Zum Inhalt springen

ADB:Knoblochtzer, Heinrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Knoblochzer, Heinrich“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 313–314, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knoblochtzer,_Heinrich&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 22:21 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Knobloch, Johann
Band 16 (1882), S. 313–314 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Heinrich Knoblochtzer in der Wikipedia
Heinrich Knoblochtzer in Wikidata
GND-Nummer 119011557
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|16|313|314|Knoblochzer, Heinrich|Jakob Franck|ADB:Knoblochtzer, Heinrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119011557}}    

Knoblochzer: Heinrich K., Buchdrucker im 15. Jahrhundert. Wie seines angeblichen Sohnes Knoblouch, Joh. (vgl. d.) Name, so ändert sich der seinige vielfach und erscheint 1477 als Knobloczer, 1483 Knoblotzer, 1484 Knoblitzer, 1490 Knoblochter und endlich 1494 als Knoblözer. Doch ist Knoblochzer der üblichste und von den Bibliographen allgemein recipirte. Ueber sein äußeres Leben sind wir durchaus im Ungewissen, doch scheint er von Geburt ein Straßburger gewesen zu sein, weil er hier zuerst neben Georg Husner, Martin Flach und Joh. Grüninger von 1477–1483 auftritt, dann aber und vermuthlich [314] durch deren Concurrenz beeinträchtigt, seine Presse nach Heidelberg verlegte. wo er als einer der ersten Drucker von 1485–1495 sich bemerkbar macht und wo er allem Vermuthen nach auch gestorben ist. Sein erster Druck in Straßburg war: „Das Buch Belial genant …“, 1477 und seine letzten daselbst 1483: „Das schachzabelspiel“, „Thütsch Rhetorica“ und „Der Kalender, deutsch“. In Heidelberg druckte er u. a. „Sermones de Prato Florido de Sanctis“, 1485, Fol., „Sibille wisag“ (Weissagung) um 1494 (vgl. Köbel, Jacob) und „Tewtsch ymni oder lobgesange mit versan …“, 1494. Von anderweitigen Druckwerken bemerken wir: Thomas de Haselbach secunda pars s. aestivalis Sermonum dominic. sup. Epist. Pauli“, o. O. u. J. (1478); „Baptista Gvarinus de modo et ord. docendi ac discendi …“, heydelbergae 1489, 4;, „Virgilii Bucolica et eneidos Libri duodecim“, ibid. 1495. 4. und als letztes Preßerzeugniß: „Speculum officii expositorium …“, 1495. 4. Von litterarischem Interesse ist auch der Druck des deutschen Volksbuches „Historia der Melusine“, Straßb. 1482 und wiederholt Heidelberg 1491, über dessen verschiedene und zahlreiche Ausgaben Goedeke’s Gr. I, 120 und Panzer, Ann. I, 53 zu vergleichen sind. Eines Buchdruckerzeichens hat sich dieser Drucker nicht bedient. K. hat sich in der Typographengeschichte auch dadurch einen Namen erworben, daß er neben den Brüdern Zayner in Augsburg und Ulm zu den ersten gehört, welche Bücher in deutscher Sprache und zwar mit solchen Typen herstellten, welche man heute „Schwabacher Schrift“ heißt. Doch tragen die Charaktere der ersten Drucke mehr lateinischen als eigentlich deutschen Typus, denen nur die nothwendigen deutschen Buchstaben untermischt wurden. So druckte auch außerhalb Deutschlands Erhard Ratdolt zu Venedig noch 1483 „Das Buch von den zehn Geboten“ in deutscher Sprache mit halbgothischer Schrift, aber Bämler und Sorg in Augsburg warfen noch mehrere lateinische Buchstaben aus und ihr Druck näherte sich daher auch mehr der deutschen Schrift. Endlich kam zu Knoblochzer’s Zeit durch Peter Schöffer zu Mainz 1486 bei „Breitenbach’s Reisen“ die noch mehr deutsche Schriftgattung hervor, die wir „Schwabacher“ nennen, welche mit einer kleinen Veränderung einiger Buchstaben noch in unseren Druckereien, obschon nicht zum Drucke ganzer Werke, sondern wie die Cursivschrift bei dem lateinischen Drucke, zur nöthigen Unterscheidung besonderer Stellen bei der Fracturschrift zur Verwendung kommt. Woher diese Schrift aber den Namen „Schwabacher“ habe, ist weder bemerkt noch untersucht worden. Da sie aber in Mainz zuerst zu Stande kam, so kann sie von der Stadt Schwabach in Franken und durch den Umstand ihren Namen erhalten haben, daß sich Schöffer dabei eines Künstlers aus dieser Stadt bediente, der nach der Gewohnheit jener Zeit von seinem Geburtsorte der Schwabacher hieß. Gleichzeitig sollen mit K. zu Heidelberg Friedrich Masch von 1485 bis 1497 so wie Hans von Laudenbach gearbeitet haben, von beiden ist jedoch nichts weiter bekannt. Der letztere sei nach Lesser’s Historie der Buchdruckerei S. 54 daselbst 1514 gestorben und an dem Augustinerkloster wäre vor der Zerstörung der Stadt seine (bei Geßner, Buchdruckerkunst III, 297 sich findende) Grabschrift zu lesen gewesen. – Um die nämliche Zeit druckte im Auslande der Heidelberger „Johannes Rosenbach de Haydelberch“ und zwar zuerst zu Barcellona in Spanien um 1494, dann zu Perpignan (Perpenianum) um 1500.

Denis, Supplem. 172. 177. 178. 193. 282. Panzer, Ann. 98. 137. 185. 187. 192. 199. 212; Suppl. 37. 46. 48. 49. 51. 76 und dessen A. t. I, 457–59. III, 28. Sincerus, Nachrichten, 1731, S. 3. v. d. Linde, Gutenberg S. 60. C. Schmidt, Z. Gesch. d. ältesten Biblioth. u. d. ersten Buchdrucker Straßburgs, S. 108 f.