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ADB:Knyphausen, Dodo Freiherr von (schwedischer Feldmarschall)

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Artikel „Knyphausen, Dodo Freiherr von (schwedischer Feldmarschall)“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 337–339, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knyphausen,_Dodo_Freiherr_von_(schwedischer_Feldmarschall)&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 05:10 Uhr UTC)
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Knyphausen: Dodo K., Reichsfreiherr zu Innhausen und Knyphausen, kgl. schwedischer Feldmarschall, am 22. Juni 1583 zu Lützburg in Ostfriesland geboren und vom Hofmeister Dr. jur. Johann v. Knipfenbach, späterem Bürgermeister zu Wesel, erzogen, trat, auf Akademien und durch Reisen vorgebildet, zunächst in die Dienste der Generalstaaten, wo er unter Moritz von Oranien eine gute Schule durchmachte. 1603 erhielt er den Auftrag eine deutsche Compagnie von 300 Mann zu werben, nahm mit dieser an der Belagerung von Ostende Theil, wurde mehrfach verwundet und befehligte zuletzt die Angriffsartillerie. Dann wurde er Drost und Commandant der ostfriesischen Feste Stickhausen, knüpfte, vom Grafen Enno III. zur Krönung König Karls IX. nach Schweden gesandt, dort Verbindungen an, welche für seine spätere Laufbahn von Wichtigkeit waren, verlor seine heimathliche Stelle, als sein Vater sich mit dem Grafen überwarf, heirathete Anna v. Schade auf Ihorst in Westfalen und ward 1613 Oberstlieutenant der Infanterie im Dienste der Hansastädte. Er führte mehrmals Truppen derselben in das Feld, namentlich brachte er 1615 dem von Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig bedrängten Braunschweig durch das Belagerungsheer hindurch Hülfe und leistete bei der erfolgreichen Vertheidigung der Stadt wesentliche Dienste; auch war er Commandant von Hamburg und bei der Befestigung der Stadt thätig. Nachdem er darauf Oberst im Dienste der Union geworden war, im Solde des Herzogs von Pommern und des Herzogs Georg von Lüneburg gestanden hatte und auch zu diplomatischen Aufträgen verwendet war, wie eine ihm vom Pfalzgrafen Friedrich zu einer Sendung an die Städte Hamburg, Bremen und Lübeck ertheilte Instruction d. d. 10. September 1619 beweist, bestellte ihn Herzog Christian von Braunschweig zum Obersten über ein Regiment zu Fuß. Im Rathe des Halberstädters spielte er nun eine wichtige Rolle. Er begleitete diesen in das Feld wie an die Höfe und fungirte als Hofmarschall, als Generalstabschef und als vertrauter Rath, sein Einfluß war der maßgebende, durch ihn gingen die Verhandlungen mit den Generalstaaten. Als der Herzog im Juni 1622 sich mit Mansfeld zu vereinigen strebte, erhielt K. den Auftrag Höchst zu nehmen, sich des dortigen Passes zu versichern und eine Brücke über den Main zu schlagen, beim Angriff auf die Stadt am 6./16. Juni wurde er verwundet, was ihn aber nicht hinderte an der darauf folgenden Schlacht am 9./19. theilzunehmen. Im Winter 1622/23 finden wir ihn mit dem Herzoge und Mansfeld in Ostfriesland; damals bot er dem niedersächsischen Kreise seine Dienste an, da er jene des Herzogs zu verlassen wünsche, er bat, man möge ihn als Commandeur des Lübeckischen Contingentes anstellen, wurde aber abschläglich beschieden, da man der Aufrichtigkeit seiner Anerbietungen mißtraute. Er blieb also beim Herzoge, leitete geschickt das Gefecht bei Geismar unweit Göttingen ein, in welchem im Juni 1623 das Kürassierregiment des Herzog Franz von Sachsen-Lauenburg hart mitgenommen wurde und des Herzogs Gepäck mit wichtigen Schriften in des Halberstädters Hand gerieth, führte dann auf dem Marsche zur Schlacht bei Stadtlohn (27. Juli/6. August) das Gros der Armee und wurde nach der Schlacht für die erlittene Niederlage verantwortlich gemacht. Er sollte ein Defilé, welches die Armee passiren mußte und zu dessen Besetzung er vorausgeschickt war, nicht hartnäckig genug vertheidigt haben. Auf die falschen Aussagen eines italienischen Offiziers hin wurde er ungehört [338] zum Tode verurtheilt und sollte in Schenkenschanz exequirt werden; das durch Vermittelung des staatischen dortigen Commandanten erfolgte Dazwischentreten Friedrich Heinrichs von Oranien veranlaßte, daß ihm Gelegenheit gegeben wurde sich zu rechtfertigen, worauf er in allen seinen Würden und Aemtern von neuem bestätigt wurde. Im Herbst desselben Jahres behauptete Herzog Christian jedoch seiner Familie gegenüber, welche K. als den Hauptanstifter jenes bei allen seinen abenteuerlichen Unternehmungen ansah, ihn entlassen zu haben. 1626 treffen wir ihn unter Mansfeld; er befehligt ein deutsches Regiment zu Fuß, ficht tapfer an der Dessauer Brücke, wird von Wallenstein gefangen genommen, sitzt ein Jahr auf der Burg zu Halle in Gefangenschaft, schreibt ein Buch „Ritterliche Qualitäten“ und geistliche Betrachtungen, wird von der Pest befallen, weigert sich seinen Glauben abzuschwören und entkommt schließlich. Er tritt nun zunächst in dänische Dienste, nach dem Lübecker Frieden aber in die des Königs von England, Karls I., nimmt an den Versuchen zum Entsatze von La Rochelle theil, erhält die Zusicherung einer Pension von 500 Pfund Sterling, wirbt für König Gustav Adolf ein Regiment zu Fuß von zwölf Fahnen und wird schwedischer Generalwachtmeister. Unter den ersten setzt er den Fuß auf deutschen Boden, rückt Ende Juli 1630 vor Wolgast, belagert die Stadt, nimmt sie Ende August durch Capitulation, versucht vergeblich Greifswald zu überrumpeln und steht dann unter Horn in Hinterpommern. Im Februar 1631 stößt er vor Demmin zum Könige und hilft bei der Belagerung, welche bald darauf durch die Uebergabe beendet wird; am 9./19. März wird er in Neu-Brandenburg, einem lediglich ummauerten Flecken, nach zehntägiger hartnäckiger Gegenwehr und nachdem er sich schließlich nebst Frau und Kindern in das Rathhaus zurückgezogen hat, von Tilly gefangen genommen. Der König ließ ihn bald gegen drei kaiserliche Offiziere auswechseln, deren Namensanfangsbuchstaben das Wort „ars“ ergaben und sagte, er habe für K. die Kunst weggegeben. Er traf Gustav Adolf vor Nürnberg, wurde, als er die von Sachsen ihm angetragene Ernennung zum Feldmarschall ausgeschlagen hatte, zu gleicher Würde befördert (Brief des Königs an K. im Lützburger Archiv), mit Amt und Schloß Weißen-Klempenow bei Anclam beliehen und, als die Armee von Nürnberg aufbrach, mit 5000 Mann in der Stadt zurückgelassen. Als es aber zur Lützener Action ging, wurde er herangezogen, brachte die Nacht vor der Schlacht mit dem Könige und Herzog Bernhard von Weimar im Gespräch über die bevorstehenden Ereignisse im Wagen zu und befehligte dann das zweite Treffen des Fußvolkes. Nachdem Gustav Adolf gefallen war, rieth er dem Herzoge von Weimar, welcher den Oberbefehl übernommen hatte, vorsichtig zu geordnetem Rückzuge; dieser erneuerte indessen die Schlacht und, als er Erfolge hatte, war K., welcher seine Truppen geordnet und in der Hand behalten hatte, im Stande den Ausschlag zu geben. Nachdem er Leipzig mit der Pleißenburg, Chemnitz und Zwickau erobert hatte, detachirte ihn Oxenstierna mit 12–14000 Mann schwedischer Truppen nach Niedersachsen und Westfalen, um dort mit Herzog Georg von Lüneburg zu cooperiren. Er nahm die Winterquartiere 1632 auf 1633 in Meppen und ließ sich nur ungern zu dem neuen Feldzuge bestimmen, zu welchem der Herzog noch in der schlechten Jahreszeit zu Ende des Winters 1633 gegen die Weser aufbrach. Das erste Unternehmen, um das es sich handelte, war die Belagerung von Hameln. K. erhielt den Auftrag die Stadt auf dem rechten Weserufer einzuschließen. Es geiang ihm nicht, was Herzog Georg später in glänzender Weise ausführte, den Strom bei Rinteln zu übersetzen; er ging daher bei Höxter über und begab sich von hier auf den ihm zugewiesenen Posten. Ein Entsatzversuch der Kaiserlichen führte zur Schlacht bei Hessisch-Oldendorf (28. Juni/8. Juli). K. hatte von der Annahme derselben abgerathen; als der [339] Herzog sie aber trotzdem schlug, war es K., welcher durch seinen Angriff auf den rechten feindlichen Flügel am meisten zu ihrem glücklichen Ausgange beitrug. Die nächste Folge des Sieges war die Capitulation von Hameln; nach derselben aber brach bei Tafel über die Besitznahme der Stadt heller Streit zwischen K. und dem Herzoge aus, durch welchen die zwischen Beiden schon früher bestandene Verstimmung zu offenem Zerwürfnisse sich steigerte. Der Feldmarschall nahm nun am 2./12. September das bereits längere Zeit belagerte Osnabrück und ging dann, am 2. August durch Oxenstierna mit dem Emslande belehnt, nach dessen Hauptstadt Meppen, wo er, auch mit letzterem Staatsmanne verfeindet und zerfallen, nachdem er im Winter 1633 auf 1634 an der vergeblichen Belagerung von Hildesheim theilgenommen hatte, die nächsten Jahre vom Kriegsgetümmel zurückgezogen lebte, damit beschäftigt sich hier in der Nähe seiner Heimath ein eigenes kleines Reich zu gründen. Der Wunsch sich an Herzog Georg zu rächen und zugleich sein irdisches Gut zu mehren, gaben ihm zu Ende 1635 von neuem das Schwert in die Hand. Der von Frankreich her wehende Wind fachte das nach dem Prager Frieden im Verglimmen begriffene Kriegsfeuer von Frischem an; der französische Unterhändler St. Chamont veranlaßte K. mit Oxenstierna’s Zustimmung im Namen der schwedischen Krone, „da Frankreich noch keinen erklärten Krieg mit dem Kaiser habe“, ein Heer aufzustellen, mit welchem er zunächst Minden, wo sein Eidam, Oberst v. Lüdinghausen gen. Wolff, befehligte, Herzog Georgs Siegesbeute, den Verbündeten in die Hände zu spielen gedachte. Am 16./26. December vom kurkölnischen Feldmarschall-Lieutenant Graf Geleen, in Wildeshausen schmählich überfallen, so daß er kaum das nackte Leben gerettet, brach er am 1./11. Januar 1636 von Meppen auf, um sich mit den von Osnabrück kommenden Regimentern zu vereinigen und mit diesen gemeinsam gen Minden zu ziehen, fand aber bei Haselünne durch den kaiserlichen Oberst Freiherrn v. Lüddersen (Lautersheim) den Paß verlegt und fiel, dessen Stellung angreifend, durch eine feindliche Kugel in den Kopf getroffen. Oberst Kratzenstein übernahm das Commando, stellte die Schlacht her und brachte die Leiche nach Meppen zurück, von wo sie nach Jennelt in Ostfriesland überführt wurde. Der von K. nach Meppen berufene Pastor Otto Brawe hielt eine Trauerrede, welche unter dem Titel „Aes Dodonaeum“ gedruckt ist. Die Wittwe verkaufte Meppen für 30000 Thaler an Karl Ludwig von der Pfalz, welcher aber nicht in den Besitz gelangte; aus den Waffen und dem Geschütz löste sie 12000 Thaler; Klempenow wurde durch König Karl XI. widerrechtlich eingezogen. K. war eine einnehmende und ansehnliche Erscheinung, dem lutherischen Glauben aufrichtig ergeben, von seinen Untergebenen gefürchtet und geliebt, als Soldat nie von seiner Tapferkeit und Rathfertigkeit, aber mehrfach vom Glück verlassen, daher häufig allzu bedächtig und zaghaft – trotz seines selbstgewählten Wahlspruchs: „Timidi nunquam statuere trophaea“. Seine guten Eigenschaften wurden durch Habgier und Gewinnsucht, Eigenschaften, welche im Geiste der Zeit lagen, verdunkelt.

Archiv zu Lützburg. – Lettres de Gustave Adolphe, Roi de Suède, adressées à son général Dodo von Inn- und K. en 1630–32. Publiées par H. O. Feith, Groningue 1860. – Diepenbrock, Geschichte des Amts Meppen, Münster 1838. – F. von der Decken, Herzog Georg v. Lüneburg, Hannover 1833–34.