ADB:Koberwein, Simon Friedrich

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Artikel „Koberwein, Simon Friedrich“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 363–364, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Koberwein,_Simon_Friedrich&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 16:19 Uhr UTC)
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Koberwein: Simon Friedrich K., Schauspieler und Schauspieldirector, geb. am 26. September 1733 zu Wien, starb nach 1803. Bevor K. zum Theater ging, lernte er bei einem Juwelier. Auf der Reise nach München begriffen, um dort am Kunst- und Steincabinet eine Stelle einzunehmen, wurde er in Linz von dem Director Jacob Bremer veranlaßt, bei dessen Gesellschaft am Oster-Sonntag 1753 in Goldoni’s Lustspiel „Der Lügner“ als zweiter Liebhaber zu debutiren. Nach halbjähriger Thätigkeit bei der Truppe Bremer’s nahm K. ein Engagement bei Usler in Ansbach an und trat 1756 in München zu der Gesellschaft von Felix Kurz über, dessen Tochter Edmunda († 1770) er im Juni selbigen Jahres in Brünn ehelichte. Zugleich übernahm er die Kurz’sche Gesellschaft, eröffnete mit dieser am 1. November 1756 in Petersburg Vorstellungen, bereiste dann verschiedene Provinzstädte, bis er 1760 in Prag mit seinem Schwager Joseph Kurz zusammentraf und vereint mit diesem eine deutsche Gesellschaft, Ballet und eine italienische Opera seria begründete. 1762 gab er diese Unternehmung wieder auf, übernahm in München die Truppe von Franz Wallerodi, bereiste mit ihr Salzburg, Augsburg, Ulm, wurde in Rostock markgräflicher Hofschauspieler, spielte von 1764–1765 wieder in München, darauf in Linz, Preßburg, Prag, Brünn, Graz und Laibach, von 1771–1774 auch in Schönbrunn und Laxenburg, später in Olmütz, Dresden, Leipzig, Altenburg, ging nun von Sachsen nach Ungarn und nach abermaligem Aufenthalt in Deutschland 1780 nach Straßburg, wo er während des Winters bis 1789 Vorstellungen gab, während er im Sommer mit seiner Truppe die Schweiz bereiste. 1789 begegnen wir ihm in Köln und Düsseldorf, 1790 in Aachen und Frankfurt a. M., dann wieder in Köln und Düsseldorf, 1796 in Mainz, Heidelberg und Wien. Jetzt endlich gab er seine Wanderungen auf, trat seine Gesellschaft an Heinius ab und feierte 1797 in Berlin sein 40jähriges Directionsjubiläum. Die Truppe Koberwein’s war eine wenig bedeutende, immerhin hat aber auch sie einen nicht zu verachtenden Antheil an dem Verdienst, den Sinn für das Schauspiel in Deutschland verallgemeinert zu haben. Merkwürdig genug gedenkt die „Chronologie des deutschen Theaters“ weder des Unternehmers noch des Darstellers K. auch nur mit einer Silbe. Dagegen erzählt von ihm ein autobiographisches Werk „Meine Biographie“ (Berl. 1803). Aus Koberwein’s zweiter Ehe mit Franziska geb. Sartori, einer tüchtigen Schauspielerin und Tänzerin, stammt der nachfolgend erwähnte Joseph K.

Joseph K., Schauspieler, Sohn des Vorigen, geb. 1774 in Kremsier, † am 30. Mai 1857 zu Wien. Wie das bei Schauspielerkindern häufig der Fall, kam auch K. frühzeitig zur Bühne und spielte schon in Mainz, wie uns der Chronist des dortigen Theaters J. Peth erzählt, erste Liebhaber und wirkte zugleich als Solotänzer. Mit seinen Eltern kam er 1796 nach Wien, gastirte daselbst am 1. und 6. Februar am Hoftheater als „v. d. Husen“ (Armuth und Edelsinn) und „Fritz“ (Der Straßenräuber aus kindlicher Liebe) und fand genug Gefallen, um engagirt zu werden. Während er nun zunächst Naturburschen und zweite Liebhaber gab, bezeugte er von 1807–1818 ein bemerkenswerthes Talent für Helden des klassischen Repertoirs, in welchem er eine große Anzahl von Rollen überhaupt zum ersten Male in Wien spielte. Dahin gehören „Ferdinand“ (Cabale und Liebe), „Don Cesar“ („Braut von Messina), „Leicester“ (Maria Stuart), „Wallenstein“, „Correggio“, „Don Guiterre“ u. A. Später ging er in [364] das komische Fach über, in dem ihm vornehmlich der „Watel“ (Ehrgeiz in der Küche) gelang. Auch sein „Selbitz“ (Goetz von Berlichingen), den er 1830 zum ersten Mal spielte, fand rühmliche Anerkennung. Am 16. December 1846 endlich nahm K. als „Wirth“ (Lustige Weiber von Windsor“) für immer vom Theater und von der Bühne, auf der er 50 Jahre lang gewirkt hatte, Abschied, um sich noch mehr als ein Jahrzehnt der verdienten Ruhe zu erfreuen. Von größerer künstlerischer Bedeutung als er war seine Frau Sophie K.

Sophie Wilhelmine Marie K. geb. Bulla, Schauspielerin, Gattin des Vorigen, geb. am 5. März 1783 zu Karlsruhe, † am 20. Januar 1842 zu Wien. K. war die Tochter des Karlsruher Hoftheaterdirectors Franz Bulla, der sie in Wien mit ihrer Mutter, die selbst als tüchtige Schauspielerin galt, für die Bühne vorbereitete. Nachdem sie in Frankfurt zum ersten Mal aufgetreten war und als jugendliche Liebhaberin im Lust- und Trauerspiel schon manchen Erfolg erzielt hatte, gastirte sie im Februar und März 1803 am Wiener Burgtheater als „Kathinka“ (Mädchen von Marienburg), „Lottchen“ (Bruderzwist), „Julie“ (Mann von Wort) und „Elise v. Valberg“ und wurde in Folge der glänzenden Aufnahme, die sie fand, für das genannte Institut engagirt, dem sie bis zu ihrem letzten, am 15. August 1851 stattgehabten Auftreten (als Erzieherin Gertrud in „Welche ist die Frau“) angehörte. Nachdem die K. lange Zeit als erste Liebhaberin ganz Vorzügliches geleistet hatte, gab sie später auch im Fach der gemüthlichen und komischen Mütter ganz Vortreffliches. Ihrem Gatten schenkte sie drei Kinder, von denen die Tochter Gattin des Schauspielers Fichtner (s. Bd. VI S. 774) wurde, während sich von den beiden Söhnen nur einer der Bühne zuwandte und bald starb; der andere ergriff den Beruf eines Malers und heirathete eine Tochter des Hofschauspielers Heinrich Anschütz, Auguste (s. Bd. I S. 477).