Zum Inhalt springen

ADB:Koelhoff, Johann der Ältere

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Koelhoff, Johann Vater“ von Johann Jakob Merlo in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 419–420, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Koelhoff,_Johann_der_%C3%84ltere&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 00:13 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Koekebakker, Nicolaes
Nächster>>>
Koffler, Johann
Band 16 (1882), S. 419–420 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Koelhoff der Ältere in der Wikipedia
Johann Koelhoff der Ältere in Wikidata
GND-Nummer 102507554
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|16|419|420|Koelhoff, Johann Vater|Johann Jakob Merlo|ADB:Koelhoff, Johann der Ältere}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=102507554}}    

Koelhoff: Johann K., Vater und Sohn, Buchdrucker zu Köln im 15. Jahrhundert. Der ältere K., aus Lübeck stammend, gehört zu den frühesten Typographen dieser Stadt, wo 1472 aus seiner Presse als Erstlingswerk das Praeceptorium divinae legis von Johannes Nider mit dem Kolophon „Impressum Colonie per magistrum Johannem Koelhof de lubick. Anno Dni. M. CCCC. lxxij.“ hervorging. Was diesen seltenen Folianten besonders merkwürdig macht, ist der Umstand, daß hier zum ersten Mal Signaturen vorkommen, nämlich von a ij bis mm iiij, sodaß K. als der erste Einführer dieser Vervollkommnung der typographischen Einrichtungen anzusehen ist. Ein von Maittaire aufgezeichnetes Werk des Bartholomaeus Anglicus: De proprietatibus rerum mit der Adresse: Coloniae per Johannem Koelhoff de Lubeck Coloniae Ciuem. MCCCCLXX, ist bei Panzer als eine editio dubia valde! bezeichnet und von Hain gar nicht aufgenommen. Wahrscheinlich hat ein durch Wegradiren der letzten Ziffern an der Jahresangabe gefälschtes Exemplar der Koelhoff’schen Ausgabe von 1481 den Irrthum hervorgerufen. Bei einigen wenigen seiner zahlreichen Drucke bediente er sich eines Signets, welches das Wappen der Stadt Köln mit den Namensinitialen J K in der Höhe zeigt; unter anderen auf dem Endblatte der 1490 bei ihm erschienenen Legenda Alberti magni per Rudolphum de Novimagio. Eine treue Nachbildung brachte das Bulletin du Bibliophile Belge, IX. p. 73, jedoch ohne Beigabe von Notizen. K. war verheirathet mit Bilie (Mabilia?) und kaufte mit seiner Frau am 14. Febr. 1480 das Haus Ederen, welches auf der Ecke der jetzigen Portalsgasse, ganz in der Nähe der Laurentiuskirche, lag. Hier hat er beständig seinen Wohnsitz behalten, und es wird daher keinem Zweifel unterliegen, daß die Adresse: Colonie apud sanctum laurentium impresse et diligenter correcte. Anno Dni. M. CCCC. LXXX VJ. feliciter finiuntur, welche man am Schlusse einer Folioausgabe der Homiliae Chrysostomi super Johannem liest, zu ihm verweist. Der Inkunabelnkatalog der Kölner Stadtbibliothek schreibt das Buch einem unbekannten Drucker zu, bemerkt aber dabei, daß die Typen den Koelhoff’schen sehr ähnlich seien. Sein Lebensende ist in dem Kolophon zu Libri Institutionum magistri Nycasij de Voerda angezeigt: „Opus lecture magistralissimum quattuor etc. scriptis suppletum in famosissima Agrippinen. Colonie universitate conducto non exili salario orthosynthetico, industria Johannis Koelhoff civis eiusdem in ipso opere ad superos vocati protocaragmatizatum. Anno virginalis partus. M. CCCC. XCJJJ. sexta die Aprilis ad finem optatum est perductum“. Er ist demnach gegen Ende 1492 oder anfangs 1493 gestorben. In den Grundbüchern der Stadt erfährt man sein Ableben erst am 14. Octbr. 1495, wo Grietgyn, Johann und Peter, seine drei Kinder, ihre Theilungsverhandlungen beurkunden lassen, in Folge deren das elterliche Haus Ederen an den Goldschmied Conrad von Frankfurt, den Gatten Grietgyn’s, überging.

Den jüngeren Johann K. betrifft wol jene Stelle in der Kölner Universitätsmatrikel, welche im October 1487 meldet: „Johannes Koelhoff de Colonia … ad jura juravit et solvit“. Etwas später, nämlich am 3. November 1499, liest man daselbst von einer sehr angesehenen Persönlichkeit ähnlichen Namens: „Magister Johannes Koelhoph decretorum doctor, Sancte sedis Apostolice cubicularius, Ecclesie Collegiate in forchem bambergensis Dioces. praepositus, Cathedralium Ratispon. ac Vratislaven. ecclesiarum canonicus, vates percelebris etc. iuravit et ob persone honorem et reverentiam nil solvit“. [420] Er scheint derselben Familie aus einer anderen Linie angehört zu haben. 1491 besorgte Johann K. der Sohn auswärtige Geschäfte für seinen Vater. Ein Copienbuch im Stadtarchiv weist nach, daß er in diesem Jahre als Bevollmächtigter „Johann Kölhoff des alden Boichdruckers“ nach Lüneburg reiste, um Forderungen einzutreiben. 1496 kaufte er mit „Wendelgyn“, seiner Frau, das in der Albanspfarre gelegene Haus „Ryle in der Hellen“ – aber schon im J. 1499 verkaufen sie dasselbe an Jacob Pastoir. Die Herausgabe der „Cronica van der hilliger stat van Coellen“ war in diesem Jahre erfolgt, eines nach Ort und Zeit mit erstaunlichem Freimuth abgefaßten Buches, in welchem die Donner der Reformation schon von ferne heranzurollen scheinen. Diese berühmte und höchst werthvolle Chronik verdient auch als typographische Leistung, namentlich durch ihren reichen xylographischen Bilderschmuck, hervorgehoben zu werden. Das Wagniß mußte jedoch für den Verfasser (wahrscheinlich Johann Stump aus Rheinbach, Schulmeister) gleich wie für den Verleger verhängnißvoll werden und ihnen viele und mächtige Feinde zuziehen. Sicherlich war in Köln ihres Bleibens nicht mehr. Rolant Spot und Heinrich von Neuß werden das Material der Koelhoff’schen Officin an sich gebracht haben und als die Herausgeber dessen, was nach 1499 mit Koelhoff’schen Typen gedruckt ist, anzusehen sein. Dahin zähle ich auch den sehr interessanten Einladungsbrief zum Kölner Schießspiel von 1501, der ohne Druckernamen erschienen ist. In Betreff der Chronik ist noch zu bemerken, daß die Ausgabe von 1499 die einzige ist. Eine Widerlegung der entgegenstehenden Angaben ist in der Einleitung zum Wiederabdrucke im zweiten Bande der Chroniken der niederrheinischen Städte (Leipzig, 1876) enthalten. K. hinterließ zwei Töchter, Anna und Dorothea, letztere Nonne zu Tremont (Dortmund). Als der Schreinsschreiber am 5. Dec. 1519 eine dieselben betreffende Beurkundung vornahm, wurde auch der verstorbenen Eltern gedacht mit dem Beisatze „den beyden got gnade“ – ein Ausruf, der sich nur in diesem vereinzelten Falle in den Schreinsbüchern vorfindet. Den Schreiber hatte wol eine tiefe Besorgniß um das Seelenheil des mit vermeintlicher schwerer Sündenschuld beladenen damnatus chronologus und seines Mithelfers K. zu dieser Exclamation bewogen. Außer der Chronik hat K. noch mehrere Bücher in deutscher Sprache gedruckt, unter denen die 1497 erschienene „Hystorie van der Eirlicher Stat Nuys“ von Christian Wierstraat durch Inhalt und Seltenheit besonders interessant ist und von den Bibliophilen hoch gewerthet wird.

Urkunden. Fischer, Typograph. Seltenheiten, V. Hain, Repertorium bibliogr.. Katal. d. Inkun. in d. Stadtbibl. zu Köln. Krafft, Mittheilungen aus der Matrikel der Kölner Universität. Panzer, Annales typogr.