Speier nach Baden und umgekehrt auswanderte, sogleich der Unterthan des neuen Herrn ward. Am 23. Mai 1562 protestirte K. in Pforzheim mit anderen Reichsfürsten gegen das Bündniß, welches die schwäbische Ritterschaft 1560 zum [237] Schutze ihrer Rechte gegen die Fürsten geschlossen hatte. Seine Grenzstreitigkeiten mit Freiburg wurden durch den Johanniterprior für Deutschland am 3. October 1566 beigelegt. Der Streit mit Oesterreich wegen dessen Oberhoheit über Rötteln, Sausenberg und Badenweiler dauerte unter K. fort, 1566 entschied der Austrägalrichter Bischof von Speier gegen K., dieser appellirte an das Kammergericht und erst 1741 wurde die Frage endgültig entschieden. 1566 übertrug Christoph von Württemberg, der eben einen Geldstreit Karls mit dem Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg-Baireuth geschlichtet hatte, K. vorübergehend das Amt als Oberster des schwäbischen Kreises und in Weil die Stadt berieth K. mit den Ständen über die Wahrung des öffentlichen Friedens. 1568 wurde er von Christoph zum Vormunde seines Erbprinzen Ludwig bestimmt. Im Juli 1570 wohnte er dem Speierer Reichstage bei und führte mit einigen anderen Fürsten die Erzherzogin Elisabeth[WS 2] ihrem königlichen Bräutigam von Frankreich entgegen. Mit Philipp II. von Baden-Baden vertrug er sich wegen der Münze am 19. April 1572 dahin, daß dieselbe stets je sechs Jahre in Durlach, je sechs in Baden sein sollte und der Anfang mit Durlach gemacht würde; in der Folge blieb die Münze ohne Alternation in Durlach.

K. hatte die Kanzlei frühe nach Durlach verlegt; als über die Jagdfrohne mit Pforzheim Irrungen entstanden, übertrug er auch die Residenz 1565 nach Durlach, wo sie bis auf Karl III. blieb. Seitdem führte das Haus den Titel „Markgrafen von Baden-Durlach“. K. erbaute schöne Thore etc. in Durlach, hob den Wohlstand und ließ die künstlerisch ausgeführte große Karlsburg erbauen; er beaufsichtigte selbst den Bau, zahlte die Arbeitsleute eigenhändig aus und empfing darum vom Volke den Namen „Karl mit der Tasche“. Die Stadt Durlach setzte ihm auf dem Markte ein Denkmal. Zum großen Unglücke Badens starb K., ehe seine Söhne erwachsen waren, und sein Wunsch, seine Lande nie getheilt zu wissen, blieb unberücksichtigt. Der milde, segensreiche und im ganzen Reiche hochgeehrte Fürst starb in Durlach am 23. März 1577 und ruht in Pforzheim.

Vierordt, Handschriftliche Collectaneen zur badischen Landes- und Kirchengeschichte (Heidelberger Universitätsbibliothek); Vierordt, Geschichte der Reformation im Großherzogthum Baden, 2 Bde., Karlsruhe 1847.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Marquard von Hattstein, Bischof von Speyer
  2. Elisabeth von Österreich (1554–1592), die am 26. November 1570 den französischen König Charles de Bourbon heiratete