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ADB:Karl I. (Markgraf von Baden)

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Artikel „Karl I. der Kriegerische, Markgraf von Baden“ von Arthur Kleinschmidt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 228–233, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Karl_I._(Markgraf_von_Baden)&oldid=- (Version vom 9. Oktober 2024, 22:56 Uhr UTC)
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Karl I. der Kriegerische, Markgraf von Baden. Als ältester Sohn des Markgrafen Jakob I. von Baden von Katharina von Lothringen 1427 geboren, zeichnete K. sich in früher Jugend durch Gewandtheit in allen ritterlichen Künsten aus und glänzte auf den Turnieren; Tapferkeit und Kriegslust blieben seine Begleiterinnen im ganzen Leben. 1445 verwandte er gleich dem Kurfürsten Ludwig IV. von der Pfalz und dem Herzoge von Württemberg sich für Wiederherstellung des Friedens im Elsaß und zog 1446 mit Kaiser Friedrich III. gegen die Eidgenossen. 1447 heirathete er in Pforzheim (nach dem 26. Juni) des Kaisers Schwester Katharina, die Tochter des Herzogs Ernst des Eisernen von Oesterreich, die ihm 30,000 Dukaten zubrachte, seine zärtliche Gattin und die treue Mutter von drei Söhnen und drei Töchtern wurde. 1449 protestirte K. gegen die etwaige Thronbesteigung Friedrichs I. (des Siegreichen) an Stelle von Kurfürst Philipp in der Pfalz und im gleichen Jahre zog er mit einer ansehnlichen Reiterschaar dem Grafen Ulrich V. von Württemberg, der ihn angerufen hatte, gegen die Reichsstädte in Schwaben zu Hülfe. 1450 stritt er gegen einige Ritter in der Ortenau, besonders die von Schauenburg, und nahm im Vereine mit Hans v. Eberstein am 22. November die Schauenburg durch Verrath; aber mit Hülfe des K. feindlich gesinnten Pfälzer Kurfürsten Friedrich eroberten die drei Schauenburger am 24. Juli 1454 ihr Schloß wieder. Der Streit mit den Schauenburgern dauerte fort und brach 1460 wegen der Schlösser Schauenburg und Bernbach in hellen Flammen aus. K. belagerte das Schloß des Herrn v. Fleckenstein, Sulz (zwischen Weißenburg und Hagenau), und nahm es nach einer Woche ein. Als drei Wochen später die Brüder Karls, Bischof Georg von Metz und der Domcapitular Marcus, von der Wallfahrt nach Einsiedeln heimritten, nahmen Georg, Reinhard und Friedrich von Schauenburg sie zu Isenburg (bei Ruffach) gefangen und setzten sie auf diesem Schlosse fest. K. belagerte nun mit dem österreichischen Landvogte im Sundgau, Peter von Mörsperg, zwölf Tage lang die Isenburg; die erbosten Schauenburger drohten die Prinzen an die Mauern zu hängen, damit die ersten Kugeln sie träfen. Schließlich gelang es dem Pfälzer Kurfürsten und dem Bischofe Johann von Basel am 8. August den Streit beizulegen; jeder der Prinzen mußte 8000 Gulden zahlen, hierfür erhielten sie die Hälfte des Schlosses Isenburg. Aus Schauenburg, welches Schloß K. ebenfalls eingenommen hatte, vertrieb der Pfälzer Kurfürst seine Besatzung und gab es den Rittern wieder. Der Streit mit den Ortenauer Rittern glomm, wenn auch verdeckt, noch lange Jahre weiter fort. 1452 unterstützte K. die Grafen von Lützelstein in ihrer Fehde gegen Friedrich von der Pfalz; diesen erkannte er [229] nicht als Kurfürsten an; es drohte Krieg zwischen ihnen, bis sie sich in Neuenburg 1455 versöhnten, ohne aber innerlich Freunde zu werden. 1452 versuchte der ungarische Reichsverweser Johann Hunyad den jungen König Ladislaus V. aus der Gewalt Kaiser Friedrichs III., der ihn unter nichtigen Vorwänden beständig zurückhielt, zu befreien und fiel, da er kein Gehör bei Friedrich fand, verheerend in Oesterreich ein. Der Kaiser rief seinen Schwager K. zu Hülfe, dieser eilte nach Oesterreich und vermittelte zu Wienerisch-Neustadt. Ladislaus ging nach Ungarn und sein Großenkel, Graf Ulrich Cilly, wurde Obervormund.

Am 14. October 1453 succedirte K. seinem Vater als „Markgraf von Baden und Hochberg“ in der oberen Mark Baden, in Spanheim, Hochberg, Mahlberg, Lahr und Höhingen, und schon 1454 und 1455 erhielt er durch Verzicht seiner Brüder Bernhard II. und Georg das Durlacher Land, von Bernhard auch Pforzheim zur einstweiligen Regierung und durch dessen Tod 1458 definitiv. So besaß er das ganze Gebiet des Vaters. Kaiser Friedrich III. war K. vom ersten Tage seiner Regierung an gewogen; er erlaubte ihm 1453 zu Neuenstatt die Auslösung des Schlosses Ortenberg und der Städte in der Ortenau, Offenburg, Gengenbach und Zell vom Bisthume Straßburg, 1456 sprach er ihm ebenda Schloß Schauenburg zu. Ferner übergab er 1454 seinem und seines Bruders Bernhard Schutze die Reichsstadt Eßlingen, mit der K. in eine Einung auf 60 Jahre trat, wie er mit der Reichsstadt Weil 1455 ein Bündniß auf drei Jahre schloß. K. empfing wiederholt kaiserliche Privilegien; so sollte keiner seiner Landesangehörigen und Schutzbefohlenen vor ein fremdes Gericht geladen werden, so lange nicht dem fremden Kläger Gerechtigkeit verweigert würde; so sollten sie Alle von den westphälischen Fehmgerichten befreit sein etc.

Im September 1454 erschien K. auf dem Frankfurter Reichstage, den der Kaiser der Türken halber berufen hatte und auf dem der Barfüßermönch Johann Capistrano solch großen Eindruck auf Fürsten und Volk machte. Der Kurfürst von der Pfalz belieh K. am 28. October 1455 mit Graben und Stein und der Bischof von Basel 1456 und 1462 mit dem halben Wildbanne in Sulzburg, dem Dorfe Oos und dem Schenkenamte des Bisthums; 1459, 1461 und 1465 erhielt er die Speierer Lehen. 1459 war er als kaiserlicher Gesandter auf der Versammlung in Mantua, wo ihm Papst Pius II. die kaiserlichen Privilegien bestätigte; Pius und der Kaiser betrogen ja gemeinsam Deutschland um seine kirchlichen Rechte. 1456 übergab K. die Kirche zu Nimburg dem Orden der Eremiten des heiligen Antonius, um ein Kloster zu errichten, und 1457 überließ er tauschweise das Dorf Ottenbrunn gegen einige Dörfer und Gerechtsame dem Kloster Hirsau; am 29. November 1459 gestattete der Papst die Umwandlung der Pfarrkirche St. Michael zu Pforzheim in eine Stiftskirche mit 21 Kapellaneien. K. kaufte 1455 Theile des Dorfs Königsschaffhausen, 1457 das halbe Dorf Schellbronn, 1460 das Dorf Gündlingen, 1461 das Dorf Bickensohl, 1468 ein Drittel des Dorfs Weiler und gab 1458 das Schloß Heidweiler gegen die Dörfer Ballrechten und Dottingen hin. 1457 schloß er mit Straßburg ein fünfjähriges Bündniß gegen Jedermann außer Kurmainz und Kurpfalz, aber am 13. März 1458 verabredete er in Speier mit Kurfürst Dietrich von Mainz, Ludwig von Pfalz-Zweibrücken, Albrecht VI. von Oesterreich, Albrecht von Brandenburg, Otto und Stephan von der Pfalz, Ulrich dem Vielgeliebten und Eberhard im Barte von Württemberg u. A. ein Bündniß gegen Friedrich I. von der Pfalz, welches jetzt noch nicht zu Stande kam; statt dessen schloß er mit Ludwig von Pfalz-Zweibrücken ein Bündniß auf zehn Jahre. 1457 gerieth er in Grenzstreitigkeiten mit Ulrich dem Vielgeliebten, fiel in Württemberg ein, doch auf Anstiften Albrechts von Brandenburg versöhnten sich beide in Maulbronn und schlossen 1460 ein Bündniß gegen gemeinschaftliche Feinde. Im December 1460 schloß [230] K. mit Friedrich I. von der Pfalz, dem Bischofe Ruprecht von Straßburg, Albrecht von Oesterreich, Basel, Straßburg, einigen Städten im Breisgau und im Elsaß ein Bündniß gegen das unbefugte Uebergreifen der westphälischen Fehme und schützte dagegen das ihm anvertraute Eßlingen. Als 1459 die streitige Erzbischofswahl in Mainz erfolgt war, trat K. auf die Seite des Candidaten Diether von Isenburg, während sein alter Feind, Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz, für Adolph von Nassau eintrat; auch Papst und Kaiser waren für Diether. Ein barbarischer Krieg entbrannte; verheerend zogen die beiderseitigen Schaaren durch die Pfalz, Baiern, Elsaß, am Rheine und an der schwäbischen Grenze einher, bis der Sieg des Pfälzer Kurfürsten bei Pfeddersheim am 4. Juli 1460 gegen Diether entschied. Diether suchte die Vermittlung Karls, der sich eben mit Friedrich von der Pfalz ausgesöhnt hatte, bei diesem nach und Friedrich willigte gegen große Vortheile ein; K. vermittelte auch die Aussöhnung Friedrichs mit Ulrich von Württemberg in Bruchsal, hingegen gelang es ihm nicht, den Kurfürsten in Baden mit Ludwig von Pfalz-Veldenz und Leiningen auszusöhnen. Am 18. Juli 1460 schlossen Friedrich und Diether zu Worms Friede, Diether wurde Kurfürst. Als Friedrich einen neuen Feldzug gegen Ludwig von Veldenz antrat, vermittelte K. glücklich am 23. Juni 1461, und am 30. Juni d. J. schlossen Beide und Leiningen in Baden Frieden. Am 18. Juli d. J. wurde K. neben Albrecht von Brandenburg und Ulrich V. von Württemberg vom Kaiser in Graz zum Oberfeldherrn gegen den Herzog Ludwig von Baiern-Landshut ernannt, nahm aber an diesem Kriege keinen Antheil. Als hingegen der Papst den Kurfürsten Diether von Mainz, weil er seine enormen Eingriffe und Brandschatzungen nicht lautlos hinnahm, absetzte (21. August 1461) und der von Pius II. gegängelte Kaiser dem Banne die Reichsacht zugesellte, trat K. auf die Seite des von Pius ernannten neuen Kurfürsten Adolph, während Diether sich in die Arme des Pfälzers Friedrich I. warf. Mit K. ergriffen seine Brüder Johann von Trier und Georg von Metz die Partei Adolphs, der K. Algesheim, Gaubeckelnheim, Drommersheim, Ockenheim, Windesheim, Kembden, tausend Gulden vom Zolle zu Ehrenfels etc. verpfändete. Auf dem Oppenheimer Congresse bemühte K. sich am 12. November vergebens, Frieden zwischen Adolph und Diether zu ermöglichen. Der Kaiser übertrug ihm und den Württemberger Grafen den Reichskrieg gegen Friedrich I. als den Beschützer Diether’s und befahl 1462 den Landständen im Elsaß und den Städten in der Ortenau K. anstatt Friedrichs als Landvogt anzuerkennen. Nachdem Ulrich V. in der Pfalz eingefallen war, erhob sich K., sandte Adolph Ende 1461 Hülfstruppen und unterstützte Ulrich; der Kurfürst forderte vergebens die Abberufung dieser Mannschaften und fiel nun mit Johann von Eberstein und Otto von Baiern im Februar 1462 plündernd und verheerend im Badischen ein. K. schickte ihm seinen Fehdebrief; Friedrich verbrannte drei Dörfer bei Pforzheim und warf sich im März auf das Remchinger Thal. In seiner Bedrängniß schloß K. ein engeres Bündniß mit dem Bischofe Johann von Speier, dem Pfalzgrafen Ludwig von Zweibrücken und Ulrich V. gegen Friedrich I. und Diether. K. ging über den Rhein, verheerte Friedrichs Besitzungen im Elsaß und verbrannte und plünderte bis Mai 17 Dörfer in der Pfalz. Dabei verhandelten Friedrich I. und K. noch immer; ersterer erinnerte K. an die ihm wegen einiger Schlösser aufliegende Lehenspflicht und K. berief sich auf Kaiser und Papst. Als sich das vielleicht von Friedrich absichtlich ausgesprengte Gerücht verbreitete, er sei dem Herzoge von Baiern zu Hülfe geeilt, hielt K. diesen Augenblick für besonders günstig zum Gewaltstreiche, obgleich ihn des Kaisers Hauptmann, Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg, und seine übrigen Alliirten vor Uebereilung warnten. Sein Bruder, Bischof Georg, stieß bei Pforzheim zu ihm; die Alliirten zählten [231] 6000 Fußsoldaten und 800 Reiter, denen Adolph von Nassau noch 3000 Mann zu Fuß und 400 Reiter anschloß. Vor Allem galt es Heidelberg; man wollte dort am Schlosse die Weinreben ausreißen und band den Pferden Aeste an die Schweife, um die Kornfelder desto ärger zu verheeren. Im Vorüberziehen, dachten die Alliirten, wollten sie das feste Heidelsheim nehmen und sich so den Rücken decken, aber der „böse Fritz“, der Kurfürst, lag in Heidelsheim. Der Ort widerstand den 27. und 28. Juni, die Alliirten gaben die Belagerung auf und zogen weiter, den Zuzug des Veldenzer Pfalzgrafen Ludwig erwartend. Da sie keinen Widerstand fanden, schwoll ihnen der Kamm; der Bischof von Speier meinte, das ganze Land sei wehrlos, und die Alliirten trennten sich. Das Fußvolk, also der weit größere Theil, blieb in einer Wagenburg bei St. Leon; die Reiterei aber unter K., seinem Metzer Bruder und Ulrich V. drang verheerend in der Pfalz am 29. Juni vor. Der „böse Fritz“ verließ hierauf heimlich Heidelsheim, sammelte in Leimen 2000 Mann zu Fuß und 800 Reiter, worunter der ganze pfälzische Adel war, zog unterwegs noch Truppen unter Kurfürst Diether an sich und trat bei Seckenheim K., Georg und Ulrich entgegen. So fanden diese sich zum Entscheidungskampfe gezwungen und nach blutigem Ringen siegte der Pfälzer am 30. Juni; mit K. wurden 101 geworbene Söldner, sein Metzer Bruder und Ulrich der Vielgeliebte gefangen, im Ganzen 400 Reiter. K. und der Bischof von Metz waren schwer verwundet und blieben erst in der Stadt Heidelberg in ärztlicher Pflege, während das ganze Fußvolk bei St. Leon sich auflöste; dann kam Georg nach Eicholsheim, K. gleich Ulrich auf das Heidelberger Schloß. K. wurde als rebellischer Lehensmann am härtesten behandelt; im Winter lag er Wochen lang im Stock geschlossen in ungeheiztem Saale; lange hielt Friedrich I. ihn in Ketten, dann erleichterte er seine Gefangenschaft, während er Georg und Ulrich gegen hohes Lösegeld freigab. Vergebens verwandten sich für Karls Freigabe Kaiser, Papst und Fürsten. Besonders auf die Bemühungen seines Bruders Georg hin kam der Markgraf endlich los; er mußte sehr harte Bedingungen am 20. April 1463 in Heidelberg unterschreiben und im Augustinerkloster am 21. April öffentlich beschwören, worauf er unter Trompetenschall der Haft entlassen wurde. K. mußte dem Kurfürsten seinen Antheil an der vorderen Grafschaft Spanheim mit allem Zugehör abtreten, wobei er sich das Recht der Auslösung um 45,000 Gulden wahrte, mußte Besigheim und Beinheim, die Dörfer Loechickheim[1], Wahlheim und Freudenthal unter Wahrung des Auslösungsrechts um 35,000 Gulden hergeben, dem Bündnisse mit dem Bischofe von Speier und mit Württemberg entsagen, wodurch der Plan, seinen Sohn mit der Tochter Ulrichs V. zu vermählen, zusammenbrach; er mußte versprechen, für seine und der Seinigen Auslösung 20,000 Gulden in zwei Zielen zu zahlen, verzichtete auf sein Recht auf Heidelsheim und auf Eppingen’s Auslösung, versprach den Kurfürsten im Laufe eines Jahres mit Kaiser und Papst auszusöhnen, den Streit zwischen Diether und Adolph beizulegen und nie mehr Friedrich feindlich entgegen zu treten; gelänge ihm die Versöhnung nicht, so sollte er Friedrich 30,000 Gulden zahlen; K. mußte ferner Pforzheim selbst als Mannlehen vom Kurfürsten nehmen und sollte es nur gegen 40,000 Gulden lösen können; er mußte dem Jagd- und Fischereirecht zwischen Germersheim, Selz und den Rheinauen, sowie seinen Rechten auf das Schloß Neubamberg und Schloß wie Thal Nanstul entsagen, Friedrich gestatten, daß er Gräfenthan und den Antheil an Altleiningen ablöse, und gestand ihm das Geleitsrecht von Pforzheim nach Bretten, dieser ihm das umgekehrte zu; endlich mußte K. geloben, den Rittern von Schauenburg, Hohenstein, Windeck, Bach u. A. gerecht zu werden und in seinen Streitigkeiten mit Georg und Bernhard von Bach vor Friedrich Recht zu nehmen. Sobald K. aus der Haft in sein Land zurückgekehrt war, begann er sein Versöhnungswerk. [232] Er schickte seine Gemahlin und Gesandte an den Kaiser, seinen Bruder Marcus an den Papst und ihm gelang sowol die Aussöhnung von Kaiser und Papst mit Friedrich von der Pfalz wie der Abschluß des Friedens zwischen Adolph und Diether. Für K. freilich hatten Kaiser und Papst nichts gethan, nachdem er zu seinem und seines Landes schwerem Schaden ihnen so sehr zu Willen gewesen war. Adolph von Nassau verschrieb ihm für die in seinem Interesse erlittenen Schäden 30,000 Gulden, deren Zahlung Kurpfalz übernahm. Der Kaiser übergab ihm als Entschädigung für seine Verluste 1463 die Hälfte der badischen Judensteuer, was freilich ein elendes Pflaster für solche Wunden war. 1463 schloß K. einen Burgfrieden mit Graf Jakob von Mörs und der Stadt Straßburg, und um seinen schweren Verpflichtungen gegen Kurpfalz nachzukommen, machte er bei Straßburg ein Anlehen, wofür er seine Hälfte der Herrschaften Lahr und Mahlberg zu Pfand gab. 1465 kaufte er von den Pfalzgrafen von Tübingen die Dörfer Nimburg und Bottingen, verpfändete hingegen 1469 Kurpfalz die untere Grafschaft Spanheim. 1464 schloß er mit Eberhard im Barte von Würtemberg ein Bündniß auf drei Jahre. Dann aber kam er mit Württemberg in Streit. Eberhard im Barte belastete badische Unterthanen in seinem Gebiete mit einer außerordentlichen Steuer und damit Ulrich V. ihm im Kampfe nicht beistehen könne, hetzte K. ihm Eßlingen auf den Leib, welche Stadt ohnehin Grund der Beschwerde zur Genüge hatte. Karls Bruder, der Kurfürst von Trier, aber vermittelte am 17. October 1469 den Frieden zu Bretten; Eßlingen erkaufte die Steuerfreiheit für seine in Württemberg belegenen Güter; so lange die badische Schirmvogtei währte, erhielt Ulrich V. die Hälfte des 400 Gulden betragenden Schutzgeldes und nahm dafür die Stadt auch in seinen Schutz. 1470 fielen K. und die Edlen von Staufenberg in Württemberg ein, verbrannten mehrere Dörfer, bald aber legte sich der Streit bei. 1465 bat die Partei in Lüttich, welche seinen Bruder Marcus zum Mainburn erwählte, K. um Hülfe gegen den Bischof Ludwig (von Bourbon) und den Herzog Philipp von Burgund; K. ging mit Marcus nach Lüttich, zog hier am 1. August ein, während Graf Hugo von Montfort als Statthalter in Baden blieb, trat in Beziehungen zu der gegen Karl v. Charolais rebellirenden Stadt Dinant und ging nach Baden zurück, um Truppen für den Krieg gegen den Bischof und Burgund zu werben; mit Marcus drang er verheerend im Limburger Lande ein; als sie aber hörten, der Bischof nahe, eilten Beide im September nach Baden zurück. K. war im Reiche hochgeehrt und wurde oft als Schiedsrichter zu Rath gezogen, so 1467 zwischen Kurfürst Adolph von Mainz und seinem Coadjutor Heinrich von Württemberg, 1468 zwischen Herzog Sigismund von Oesterreich und den schwäbischen Rittern von St. Georg. Sigismund übertrug ihm für einige Zeit die Regierung der österreichischen Vorlande, die er am 7. November 1468, ihre Freiheiten bestätigend, übernahm. Als K. 1471 mit seinem Sohne Christoph (I.) den Regensburger Reichstag besuchte, befreite der Kaiser ihn, seine Nachfolger und alle Unterthanen auf ewig vom Zolle zu Kogenheim (Elsaß); K. führte beredt die ihm übertragene Sache Speier’s vor dem Kaiser, wie er denn mehrmals Speier sich derart verpflichtete. 1473 besuchte der Kaiser ihn in Baden und Beide zogen am 16. August in Straßburg feierlich ein. 1473 schickte er Gesandte an Karl den Kühnen von Burgund nach Breisach und 1474 solche nach Basel, um über die Befreiung der österreichischen Lande von Burgund zu berathen. Die Ortenau’sche Ritterschaft lehnte sich an den Markgrafen an, um einen Schutz gegen die Uebergriffe des burgundischen Landvogts im Breisgau und Elsaß, Peter von Hagenbach, zu finden, der den Rittern von Bach und von Schauenburg mit dem Strange gedroht hatte. Als die Schauenburger Hagenbach 1473 gefangen auf Isenburg gesetzt hatten, rief dieser Karls Hülfe an, [233] K. aber wich aus; Hagenbach drohte ihm darum mit Mord und Brand, sobald er loskäme. Hagenbach kam gegen Lösegeld frei und es begannen in Breisach Unterhandlungen zwischen ihm einerseits, K. und den Schauenburgern andererseits, bei denen schließlich Hagenbach sein Lösegeld wieder abtrotzte. Am 10. Januar 1474 schloß dann K. mit Sigismund von Oesterreich in Basel wegen des verhaßten Hagenbach eine Allianz gegen Karl den Kühnen; beide beriethen Maßregeln gegen seinen Vogt und wie die Auslösung der von Sigismund an Burgund verpfändeten Lande möglich sei. K., die Bischöfe von Basel und Straßburg, die Reichsstädte Basel, Straßburg, Schlettstadt und Colmar traten zu einer zehnjährigen freundlichen, „der niederen Vereinigung“, mit den Eidgenossen gegen die burgundischen Plackereien und zur Unterstützung der Einlösungsabsichten Sigismunds zusammen. 1474 schickte K. Gesandte zum Augsburger Reichstage, wo der Krieg gegen Burgund beschlossen wurde und zog mit seinem Sohne Christoph dem Kaiser zu Hülfe, doch kam es bald zum Frieden. Am 21. Juli 1474 schloß K. mit den badisch-ortenauischen Adelsgeschlechtern Windeck, Bach, Röder, Staufenberg, Schauenburg, Neuenstein, Pfau und Groschweier ein Bündniß auf 15 Jahre, die alten Fehden begrabend; der Bundeszweck war die Herstellung eines dauerhaften Landfriedens durch Einführung von Austrägen. Die harte Haft in Heidelberg hatte den aufbrausenden Sinn Karls gedämpft; in der zweiten Hälfte seiner Regierung war er ruhiger und vorsichtiger. Der allzu große Eifer für seinen kaiserlichen Schwager war das Unglück für ihn und sein Land und trieb den edlen Fürsten selbst zur Ungerechtigkeit. K. erlag der Pest in Baden, wo er ruht, am 24. Februar 1475; seine Wittwe starb erst am 11. September 1493.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 231. Z. 19 v. u. l.: Löchgau. [Bd. 16, S. 798]