Zum Inhalt springen

ADB:Konrad (Markgraf von Meißen und der Niederlausitz)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Konrad, Markgraf von Meißen“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 598–599, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Konrad_(Markgraf_von_Mei%C3%9Fen_und_der_Niederlausitz)&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 23:29 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 16 (1882), S. 598–599 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Konrad I. (Meißen) in der Wikipedia
Konrad I. in Wikidata
GND-Nummer 121506533
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|16|598|599|Konrad, Markgraf von Meißen|Heinrich Theodor Flathe|ADB:Konrad (Markgraf von Meißen und der Niederlausitz)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=121506533}}    

Konrad, Markgraf von Meißen 1123–1156, der zweite Sohn Thimo’s, der sich nach der von ihm bei Halle erbauten Burg Graf von Wettin nannte, und der Ida, Tochter Ottos von Nordheim, geb. 1098; er begegnet schon in jungen Jahren mehrfach in Urkunden: 1116 schenkt er dem Kloster Reinhardsbrunn den ihm aus der Erbschaft seines Vetters Wilhelm von Kamburg zugefallenen Ort Lausnitz nebst der Hälfte des dortigen Waldes; 1118 erscheint er als Zeuge bei Gelegenheit der Zueignung der von seiner Schwägerin Bertha von Groitzsch gegründeten Liebfrauenkirche zu Zwickau an das Kloster Bosau. Schon bei Lebzeiten seines Vetters Heinrich II. von Eilenburg trat er mit Ansprüchen auf dessen Mark Meißen auf, die er durch Verbreitung des Gerüchtes, als ob jener ein untergeschobenes Kind sei, zu begründen suchte; im J. 1119 legt er sich den Titel eines Markgrafen von Meißen bei. Die darüber ausbrechende Fehde brachte K. in die Gefangenschaft seines Vetters und das Chronicon Montis Sereni weiß von dem Ungemach zu berichten, welches er während seiner Haft auf dem Kirchberg bei Jena zu erdulden hatte. Heinrichs Tod 1123 machte derselben ein Ende und da mit jenem die ganze Nachkommenschaft Dedo’s von der Ostmark erlosch, so erhob nunmehr K. Erbansprüche nicht blos auf die Allode desselben, sondern auch auf die Marken Meißen und Niederlausitz. Allein Kaiser Heinrich erkannte die letzteren nicht an, wie er aber auf dem Hoftage zu Worms über beide Marken verfügt hat, läßt sich, da die Quellen einander widersprechen, nicht mit voller Bestimmtheit entscheiden; entweder belehnte er Wiprecht von Groitzsch mit Meißen und Hermann von Winzenburg mit der Niederlausitz oder ersteren mit beiden Marken und Hermann mit der damals ebenfalls erledigten Grafschaft Thüringen. Für K. jedoch trat Herzog Lothar von Sachsen ein, nicht blos weil er durch seine Gemahlin Richenza mit ihm verschwägert war, sondern weil er die Aufrechthaltung des Erbrechts der Seitenverwandten in seinem eigenen Interesse fand. Im Bunde mit Albrecht von Ballenstädt vertrieben beide Wiprecht mit Gewalt aus der Mark Meißen, ohne daß die von dem Kaiser zu des letzteren Schutz aufgebotenen Herzöge Wladislaus von Böhmen und Otto von Mähren in den Kampf eingegriffen hätten und ließen die nach Eilenburg berufenen Vornehmen des Landes ihre Einwilligung dazu geben, daß K. die Mark Meißen, Albrecht die Niederlausitz erhielt. Durch diese Usurpation, welche König Lothar nachträglich im J. 1127 anerkannt zu haben scheint, erlangte also K. die Markgrafschaft Meißen, welche seitdem im erblichen Besitz seines Hauses geblieben ist. Außer derselben hat K. nachher noch weitere sehr ansehnliche Erwerbungen gemacht. Nachdem ihm bei dem Tode Heinrichs von Groitzsch 1135 die Pegauer Gegend mit Ausnahme der Burg Groitzsch, sowie die Zwickauer zugefallen waren, belehnte ihn sein alter Gönner Kaiser Lothar 1136 auch mit der Lausitz und vermuthlich hat sich diese Belehnung auch auf die Länder Budissin und Nisani erstreckt, in deren Besitz K. 1144 erscheint. Nachher scheint es dem Staufer Konrad III. gelungen zu sein ihn von der sächsisch-welfischen Partei zu sich herüberzuziehen; 1140 befand sich K. auf dem Frankfurter Reichstage in der Umgebung des Königs und im J. 1143 schenkte ihm dieser das zur Verbindung der Groitzscher Güter mit Meißen trefflich gelegene Reichsgut Rochlitz. Um dieses reichen Besitzes willen haben die sächsischen Geschichtschreiber des 16. Jahrhunderts ihm den Beinamen des Großen beigelegt, auf welchen ihm das Wenige, was wir sonst noch über seine Person wissen, kein Anrecht verleiht. 1136 war er mit in Italien bei der Belagerung von Ancona, 1138 nahm er auf Veranlassung der Kaiserin Richenza Theil an dem Kampfe gegen Albrecht den Bären, welchem das Heinrich dem Stolzen abgesprochene Herzogthum Sachsen verliehen worden war; zweimal unternahm er Pilgerfahrten ins Gelobte Land, machte daselbst 1145 eine Stiftung für das heilige Grab [599] und unternahm 1147 im Verein mit anderen Fürsten einen Kreuzzug gegen die Abodriten; das Jahr vorher war er bei einem Zuge gegen Polen, der ihm die Hand der polnischen Fürstentochter Dobergana für seinen Sohn Dietrich eintrug. K. hat das von seinem Bruder Dedo begonnene Kloster auf dem Petersberg bei Halle vollendet und zu seinem und seines Geschlechtes Erbbegräbniß bestimmt, woraus die Vorliebe erklärlich ist, mit der die Chronik dieses Klosters seiner gedenkt; als Graf Hoier von Mansfeld die während Konrads Kreuzfahrt gestorbene Gemahlin desselben, Luitgard, Tochter eines schwäbischen Grafen Albrecht (v. Ravenstein?) in Gerbstädt hatte beisetzen lassen, zwang ihn K. bei seiner Rückkehr die Leiche nach dem Petersberge überzuführen. Außer der Vogtei über dieses und das Kloster Bosau besaß er auch noch die über die drei Stifter Meißen, Naumburg und Merseburg, über das von ihm und seiner Gemahlin zu Elchingen gegründete Kloster, über das zu Gerbstädt, eine Gründung seines Vaters, sowie über das Benedictinerkloster zu Chemnitz. Als er die Annäherung seines Endes fühlte, vertheilte er seine Besitzungen, die Lehen so gut wie die Allode, unter seine fünf Söhne so, daß Otto die Mark Meißen, Dietrich die Niederlausitz mit Landsberg und Eilenburg, Heinrich die Grafschaft Wettin, Dedo die Grafschaft Groitzsch und Friedrich die Grafschaft Brene erhielt und vertauschte dann am 30. November 1156 das Fürstengewand mit der Mönchskutte im Kloster auf dem Petersberge; nachdem er sie zwei Monate und fünf Tage getragen, ist er dort am 5. Februar 1157 gestorben. Von seinen Töchtern nahmen drei den Schleier, Oda und Bertha zu Gerbstädt, Agnes zu Quedlinburg, Gertrud war vermählt mit Hermann III. von der Pfalz, Adelheid in erster Ehe mit dem Dänenkönig Swen V., in zweiter mit Albrechts des Bären gleichnamigem Sohne, Sophie mit einem baierischen Grafen Gebhard.

Die Hauptquellen über K. sind außer den Urkunden das Chronicon Montis Sereni und Annalista Saxo. Schöttgen, Geschichte Konrads des Großen, Dresden und Leipzig 1745. J. L. O. Lobeck, Markgraf Konrad von Meißen, Inauguraldissertation, Leipzig 1878. O. Posse, Die Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin, Leipzig 1881, S. 216 ff.